"Wer bereits als Kind die Welt zwischen den Zeilen für sich entdeckt, geht auch später gern als Abenteurer durchs Leben." {Creativity First}

Mittwoch, 31. Oktober 2012

Spontan, unerwartet, genial!

Für die einen stehen am 31. Oktober die Geister und Hexen, Kürbispunsch und Gruselatmosphäre im Vordergrund. Für die anderen - sprich die Bevölkerung Brandenburgs, Sachsens, Sachsen-Anhalts, Mecklenburg-Vorpommerns und Thüringens - spielt auch die Erinnerung an Martin Luthers Thesenanschlag an der Schlosskirche zu Wittenberg 1517 eine Rolle, sodass der heutige Tag als Reformationstag ein offizieller Feiertag ist.

So oder so, meine nachfolgende Anekdote hat nur indirekt mit sowohl dem einen als auch dem anderen zu tun. Vielmehr greift sie das positive Gefühl von Kreativität, Gelassenheit und Zusammenhalt auf, das mir in sehr spezieller Art und Weise vor kurzem begegnet ist und an das es an einem Tag wie diesem anzuknüpfen gilt.

Lange Rede, kurzer Sinn:

Vor ein paar Tagen sind Freunde und ich vollends zufällig in eine Gospelchorprobe geraten, die uns einen glanzvollen, unverhofft aktiven und absolut herzlichen Abend bescherte. Mit der Mission "Theaterbesuch" waren wir - sowieso schon spontan - aufgebrochen, doch als wir vor Ort eintrudelten, waren wir die einzigen potenziellen Besucher. Hm? 
Auch eine halbe Stunde später waren weit und breit keine weiteren Gäste in Sicht. Stattdessen empfing uns eine fröhliche Gruppe gemischten Alters, die verkündete, es würde hier jetzt definitiv kein Theaterstück aufgeführt werden, sondern eine Chorprobe über die Bühne gebracht. Wenn das kein Wort ist. Zwar nicht das Wort, womit mir gerechnet hatten, aber immerhin. 
Eine ehrliche Einladung, der Probe beizuwohnen, folgte. Nein konnten und wollten wir nicht sagen, sodass wir uns nur Minuten später inmitten einer herrlich dynamischen und stimmgewaltigen Gesangsdarbietung wiederfanden - als Sänger versteht sich. Auch wenn meine eigene Stimmgewalt sich generell eher in Grenzen hält, tja, kann man nichts machen, war meine Begeisterung umso handfester.
Uns vier ergriff einfach eine wohlige Woge an positiver Energie, die von Herzen kam und zu Herzen ging. Das Miteinander der Chormitglieder kombiniert mit der poppig-modernen Musik, großen Stimmen und einer charmanten Inszenierung riss uns förmlich mit. Lebensfreude, Optimismus und Spritzigkeit sprudelten nur so über. Im Grunde ist es schwer, die Atmosphäre treffend in Worte zu fassen. Auf neudeutsch würde man wahrscheinlich meinen: "Der Flow stimmte einfach!" oder "Das groovte!"

Wer den Gospelchor Zeitzünder einmal erleben möchte und am 17. November 2012 geplant, sowieso oder vielleicht auch zufällig in Berlin ist, sollte sich das Konzert in der Berlin-Moabit, Stephanstraße 44, nicht entgehen lassen. 

Als Quintessenz bleibt festzuhalten, ...
... dass spontane Zufallsbegegnungen sich meist als dauerhafteste Erinnerung entpuppen. 
... dass Zeit mit Freunden und herzlichen Fremden zu verbringen,  unbezahlbar ist. 
... dass die Wirkung guten Gospelgesangs die eines Energieriegels weit überflügelt.

Prima, mit derart viel Schwung und Elan im Gepäck dürfte/ sollte/ müsste der heutige Halloween-und-Reformations-Mittwoch nun besonders magisch werden. Auf geht's!


Dienstag, 30. Oktober 2012

[Rezension] Dolphin Dance (Helmut Barz)

Helmut Barz: Dolphin Dance 

Eine Kooperation in Form einer Leserunde von Sutton Krimi und LovelyBooks ermöglichte es mir, diesen beinahe noch druckfrischen Krimi eingehend zu studieren. 
Seit September 2012 ermittelt Katharina Klein wieder und kommt dabei einem dunklen Geheimnis auf die Spur.
Die im Untergrund brodelnden Machenschaften, die der Autor hervorragend ausgearbeitet hat, hatten mich bereits nach wenigen Seiten fest im Griff  glücklicherweise nicht im Würgegriff. "Schlag auf Schlag" könnte das Motto dieses Werkes getrost lauten, wobei uns Lesern ein Mindestmaß Konzentration abverlangt wird, denn so gänzlich für nebenbei ist dieses Stück Literatur eher nicht gedacht.


~ Rezension ~

Wenn die Vergangenheit dich unausweichlich einholt …

Seitdem es vor 16 Jahren geschah, findet Katharina Klein keine Ruhe. Seit ihre Familie kaltblütig ausgelöscht worden ist, hat sie Aufklärung und Vergeltung geschworen.
Katharina Klein gehört zu den Spitzenkriminalpolizisten Frankfurts, dennoch ist auch sie vor Intrigen, dunklen Machenschaften und der realen Bedrohung in ihrem eigenen Umfeld nicht gefeit. 
Gemeinsam mit ihrem einzigen noch geblieben Freund, Dr. Andreas Amendt, will und muss sie den Mörder ihrer Familie endgültig zur Strecke bringen. Dabei stößt sie auf ein gefährliches Phantom und bittere Wahrheiten, die sie im Mark erschüttern.

Mit Dolphin Dance setzt Helmut Barz ein Ausrufezeichen hinter die bisherigen Ermittlungen der Katharina Klein. Nahtlos knüpft die vor Komplexität und Brisanz strotzende Handlung an die Vorgängerwerke an.

Dieser Krimi brilliert durch eine entwaffnende Kombination aus sehr speziell gezeichneten Figuren, einem kontinuierlich ansteigenden Spannungsbogen sowie fundierter Recherche. Und ganz nebenbei überzeugten mich insbesondere die zahlreichen Details – wie eigenwillig, aber absolut liebenswürdige Nebencharaktere oder gekonnt eingesetzte Bluffs – welche eine Bereicherung der Haupthandlung darstellen.

Eine herausragende Stärke des Autors ist es, die Entwicklungen der Geschichte derartig auszufeilen, dass sich der Leser fühlt, als befände er sich direkt im Geschehen. Die Wahrheit liegt – wie auch das Vermächtnis von Katharinas Vater – noch gut verschlossen in einem Tresor. Die Ermittlungen sind geprägt von einem Vor und Zurück, dem sich der Leser nicht entziehen kann – Schockstarre und Überraschungsmoment eingeschlossen.
Markante, englischsprachige Kapitelüberschriften untermauern dabei das Undurchdringliche der Handlung, geben gleichzeitig allerdings auch subtile Ausblicke auf das Geschehen. Des Weiteren stricken der Reichtum an vielseitig dargelegten Dialogen sowie der rasche Szenenwechsel den Spannungsbogen.

