"Wer bereits als Kind die Welt zwischen den Zeilen für sich entdeckt, geht auch später gern als Abenteurer durchs Leben." {Creativity First}

Sonntag, 31. August 2014

Donnerstag, 28. August 2014

[Rezension] Make it count: Sommersturm (Carrie Price)

Carrie Price: Make it count: Sommersturm

Es ist, wie es ist. Ich kann es nicht anders sagen: Die Geschichten, die Carrie Price (Adriana Popescu) erzählt, sprühen nur so vor Persönlichkeit. Ihr gelingt es immer wieder, einer Reise, deren Ziel offensichtlich scheint, eine Route zu verleihen, die mit einer Vielzahl an liebevollen Details ausgeschmückt ist. Es ist beinahe so, als würde sich entlang besagter Route ein Souvenirlädchen am anderen befinden. Zwischen Oceanside und Clearwater Bay gibt's da nicht nur Segeltuch und Muschelketten, sondern Schmuckkästchen voller Emotionen und Poesiealben voller Erinnerungen und Träume ... 
Ein Dankeschön an dieser Stelle an Carrie Price für die allumfassende Einladung zu diesem Herzschlag-Segeltörn!

Cover: ad.


~ Rezension ~

Eine Sturmflut an brausenden Emotionen

Sie könnten unterschiedlicher kaum sein: Sie, Jennifer Main, die Tochter aus angesehenem Hause, die ihre Rolle perfektioniert hat und jegliche Rebellion herunterschluckt. Er, Patrick Steel, der saisonal eingestellte Mitarbeiter, mit dem ramponierten Image, der nur das eine Ziel fest vor Augen hat. Doch in Oceanside prallen Jen und Patricks Welten aufeinander ... und scheinen überraschend gut miteinander zu harmonieren. Wären da nicht die emotionalen Altlasten der Vergangenheit, die eine gemeinsame Zukunft vergiften! Ein gefundenes Fressen für das verletzte Ego Kevin Bennetts, Sohn aus feinem Haus, der seine Ehre angekratzt sieht. Ein Machtspiel mit ungleichen Mitteln, das Herzen zu brechen droht, beginnt, während sich ein dunkler Sturm über dem Küstenstädtchen zusammenbraut.

Make it count: Sommersturm ist ein neuerlicher Love Stories Roman, den Autorin Carrie Price verfasst hat. Eine Geschichte, die abermals dem Drehbuch für ein lebhaft ausstaffiertes Kopfkino gleicht.

Die Rolle des Erzählers teilen sich die beiden Protagonisten Jen und Patrick. Ein Duo, das sich trotz oberflächlicher Unterschiede unglaublich ähnlich ist. Denn, obgleich sie selbst zwischen magnetischen Anziehungskraft und offenkundigem Klischeedenken hin- und hergerissen sind, verbindet sie dieser eine Sommer fortan für immer. Jen kennt die vielen Gesichter Patricks und die Geschichten hinter seinen Narben, Pat den Herzenswunsch der Frau mit den traurigen Augen. Dennoch spricht eines klar gegen eine gemeinsame Zweisamkeit: die Logik.
Ergänzt wird das Ensemble durch eine gute Handvoll markanter Figuren, die das Gespür, zwischen Freund und Feind unterscheiden zu können, fordert. Hinzu kommen "Gastauftritte" einiger etablierter MIC-Charaktere. Das Gefühl, inmitten einer dynamischen Dramaserie zu stecken, wird damit umso authentischer.

Die Geschichte um die Ja-Nein-Vielleicht-Liebe zwischen Jen und Patrick entwickelt sich binnen weniger Seite zu einem Pageturner. Denn geschickt eingestreute Andeutungen und nebulöse Erinnerungsfetzen schieben die Handlung voran und türmen sie zu einer bedrohlich grollenden Sturmfront auf. Darüber hinaus empfand ich vor allem die emotionalen Nebenschauplätze als äußerst bereichernd. Ist es möglich, gleichzeitig festzuhalten und dabei loszulassen?

Das Thema der selbstbestimmten Freiheit ist einer der Anker dieses Romans. Ein Schwerpunkt, der trotz der teilweisen "Leichtigkeit des Genres" einen nur allzu lebensnahen Kurs einschlägt. Im Allgemeinen finde ich es bemerkenswert, wie es Carrie Price gelingt, sowohl die Rolle der Unterhaltungskünstlerin als auch die der Botschafterin einzunehmen. 

Bestechend gut kommt ebenso der Erzählstil der Autorin zur Geltung. Wie die große Schiffsglocke zieht er die Aufmerksamkeit auf sich: Nicht selten trifft sie mit wenigen Worten beides, den richtigen Ton und ins Herz. Die Sprache ist, dem Genre entsprechend, überschaubar und jugendlich frisch gehalten. Für die Ausformulierung der Dialoge gilt: "In der Kürze liegt die Würze". Eine Tatsache, die der fulminanten Bildhaftigkeit allerdings nicht den kleinsten Abbruch tut. Denn ob knisterndes Miteinander oder handfeste Auseinandersetzung, innere Zerrissenheit oder vehemente Entschlossenheit  Carrie Price hat alle Taue stets fest im Griff.

In der Summe ein Roman, der trotz der genreeigenen Charakteristika ein eigenständiges Profil entwickelt. Maximaler Detailreichtum und ehrliche Gefühle teilen sich eine Kajüte mit stilechten Stereotypen und filmreifen Akzenten. Ob Kreuzfahrt ins Glück oder Schiffbruch auf hoher See? Die Kompassnadel rotiert ...

FZIT: Anziehend. Suchend. Tosend.


Sonntag, 24. August 2014

Freitag, 22. August 2014

[Kreativplausch] Ein Duo, das seinen Lesern sagt: "Make it count!"

