"Wer bereits als Kind die Welt zwischen den Zeilen für sich entdeckt, geht auch später gern als Abenteurer durchs Leben." {Creativity First}

Dienstag, 30. August 2016

[Rezension] Weil du bei mir bist (Anna McPartlin)

Anna McPartlin: Weil du bei mir bist 

Da es mir Geschichten, in denen tragische Schicksale eine bedeutsame Rolle spielen, von Haus aus angetan haben, blieb ich vor einiger Zeit an diesem Buch von der Irin Anna McPartlin hängen.

Mittlerweile wurde es sogar in einer neuen Auflage vom Rowohlt Verlag herausgebracht und berührt Leser weltweit. Da war es doch nur allzu selbstverständlich, dass ich mich von der Wirkung dieses Romans nun endlich selbst einmal überzeugen musste ...


~ Rezension ~

Erkenne die Kostbarkeit des Lebens!

Emma und John sind glücklich miteinander. Sie kennen sich eine Ewigkeit und vertrauen sich blind. Eines Abends führt jedoch eine einzige kleine Entscheidung dazu, dass das Schicksal der beiden eine abrupte und endgültige Wendung erfährt: John kommt bei einem Unfall plötzlich ums Leben. Emma bleibt am Boden zerstört zurück. Wie in Trance gleitet sie fortan von Tag zu Tag, von Woche zu Woche, von Monat zu Monat. Ihre Familie und Freunde sind besorgt: Wann wird Emma erkennen, dass John nicht gewollt hätte, dass all der Schmerz und Kummer ihr Leben bestimmen?

Weil du bei mir bist aus der Feder Anna McPartlins erzählt die Geschichte einer verlorenen Liebe, die dennoch dazu im Stande ist, Kraft, Lebensmut und Entschlossenheit zu spenden.

Trauer und Sehnsucht, Erinnerungen an eine unbeschwerte Zeit und Träume von einst verbinden Emma und ihre Freunde in der neuen Zeitrechnung nach Johns tragischem Tod. Trotz innerer Zerrissenheit geben sie sich einen Halt, der kostbarer kaum sein könnte. Das Band, welches Anna McPartlin flicht, um ihre Charaktere das Leben in all seinen Facetten erfahren zu lassen, ist gekennzeichnet von Wertschätzung. Zugleich werden feine Unsicherheiten zu maßgeblichen Wegweisern. Eine Kombination, die maßgeblich für den Fortlauf des Romans ist.

Als besonders markant stellt sich für mich Botschaft der Autorin an ihre Leser heraus: Der Weg durch ein Tal der Tränen, das endlos erscheint, wird dank Familie und Freunden vielleicht nicht weniger lang, aber weniger schwer. Damit schenkt Anna McPartlin auf einfühlsame Weise einen Optimismus, der einem Leuchtfeuer gleicht. Wer einen geliebten Menschen verliert, wird von einer Sturmflut an Emotionen mitgerissen. Doch solange wir uns in jenen Fluten nicht selbst verlieren, wird es gelingen, uns wieder aufzurichten. Eine Amplitude, die Anna McPartlin gekonnt ausgestaltet.

Eine Handvoll Überraschungsmomente mischen sich in diesem Roman unter eine gewisse Vorhersehbarkeit. Den einzelnen Lebenswegen der Figuren wird ein jeweiliger Wert beigemessen, der zu einem runden Gesamtpaket aus Tragik und Hoffungsgebendem führt. Je mehr die Seitenzahl vorangeschritten ist, umso größeren Zugang habe ich zu Emma und ihren Freunden gefunden. Gut Ding braucht eine kleine Weile. Einzig die emotionalen Wirkungsgefüge und einzelnen Sequenzen hätten, was mein persönliches Empfinden betrifft, ein wenig verweilender (und weniger in Alkohol getränkt) ausgestaltet sein können, um noch nachdrücklichere Wirkung zu entfalten.

In der Summe ein lesenswerter Roman, der die Dankbarkeit gegenüber dem Sein in einen leuchtenden Fokus stellt. Ein Grundtenor, dessen Signifikanz fernab jeglicher Fiktion nachhallen sollte.
 
FZIT: Loyal. Resümierend. Vorausblickend. 