Ein Sutton Krimi bester Güte beschert dem begeisterten Leser somit kurzweilige, überraschende und hochkarätige Unterhaltung, während welcher Scharfsinn gefragter ist denn je.

F★ZITSchlagfertig. Heikel. Obskur.


Montag, 29. Oktober 2012

[Buchpost] Geheime Familienbekenntnisse

Wie wundervoll ist das denn? Für die Buchbotschafter darf ich ein Buch lesen und rezensieren, das mich schon beim Stöbern in der Leseprobe eingefangen hat. 
Allein das Cover finde ich richtig gelungen. Wenn ich meinen Kompass beim Buchkauf nach Covern ausrichten würde, hätte ich einen schnurgeraden Weg zu diesem Buch gefunden. Eindeutig! Und auch die Aufmachung sowie die Handlung strahlen etwas aus, das ich noch nicht komplett in Worte kleiden kann. Manchmal kann man dieses Gefühl nicht erklären, es flirrt schlicht und ergreifend durch die Luft und erfüllt einen mit (Vor-) Freude. Kennt ihr bestimmt auch, nehme ich an. 
Vorerst würde ich meinen Eindruck als erfrischend anders mit Tendenz zum skurril Geheimnisvollem bezeichnen.

So, nun genug der Geheimniskrämerei. Bei dem Jugendbuch, in das ich Eintauchen darf, handelt es sich um Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern von Natalie Standiford, das im November 2012 deutschlandweit im CARLSEN Verlag erscheinen wird. 
Ich bin schon jetzt ganz hin und weg. Bleibt dieser Eindruck zu bestätigen und alles ist bestens.


Sonntag, 28. Oktober 2012

[Sonntagsbrunch] Am 28. Oktober 2012


Lass die Sonne in dein Herz! 
Dann erstrahlt der Tag gleich in einem anderen Licht.



~ eingefangen am Muriwai Beach (Neuseeland) ~


Samstag, 27. Oktober 2012

[Buchpost] Im harmonsichen Doppelpack

Buchpost, die mir in den letzten Tagen fröhlich angekündigt worden war, fand jetzt ihren Weg zu mir. 
Ich bin begeistert, handelt es sich dieses Mal um zwei Bücher, die ich bereits vor dem Lesen mit netten Geschichten verbinde. Auch dass gerade diese beiden Bücher zugleich bei mir eingetroffen sind, hat etwas. Ich finde, trotz ihrer Verschiedenheit harmonisieren sie richtig gut miteinander. Die Mischung macht's eben ...

Zuerst möchte ich den Kinderbuchlotsen und Renate Zwarel danken, denn Renis Märchen unterm Regenbogen steckten in dem einen Päckchen. Dieses kunterbunte - im literarischen Sinne gesehen - Kinderbuch ist Teil meiner Prämierung bei der Sommer-Challenge der Kibulos. Vielen Dank auch für deine goldige Widmung, liebe Reni!
Womit ich ein winziges Stückchen Ruhm, eine große Portion Ehre und mindestens genauso viel Freude eingefahren habe, gibt's hier zum Nachlesen und für all diejenigen, die gern etwas wunschträumen geht es hier entlang. 

Anschließend öffnete ich das zweite Päckchen - ihr merkt, das gleicht einer echt guten Einstimmung auf die nahenden Festtage - und mir schwebte förmlich Flügel der Dunkelheit von Angela Planert entgegen. Dieses Buch darf ich nun gemeinsam mit neun anderen glücklichen Gewinnern im Zuge der ersten auf Solitary's Bücherecke stattfindenden Leserunde durchstöbern. Perfekt und ganz nach dem Motto Halloween kann kommen. Wenn das nicht punktgenau abgestimmt ist, weiß ich auch nicht ... Danke schön Soli und Angela!


Donnerstag, 25. Oktober 2012

[Leseprobe] Lost Girl - Im Schatten der Anderen (Sangu Mandanna)

Sangu Mandanna: Lost Girl – Im Schatten der Anderen 

Die Lebensgeschichte der jungen Amarra berührt: Eine traurige Einzigartigkeit macht das Mädchen zu etwas Besonderem – ein Schicksal, dem sie nicht entkommen kann.
Amarra fühlt sich alleingelassen, eingeengt und fremdbestimmt. Doch als Echo einer Anderen hat sie kein Recht auf Selbstbestimmung, Freiheit und ein eigenes Schicksal. Vielmehr muss sie sich präzise darauf vorbereiten im Ernstfall den Platz ihres Abbilds – den Platz der Anderen – einzunehmen, ohne dass dies bemerkt wird.

Schon Titel und Kurzbeschreibung des im Ravensburger Buchverlag publizierten Buches weckte meine Aufmerksamkeit. Die Leseprobe tat anschließend ihr Übriges. Den Leser erwartet eine Geschichte, die den steinigen, von der Bestimmung vorgezeichneten Weg ihrer Protagonistin auf feinfühlige und dramatische Weise erzählt.

F★ZITUm das Rätsel um die Welt aus Schein und Sein zu lüften, bedarf es reiner Entschlossenheit! Fühlst du dich gewappnet?


Mittwoch, 24. Oktober 2012

[News] Doppelt hält besser

Um für mich einen deutlich angerauten Oktobertag zum Strahlen zu bringen, erreichten mich innerhalb weniger Stunden gleich zwei kleine, aber total feine Nachrichten.

~ Nummer 1 ~

Ich wurde tatsächlich für die demnächst auf Solitaray's Bücherecke stattfindenden Leserunde zu Die Flügel der Dunkelheit von Angela Planert ausgelost. Bei all der engagierten "Bewerberkonkurrenz" ist das wahrlich eine Überraschung. Ich freue mich sehr auf eines der 10 Exemplare, die für die Runde spendiert worden sind, und bin auf eine spannende und überschäumende Geschichte gespannt. Im Vorfeld sage ich Soli und Angela schon einmal DANKE!


~ Nummer 2 ~ 

Creativity First wurde von Bücherwurms Buchblog der ♥ Your Blog verliehen. Herzlichen Dank dafür!
Ich reiche diese Anerkennung für Blogs mit (momentan noch) 200 oder weniger regelmäßigen Followern an die folgenden fabelhaften Blogs weiter:


Euch auch weiterhin fröhliches Lesen, Bloggen und Gelesenwerden!


