"Wer bereits als Kind die Welt zwischen den Zeilen für sich entdeckt, geht auch später gern als Abenteurer durchs Leben." {Creativity First}

Freitag, 15. August 2014

[Rezension] Taking the Lead (Derek Hough)

Derek Hough: Taking the Lead — Lessons from a Life in Motion 

Ich freue mich auf viele Bücher. Doch auf dieses habe ich mich zugegebenermaßen noch ein Quäntchen mehr gefreut. Weshalb? Weil ich über alle Maßen gespannt war, was Derek Hough, der ein im wahrsten Sinne des Wortes bewegtes Leben führt, zu erzählen hat.
Knapp 190 Seiten später kann ich feststellen, dass es sich hierbei in der Tat um ein Buch handelt, das mich noch lange begleiten wird. Denn es ist, über die persönlichen Anekdoten hinaus, randvoll an cleverer, inspirierender Neugier aufs Leben. Ich bin und bleibe begeistert!


~ Rezension ~

Wenn Motivation den Takt angibt.

Als viertes und sehr quirliges von fünf Kindern verbrachte Derek Hough in Utah die ersten zehn Jahre seines Lebens. Bewegungsdrang und Waghalsigkeit bestimmten nicht selten seine Unternehmungen und es dauerte nicht lang, bis er seine Schwestern ins Tanzstudio begleitete. (Dass er dort in Gesellschaft von vielen anderen Mädchen war, kam ihm nur allzu entgegen. Natürlich.) Schnell wurden Dereks Tanztalent entdeckt und seine Qualitäten als Entertainer gefördert. Doch dass hinter jener lustigen Fassade ein kleiner Junge ein tiefes Trauma zu verarbeiten hatte, über das er mit seinen Eltern erst Jahrzehnte später sprechen konnte, ahnte niemand. Als Derek als Elfjähriger die Chance auf eine Tanzausbildung in England bekam, zögerte er keine Minute. Nur seine Eltern mussten überzeugt werden, ihren Sohn ziehen zu lassen. Aus drei Monaten Austauschschülersein wurden nahezu zehn Jahre. Und aus dem aufgedrehten, disziplinierten, aber von schmerzhaftem  Mobbing verfolgten Jungen wurde einer der vielseitigsten Tänzer und Choreographen der Gegenwart, der 2013 mit einem Emmy in der Kategorie "Outstanding Choreography" ausgezeichnet wurde.

Kaum ein Titel könnte die Choreographie und Philosophie, nach der Derek Hough tanzt und lebt, bildlicher auf den Punkt bringen als Taking the Lead — Lessons from a Life in Motion. Zufriedenheit resultiert aus Selbstreflektion, so die Grundessenz des Buchs, das voller Botschaft und Unterhaltung steckt.

Derek Hough erzählt, und es fühlt sich an, als würde er die Leser dabei an die Hand nehmen, auf die Tanzfläche (des Lebens) führen und mit ihnen nicht nur seine Passion zum Tanzen teilen, sondern ihnen ein aufrichtiges Stück Lebensfreude schenken.

Wer den Tänzer und Choreographen aus dem TV-Format Dancing With The Stars kennt, wird rasch erkennen, dass sich seine positive und herzliche Präsenz nicht allein auf sein Wirken vor der Kamera beschränkt. Wem Derek Hough bisher noch über den Weg getanzt ist, wird durch dieses Buch nicht weniger zu begeistern sein können.

Es sind nicht nur die Episoden, die Derek Hough betrachtet. Es ist vielmehr die Art, mit der er diese zu erzählen weiß. Ehrlich, selbstkritisch und mit der für ihn bezeichnenden Portion Esprit und Bescheidenheit reflektiert er sich, sein Leben und die Lektionen, die er daraus gezogen hat. Damit avancieren seine persönlichen Erfahrungen und Erkenntnisse von einem coolen Soloauftritt zu einer lebhaften Gruppenperformance. Eine ansteckende Dynamik, die ich als exemplarisch empfinde.

Der Autor lässt seine Rebellion als Scheidungskind, sein einstiges, anstrengendes Streben nach Perfektion sowie all die erlebte Ernüchterung dabei ebenso Revue passieren wie die Erfülltheit und das Glück, die ihm Adrenalinrausch und die Suche nach stets neuen Herausforderungen bringen.

Dass es Derek Hough längst nicht mehr darum geht, seine Schwächen zu kaschieren, verleiht sowohl ihm als Person als auch diesem Buch viel Sympathisches. Es entsteht das Gefühl, als würden Autor und Leser gemeinsam lernen, das Leben voller Zuversicht zu sehen. 

Neben den eigenen Blicken zurück und nach vorn sowie den Leading Lessons, welche kapitelweise Ansporn und Mut geben, kommen ebenfalls eine Reihe Weggefährten des Tänzers zu Wort. Darunter seine Schwester Julianne, seine "zweiten Eltern" und Tanzpartnerinnen wie Amy Purdy, Nicole Scherzinger und Jennifer Grey. Die Wertschätzung eines Mannes, dessen Disziplin, Talent und Bodenständigkeit beispielhaft sind, werden deutlich und klingen dabei keinesfalls wie flache Loblieder, sondern unterstreichen die Menschlichkeit eines Freundes.

Insgesamt ein Buch, dessen Stärke darin liegt, dass jedes einzelne Kapitel gefüllt ist mit Passion und Lebensfreude, Nahbarkeit und Demut. Ein Wegbegleiter, der sprichwörtlich animiert, sich an Pirouetten und Flickflacks heranzuwagen. Das, was Derek Hough als eine der größten Gaben nachgesagt wird, stellt er unter Beweis: Er berührt Menschen.

FZIT: Begeisternd. Ermutigend. Charmant.