Sie sind für nicht wenige Leser das deutsche Autorinnen-Doppel im Bereich Love StoriesWeshalb? Weil, wenn sie zusammen an einem Projekt, an einer Idee arbeiten, nur extravagant Originelles herauskommen kann. Von ihren Lesern werden sie das A-Team genannt. Sie sind die Gründerinnen der (fiktiven) Küstenstadt Oceanside an der US-Ostküste. Dort weht nicht nur eine frische Brise Seeluft, sondern vor allem ein gehöriges Lüftchen Drama. 


Sie sind Ally Taylor (Anne Freytag) und Carrie Price (Adriana Popescu)



Nachdem im letzten Frühjahr ihre ersten beiden "Make it count"-Romane, Gefühlsgewitter und Gefühlsbeben, großen Anklang gefunden haben, folgt nun der zweite Streich. Im August 2014 ist es also so weit: Der Rummelplatz am Pier lädt erneut zu einer Fahrt entlang der Gefühlsachterbahn ein. Wer ist mit von der Partie?

Mit Dreisam von Ally Taylor und Sommersturm aus der Feder von Carrie Price, erscheinen zwei brandneue, nicht weniger intensive Romane. Diese reißen die Protagonisten und die Leser abermals in einen Strudel aus großen Gefühlen, handfesten Konflikten und Entscheidungen, die Courage verlangen. 
Wie die Weißer-Gartenzaun-gepflegter-Pool-und-getrimmter-Rasen-Idylle des beschaulichen Ocensides doch täuschen kann? Dahin ist die Sonne-Strand-Surfboard-Atmosphäre. Sogar der hiesige Radiosender, OSCB, warnt offiziell und inständig vor dem aufziehenden Sturm. Es sieht gar nicht gut aus. Am besten ihr schnappt euch die Romane, sucht euch ein gemütlich(er)es Plätzchen und taucht ab, bis sich das Unwetter gelegt hat ...

Mir war nun die Freude vergönnt, mit den beiden Autorinnen, erneut ins Gespräch zu kommen. Danke schön dafür! Welch Vergnügen es doch wieder war. 
Ally und Carrie, die bekanntlich nicht auf den Mund gefallen sind, brauchten nichts weiter zu tun, als ein paar Aussagen zu vervollständigen. Was dabei herausgekommen ist ... Seht selbst!




Hi lovelies!

We can't wait to meet you in Oceanside this summer.

We hope you're gonna have a crazily awesome holiday at the sea.

Don't forget to pop in at Joe's Burger or at the Café de Paris. We love it there.

Ally & Carrie

xxx





Liebe Anne alias Ally, liebe Adriana alias Carrie,

danke für die Einladung ins Shell Shack nach Clearwater Bay! Wohl eines der nettesten und vor allem appetitlichsten Plätzchen für einen neuen kleinen Kreativplausch mit euch.

Dieses Mal gibt’s keine Fragen für euch, sondern zu komplettierenden Aussagen. Auf geht’s! Was fällt euch zu Folgendem ein?


Der Titel meines Buchs …

... lautet „Dreisam“ und soll in ein kleines bisschen in die Irre führen und Fragen aufwerfen. Wenn er das tut, dann freue ich mich. Es geht um drei Menschen und um Beziehungen. Und sie sind einsam. Oder doch dreisam?

... lautet „Sommersturm“ ist könnte wohl kaum passender sein. Also die Schwimmwesten bitte nicht vergessen.


Ohne Carrie wäre ...

... mein Leben viel weniger bunt, lustig, laut. Wir mussten uns finden. Freundschaftlich gesehen ist sie mein Deckel. Oder mein Topf. Wie auch immer. Das gilt übrigens auch oder erst recht für Adriana.

Ohne Ally wäre …

... nicht nur Oceanside verdammt öde, sondern auch mein Leben außerhalb der Buchseiten. Sie ist mehr als nur meine Schreibpartnerin. Es wäre wie Oceanside ohne Sonne, ohne Pier, ohne Strand, ohne gutes Essen und ohne das Lachen. Unvorstellbar!


Musikalische Begleitung, die ich während meiner Aufenthalte in Oceanside nicht missen wollte, …

... "Fleur Blanche" von Orsten, "First Light" von My Morning Jacket und "A September Song – Original Remix" von Simon Herron. Bei diesen Liedern habe ich mich regelrecht in den Rausch geschrieben. Zumindest sind das drei davon. Ich hatte eine Playlist und die kann man am Ende des Buches genauer unter die Lupe nehmen.

... war der Song "The River" von Sam Garrett. Ich kann nicht mal sagen wieso, aber ich fand dieses Lied so herrlich motivierend, da flogen die Finger nur so über die Tasten und es lief wie am Schnürchen.


Das Schreiben dieses Buchs hat mich gelehrt, …

... dass das Schreiben manchmal wirklich ein hartes Stück Arbeit ist. Ich habe noch nie so kämpfen müssen. Aber das Gefühl, dass es fertig ist, lässt mich jetzt auf Wolken gehen.

... dass man manchmal durchhalten muss. So wie Patrick und auch Jen. Aufgeben ist keine Option, weil man nie wissen kann, wie nah man am Ziel war. Immer weitermachen, auch wenn alles wehtut.


Meine Protagonisten in drei Worten:

Hin- und hergerissen

Verletzlich, mutig, hoffnungsvoll.


Mein persönliches Lieblingsplätzchen in Oceanside und Umgebung ist …

... Puh, das ist schier unmöglich. Ich liebe KTs Dach, ich liebe das Bootshaus. Aber auch das Pier und die Angestelltenunterkünfte im Pinienwald... Von Clearwater Bays Attraktionen ganz zu schweigen...