[Rezension] Die Tigerfrau (Téa Obreht)


Téa Obreht: Die Tigerfrau 

Eine fiktive Geschichte, deren Handlung sowohl Wurzeln in realen Bedrohungen als auch sagenumwobenen Mythen hat. Dank LovelyBooks durfte ich die unerschrockene Protagonistin auf einer Reise durch die Fremde und gleichzeitig eine Reise zu sich selbst begleiten. 
Als einprägsam empfand ich dabei vor allem die verschiedenen Ebenen des Erzählens - Perspektiven, die neugierig machen.


~ Rezension ~

Auf den Spuren des Tigers …

Natalia ist eine junge Ärztin, die sich in ihrer kriegserschütterten Heimat aufopfernd für das Wohl der Kinder engagiert. Ihre Fürsorge und Disziplin stehen der ihres Großvaters, der einst einer der meist gelobten Ärzte des Landes war, in nichts nach.
Nun erreicht Natalia die traurige Nachricht vom Tod ihres geliebten Großvaters. Damit beginnt für Natalia eine Reise in dessen bewegte Vergangenheit. Dabei vermischen sich nicht selten bittere Realität und sagenhafte Erzählungen miteinander.

Dieses Buch wird durch die Gabe der Autorin bestimmt, wortgewandt und absolut bildhaft Geschichten zeichnen zu können. Mich berührte beim Lesen einfach die sanfte, weiche Sprache, die zugleich eine überzeugende Tiefgründigkeit und Ernsthaftigkeit verkörperte.

Téa Obreht schuf starke Charaktere, deren Faszination vor allem von einem Mantel der Undurchdringlichkeit ausgeht. Etwas sehr Geheimnisvolles strahlen die einzelnen Figuren aus, sodass man sich ihnen kaum entziehen kann.

Besonders mochte ich auch das Verflechten der einzelnen sagenhaften Begebenheiten miteinander, sodass sich letzten Endes ein Bild ergab, das einem Hologramm gleicht. Je nach Blickwinkel ist ein Teil der Geschichte ganz eindeutig oder auch beinahe völlig verschleiert.

Alles in allem ist Die Tigerfrau ein toller Debütroman, der unglaubliche, zerbrechliche und in Erinnerung bleibende Elemente zu einem literarischen Mosaik zusammenfügt.

F★ZIT: Einfühlsam. Tiefgreifend. Entdeckend. 


Dienstag, 23. Oktober 2012

[News] Gewinn eingelöst!

Nachdem ich euch kürzlich von meiner überraschend erfolgreichen Teilnahme am diesjährigen Schreibwettbewerb Stadt, Land, Frau ... berichtet habe und ihr einen ausführlichen Einblick in meinen Beitrag Lady in Red erhaschen konntet, ist es nun an der Zeit, auch zu erzählen, welche eBooks aus dem Hause Droemer Knaur ich mir als Gewinneinlösung ausgewählt habe. 

Ein Dankeschön an neobooks möchte im Vorfeld des eigentlichen Lesevergnügens an dieser Stelle nochmals groß betonen! Die Entscheidung fiel mir bei all der hervorragenden Auswahl weiß Gott nicht leicht. Doch jetzt freue ich mich aufs Eintauchen in folgende Bücher:

Der beste Tag meines Lebens (Ashley Miller, Zack Stentz)
Naschmarkt (Anna Koschka)
Goldstück (Anne Hertz)
Eine Villa zum Verlieben (Gabriella Engelmann)

Bei der Auswahl habe ich mich vor allem von Inspiration und Intuition leiten lassen, sodass, denke ich, nicht wirklich etwas schiefgehen kann. Jetzt muss ich nur noch das eine oder andere gemütliche Stündchen zum Lesen finden. Ich halte Ausschau ...


Montag, 22. Oktober 2012

[Rezension] The Book of Tomorrow (Cecelia Ahern)


Cecelia Ahern: The Book of Tomorrow 
[deutscher Titel: "Ich schreib dir morgen wieder"]

Dieses Buch von Cecelia Ahern verkörpert für mich etwas wirklich Fiktives, denn beim besten Willen kann ich mir die Handlung in der geschilderten Weise nie und nimmer in der Realität vorstellen. Das liegt vor allem an dem mysteriösen Tagebuch. 
Doch diese Tatsache tut der Handlung keinerlei Abbruch, da die Geschichte dafür umso mehr zu träumerischen Was-wäre-wenn-Gedanken animiert, während einen gleichzeitig ein Schaudern ergreifen könnte ...


~ Rezension ~

Was man heute sät, wird man morgen ernten. 

Daran verschwendet Tamara als vom Leben verwöhnter Teenager jedoch keinen Gedanken. Erst als der plötzliche Tod ihres Vaters die Zukunft der Familie ins Wanken bringt, erfährt Tamara, was ihre alten und neuen Freundschaften wirklich wert sind. 
Aus dem Luxus verschlägt es sie gemeinsam mit ihrer in Trauer und Depressionen versinkenden Mutter in das Haus ihrer fürsorglichen Verwandten. Doch der Beschützerinstinkt ihrer Tante Rosaleen wird ihr unheimlich und fühlt sich allmählich eher bedrohlich an. Als dann auch noch ein mysteriöses Tagebuch auftaucht, dessen Einträge Tamaras eigenem Erleben stets exakt einen Tag vorauseilen, ist die Verwirrung komplett. Erschreckend! Vertraute scheint Tamara nur in ihren neu gewonnen Freunden Weseley und Schwester Ignatius gefunden zu haben. Mit der Zukunft vor Augen beginnt eine Reise in die Vergangenheit.

In The Book of Tomorrow zeigt Cecelia Ahern den Wandel eines rebellischen Teenagers zu einer das Leben wertschätzenden Persönlichkeit. Auch wenn das sich selbst schreibende Tagebuch nicht im Geringsten der Realität entsprechen kann, betont dieser Roman Werte wie Freundschaft, Aufrichtigkeit, Loyalität und Vertrauen. 
Die Charaktere haben Ecken, Kanten und typische Macken, die dem Ganzen eine gewisse Spritzigkeit verleihen. 
Ich fand auch besonders die wunderbar bildliche Sprache, mit deren Hilfe die gesamte Kulisse vor dem geistigen Auge des Lesers entsteht, sehr gelungen. 

Wer Cecelia-Ahern-Bücher mag, wird auch dieses Werk nicht aus der Hand legen. Wer auf reines Realitäsbewusstsein baut, sollte über seinen Schatten springen und der Fantasie ein wenig Freiraum gewähren können. 

F★ZIT: Übersinnlich. Loyal. Emotional.


Sonntag, 21. Oktober 2012

[Sonntagsbrunch] Am 21. Oktober 2012


Genau richtig, um sich den Sonntag zu versüßen ...


