"Wer bereits als Kind die Welt zwischen den Zeilen für sich entdeckt, geht auch später gern als Abenteurer durchs Leben." {Creativity First}

Dienstag, 31. Mai 2016

[Rezension] Free again — alles auf Anfang (Heike Abidi)

Heike Abidi: Free again — alles auf Anfang 

Wieder eines dieser Bücher von Heike Abidi, bei dem ich mich bei dem Gedanken ertappe: Welch auf den ersten Blick abstruse, auf den zweiten Blick allerdings total logische Idee. 
Es ist doch das Wundervolle am Autor- und folglich auch am Lesersein, dass wir all die Sachen, die manchmal vielleicht zu verrückt klingen mögen, ausprobieren und erleben dürfen. 

Ein herzliches Dankeschön an Autorin und Verlag für das mir offerierte E-Book. Welch possierliches Vergnügen.

Cover: Droemer Feelings


~ Rezension ~

Gebrochene Herzen reloaded?!

Die erfolgreichen Hochzeitsplanerin Juliane Frey steht vor einem Neubeginn. Wem hat sie das zu verdanken? Ihrem treulosen Exmann und ehemaligem Geschäftspartner Malte natürlich. Aber dieser emotionale Rückschlag kann Juliane nicht aufhalten — lediglich davon abhalten, jemals wieder eine romantische Hochzeit zu organisieren! Nein, diese Gefühlsduselei hat ein für alle Mal ein Ende. Nur gut, dass sich die resolute Roberta, eine frühere Kundin Julianes, auf deren Planungstalent besinnt und ihr kurzerhand den Hut dafür aufsetzt, eine unvergessliche Scheidungsparty auf die Beine zu stellen. Was Juliane anfangs einfach zu absurd erscheint, macht sie schon bald zu einer ziemlich gefragten Frau. Denn scheidungswillige Damen mit dem extravaganten Hang zur Zelebration gibt es reichlich und auch die Männerwelt hat doch tatsächlich wieder ein Auge auf Juliane geworfen.

Bei Free again — alles auf Anfang aus der Feder Heike Abidis handelt es sich um einen waschechten Gute-Laune-Roman, der so manch skurrile Nuance humorig für sich zu verorten weiß.

Das (für mich) Großartige an Heike Abidis Literatur ist es, dass es der Autorin immer wieder gelingt, eine erfrischend grotesk anmutende Grundidee in ein Gewand voller Liebenswürdigkeit und nahbarer Momente zu hüllen. So eben auch geschehen bei der schwungvollen Handlung rund um Protagonistin Juliane Frey und deren Eventagentur für Scheidungen Free again

Die Autorin glänzt einmal mehr mit einem Potpourri aus charmant überspitzten Gegebenheiten, schlagfertigen Charakteren und einer Sammlung drolliger Verquickungen, die amüsieren. Aus der Not macht Juliane Frey eine Tugend und wird somit von der zweifelnden Existenzsuchenden zur Initiatorin ihrer eigenen Freiheit. Schließlich muss Juliane ihrem Namen Ehre machen. Unverhofft kommt, wie es so schön heißt, oft und manchmal eben in Form eines schicken Vans mit markigem Werbeslogan als Zugpferd. 

Mit ihrer dynamischen und gleichsam humorvollen Geschichte unterhält Heike Abidi jedoch nicht nur gut. Sie wird in gewisser Weise zur Botin, die dafür plädiert, der eigenen Courage (wieder mehr) zu vertrauen. Denn aus jeder noch so verfahren erscheinenden Situation kann der Funken hervorgehen, der uns neuen Antrieb verleiht. Die einen nennen es Zufall, die anderen Schicksal.

Ein Roman, der Fans adretter Unterhaltungslektüre und überzeugten Abidi-Lesern sowieso ein Lächeln ins in die Planungen der nächsten Scheidungsparty vertiefte Gesicht zaubern wird.

FZIT: Innovativ. Schmissig. Bazinga.