... Ich mag nach wie vor den Pier unheimlich gerne. Wobei ich mich jetzt auch gerne am Yachthafen aufhalte - zumindest in meinem Kopf. In Clearwater Bay ist es, ohne Zweifel, das Shell Shack.


Ein gewaltiger Sommersturm fegt für ein Wochenende über das Küstenstädtchen hinweg. Es herrscht Katastrophenalarm. Dreisam würde ich in einer solchen Ausnahmesituation vorzugsweise mit ...

... Carrie und Adriana ausharren, weil sie immer weiß, was zu tun ist, wenn ich es nicht tue und umgekehrt. Außerdem würden wir so lachen, dass wir den Sturm gar nicht wirklich mitbekommen würden ... 

... Ally und Anne ausharren, weil es dann auf jeden Fall sehr lustig wird und kein Sturm der Welt kann uns die Laune verhageln.


Die Herausforderung an immer neuen Liebesgeschichten ist für mich, ...

... dass es nicht endlose Wiederholungen sind. Dass jede wirklich eine eigene Handlung hat und kein trauriger Abklatsch des Vorgängers ist. Ich möchte, dass die Protagonisten echt sind. Ich will, dass man die Liebe spürt. Das ist nicht einfach, aber es ist grandios, wenn es dann klappt.

... jeder neuen Figur ihre ganz eigene Liebesgeschichte zu schenken. Jede Figur ist anders, also würde jede Figur auch anders reagieren. Würde sich Jen auch in Jared verlieben können? Ich glaube nicht. Lynn würde vermutlich auch nicht Patricks Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Ich denke, das ist die größte Herausforderung für mich. Jedem Charakter die passende und für ihn richtige Liebesgeschichte zu finden und zu schreiben.


Mein idealer Tag in Oceanside ... 

... beginnt mit einem Sprung in den Pool, gefolgt von einem frischen Butter-Croissant im Café de Paris in Clearwater Bay und wird abgerundet durch einen tollen Film beim Kino am Pier mit Freunden, ein paar Pizzen und eiskaltem Bier.

... beginnt mit einem Spaziergang am Strand, wenn die Sonne gerade aufgeht, gefolgt von einem Kaffee am Pier, dann Lunch bei Joe’s Burger und wird abgerundet mit einem Tanz mit Patrick am Yachthafen. The usual eben.


In ein Goody Bag voller Souvenirs aus Oceanside gehören zweifelsohne ...

... eine der vielen Postkarten, etwas Sand und ein paar Muscheln. Aber Oceanside muss man erleben. Man muss eintauchen. Einen Sea-Breeze trinken, im La Mer essen oder auf einen Snack zu Joe’s Burger (die Süßkartoffel-Pommes sind fantastisch). Man muss den Sonnenuntergang sehen und den Duft der Pinienwälder einatmen. Man muss sich verzaubern lassen...

... die Postkarten, die es am Pier zu kaufen gibt, das Welcome to Oceanceside-Shirt und einige Muscheln, die man am Strand finden kann. Ganz uneigennützig würde ich Gefühlsbeben und Sommersturm noch dazu legen.


Der finale Satz meines Buchs …

... Zumindest der erste davon.

... Und in genau diesem Moment ist es das auch.



Allerbesten Dank für diese illustren und stilechten Einblicke, ihr beiden! Wenn wir jetzt mal nicht noch neugieriger auf die neuen Gesichter in Oceanside und ihr emotionales Wildwasser-Rafting geworden sind?!

In diesem Sinne: Ahoi Ally! Ahoi Carrie!


Montag, 18. August 2014

[Rezension] Sieben Minuten nach Mitternacht (P. Ness & S. Dowd)

Patrick Ness & Siobhan Dowd: Sieben Minuten nach Mitternacht 

Ein Roman, der Jung und Alt miteinander vereint. Vereint, weil er gemeinsame Momente großer Zerreißproben ebenso fokussiert wie den Rückhalt, den wir in den traurigsten Augenblicken des Lebens finden.
Mit ihrem Werk schaffen Patrick Ness und Siobhan Dowd ein mit dem Deutschen Jugendliteratur Preis ausgezeichnetes Sprachrohr. Eines, das die Angst vor dem Endgültigen vergegenwärtigt und damit die Dankbarkeit für die Zeit vor jener Endgültigkeit umso stärker herauskristallisiert.


~ Rezension ~

Das unerbittliche Ticken der Uhr des Lebens ...

Jede Nacht geschieht es. Immer wieder. Um sieben Minuten nach Mitternacht. Was Conor erst nicht glauben kann, ist nur zu real: Vor seinem Zimmerfenster steht ein Monster. Ein echtes schauderhaftes Monster, das zu ihm spricht. Was will dieses Monster? Was immer es sein mag, es kann niemals so schlimm sein, wie der grässliche Albtraum, der Conor sein Monaten plagt und der ihn jedes Mal zu Tode erschreckt. Nein, vor einem Monster hat Conor schon lange keine Angst mehr! Dort draußen, bei Tageslicht, gibt es außerdem ganz andere Dinge, vor denen er sich fürchtet. Trotzdem, warum kommt dieses knarrende alte Monster jede Nacht und dringt in seinen Verstand ein?

Sieben Minuten nach Mitternacht von Patrick Ness und Siobhan Dowd erzählt eine berührende und ehrliche Geschichte für die ganze Familie, die Innerstes nach außen kehrt und ein Stück Unsterblichkeit in sich trägt. 

Protagonist Conor O'Malley ist ein tapferer Junge, der ein Geheimnis mit sich trägt. Außerdem bereitet ihm seine Mum große Bauchschmerzen, denn sie ist krank. Sehr krank. Eine Wahrheit, die Conor zwar erkennt, sie allerdings unter keinen Umständen akzeptieren möchte und kann. Mit aller Macht klammert er sich an die Hoffnung, dass alles wieder gut wird, und an die Worte seiner Mum, die im versichert, nicht zu gehen.