~ eingefangen in Hamilton (Neuseeland) ~


Samstag, 20. Oktober 2012

[Buchpost] Nachschub³

In den letzten Tagen durfte ich mich gleich mehrfach über Nachschub fürs heimische Bücherregal freuen. Eine Tatsache, die die Begeisterung natürlich auch um ein Vielfaches potenzierte. Und ehrlich, die Mischung hätte vielfältiger wohl kaum sein können.

Den Reigen eröffnete mein Gewinn, für den ich auf Solitary's Bücherecke im Zuge der wöchentlichen Buch-Challenge ausgelost worden bin. Guter Drache & Böser Drache von Christine Nöstlinger und Jens Rassmus ist ein reichlich illustriertes Kinderbuch, welches erst Ende September 2012 publiziert worden ist. Danke schön, liebe Soli

Ehrlich, aufschlussreich und unglaublich geht es weiter mit Einfach Freunde von Abdel Sellou. Ein Buch, das aufgrund des dazugehörigen Filmes ordentlich an Vorschusslorbeeren für sich verbuchen, aber dennoch auch ohne dieses Tohuwabohu um die Leinwandhelden bestehen kann. Ich bin auf den Blick hinter diese sehr besondere Kulisse mächtig gespannt.

Außerdem werde ich nun Dolphin Dance von Helmut Barz im Rahmen einer LovelyBooks-Leserunde erleben dürfen. Ein brandneuer Sutton Krimi, der an Brisanz seinen Vorgängern in nichts nachstehen dürfte. Auf geht's, die Ermittlungen warten ...


Freitag, 19. Oktober 2012

[Challenge] Woche für Woche etwas Neues

Wöchentlich grüßt der Bücherwurm: Ich knüpfe an dieser Stelle an eine bewährte allfreitagliche Gewohnheit an und fülle auch heute die Leere in Solis Lückentext, der Einblicke ins heimische Bücherregal gewährt.


Meine Buch-Woche #5

In der letzten Woche habe ich mich von Dorie, Ellis und Julia, den Sommerfrauen, in eine Urlaubsatmosphäre entführen lassen.
Außerdem habe ich noch Jake Djones in Jake Djones und die Hüter der Zeit begleitet.
Was Lesungen angeht, so bin/war/habe ich vor unbedingt einmal an der einen oder anderen teilzunehmen.
Ich habe eine ganze Menge Bücherregale, -schränke, -kisten, die vor allem mit einem gesunden und kunterbunten Mix an literarischen Schmankerln gefüllt sind.
Eine eigene Bibliothek zu haben, dass wäre unfassbar genial und wahrscheinlich auch zeitraubend (im positiven Sinne).
Bücher sollten eloquent, markant und einfach unaufdringlich gut mit dem gewissen Etwas ausgestattet sein, um mich zu begeistern.
Neu auf meinen SUB kam die Woche folgendes Buch: Einfach Freunde von Abdel Sellou.
Als nächstes Buch lese ich Dolphin Dance von Helmut Barz.



[Leseprobe] Stadt aus Trug und Schatten (Mechthild Gläser)

Mechthild Gläser: Stadt aus Trug und Schatten 

Für Flora verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Traum zwangsläufig, als sie sich des Nachts in der nebulösen Stadt der Träumenden wiederfindet. Dort muss sie sich fortan rätselhaften Vorkommnissen stellen. Und richtig verworren wird es, als ihr zulasten gelegt wird, den glorreichen Schicksalsstein gestohlen zu haben.

Die Leseprobe dieses Jugendbuchs verspricht eine fantasievolle Reise ins Reich der Träume. Eine Expedition, die ebenso wonnig-süß wie geisterhaft-schaurig sein kann. 
Die Idee, die sich hinter diesem Werk verbirgt, finde ich schon auf den ersten Blick richtig verheißungsvoll, sodass den Leser alles andere als eine farblos daherkommende Lektüre erwartet. Traumdeutung auf anspruchsvollem Niveau … oder ist es doch alles real? 

FZIT: Freunde des Irrationalen und Fantastischen dürfte es längst in den Fingern kribbeln, dieses Buch in die Hände zu bekommen.


Donnerstag, 18. Oktober 2012

[News] "Lady in Red" auf dem Lande

Wie vor einem Weilchen versprochen lade ich euch an dieser Stelle in die Rote Beete ein, wo ihr gemeinsam mit Minka van Bommel das Landleben der Ineke Äppelboom einmal näher kennenlernen könnt. 
Die Geschichte selbst stellt in gewisser Weise eine kleine und mit zwinkerndem Auge zu sehende Hommage an das Leben auf dem Land dar. 
Ich persönlich mag das Leben abseits des Großstadtrummels total, ob nun so wie hier angepriesen oder doch in ein wenig abgewandelter Form, das lasse ich gerade einmal dahingestellt sein.
Hier nun also mein Beitrag zum Stadt, Land, ... Frau- Schreibwettbewerb 2012 von neobooks und LovelyBooks
Wer noch einmal lesen möchte, was genau hinter diesem Aktionismus meinerseits steckt, biegt bitte hier ab. ... In diesem Sinne: Frohes Lesen!


Lady in Red

Fröhlich summend krempelte sich Ineke die Ärmel ihrer rot-schwarz karierten Hemdbluse hoch und schloss dann die Tür zur Rote Beete, ihrem eigenen kleinen Geschäft für Bioprodukte aus der Region auf.
Die Rote Beete war der ganze Stolz der jungen quirligen Frau. Und nicht nur das. Das liebevoll geführte Geschäft, das den ungetrübten Geschmack des Landlebens anpries und erfolgreich an den Mann und die Frau in der Gegend brachte, hatte sich als wahrer Glücksgriff für die gesamte Gemeinde entpuppt. „Wem einmal ein Fleck rote Beete anhaftet, wird ihn eben nicht mehr los. Genau aus diesem Grund kommen wir nicht mehr los von deinem Lädchen“, pflegte Landwirt Pretz in bester Manier zu scherzen. Komplimente wie diese machten Ineke natürlich stolz, auch wenn sie ihrer herzlichen Kundschaft meist nur einen bescheidenen Dank entgegnete.
Ineke hatte den ehemaligen Dorfkonsum vor beinahe vier Jahren und im Anschluss an ihr Finanzmanagementstudium übernommen. Nicht, um ihre Kenntnisse knallhart auf dem Markt anzuwenden, sondern vielmehr um sich rebellierend und eine Fahne schwenkend gegen den engstirnigen Wunsch ihres Vaters, der seine Tochter bereits als bissige Börsenmaklerin sah, zu stellen. Und tatsächlich, es hatte gewirkt. Das Gesicht, das ihr Vater machte, als Ineke ihm von ihren Plänen erzählte, ist allein schon ausdruckskräftig genug gewesen, um ohne Zweifel für den nächsten Oscar nominiert zu werden.
Inekes Liebe zum herrlichen Landleben bestand seit dem Tag, an dem sie als Zweijährige beschwingt und kopfüber in einen Kuhfladen auf dem Bauernhof ihrer Großeltern gefallen ist.
Im Gegensatz zu ihrem Vater, der nicht schnell genug die Segel hatte streichen und dem Hof seiner Eltern hatte entfliehen können, blühte Ineke in einem dörflichen Idyll erst richtig auf. Daher kam ihr die Annonce „Biete Dorfladen in hervorragend ländlicher Lage gegen das Wissen um fürsorgliche Weiterführung“ im Tageskurier damals wie gerufen. Oma Isidor, wie die frühere Besitzerin von allen rührig genannt wurde, wollte ihr Lebenswerk einfach nur in guten Händen wissen. Mehr nicht. Seither hatte Ineke zwar eine Generalüberholung und einen leichten Imagewandel hin zur zeitgemäßen Nachfrage nach ökologisch wertvollen Lebensmitteln und Alltagsprodukten vorgenommen, führte die Rote Beete jedoch mit gleicher Hingabe und Herzlichkeit. Die Flitzidee, wie ihr Vater das Geschäft vom ersten Tage an nannte, hatte sich beharrlich verankert und ist Inekes Fels in der Brandung geworden.