Dienstag, 24. Mai 2016

[Rezension] Die Glasglocke (Sylvia Plath)

Sylvia Plath: Die Glasglocke

Es handelt sich hierbei um einen Roman, der mittels der schicksalsträchtigen Begebenheiten "hinter den Kulissen" an zusätzlicher Ausdruckskraft gewinnt.
Auf den Punkt gebracht filtert die Autorin das heraus, was in einer makellos anmutenden Kulisse oftmals verloren geht: Selbstzweifel, Resignation, Verzweiflung. Sie lässt das zu, was zu Genüge gedeckelt wird und greift damit gewissermaßen Tabus auf, die es anzusprechen gilt.


~ Rezension ~

Wann dürfen wir frei sein und wann wir selbst?

Es könnte die Chance ihres Lebens sein. Viele ihrer Altersgenossinnen träumen davon, den Gewinn einer Hospitanz bei einem renommierten New Yorker Modemagazin ihr Eigen nennen zu können. Doch für die zielstrebige Esther entwickelt sich das turbulente und vom flachsigen Vergnügen bestimmte Leben in der Metropole schnell zu einem Strudel, dem sie sich am liebsten entziehen würde. Denn trotz der suggerierten Freiheit legt sich bald ein dunkler Schleier über die erhoffte und vor Selbstbestimmung sprühende Perspektive der jungen Esther. Um dem Vakuum, das ihr die Luft zu rauben scheint, zu entkommen, sieht sie bald nur noch einen Ausweg.

Mit ihrem tragenden Roman, der sehr stark in autobiographische Züge getaucht ist, schürt Sylvia Plath seit gut 50 Jahren das Interesse der Leser. 

Die Glasglocke ist ein Werk, dessen emotionalen Gegensätze unmittelbar polarisieren. Einerseits werden Ambitionen, Verlockung und Selbstfindung großgeschrieben, anderseits malt die Autorin das traurige Bild einer Protagonistin, deren depressive Ausweglosigkeit schmerzt. Wie sehr sich Sylvia Plath ihrer Hauptfigur verbunden gefühlt haben muss, kristallisiert sich für den Leser besonders deutlich heraus, da das Schicksal der Autorin wie ein Schatten über der Geschichte schwebt: Nur einen Monat nach dem Erscheinen ihres Buches nahm sich die Autorin das Leben.

Für mich liegt die Stärke dieses Werkes in der authentischen Gegensätzlichkeit der Gefühle. Das innere Ringen der Hauptfigur wird inmitten einer schillernden Welt offenbart, die doch als Spielwiese Ausgelassenheit und Sorglosigkeit offerieren müsste. Dass der Schein oftmals mehr als trügen kann, ist die markante Botschaft des Romans. Gegen das Gefühl von erstickender Einsamkeit kommt auch der experimentellste Cocktail großer Verheißungen nicht an.

Der Schreibstil der Autorin ist nicht außergewöhnlich auftrumpfend, was der pointierten Hauptaussage allerdings keinerlei Nachdruck nimmt. Im Gegenteil, die Melancholie, die in Lethargie mündet, schwimmt zwischen den Zeilen stets mit, sodass die Grundstimmung des Gesamtwerks ideal zur heraufbeschworenen Dramatik passt.

Insgesamt ein Roman, dessen Intensität bereits ein halbes Jahrhundert überdauert hat, und dabei Generationen miteinander verbindet. Denn das Streben nach Individualität und Orginalität, nach Wertschätzung und Selbstverwirklichung ist ein zeitloses Unterfangen.

FZIT: Überdauernd. Tragisch. Verstehend.


Dienstag, 17. Mai 2016

[Rezension] Fairarscht (Sina Trinkwalder)

Sina Trinkwalder: Fairarscht 

Seit ich das erste Mal von Sina Trinkwalder und ihrem wunderbaren Unternehmen manomama gehört hatte, war ich aus vielerlei (persönlichen) Gründen Fan. Genauso erging es mir mit dem geschriebenen Debüt der nachhaltigen Unternehmerin: Wunder muss man selber machen

Nun brachte Sina Trinkwalder ihr zweites Buch in unsere Bücherregale. Einmal mehr eine vielversprechende, schonungslos kritische, aber vor allem Hoffnung gebende Lektüre. Klar, Innovation und Wachstum sind erstrebenswert. Doch niemals darf der Verfall von Moral, Menschlichkeit und Verantwortungsbewusstsein gegenüber den nachfolgenden Generationen der dafür zu zahlende Preis sein! 