Mit dem Porträt Conors schafft das Autorenduo einen Charakter, der das Abbild einer Realität ist, die schmerzhafter kaum sein könnte. Conors Geschichte bietet damit hohes Identifikationspotential und spendet Trost.
Die unausweichliche Auseinandersetzung mit dem Themenkomplex "Akzeptanz von Krankheit und Tod" wird auf unverblümte und zugleich behutsame Weise an die Leser herangetragen. Die allgegenwärtige Angst vor dem Ungewissen, dem Verlust, dem Alleinsein wird hierbei ebenso herausgestellt wie die Bestärkung, sich einander anzuvertrauen. Den Autoren gelingt damit eine aufrichtige und vor allem generationsübergreifende Sensibilisierung. Eine Komplexität, die mittels großem Fingerspitzengefühl transportiert wird.

Die Geschichte selbst beinhaltet sowohl klare Offensichtlichkeit als auch zwischen den Zeilen Befindliches. Damit verschwimmen, wie auch in Conors Kopf, die Linien zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Zwei Welten, mit denen jeder im Kampf gegen eine Krankheit brutal konfrontiert wird. Ein weiterer Aspekt, der die Ehrlichkeit dieses Buchs hervorhebt.

Hinzu kommen die in Grau- und Schwarztönen gehaltenen Illustrationen von Jim Kay. Diese fangen die Verwirrung, das Sträuben und letztlich auch die Reflexion des Unausweichlichen im Allgemeinen und Conors Blick auf seine Welt im Speziellen ein.

Dass Autorin Siobhan Dowd 2007 selbst den eisernen Kampf gegen den Krebs verlor und Patrick Ness sich ihren Anfängen zu diesem Roman annahm und das Werk in ein ausdrucksvolles Buch verwandelte, kann gar nicht hoch genug angerechnet werden. Denn damit ist, wie ich finde, ein beeindruckender Roman entstanden, dessen Schmerz und Willenskraft realer kaum sein könnten.

Insgesamt ein Buch, dessen Botschaft unter die Haut geht und trotz des traurigen, ernsthaften Grundtenors Mut macht und Kraft gibt: Mut, an das zu glauben, was einem Hoffnung gibt. Kraft weiterzumachen, wenn dieser Glaube erschüttert wurde.

FZIT: Offenbarend. Tröstlich. Symbolhaft.


Sonntag, 17. August 2014

Freitag, 15. August 2014

[Rezension] Taking the Lead (Derek Hough)

Derek Hough: Taking the Lead — Lessons from a Life in Motion 

Ich freue mich auf viele Bücher. Doch auf dieses habe ich mich zugegebenermaßen noch ein Quäntchen mehr gefreut. Weshalb? Weil ich über alle Maßen gespannt war, was Derek Hough, der ein im wahrsten Sinne des Wortes bewegtes Leben führt, zu erzählen hat.
Knapp 190 Seiten später kann ich feststellen, dass es sich hierbei in der Tat um ein Buch handelt, das mich noch lange begleiten wird. Denn es ist, über die persönlichen Anekdoten hinaus, randvoll an cleverer, inspirierender Neugier aufs Leben. Ich bin und bleibe begeistert!


~ Rezension ~

Wenn Motivation den Takt angibt.

Als viertes und sehr quirliges von fünf Kindern verbrachte Derek Hough in Utah die ersten zehn Jahre seines Lebens. Bewegungsdrang und Waghalsigkeit bestimmten nicht selten seine Unternehmungen und es dauerte nicht lang, bis er seine Schwestern ins Tanzstudio begleitete. (Dass er dort in Gesellschaft von vielen anderen Mädchen war, kam ihm nur allzu entgegen. Natürlich.) Schnell wurden Dereks Tanztalent entdeckt und seine Qualitäten als Entertainer gefördert. Doch dass hinter jener lustigen Fassade ein kleiner Junge ein tiefes Trauma zu verarbeiten hatte, über das er mit seinen Eltern erst Jahrzehnte später sprechen konnte, ahnte niemand. Als Derek als Elfjähriger die Chance auf eine Tanzausbildung in England bekam, zögerte er keine Minute. Nur seine Eltern mussten überzeugt werden, ihren Sohn ziehen zu lassen. Aus drei Monaten Austauschschülersein wurden nahezu zehn Jahre. Und aus dem aufgedrehten, disziplinierten, aber von schmerzhaftem  Mobbing verfolgten Jungen wurde einer der vielseitigsten Tänzer und Choreographen der Gegenwart, der 2013 mit einem Emmy in der Kategorie "Outstanding Choreography" ausgezeichnet wurde.

Kaum ein Titel könnte die Choreographie und Philosophie, nach der Derek Hough tanzt und lebt, bildlicher auf den Punkt bringen als Taking the Lead — Lessons from a Life in Motion. Zufriedenheit resultiert aus Selbstreflektion, so die Grundessenz des Buchs, das voller Botschaft und Unterhaltung steckt.

Derek Hough erzählt, und es fühlt sich an, als würde er die Leser dabei an die Hand nehmen, auf die Tanzfläche (des Lebens) führen und mit ihnen nicht nur seine Passion zum Tanzen teilen, sondern ihnen ein aufrichtiges Stück Lebensfreude schenken.

Wer den Tänzer und Choreographen aus dem TV-Format Dancing With The Stars kennt, wird rasch erkennen, dass sich seine positive und herzliche Präsenz nicht allein auf sein Wirken vor der Kamera beschränkt. Wem Derek Hough bisher noch über den Weg getanzt ist, wird durch dieses Buch nicht weniger zu begeistern sein können.