***


Mit skeptischem Blick und zusammengekniffenen Mundwinkeln sah Minka van Bommel aus dem Seitenfenster ihres Autos, während das Vehikel dumpf über die Feldsteinstraße ins Dorf hinein holperte und Heiko, ihr Kameramann, im Takt der Radiomusik aufs Lenkrad trommelte.
Minka war der momentane Stern am Himmel des bundesweit größten privaten Fernsehsenders. Sie moderierte nicht nur ein an drei Wochentagen ausgestrahltes Lifestyle- Magazin, sondern führte auch regelmäßig durch große Specials des Senders. Dieses Mal drehten sie und Heiko eine vierteilige Dokumentation, die mit jungen Menschen aufwartete, die in Extremsituationen lebten.
Ehrlich, für Minka bedeuteten Vogelgezwitscher, Traktorgetöse und Latzhose das absolute und wahrlich extreme Kontrastprogramm zu ihrem eigenen Auftreten. Der Filmbeitrag über diese Lady in Red, wie sie in internen Besprechungen genannt wurde, passte dementsprechend perfekt in das Profil der Sendung.
Nervös richtete Minka ihre elegante Hochsteckfrisur und strich sich den apricotfarbenen Blazer glatt, als sie aus dem Auto stieg. Heiko hatte den Wagen allerdings derart gekonnt geparkt, dass sie augenblicklich in eine Pfütze stieg und die Designerpumps sich somit im wahrsten Sinne des Wortes gewaschen hatten. „Herrgott“, grummelte Minka, rief sich im nächsten Moment jedoch dazu auf, um alles in der Welt – komme, was wolle – die Fassung zu bewahren.

***

„Hallo-oo, ist hier jemand“, trällerte Minka beinah übertrieben enthusiastisch, während sie weniger euphorisch durch die weit geöffnete Tür in die Rote Beete schaute. Ihr suchender Blick blieb sofort an einem rustikalen aber zugleich stilvollen Verkaufstresen hängen, auf dem eine scheinbar antike Kasse stand.
„Komm’ nur rein! Nicht so schüchtern, Mädchen!“, entgegnete ihr eine Reibeisenstimme.
Eine Sekunde später erschien hinter dem Regal ein Hüne mit rauschendem Bart, breitem Grinsen und ausgetretenen Gummistiefeln, die Minka gut und gerne als Einpersonenkajak hätte benutzen können.
„Äh, guten Tag“, Minka bemühte sich um Kontenance und versuchte gleichzeitig sich des Kohlgeruchs zu entziehen, den der Korb neben ihr verströmte. „Wir, mein Kollege und ich, kommen vom Fernsehen und sind auf der Suche nach Ineke Äppelboom. Wissen Sie zufällig – “ Doch schon unterbrach der Hüne sie und rief durch eine zweite Tür in den hinteren Teil des Geschäfts: „Hey Kleine, hier sind zwei Herrschaften, die ins Fernsehen wollen. Kannst du denen vielleicht weiterhelfen?“
„Nein, nein, wir wollen nicht ins Fernsehen. Wir kommen vom Fernsehen!“, erklärte Minka zum zweiten Mal und jetzt doch deutlich brüskiert.
„Ach so“, brummte der Hüne gelassen, „wie auch immer, ich muss jetzt los. Meine Liebchen rufen.“
Irritiert warf Minka Heiko einen Blick zu, der die Kamera geschultert hatte und interessiert eine erste Patrouille durch die Rote Beete unternahm. Schließlich entschied sich die Moderatorin zu einem schlichten Lächeln und einem eher einsilbigen: „Na dann, Ihnen einen reizenden Tag.“ Woraufhin der Hüne in Gummistiefeln johlend erwiderte: „Sie sind mir ja eine, reizend. Also dann, reingehau’n Liebchen.“