Ein großes grünes Dankeschön an den Knaur Verlag für das mir zugesandte Rezensionsexemplar!

Cover: Knaur


~ Rezension ~

Mehrwert in Reinkultur

Unser regionaler (und globaler) Konsum muss bewusster, nachhaltiger und, damit einhergehend, auch unversiegelter werden! Dafür plädiert Sina Trinkwalder, die erste Social Business Unternehmerin Deutschlands, unmissverständlich. Dass jeder individuelle und noch so kleine Schritt genau in die richtige Richtung führt und dass hingegen große Greewashing-Kampagnen und viele international agierende Runde Tische zu weiten Teilen einzig dem guten Gewissen und den übervollen Konten der Wirtschaft zugute kommen, belegen die Ausführungen dieses Werks.

Noch nie war die Gesellschaft so aufgeklärt wie heute. Uns stehen rund um die Uhr Informationsflüsse zur Verfügung, aus denen wir fischen können. Aber offensichtlich geht mit ebenjener Reizüberflutung auch eine gehörige Verklärung einher. Oder aus welchen Gründen gelingt es der Wirtschaft immer leichter, uns Konsumenten um den Finger (den ach so grünen Daumen) zu wickeln? Genau dieser Entwicklung geht Sina Trinkwalder in ihrem zweiten Buch, Fairarscht, investigativ auf die Spur.

Wir leben in einer Zeit, in der die Auswahl an guten Produkten schier unerschöpflich scheint. Da müssen wir uns doch nur einmal die Vielfalt an Siegeln und Zertifizierungen anschauen, die sich auf den Produkten — vom Joghurt bis zum Holzregal — tummeln. Eben! Schauen wir einmal genauer hin! Dazu fordert die Autorin ausdrücklich auf. Denn unter der Oberfläche all der als "absolut fair" gehandelten Waren tut sich in einer allzu mächtigen Überzahl ein Abgrund auf, der unfairer nicht sein könnte. Statt der werbewirksam suggerierten Absicherung von Existenzgrundlagen und der Erhaltung von Biodiversität geschieht das Gegenteil: Es findet Raubbau allererster Güte an Mensch und Natur statt. Ein "Siegel", dessen bitterer Beigeschmack den Konsumenten, die um diese Missstände wissen, nachvollziehbar übel aufstößt. 


Sina Trinkwalder gibt den Lesern mit ihrem neusten Buch einen Augen öffnenden Leitfaden in die Hand, der mit berechtigtem Nachdruck dazu auffordert, selbst viel konsumkritischer hinter Herkunft, Entstehung und Qualität von Produkten zu schauen. Dabei macht sie nicht Halt davor, ihre eigenes Konsumdenken reflektierend in die Waagschale zu werfen. Prioritäten gilt es zu verschieben! Ich bin begeistert. Regionale Wertschöpfung, soziale Verantwortung, ökologische Verträglichkeit müssen das Streben nach dem 24/7 befriedigten "Neuer, Schöner, Hipper" vom Thron stoßen. Daran führt kein Weg vorbei! 

In ihrem Anliegen beweist Sina Trinkwalder eine bemerkenswerte Unnachgiebigkeit, die ansteckend ist. Es bleibt, zu unserem aller langfristigen Wohlergehen auf dieser Erde zu wünschen, dass es viele clevere Menschen/Leser gibt, die sich nicht (länger) fairarschen lassen.

FZIT: Instruktiv. Holistisch. Nachhaltig.


Dienstag, 10. Mai 2016

[Buchpost] Welch Urlaubs(alb)traum!

Sonnenschein, Sommer, gute Laune ... Katastrophe?!

In ein paar Tagen, am 17. Mai,  erscheint mit Urlaubstraum(a) die sehr offensichtlich perfekte Einstimmung auf die von den meisten heiß herbeigesehnte wundervollste Auszeit des Jahres. 

Heike Abidi und Anja Koeseling haben es sich nicht nehmen lassen, auch zu dieser Thematik, die mindestens so vielschichtig ist wie eine akribisch aufgehäufte Kleckerburg am Strand, eine bisweilen herrlich grotesk anmutende Anthologie zusammenzustellen. 