Dienstag, 23. August 2016

[Schreibzeugkiste] Das Roulette der Argumentation

Das Kaleidoskop des Möglichen


Dass wir Leser unsere Empfindungen und Eindrücke zu Büchern, die uns von A bis Z begeistert haben, die uns zum Nachdenken animiert oder zum Staunen gebracht haben, miteinander und auf (öffentlich zugänglichen) Plattformen teilen, darin bestärken uns Autoren und Verlage gleichermaßen. Denn diese unmittelbare und persönliche Resonanz ist den "Machern" hinter den Büchern eine Herzensangelegenheit und zugleich ein nicht zu unterschätzendes Stimmungsbarometer. Auch konstruktive Kritik ist willkommen, denn sie kann als Katalysator sehr wirksam sein. Niemand ist schließlich perfekt. Und wird dies, das sei allen Erbsenzählern versprochen, im Übrigen auch beim nächsten Buch nicht sein. 

Es wird also immer wieder Bücher geben, die a) wie für mich geschrieben scheinen oder b) dann doch meine "Erwartungen und Ansprüche" um Galaxien verfehlen. Keine große ÜberraschungSollte man denken! Schließlich sind die Geschmäcker so vielfältig wie die Buchrücken in einer Bibliothek. Und der Autor hat seinem Werk eines der zahlreichen möglichen Outfits übergestreift. Denn wie betonte bereits Edward de Bono? "Wenn wir uns für eine Sache entscheiden, entscheiden wir uns gegen 99 andere Möglichkeiten."

Gut, okay, wenn die Autorin eben meint, dass ein Picknick im Central Park das romantischste Date überhaupt sei, bitte! Finde ich zwar nicht...

Seit wann soll es denn cool sein, heute noch wie Gene Kelly zu tanzen? Pfff, mal ehrlich, in welchem Jahrhundert lebt der denn! Ich mag Hip-Hop tanzende Bad Boys viel lieber...

In Ordnung, solche subjektiven Wahrnehmungen mögen gegebenenfalls die Wohlfühlkuscheldecke, in die wir uns als Leser gerade eingehüllt haben ein wenig lüften, aber das macht die Arbeit des Autoren doch nicht wirklich erwähnenswert schlechter oder schmälert sein in Worte verpacktes Herzblut?!

Zähneknirschende Zurückhaltung vs. diplomatische Offensive


Allerdings gibt es dann (bloggende) Leser, die ohne Punkt und Komma nicht nur ihre eigene Meinung kundtun, sondern interpretieren, was das Zeug hält. Nun wissen wir aus Zeiten des guten alten Deutschunterrichts bereits, dass es bei Interpretationen einen gewissen Spielraum gibt und die Frage "Was hat sich der Autor denn hierbei gedacht?!" durchaus nur vermutend zu analysieren ist. Ich selbst mag diesen Freiraum, dieses Eventuelle. Bin mir jedoch absolut bewusst, dass ich im Zuge von Rezensionen nur meinen eigenen Eindruck, nicht aber zwangsläufig den des Autors vertrete. Andere sich als Literaturkritiker berufen fühlende Leser halten wenig von dieser Eingrenzung und es wird darüber hinaus eifrig gemutmaßt, interpretiert und bisweilen unterstellt.

Aber wie gehen Autoren eigentlich mit den "Ausreißern nach unten", sprich mit Buchbesprechungen, die wenig(er) charmant formuliert und zielsicher die offensichtlichen inhaltlichen Aussagen verfehlen, um? Damit ist nicht etwa eine Begründung zur Haarfarbe des Protagonisten oder zum gewählten Ende der Geschichte gemeint. Denn das ist, wie bereits erwähnt, eine persönliche Einzelfallentscheidung des Schreibenden, die gefallen kann, aber nicht muss.
Es geht vielmehr um grundlegende Aspekte wie Botschaften des Buches, die komplett missverstanden werden, rückhaltlose Behauptungen oder groteske Mutmaßungen, welche die Integrität des Verfassers ernsthaft ankratzen. Sollen Autoren (nach außen hin) ungerührt zur Kenntnis nehmen oder das klärende Gespräch suchen?

Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass sich ein Autor nicht für seine Zeilen rechtfertigen muss. Dem einen ge-, dem nächsten missfallen sie. Sobald es allerdings um grobe Interpretationsschnitzer geht, die das Fundament des gesamten Werkes ins Wanken bringen, hat eine entsprechende Reaktion des Autors für mich nichts mit mangelnder Kritikfähigkeit oder besonderer Dünnhäutigkeit zu tun. Es geht schlichtweg darum, Unwahrheiten aus dem Buchregal zu räumen. Denn, in diesem Punkt sollten wir uns alle einig sein, niemand hat es wohl gern, wenn über ihn fahrlässig Räuberpistolen verbreitet werden. Inwiefern der (be-)richtende Leser diese Handreichung des Autors annimmt, bleibt letztlich dessen eigenem (Un-)Vermögen überlassen. 