***

Wenig später, Minka hatte sich gerade von der Begegnung der etwas anderen Art erholt, kam Ineke mit zwei Prachtexemplaren an Zucchini im Arm in den Verkaufsraum geeilt. Ihre Wangen in ein gesundes rosé gefärbt und ein paar widerspenstige Haarsträhnen ins Gesicht fallend. ‚Ach Gottchen, aber auf jeden Fall ein Hingucker’, dachte Minka spitz. ‚Sieh an, sieh an’, sagte sich Heiko in Gedanken und nickte zur Begrüßung positiv angetan.
„Entschuldigen Sie, bitte“, Ineke streifte sich die Hände an ihrer olivegrünen Latzhose ab und begrüßte die beiden dann guter Dinge.
„Keine Ursache, wirklich nicht“, offerierte Heiko rasch.
„Das ist doch nicht tragisch“, ergänzte Minka, „die Gurkenernte geht schließlich vor. Sie züchten wohl besonders gigantische Exemplare? Irgendein Geheimrezept? Vielleicht die gute Landluft?“
„Danke, aber das sind Zucchini, keine Gurken. Die hervorragende Landluft kommt uns wahrscheinlich dennoch zugute“, überspielte Ineke gekonnt den Fauxpas der Moderatorin und strahlte willkommen heißend.
„So, da wären wir nun. Mein Name ist Minka van Bommel und das ist mein Kollege Heiko Trott. Wie verabredet sind wir heute hier, um Sie und die Rote Beete für unseren Sonderbeitrag Leben extrem auf die Bretter, die die Welt bedeuten, zu heben“, erläuterte Minka, die sich nun gänzlich in ihrem Element befand.
„Das freut mich“, entgegnete Ineke, „allerdings sehe ich nicht wirklich einen Zusammenhang zwischen dem Titel Ihrer Sendung und meinen Wirken hier.“
„Ach was“, Minka winkte aufgeregt ab, „nicht so bescheiden. Sie passen in das Format wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Oder sollte ich sagen wie die Karotte in den Gemüseeintopf?“ Sie lachte kurz auf. „Sie sind jung, dynamisch, innovativ und haben sich eben dieser extremen Lebensweise hier verschrieben. Sie sind unsere Frau!“
„So, so“, Ineke musterte die sich in Rage redende Moderatorin mit den himbeerpinken Lippen und den spinnenbeinlangen Wimpern aufmerksam, „Jung – das passt. Dynamisch – wenn Sie so wollen. Innovativ – in gewisser Weise. Aber was bitte meinen Sie mit extremer Lebensweise?“ Neugierig und in sich ruhend erwartete Ineke die Antwort. Immerhin war das nicht die erste nette, jedoch zutiefst unwissende Person, die ihr mit einem derart verschrobenen Weltbild argumentierte.
Minka trat einen Schritt näher an Ineke heran und sprach in einem ruhigen, nahezu verschwörerisch wirkenden Ton auf sie ein: „Nun, ohne Ihnen zu nahe treten zu wollen, Sie müssen zugeben, dass Sie doch einen recht unkonventionellen Lebensstil pflegen. Als Absolventin einer Elitehochschule haben Sie sich entschlossen, dem pulsierenden Stadtleben samt all dessen Optionen auf Karriere und flippiger Vielfalt in Sachen Freizeitgestaltung den Rücken zuzukehren. Sie haben eisernen Willen und Biss bewiesen und haben sich eigenständig ihre eigene kleine Oase, wie sie es in unserem ersten Telefongespräch genannt haben, geschaffen. Hier inmitten eingefleischter, traditionsbewusster Landwirte, die einem ungehobelt daherkommen können. Sie verzichten auf jeglichen Luxus und arbeiten hart für ein eher durchschnittliches Einkommen. Soziale Kontakte müssen Sie entbehren und unterhaltsame Abende in gepflegter Gesellschaft sind rar. Wir denken schon, dass das alles extreme Bedingungen sind und Ihre Rote Beete daher für unser Format wie gemacht ist.“
Am liebsten hätte Ineke schallend losgelacht. Doch sie wollte der guten Frau nun auch nicht in ländlicher Holzhammermanier vor den Kopf stoßen, sonst hätte sie all jenen drolligen Unsinn gegebenenfalls noch bestätigt gesehen. Daher beschloss Ineke, die doch innerlich sehr schmunzeln musste, diplomatisch vorzugehen.
„Vielleicht sollte ich uns erst einmal einen Milchkaffee machen und dann können wir meine Extremsituation hier vor Ort vielleicht mit ein wenig mehr Gelassenheit nochmals erörtern.“
„Nun ja, äh, gerne. Milchkaffee klingt … wie soll ich sagen … Milchkaffee klingt stilvoll“, erwiderte Minka und schaute Hilfe suchend zu Heiko.
„Genau, ich stimme euch beiden zu. Erst einmal einen Milchkaffee in aller Gelassenheit und dann sieht die Welt schon ganz anders aus“, pflichtete der Kameramann entschlossen bei.
„Prima, ich bin in einem Moment zurück. Sie können sich derweil gerne ein wenig umsehen. Lassen Sie es mich nur wissen, falls Sie Interesse an einer Zucchini, einer Gurke oder einem Glas Holunderblütengelee haben.“ Grinsend verschwand Ineke hinter dem Vorhang aus laminierten Postkarten aus aller Welt.

***

Minka und Heiko nutzten die Gelegenheit und sahen sich im Geschäft um und nahmen dabei schon den ersten Einspieler für die spätere Sendung auf.
„Einen wunderschönen guten Tag liebe Zuschauerinnen und Zuschauer daheim vor den Bildschirmen. Mein Name ist Minka van Bommel und Sie schauen unser Special zu Leben extrem. Gemeinsam mit uns sind Sie heute zu Gast im beschaulichen Heuhausen, wo es sich eine taffe junge Frau zur Aufgabe gemacht hat, die hiesige Landbevölkerung mit allerlei Köstlichem und Behaglichen vom Lande zu versorgen.“ Minka sprach selbstbewusst in die Kamera und hielt dabei abwechselnd ein Glas eingelegter Tomaten und einen kuscheligen Wollschal ins Bild. „Während ihre Altersgenossen unbeschwert das Großstadtflair genießen oder um die Welt jetten, stellt Ineke Äppelboom sich einem Alltag, in dem Kohlköpfe, Wind-und-Wetter-Creme und Möchtegerncasanovas – Minka dachte dabei unwillkürlich an diesen Hünen und seine Liebchen – ihr Leben bestimmen. Extreme Bedingungen, denen sich diese sympathische Frau entgegenstellt. Aber sehen Sie selbst.“ Gegebenfalls noch ein Schnitt und im Nachhinein würde hier der Filmbeitrag eingearbeitet werden.