Es sind nicht nur die Episoden, die Derek Hough betrachtet. Es ist vielmehr die Art, mit der er diese zu erzählen weiß. Ehrlich, selbstkritisch und mit der für ihn bezeichnenden Portion Esprit und Bescheidenheit reflektiert er sich, sein Leben und die Lektionen, die er daraus gezogen hat. Damit avancieren seine persönlichen Erfahrungen und Erkenntnisse von einem coolen Soloauftritt zu einer lebhaften Gruppenperformance. Eine ansteckende Dynamik, die ich als exemplarisch empfinde.

Der Autor lässt seine Rebellion als Scheidungskind, sein einstiges, anstrengendes Streben nach Perfektion sowie all die erlebte Ernüchterung dabei ebenso Revue passieren wie die Erfülltheit und das Glück, die ihm Adrenalinrausch und die Suche nach stets neuen Herausforderungen bringen.

Dass es Derek Hough längst nicht mehr darum geht, seine Schwächen zu kaschieren, verleiht sowohl ihm als Person als auch diesem Buch viel Sympathisches. Es entsteht das Gefühl, als würden Autor und Leser gemeinsam lernen, das Leben voller Zuversicht zu sehen. 

Neben den eigenen Blicken zurück und nach vorn sowie den Leading Lessons, welche kapitelweise Ansporn und Mut geben, kommen ebenfalls eine Reihe Weggefährten des Tänzers zu Wort. Darunter seine Schwester Julianne, seine "zweiten Eltern" und Tanzpartnerinnen wie Amy Purdy, Nicole Scherzinger und Jennifer Grey. Die Wertschätzung eines Mannes, dessen Disziplin, Talent und Bodenständigkeit beispielhaft sind, werden deutlich und klingen dabei keinesfalls wie flache Loblieder, sondern unterstreichen die Menschlichkeit eines Freundes.

Insgesamt ein Buch, dessen Stärke darin liegt, dass jedes einzelne Kapitel gefüllt ist mit Passion und Lebensfreude, Nahbarkeit und Demut. Ein Wegbegleiter, der sprichwörtlich animiert, sich an Pirouetten und Flickflacks heranzuwagen. Das, was Derek Hough als eine der größten Gaben nachgesagt wird, stellt er unter Beweis: Er berührt Menschen.

FZIT: Begeisternd. Ermutigend. Charmant.


Mittwoch, 13. August 2014

[Rezension] Schlachtfeld Elternabend (B. Schuler, A. Koeseling u.a.)

Bettina Schuler und Anja Koeseling (Hrsg.): Schlachtfeld Elternabend 

Ein Buch, voller explosiver Tatsachenberichte, die mit einem guten Schuss Humor abgeschmeckt worden sind. Die ideale Nervennahrung für Schulangehörige ersten, zweiten und auch dritten Grades. Treffender ließen sich Erinnerungen an die abendlichen Marathonsitzungen, die als Elternabend getarnt werden, kaum teilen. Ja, ich sehe die Betroffenen aller Lager lebhaft vor mir ...

Ein Dankeschön an den Verlag für die Zusendung eines Leseexemplars!


~ Rezension ~

Ein Handbuch für Elternabendnahkampferprobte und für jeden, der es werden möchte

Mindestens alle halbe Jahre dürfen Eltern und Lehrer beweisen, wie stählern ihre Nerven tatsächlich sind, denn dann heißt es: "Willkommen zum Elternabend der Klasse ihres Kindes!" Ein Satz, der einem Startschuss gleichkommt: Helikoptermütter umzingeln den Lehrer, Väter fordern mehr Disziplin und der Lehrer wünscht sich, überhaupt einmal zu Wort zu kommen. Oder umgekehrt: Mütter und Väter sitzen mit hängenden Schultern und schläfrigem Blick auf den viel zu kleinen Stühlen, während das Lehrpersonal gebetsmühlenartig eine Liste von  A wie Arbeitsverhalten wie bis Z wie Zensurenspiegel daherpredigt. Wie auch immer ein solch denkwürdiger Abend geplant ist, der ungewisse Ausgang liegt von ursprünglichen Marschrouten meist meilenweit entfernt und fordert die letzten Kraftreserven und Bio-Keksvorräte aller mehr oder minder freiwillig in die Schlacht Gezogenen.

In Schlachtfeld Elternabend haben Bettina Schuler, Anja Koeseling, Heike Abidi und andere Autoren eine unterhaltsame und nicht minder Rat gebende Sammlung an bunten und eigens erlebten Elternabend-Geschichten zusammengetragen. Reichhaltig gefüllt wie die Pausenbrotbox der lieben Kleinen.

Die von den Autoren zusammengestellten Anekdoten schildern auf herrlich erfrischende und zugleich emotional vollkommen involvierte Weise Erlebnisse zahlreicher Elternabende. Dank einer angenehmen Kurzweiligkeit und anschaulicher Ausführungen wird der Leser mit sämtlichen (un)erwarteten Kompetenzen der Duellanten — Eltern und Lehrer — bekannt gemacht. Raum für Identifikationspotential mit den Leidensgenossen wird hierbei ebenso gegeben wie die Möglichkeit, der gegnerischen Partei in die Karten zu schauen.

Was dieses Buch zu einem angenehmen Wegbegleiter macht, ist die zweigeteilt dargestellte Perspektivenfülle. Denn sowohl Eltern als auch Lehrern wird eine Stimme gegeben.
In diesem Zusammenhang werden die unterschiedlichsten Eltern- und Lehrertypen genauer unter die Lupe genommen sowie bewährte Taktiken preisgegeben, um einen solchen Elternabend möglichst unbeschadet zu überstehen.