Eines bleibt resümierend allerdings festzuhalten: Autoren und Leser sollten sich stets gleichermaßen offen gegenüber Meinungsäußerungen des jeweils anderen zeigen. Argumentationsketten, die das Für und Wider, das Gerade-so-weil und So-auf-gar-keinen-Fall beleuchten sind Bausteine, die eine Kommunikation rund um das Verständnis eines Buches facettenreich auflockern. Solche Gespräche können eine echte Bereicherung sein und sind obendrein nur fair


... inspiriert durch Jeden Freytag und Popescu.


Dienstag, 16. August 2016

Big Friendly Goodie

Der britische Schriftsteller Roald Dahl, darin besteht wohl kaum ein Zweifel, hat mit seinen Werken Generationen von Kindern und Erwachsenen in seinen Bann gezogen — tut dies noch immer. In diesem Jahr wäre der kreative Kopf hinter Geschichten wie Das riesengroßen Krokodil und Matilda 100 Jahre alt geworden. 

Außerdem erobert in diesem Sommer auch der Big Friendly Giant die Kinoleinwände hierzulande und sorgt somit fürs Aufleben alter und fürs Sammeln neuer Erinnerungen. 

Zu diesem fantasievollen Anlass verloste die liebe Lena vom großartigen myBookBlog drei kleine Fanpakete rund um die modern, rasant und eloquent in Szene gesetzte Kinderbuchverfilmung. 

Was glaubt ihr wohl, wie überrascht ich war, als mich Lenas E-Mail mit (m)einer Gewinnbenachrichtigung erreichte??? Ein HERZLICHES DANKESCHÖN für diese tolle Möglichkeit, weitere Träume zu sammeln.


Big Friendly Giant 

(Offizieller Kinotrailer)



P.S.: Verpasst nicht den Roald Dahl Tag am 13. Septemer 2016. Denn anlässlich seines 100. Geburtstags wird weltweit sein Schaffen gefeiert. Welch perfekter Grund, um tief in den Scholokadenbrunnen einzutauchen, meint ihr nicht?


Dienstag, 9. August 2016

[Neu im Regal] Ein kleiner Stein des Anstoßes...


Auf die Inspiration, die manchmal in der Luft, nicht selten zwischen den Buchseiten und tatsächlich insbesondere auch in unserem eigenen Alltag liegt! Wetten?

Als ich das erste Mal auf Maya S. Penns Buch You Got This! aufmerksam wurde, wusste ich SOFORT, dass ich diese Lektüre UNBEDINGT haben musste. Denn seitdem ich Werke, mit (teils) autobiografischem Kontext und vor allem mit großem inspirativen Wert für mich entdeckt habe, wächst meine Sammlung selbiger beständig. Also machte ich kurzen Prozess und das Buch landete in meinem Warenkorb.

Und dass der sechzehnjährige Teenager als Entrepreneur, Philanthropin und Ökodesignerin in diesem Jahr — neben Elizabeth Gilbert, Amy Purdy oder Zendaya zu Oprah Winfreys Super Soul 100 gehört (!!!), ist in diesem Zusammenhang nur einer von allerlei Gründen, die mich überzeugt stimmen, dass ich sehr viel aus diesem Buch mitnehmen werde.


Dienstag, 2. August 2016

[Rezension] Paris, du und ich (Adriana Popescu)

Adriana Popescu: Paris, du und ich

Wenn es jemand schafft, Ernest Hemingway, One Direction und Yoda nahezu in einem Atem- oder, besser gesagt, Schriftzug hervorragend unterhaltsam und dabei doch tatsächlich logisch aneinanderzureihen, dann wohl (einzig) Adriana Popescu. Aber nicht nur ihr Hang zu köstlichen Vergleichen und Anekdoten weisen ihr neustes Buch als echtes Muss aus. 

Was Paris, du und ich für mich zu einem sehr besonderen Popescu-Roman macht, ist die Tatsache, dass er in erster Linie natürlich für Leser im Teenageralter geschrieben ist, aber dennoch auch — oder vielleicht gerade — Leser jenseits der Abiprüfungen und des Gap Years anspricht. Das Gefühl, sofort etwas für die Erfüllung der eigenen Wünsche, Visionen und Träume tun zu wollen, ensteht beim Lesen wie von selbst. Einmal ganz zu schweigen von der herzallerliebsten Ausgestaltung der Buchseiten. Aber blättert am besten selbst durch den hübschen Roman...