***

Als Ineke wenig später drei große Tassen Milchkaffee und einen Teller mit frischen Quark-Kirsch-Waffeln durch das Geschäft balancierte, lief Minka das Wasser im Mund zusammen. Köstlich duftete das. Sie hätte es nicht für möglich gehalten hier, in dieser doch recht beschaulichen Gegend – und das war milde ausgedrückt – einen derart modernen Imbiss serviert zu bekommen. Irgendwie hätte sie doch eher auf Kamillentee und staubtrockene Mandelplätzchen gewettet. ‚Nun ja, unverhofft kommt oft’, dachte sie bei sich und schlürfte genüsslich an der Tasse, die Ineke ihr gereicht hatte.
„Himmlisch“, entfuhr es der verdutzten Moderatorin, als sie in die hauchzarte Waffel biss.
„Nicht wahr“, entgegnete Ineke, „das Rezept habe ich von Anton, unserem Milchbauern.
Dessen Bekanntschaft haben Sie vorhin doch bereits gemacht.“
Minka verschluckte sich beinahe an ihrem Stück Waffel und funkelte Heiko an, als dieser verschmitzt hinzufügte: „Das haben wir wohl, stimmt’s, Liebchen?“
Ineke lachte. „Ja, ja, der Anton – harte Schale, butterweicher Kern. Er und seine Milchkühe, seine Liebchen, sind ein Herz und eine Seele. Liegt in der Familie, die Mertensens haben alle ein Herz aus Gold.“
„Wunderbar, da Sie gerade von Herzensangelegenheiten sprechen, frage ich Sie doch gleich einmal: Was hat Sie denn bewogen in eine solch abgelegene Wallach-, also, in diese wahrscheinlich märchenhafte Gegend zu ziehen?“ Inzwischen hatte Minka sich einigermaßen gefasst und klimperte nachdrücklich mit ihren Wimpern.
„Wissen Sie, ich liebe das Landleben seit jeher. Und nach meinem Studium bot sich die einmalige Chance die Rote Beete zu übernehmen. Hier kann ich all das verwirklichen, was ich in der Enge einer betonierten und asphaltierten Großstadt mit Sicherheit nicht könnte. Ich bin frei und unabhängig, kreativ und kommunikativ. Ich kann experimentieren und fühle mich geborgen. Jeder Tag ist eine Herausforderung, das leugne ich nicht, und gleichzeitig doch ein Genuss für alle Sinne. Die Rote Beete ist ein Ort, mit dem sich Jung und Alt gerne identifizieren. Das freut mich besonders und unterstreicht für mich die Richtigkeit meiner Entscheidung“, erklärte Ineke nicht ohne Stolz in der Stimme.
„Fabelhaft. Das heißt, wenn ich Sie richtig verstehe, sie fristen keineswegs das Dasein einer jungen, den Widrigkeiten trotzenden Einsiedlerin?“
Jetzt musste Ineke wirklich schallend auflachen. „Ganz und gar nicht. Aber machen Sie sich nichts draus, von meinem Vater habe ich damals ähnliche Argumente, oder sollte ich besser sagen Horrorszenarien, vorgelegt bekommen. Ich versichere Ihnen, hier geht es rund. Die Rote Beete ist der Treff schlechthin. Ich bin sozusagen Ernährungsberaterin, Vertrauenslehrerin, Nachrichtensprecherin und gute Fee zugleich.“
„Ich verstehe“, sagte die Moderatorin leicht aus dem Konzept gebracht, „und worin besteht für Sie dann das Extreme in ihrem Leben auf dem Lande?“
„Sagen Sie es mir! Sie schienen mir doch recht überzeugt von meinem Leben am Rande des Erträglichen“, erwiderte Ineke beschwingt und sah im Augenwinkel, dass Heiko nun auch schmunzelte. „Okay, nun mal ernsthaft. Ich liebe die extrem klare Luft am Morgen, die extrem ausgeglichenen Menschen, die extreme Geschmacksvielfalt unserer hausgemachten Produkte, die extreme Kommunikationsfreude der Nachbarn, die extrem schillernden Gesänge der Vögel, den extremen Genuss selbst gepflückter Blaubeeren, die extreme Freiheit, die Rote Beete ganz nach meiner eigenen Facon führen zu können, die extreme Neugier und Begeisterung der Kinder, wenn sie Schmetterlingen über Feld und Flur nachjagen, die extreme Gastfreundschaft des hiesigen Gasthauses, die extreme Ruhe meinen Gedanken nachgehen zu können, die extrem sternenklaren Nächte, die extreme Feierlaune unseres Stammtisches, die extrem leckeren Plundertaschen von Oma Irmchen nach Hausfrauenart, ach ja, und gelegentlich tatsächlich auch die extrem gut ausgebaute Schnellstraße Richtung Stadt“, endete Ineke zufrieden ihre Ausführungen. „Ich hoffe, das ist Ihnen fürs Erste genügend Extremes und nah am Limit Gebautes und eventuell auch etwas ordentlich Risikobehaftetes.“ Die junge Frau grinste.
„Absolut!“, brachte Minka van Bommel hervor, „Sie haben es auf beeindruckend präzise Weise auf den Punkt gebracht. Ich danke Ihnen für dieses überaus deutliche Statement.“
„Das Vergnügen war ganz meinerseits. Ehrlich, habe mich lange nicht mehr derart amüsiert. Vielleicht sollte ich doch mal wieder in die Stadt kommen.“ Ineke lächelte vergnügt.

***

Zwei Wochen nach dem Interview, wurde nun die Dokumentation über die Rote Beete ausgestrahlt. Gespannt auf das, was das Fernsehteam zusammengebastelt hatte, machte es sich Ineke mit molligen Wollsocken an den Füßen und einer Tasse Rhabarbertee in den Händen gemütlich. Und dann begann auch schon die Sendung. Sogleich strahlte ein ihr wohlbekanntes freundliches, wenn auch mit einem deutlichen Übermaß an Rouge versehenes Gesicht in die Wohnzimmer der Zuschauer.
„Guten Abend liebe Zuschauerinnen und Zuschauer. Mein Name ist Minka van Bommel und ich präsentiere Ihnen heute einen exklusiven Blick hinter die Kulissen eines extrem beneidenswerten Lebens. Lehnen Sie sich zurück und lassen Sie sich inspirieren. Hier folgt nun unsere neuste Folge zum Senderspecial Leben extrem“, Minka legte eine winzige Kunstpause ein, „extrem sympathisch.“ Und schon folgte der Beitrag, der mit einer Nahaufnahme einer grasenden Kuh begann. Dieses markante Klischee hatte wohl einfach nicht fehlen dürfen.
Ineke lehnte sich zurück – obwohl sie das eher an die Ansage in einer Achterbahn erinnert hatte – und blickte interessiert auf den Bildschirm ihres Fernsehers.
Die liebliche Stimme Minka van Bommels untermalte die Filmsequenzen. … „Einfältig oder gar öde waren gestern. Flexibel und facettenreich präsentiert sich das Landleben heute. Die ambitionierte Finanzmanagementabsolventin Ineke Äppelboom zog es in ein kleines beschauliches Idyll, weil sie dort ihren Traum verwirklichen kann.“ … „Während die meisten in ihrem Alter rote Beete nur als Haartönung kennen oder gar für eine neue Punkband halten, managt Ineke Äppelboom ihr eigenes Business: die Rote Beete, ein hippes Biogeschäft, in dem knackige Zucchini, cremiger Honig und sahnige Milch über den Ladentisch wandern.“ … Ineke musste an sich halten. Minkas Kommentare klangen irgendwie zu gut für diese Welt. Beinahe vermisste Ineke diesen gewissen ironischen Unterton. … „Das Glück, sich die eigeneFreiheit bewahren zu können und dabei in einer Gemeinschaft zu leben, in der man aufeinander zählen kann, und in der der Bauer noch all seine Liebchen, pardon, all seine Kühe mit Namen kennt, das weiß Ineke Äppelboom zu schätzen.“ … Mittlerweile prustete Ineke los. Wenn sie nicht dabei gewesen wäre, als Minka sich naserümpfend im Geschäft umgesehen und sie misstrauisch angeschaut hatte, als sie ihr versicherte, Anton sei ein Gemütsbolzen schlechthin, wäre dieser Beitrag nur halb so drollig gewesen. Minka schien das Landleben nahezu anzupreisen. … „Wo, wenn nicht auf dem Land, können motivierte, kreative und dynamische Freigeister sich besser entfalten? Probieren Sie es aus: Tauschen Sie doch auch einfach einmal das künstliche Raumspray gegen den Duft reifer Äpfel, die Karottenhose gegen eine fesche Wathose, das Glätteisen gegen das Waffeleisen – “ … Ineke traute ihren Ohren kaum. … „– und tauchen Sie ein in eine Hülle und Fülle aus urigen Traditionen und modernen Gepflogenheiten. Neue Gesichter, wie das von Ineke Äppelboom, und ein markiges Image, wie das des Biogeschäfts Rote Beete, prägen das Landleben von heute. Wie wäre es mit der Devise „Landflucht einmal umgekehrt – Wir fliehen raus auf das Land“?
Baff starrte Ineke im ersten Moment auf den Fernseher. Dann stellte sie sich Minka van Bommel in Latzhose und Blaumann vor, die gerade dabei war, sich eine Riesengurke – oder war es eine Zucchini – in Scheiben zu schneiden und sich diese auf die mit türkisem Lidschatten geschminkten Augenlider legte. Herrlich, einfach nur herrlich abgedreht.