In Anlehnung an den Buchtitel sind die Kapitel den Etappen einer "echten Schlacht" nachempfunden. Dies beginnt mit der Vorstellung der "Helden und Schurken" schließt die "Wahl der Waffen" ein und endet schließlich mit dem hart erarbeiteten "Waffenstillstand".

Die zahlreichen Episoden, welche die Autoren präsentieren, haben einen köstlichen Unterhaltungswert. Besonders gefällt mir das geschaffene Wir-Gefühl, das herausgestellt wird. Niemandem dürfte das Phänomen "Elternabend" vollkommen fremd sein. Doch diesem Buch gelingt es, dass wir alle noch ein wenig enger auf den eingesessenen Schulbänken zusammenrutschen.
Das hübsche Augenzwinkern zwischen den Zeilen ist klar vorhanden. Nichtsdestotrotz steckt eine appetitliche Portion Wahrheit und Erfahrungswert in den gut 300 Seiten. Eine Mischung, die Eltern, Lehrern und auch Schülern schmecken dürfte.

Ein Buch, das nicht nur als unterhaltsamer Berater für lange Abende im Schulhaus fungiert, sondern sich zwischen den Zeilen garantiert wiederfinden lässt.

FZIT: Amüsant. Reflektierend. Wegweisend.


Montag, 11. August 2014

[Buchpost] 2 x Sommerlektüre bitte!

Sehr überraschend zog ich kürzlich ein Päckchen mit dem Absender Eden Books aus dem Briefkasten, das wenig später diesen amüsant gestalteten Inhalt offenbaren sollte:  Schlachtfeld Elternabend. Eine von Bettina Schuler und Anja Koeseling herausgegebene Sammlung skurriler, prägender und einfach nur unfassbarer Geschichten von Eltern, deren Kinder in Deutschland ihrer Schulpflicht nachkommen, und von Lehrern, die versuchen den Nahkampf mit ebenjenen Eltern zu überleben. Unter anderem hat übrigens auch Heike Abidi an diesem Buch mitgewirkt. 
Ich ahne, das gepflegte Chaos wartet ...

Des Weiteren habe ich doch tatsächlich im Rahmen der ersten Blogtour des Magellan Verlags eines der verlosten Exemplare von Katrin Zipses Glücksdrachenzeit gewonnen. Ich bin darüber mehr als begeistert! Danke schön, Magellan und all den beteiligten Bloggern! 
Ich habe von diesem Buch bisher einzig Loblieder vernommen und die Geschichte rund um den verrückten Roadtrip des Teenagers Nellie klingt gänzlich nach meinem Geschmack. 
Dann heißt's also bald: Daumen hoch und losgetrampt!


Sonntag, 10. August 2014

Freitag, 8. August 2014

[Neu im Regal] Vom Perpetuum mobile in Tanzschuhen ...

Vor gar nicht allzu langer Zeit ging in Buchbloggerkreisen die Frage um, ob und inwiefern man selbst Neuerscheinungen nicht nur zeitnah nach dem Erscheinungstermin liest, sondern gar das eine oder andere Buch vorbestellt?

Bei aller Buchliebe gerade Letzterem komme ich äußerst selten (!) nach. So geduldig bin ich ... meist. Doch, ich gestehe, in diesem einen sehr speziellen Fall musste ich es machen. Ich konnte nicht anders.

Dieser sehr spezielle Fall trägt den Titel Taking the Lead — Lessons from a Life in Motion von Derek Hough.

Allein Autor und Titel sind für mich Grund genug, dieses Buch un-be-dingt lesen zu wollen!

Denn ich bin seit geraumer Zeit wirklich Fan von der außergewöhnlichen Persönlichkeit und der Arbeit und Lebenseinstellung Derek Houghs. Doch beinahe noch mehr als das Was mag ich das Wie hinter alledem. Ein Künstler, der exzellent ist, in dem was er macht, und ein erfrischender Sympathieträger, der seinen Sport — das Tanzen — um so vieles bereichert und wie ganz selbstverständlich die eigene Freude und Passion teilt. Darüber hinaus beeindrucken (mich) seine Bescheidenheit, Dankbarkeit und übers Tanzen hinaus gehende Talentvielfalt. Sollte ein Perpetuum mobile bei Gelegenheit mal personifiziert werden müssen, Derek Hough wäre eine Idealbesetzung.

Unter uns: Also eines der Bücher, deren Erscheinungstermin so in etwa mit Weihnachten auf einer Stufe steht, wenn ihr versteht, was ich meine. Denn, ich glaube, der Mann, der als 12-Jähriger allein mit seiner Schwester aus den USA nach Großbritannien ging und seinen Weg vom schüchternen Außenseiter zu einem der besten und beliebtesten Choreographen getanzt hat, hat viele spannende Geschichten zu erzählen ...


Mittwoch, 6. August 2014

[Rezension] Angstruf (Elke Rouger u.a.)

Elke Rouger (Hrsg.): Angstruf 

Die erste Assoziation die ich beim Lesen dieses Buchs hatte, war: "ein bisschen wie X-Faktor: Das Unfassbare". Ich weiß nicht, wer von euch dieses TV-Format (noch) kennt? Aber, ja, in etwa an jene undurchsichtigen, mitunter absurden Geschichten fühlte ich mich erinnert.
Mit all den Kriminalfällen des Buchs im Hinterkopf stellt sich allmählich tatsächlich die Frage: "Wie ratsam ist es, ein gefundenes Handy überhaupt anzufassen?" ... Aber malen wir den Teufel jetzt nicht an die Wand ... Wenn nun doch? ... Ach was, wird schon nicht ... Oder doch?