Unter uns, ich glaube ja, Adriana Popescus Superkraft besteht darin, Lieblingsbücher zu schreiben. Ich könnte dankbarer nicht sein, die Reise von Emma und Vincent von Beginn an begleitet haben zu dürfen. Chapeau!!! 


~ Rezension ~

Wenn das Leben bunte Socken trägt

Die sechzehnjährige Emma ist bis über beide Ohren in ihren Alain, den französischen Austauschschüler, verknallt. Wie galant er ist. Wie klassisch schick er sich gibt. Und dann erst noch der süße Akzent. Als Alain zurück nach Paris muss, plant Emma bereits das herzerwärmende Wiedersehen. Gesagt, getan. In den Herbstferien macht sie sich auf nach Paris, die Stadt der Liebe und der großen Schriftsteller. Dass sie dort dann allerdings statt Wolke Sieben ein Tränenmeer erwartet, droht die Ferien in einem Fiasko münden zu lassen. Hätte das Schicksal Emma da nicht plötzlich Vincent, den Junge mit dem schiefen Lächeln und dem aufgeweckten Humor, dem ausgefallenen Modegeschmack und der Käsephobie an die Seite gestellt. Doch warum legt sich immer wieder dieser dunkle, nachdenkliche Schatten über Vincents Augen, wenn er glaubt, dass Emma es nicht sieht? 

Mit Paris, du und ich teilt Autorin Adriana Popescu den nun zweiten Jugendroman mit ihren Lesern. Und, das sei vorab verraten, dabei handelt es sich um ein Buch, in das man sich zu Recht, wie ich finde, mit jeder Seite ein bisschen mehr verliebt.

Das Protagonistenduo, Emma Teichner und Vincent Elfer, verleiht dem Roman eine Dynamik, die dem ohnehin schon spannenden Paris eine Liebenswürdigkeit der Extraklasse schenkt — vergleichbar mit der Schokoglasur auf dem Éclair. Emma als Büchernerd mit einem großen Traum und Liebeskummer im Gepäck und Vincent als charmanter Witzbold mit der Lizenz zum Reiseführer par excellence ergänzen sich großartig. Gemeinsam erobern sie nicht nur Paris, sondern sehr gewiss auch Leserherzen im Sturm. 
Hinzu gesellt sich die Figur des Concierge Jean-Luc, der eine unglaublich wichtige Botschafterrolle einnimmt. Genau jene Figur macht, wie ich glaube, dieses Jugendbuch zu einem Juwel, das eben nicht nur Teenager anspricht. Jean-Luc ist es, der Emma und Vincent und letztlich uns Leser dazu anhält, dem eigenen Herzschlag zu folgen.

Adriana Popescu gelingt es abermals auf ihre ganz eigene charakteristische Weise, Akzente und Ausrufezeichen zu setzen, die aus dem Leben gegriffen sind. Sie vereint wie keine Zweite flotten Witz, pfiffige Originalität und bezaubernde Leichtigkeit mit nachhallender Tiefsinnigkeit. 
Ihre Charaktere bieten ungemeines Identifikationspotential. Die Kulisse des imposanten Paris wird mit einer Vertrautheit unterlegt, die fasziniert. Der Handlungsbogen wird verziert mit allerlei süßen und auch energischen Applikationen, die bemerkenswert sind. Was wäre das Buch zudem ohne die Persönlichkeit Adriana Popescus, die unaufdringlich, aber markant die einzelnen Kapitel formvollendet? Antwort: Es wäre vermutlich wie ein Macaron ohne Cremefüllung.

Es sind vor allem die vielen kleinen, unverhofften und zum Teil auch holprig anmutenden Pinselstriche, die das Kunstwerk Leben zu dem Bild machen, in das wir gern eintauchen. Diese Botschaft versteht die Autorin konsequent zu übermitteln. Rasch wird das Rendezvous mit Paris zu einer emotionalen Revue samt klopfender Herzen, tropfnassem Haar und "unverliebenswerten" Helden.

Die Geschichte von Emma und Vincent verdient einen Platz in jedem Bücherregal und Herzen. Denn es handelt sich dabei um einen wunderbaren Freund in Gestalt eines Romans. Dies hätten das Buch und seine Hauptfigur Vincent dann wohl gemeinsam: Sie gehören beide zu einer schützenswerten Art.

FZIT: Lebhaft. Inspirierend. Liebenswert.