© Kora Kutschbach



Mittwoch, 17. Oktober 2012

[Rezension] Totenzimmer (Susanne Staun)


Susanne Staun: Totenzimmer 

Der Thriller der dänischen Autorin Susanne Staun erschien am 24. August 2012 bei uns in Deutschland. Ich durfte ihn - ein Dank an vorablesen.de - bereits im Vorfeld lesen. 
Ich würde meinen, den Leser erwartet spannende Handlung, die dominiert wird von einer sehr eigenwilligen Hauptfigur. So außergewöhnlich der Fall ist, so speziell sind auch die Charaktere.


~ Rezension ~

Lauf um dein Leben!

Als die Rechtsmedizinerin Dr. Maria Krause aus dem Schlaf geklingelt und zu einem Tatort gebeten wird, ahnt sie noch nicht, dass dies erst der Beginn eines persönlichen Alptraumes ist. Plötzlich sieht sich Maria mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert. Denn sie hat ein Geheimnis, welches niemand hinter der Fassade aus Professionalität und kühler Distanz vermuten würde.
Als ein zweites junges Mädchen brutal zugerichtet aufgefunden wird und auch hier nur ein winziges, unglaublich scheinendes Indiz auf den Täter hinweist, beginnt die Jagd nach dem rätselhaften Mörder. Doch ist Maria bereit, dabei ihr dunkelstes Geheimnis zu offenbaren, um der Mordserie ein Ende zu bereiten?

Susanne Staun schrieb mit Totenzimmer einen Thriller, der mit seelischen Abgründen, dunklen Fantasien und einem steigenden Spannungsbogen aufwartet.
Die Protagonistin wird als unnahbare, starke und gleichzeitig auch unglaublich zerbrechliche Frau gezeigt, deren Moral und Vorlieben fragwürdig erscheinen. Um ehrlich zu sein, ist sie für mich ganz und gar kein Sympathieträger. Doch mit zunehmender Handlung lernt der Leser den Kern unter ihrer harten Schale kennen, wenn auch nicht zu verstehen.
Die Mordserie, welche die Autorin zeichnet ist geprägt von unglaublicher Brutalität, Besessenheit und Widerwertigkeit. Echte Erschütterung ergreift den Leser.

Die Handlung wird sowohl aus der Sicht der Rechtsmedizinerin als auch durch die Tagebuchaufzeichnungen eines psychopathischen Mörders wiedergegeben. Eine Erzählweise, die auf fesselnde Weise die Spannung zuspitzt. Eine Wendung kurz vor Schluss sowie das etwas offene Ende tragen ebenso zu einem wirklich abgerundeten Thriller bei, dessen Inhalte packen, erschüttern, den Atem stocken lassen.

Auch wenn ich zu Beginn des Buches nicht vollkommen überzeugt war, was wohl vor allem an dem Charakter der Hauptfigur lag, so wandelte sich mein Eindruck mit den zunehmenden Ermittlungen (auf eigene Faust).

Insgesamt ein Buch, dessen Handlung in die Tiefe geht und dem Leser einen Schauer über den Rücken jagt.

F★ZIT: Brutal. Makaber. Besessen.


Dienstag, 16. Oktober 2012

[Rezension] Mygnia - Die Entdeckung (Karl Olsberg)


Karl Olsberg: Mygnia – Die Entdeckung 

Über LovelyBooks kam ich als Testleser zu dem Vergnügen, in diese nicht alltägliche Handlung hineinzutauchen. Besonderes Highlight ist dabei natürlich das handsignierte Exemplar des Buches!
Gerade in Zeiten, in denen die Physik besonders durch ein paar charmant-chaotische Seriencharaktere wieder an Popularität gewinnt, stellt Mygnia ein wissenschaftlich angehauchtes Pendant für die Literaturbegeisterten unter uns dar.


~ Rezension ~

Wenn sich eine fremde Welt öffnet … 

Alex Mars schreibt als Journalist für die Abenteuer Universum und ist, um das Magazin vor dem endgültigen Sinkflug in der Gunst der Leser zu bewahren, auf der Suche nach einer besonders fesselnden Geschichte. Bei seinen Recherchen stößt er auf den Systemausfall einess Teilchendetektors am CERN in Genf. Augenzeugen berichten von regenbogenfarbenen Lichterscheinungen, der kleine Lukas sogar von der Ankunft eines Aliens.
Ereignisse, die den Wissenschaftlern die Haare zu Berge stehen lassen, Alex jedoch zum Nachforschen animieren. Gemeinsam mit Maja, Lukas’ Mutter, durchlebt er wenig später die Hölle auf Erden und wagt den Schritt, der offenbar kein Zurück gewährt.

Mygnia – Die Entdeckung ist ein moderner Roman, der reale Physik und Science-Fiction, den Wunsch der Menschheit nach der Entdeckung fremder Welten und die Angst vor dem Unerklärlichen auf eine sehr spezielle, definitiv unterhaltende Art miteinander verbindet.

Ein sympathischer Protagonist, der das Herz am rechten Fleck trägt, prägt die Handlung ebenso wie all die anderen, facettenreichen (irdischen und überirdischen) Charaktere. Die Beschreibungen mit Ecken, Kanten und Gefühlsechtheit haben mir das Lesen besonders vergnüglich gestaltet. Zu erleben, welche unbekannten Wesen außerhalb unserer Sphäre leben mögen, war eine nicht weniger interessante Leseerfahrung.
Olsberg gelingt es die schwierige Wissenschaft geschickt in eine clevere, vielschichtige Handlung, die der wirklichen Welt gar eine Art Spiegel vorhält, einzuflechten.

Das Portal zwischen Erde und Mygnia wurde geöffnet. Und nun – höchste Geheimhaltung oder Medienspektakel? Das absolut offene Ende des Romans lässt nicht nur Raum zu Spekulationen, sondern lädt den Leser unter www.mygnia.de direkt zum Schaffen einer fantastischen Welt ein.  

F★ZIT: Rätselhaft. Überirdisch. Forschend.