Ich freue mich bereits jetzt also nicht nur auf den eigenen Urlaub, sondern vor allem auch auf die mir nun vorliegende Lektüre. Ich tauche dann demnächst einfach einmal ab ...


Dienstag, 3. Mai 2016

[Rezension] Ein bisschen mehr als Liebe (Sarah Saxx)

Sarah Saxx: Ein bisschen mehr als Liebe 

Von Greenwater Hill gehört/gelesen hatte ich ja in A Place to Remember ~ Chloe & Hugh bereits. Ein absoluter Grund, weshalb ich es kaum abwarten konnte, jetzt tatsächlich dorthin reisen zu dürfen. Wenn es Sarah Saxx gelingen sollte, die Geschichte von ihrem zwei neuen Hauptcharakteren annähernd so allerliebst zu gestalten wie die bisherigen, dann würde alles gut werden ... 

Danke schön, liebe Sarah, für die Einladung nach Greenwater Hill. Es war mir eine Freude, Louise und Noah dort ein Stück ihres Weges zu begleiten.

Cover: Sarah Saxx


~ Rezension ~

Wenn eine zufällige Begegnung deine Pläne torpediert 

Mit großer Euphorie zieht es Lousie Foley im Anschluss ihres Studiums nach Greenwater Hill, einem kleinen Städtchen an der kanadischen Grenze, dem sie zu wirtschaftlichem Aufschwung verhelfen soll. Als Louise beim Einzug in ihre eigenen vier Wände auf Noah Baker, ihrem Möbelpacker, trifft, ist es sofort um sie geschehen. Und auch Noah scheint es nicht anders zu ergehen. Die beiden sind sofort unzertrennlich. Bis, ja, bis zu dem Augenblick, in dem Noah eine Bombe platzen lässt: Er hat die einmalige Gelegenheit, seinem lang ersehnten Traumjob anzunehmen  in New York. Ist das bereits der Anfang vom Ende noch bevor Lousie und Noah überhaupt eine echte Chance bekommen haben?

Ein bisschen mehr als Liebe von Sarah Saxx erzählt die Geschichte einer aufwühlenden Liebe auf den ersten Blick, die sich plötzlich damit konfrontiert sieht, gegen einen großen Lebenstraum ins Feld zu ziehen.

Es bedarf nur weniger Seiten dieses Romans und Sarah Saxx erobert bereits zum ersten Mal das Herz vieler "Liebe auf den ersten Blick"-Fans. Mit liebevoller Präzision und mit einer Reihe an süßen Stereotypen versehen macht sie es sich zur Mission, das Herzklopfen der beiden Protagonisten in die Zeilen ihrer Kapitel einzubetten. Neben der aufgeweckten und gelegentlich impulsiven Louise und dem charismatischen Noah sorgen gleichermaßen die Nebencharaktere dafür, das Greenwater Hill zu einem Ort wird, an den der Leser gern sein Herz verschenkt.

Das charmante Städtchen wird zu einem echten Highlight und somit einem (vielleicht gar nicht allzu) heimlichen Star des Buchs. Ganz ehrlich, Greenwater Hill ist wohl eine meiner Lieblingskulissen eines Romans seit einiger Zeit. Das von Sarah Saxx mit Worten gemalte Bild der Stadt glänzt einfach durch eine Mischung aus Verträumtheit, Rustikalität und Dramaturgie.

Zwar ergibt sich hinsichtlich der Knall-auf-Fall-Herzensangelegenheit zwischen Louise und Noah der Eindruck einer Uptempoentwicklung, aber andererseits macht gerade dieses auf gewisse Art durchdringende Rosarot den Teint der Handlung aus. Den Gegenpol zu ebenjener intensiven Emotionalität bildet der Spannungsbogen rund um Noahs berufliche Entscheidung, die alles verändern kann und vermutlich auch wird. 

Insgesamt ein Liebesroman, der bei Fans dieses Genres bestimmt für leuchtende Augen sorgen wird — trotz oder insbesondere wegen der einen oder anderen einnehmenden Reizüberflutung. Zweifellos der gelungene Auftakt einer neuen eigenständigen Buchreihe!

FZIT: Knisternd. Gewinnend. Böig.