Ein Dankeschön auch an Elke Rouger, die Herausgeberin des Buchs, die mich auf dieses Projekt einer engagierten Autorengurppe aufmerksam gemacht hat!

Buchcover: Elke Rouger


~ Rezension ~

Eine Anruf, eine SMS und alles ändert sich ...

Ob ein harmloses Handy, das verlassen auf dem Tresen der Bar liegt; ob ein schrilles Klingeln, das die nächtliche Stille zerreißt; ob eine unerwartete Textnachricht, die Schauderhaftes offenbart — das unsichtbare Grauen erreicht seinen unfreiwilligen, aber von Neugier oder Hilfsbereitschaft getriebenen Empfänger und konfrontiert diesen mit krimineller Energie, die wie eine Eisdusche über ihn hereinbricht. Plötzlich wird Alltägliches zum Horror, raubt Schlaf, Verstand und — piep piep — Leben.

Angstruf ist eine Sammlung an Krimi- und Thrillerkurzgeschichten, die falsche Fährten ebenso legt wie die sich immer enger ziehende Schlinge. Eine Köder auslegende Kollaboration von Elke Rouger und einem Team an Autoren, bestehend aus Thomas Sillmann, Heike Judy, Mareike Holm, René Jansen sowie Catrin Knußmann.

Mit ihrer Reihe an Kurzgeschichten liefern die Autoren dieses Werks reichlich (möglicherweise halsbrechenden) Aufhänger, welche das Dunkle, das Mysteriöse und das Tödliche gekonnt in Szene setzt.
Dem Genre entsprechend entfallen große Verschnörkelungen. Vielmehr lassen sich Dynamik, Absurdität und Spannungsbogen auf den ersten Blick und ganz ohne den Einsatz von Luminol erkennen.

Dreh- und Angelpunkt der Geschichten ist jeweils das Handy sowie menschliche Schwächen wie Neugierde, schlechtes Gewissen oder Gutgläubigkeit.
Als Rahmen wird sich zumeist gängigen Klassikern wie der Halloweennacht oder dem verlassenen Park bei Nacht bedient. Allerdings dauert es nicht lang und der jeweilige Autor trumpft durch ganz eigene makabere, clever inszenierte oder gar perfide Handlungsverläufe auf. Der hierbei an den Tag gelegte Einfallsreichtum hat mich teilweise sehr beeindruckt und dabei nicht weniger erschüttert. Insbesondere "Gefangen" empfand ich als markant und emotional aufwühlend. Eine Geschichte, die mich sehr schlucken ließ.

Den Autoren gelingt es, mit ihren Kriminalfällen und Schauerszenarien die Spürnase im Leser zu wecken. Manches Mal wird eine Ahnung auf Motiv und Täter geweckt, der eine Klärung folgt. Manches Mal bleibt der arglose Lese ohne die angestrebte Bestätigung. Während Ersteres über Moral, Gerechtigkeit und (Selbst-) Justiz nachdenken lässt, kurbelt Letzteres die Fantasie des Lesers an.

Stilistisch werden die Geschichten von überschaubaren Strukturen geprägt, die jeder Autor für sich zu nutzen weiß. Das Verhältnis zwischen schlicht gehaltenem Schreibstil und brisanter Handlung ergänzt sich dabei vorteilig.
Wahrlich gut gewählt finde ich im Übrigen auch den Titel des Buchs sowie dessen Illustration auf dem Cover: Ein Anruf plus unterschwellige oder gar allzu offensichtliche Angst und schon ist der verzweifelte Angstruf perfekt.

Im Draufblick ein eBook, das durch seinen Pool an Einfallsreichtum und der Fähigkeit der Autoren, diesen auf den Punkt hin auszuschöpfen, anspricht. Hinzu kommt der äußerst löbliche Gedanke eines Gemeinschaftsprojekts, welches sein Genre bereichern soll.

FZIT: Schlagkräftig. Dubios. Überlegt.


Montag, 4. August 2014

[Schreibzeugkiste] Der Krabbelgruppe entwachsen?!

Sieh sich das einer an, mit einem kleinen Blick auf den Kalender offenbart sich Folgendes: 2 Jahre Creativity First sind (so gut wie) um. Donnerwetter. Das heißt, es liegen bereits hunderte Tage und Beiräge sowie zahlreiche Ideen gebloggter Lese- und Schreibfreude hinter mir und euch. 

Ich könnte nun mit ein paar Statistiken aufwarten. (Ich mag Statistiken im Allgemeinen überaus. Aber möchte sie an dieser Stelle doch lieber außen vorlassen, da ich das Zwischenmenschliche, um das es mir geht, nicht in eine Reihe Zahlen oder eine nett anzuschauende Graphik packen möchte.)
Ich könnte jetzt vieles Großartiges anmerken. Ihr wisst schon, in etwa so, wie in den Danksagungen bei Preisverleihungen. Doch vermutlich würde es mir dann ähnlich ergehen wie den Rednern dort. Zeit und Raum sind zu knapp gesteckt für langatmige Ausführungen. Ich würde einen Großteil der herzlichen Menschen, die mir stets zur Blogger-Seite stehen, aus Versehen glatt unerwähnt lassen. Und spätestens nach dem fünften "Danke. Hey, das ist toll" würde deutlich, wie es wirklich um meinen Wortschatz steht.

Aus diesem Grund möchte ich ein einziges großes DANKESCHÖN an euch alle — Teil- oder Vollzeitleser und Abonnenten, Blog-Kollegen und Freunde, Fürsprecher und Motivationscoaches, Autoren und Verlage — richten! Wenn ihr euch zu mindestens einer dieser Kategorie zugehörig fühlt, seid genau ihr gemeint. Mich als kleinen Krümel der Bloggersphäre in eurem Kreise zu wissen, ist etwas sehr Schönes.


Als kleines mit Zuckerguss verziertes Häppchen zum Anlass des Posts habe ich dann noch das hier für euch: 

"My great kiwi adventure has begun on the 1st April when I flew from Berlin (Germany) with several stopovers to Auckland (New Zealand).
After almost 30 hours on a plane the feeling after my arrival in the ‘City of Sails’ was pretty special. And even my missing suitcase couldn’t really stop my happiness." [...]

Ihr wisst nicht, was das ist. Nun, das sind meine ersten öffentlich geteilten Zeilen als Blogger. Verfasst anno 2009. In Neuseeland. Weshalb ich ausgerechnet diese jetzt herausgekramt habe? 

Ziemlich einfach. 

Meine Zeit und Erlebnisse in Neuseeland haben mich geprägt und vieles bewirkt. Unter anderem haben sie mich zu einem Reiseblogger gemacht. Erstmalig habe ich "meine Geschichten" und Erlebnisse mit sprichwörtlich aller Welt geteilt ... und Resonanz darauf bekommen. Seit damals schon darf ich erfahren, wie viel Gemeinschaftssinn das Bloggen bringen kann. Einfach wunderbar.
Zum anderen fielen mir in jener Zeit reichlich Bücher in die Hände und es kam erstmals der Gedanke auf, ebenfalls über diese Passion zu bloggen. Zugegeben, ich ließ diesen Ansatz dann noch für ein geraumes Weilchen ruhen. Bis zum 5. August 2012. Seither heißt's nun eben auch Creativity First. Eine andere Reise, die in vielerlei Hinsicht mächtig allumfassend, bereichernd und facettenreich ist.


Sonntag, 3. August 2014

[Sonntagsbrunch] Am 03. August 2014


Sonntagsspaziergang dem Namen gebührend.


~ eingefangen im Sonnenschein (Deutschland) ~


Freitag, 1. August 2014

[Rezension] Darling River (Sara Stridsberg)

Sara Stridsberg: Darling River

Ein Roman, der das beinhaltet, was das genaue Gegenteil von leichter Kost ist. Eine Werk, das darüber nachdenken lässt, inwiefern eine (nicht) vorhandene oder die möglicherweise auf Abwege geratene Eltern-Kind-Beziehung prägt — positiv oder eben negativ. Vorgezeichnete Pfade zu gehen und Erwartungen zu erfüllen, kann im gleichen Maße zerbrechen, wie der Versuch einem Hamsterrad, das einengt, zu entfliehen.
Eine äußerst hintergründige Geschichte, deren Fortlauf polarisiert.


~ Rezension ~

Lo ist anders. Bereits als Kind war sie das. Damals verbrachte sie viele Nächte auf langen Autofahrten mit ihrem Vater, dem sie gefallen wollte. Später waren es unzählige Liebhaber, mit denen die junge Lolita sich ihre Zeit vertrieb. Doch das wonach sie sich sehnte, aufrichtige Nähe und Geborgenheit, blieb ihr verwährt. Als erwachsene Frau möchte Lo nun ihren eigenen Weg einschlagen, doch dieser ist nicht weniger schmerzvoll. Erneut gerät sie an eine emotionale Klippe. Wird sie dieses Mal mutig genug sein, sich fallen zu lassen, oder wird die Vergangenheit wieder zur Gegenwart und damit irgendwie auch zur Zukunft?

Mit Darling River erschuf die schwedische Autorin Sara Stridsberg ein Werk, das neben einer kontroversen Figur der Literaturgeschichte auch eine gefühlsschwere Bandbreite samt der bedrückendsten Abgründe der menschlichen Seele aufleben lässt.

Die glasklare, wenig von Verzierungen ausgeschmückte und dennoch filigran akzentuierte, bildhafte Erzählung umfasst die unterschiedlichen Perspektiven auf das von Unheil gekennzeichnete Leben einer polarisierenden Protagonistin. 
Der gewählte Schreib- und Sprachstil spiegelt dabei sowohl eine vom Leben erschütterte Grundstimmung als auch eine schmerzende Ernüchterung wider. Die melancholische Atmosphäre zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch und ist das wohl markanteste Stilmittel. Obgleich jene düstere Tristesse keine schöne Empfindung ist, so finde ich die Konsequenz, in der sie herausgestellt wurde, beeindruckend.

Zahlreiche direkte und indirekte Gewissensfragenen Hinblick auf die Wertigkeit des eigenen Lebens sind essentieller Bestandteil dieses Buchs. Durch das Verhalten und die Persönlichkeitsentwicklung Los werden diese exemplarisch transportiert und bieten Raum für Diskussion.

Beim Erleben dieses sehr speziellen Schicksals muss sich der Leser darauf einstellen, mit einem wiederkehrenden Wechsel aus Emotionen und Blickwinkeln konfrontiert zu werden. Ein Aspekt, der gegebenenfalls für Irritation sorgt, jedoch die innere Zerrissenheit, Empfindsamkeit und Unerfülltheit der Hauptfigur kaum besser reflektieren könnte.

Ein Roman, der zeigt, wie nah Selbstverwirklichung und Selbstzerstörung, Nähe und Zurückweisung, Zuneigung und Gewalttätigkeit beieinander liegen. Eine tragische und ebenso notwendige Erkenntnis, die Wunden reißt, widerstreben lässt und zum Ergreifen von Initiative aufruft. 

Abgesehen davon, dass die Geschichte die Tragik eines Einzelschicksals ausgestaltet, die nicht es zu verdauen gilt, liegt wohl die größte Stärke darin, zum Nachdenken anzuregen. Und dazu: dankbar zu sein. Dankbar für ein selbstbestimmtes, freigeistiges Leben.

FZIT: Brutal. Schlicht. Tragisch.