"Wer bereits als Kind die Welt zwischen den Zeilen für sich entdeckt, geht auch später gern als Abenteurer durchs Leben." {Creativity First}

Samstag, 15. Juli 2017

Wenn die Pausenglocke läutet...

Was ohne Ruhepausen geschieht, ist nicht von Dauer. Ovid

Manchmal ist es Zeit für eine Pause. Eine kreative Schaffenspause sozusagen. Von dem, was wir von Herzen gern tun. Einfach, um einmal wieder neue Blickwinkel zu entdecken und Ideen zu kreieren.

Aus diesem Grund habe ich mich alles andere als leichtfertig dazu entschlossen, auch wenn es zugegebenermaßen etwas ziemlich seltsam sein wird, mit dem Bloggen/Rezensieren etwas kürzer zu treten. Das soll nicht heißen, dass ich weniger lesen werde oder aufhöre, meine Begeisterung dafür zu teilen. Ganz und gar nicht! Schließlich gibt es genügend soziale Netzwerke, die wie gemacht dafür sind. (Es ist eben "nur" ein wenig so, als würde die Lieblingsband eine Pause vom gemeinschaftlichen Wirken einlegen, sodass die einzelnen Künstler auf Solopfaden wandeln können...) 

Pause Button on Google Android 7.1

Doch natürlich kann und möchte ich nicht auf den Pause-Knopf drücken, ohne euch allen für die bisher fulminant gefüllte Zeit als Buchblogger DANKE zu sagen. Creativity First hat mir bis zum heutigen Tag unzählige tolle Stunden als Bücherwurm, (Test-)Leser und Rezensent beschert, ungeahnt wundervolle Türen geöffnet und so viele herzliche Bekanntschaften und Freundschaften geschenkt, die unvergessen und gepflegt bleiben. Eine unangefochtene Bereicherung. In diesem Sinne, ihr Lieben: Wir lesen uns!

Great books help you understand, and they help you feel understood. 
— John Green


Sonntag, 7. Mai 2017

[Laut gedacht] Lasst uns gemeinsam "anders" sein!

Every time you say, "I can't do that," "I don't have what it takes," "It's too late," or "I'm not good enough," you're keeping yourself from living your truth. — Derek Hough

Sei du selbst und alles ist gut!


Uns allen sind sie vertraut: Unsicherheiten, Zweifel, Ängste. Und vielen von uns wird es nicht fremd sein, (von Zeit zu Zeit) eine innere Beklemmung oder auch Andersartigkeit zu empfinden. Aber genau in diesem Punkt zeigt sich doch dann auch schon wieder eine Verbundenheit. So werden aus dem vermeintlichen "Anderssein" und dem Unzugehörigkeitsgefühl, ehe wir's uns versehen, Gemeinsamkeiten. Wer hätte das gedacht?

Egal, ob wir uns nun aufgrund sichtbarer oder für jeden Außenstehenden gar nicht zu erkennender "Makel" nicht als Teil eines vorgegebenen Ganzen betrachten, nie sollten wir das Vertrauen in uns und unsere Fähigkeiten verlieren! Denn es geht im Leben nicht darum, in eine Schablone zu passen oder Standards, die andere für uns definieren, zu erfüllen. Vielmehr ist es erstrebenswert, die eigene Authentizität und damit Identität zu finden und zu leben. Wem das gelingt, der hat vieles verstanden und ist weiser als so manch Gelehrter. 

Natürlich werden wir, auch wenn sich das warme Gefühl des Angekommenseins (irgendwann) eingestellt hat, immer wieder einmal hadern oder hinterfragen. Wäre auch schlimm, wenn das nicht mehr der Fall wäre. Der entscheidende Punkt ist aber, dass solche Momenten des inneren Ringens als Sprungbrett, als Chance gesehen werden. 
Nicht selten hilft es, so geht es mir jedenfalls, sich dabei von Lebenswegen inspirieren zu lassen, die einem zeigen, wohin Neugier, Optimismus und das augenscheinliche Anderssein führen können. Bemerkenswertes lässt sich da (für mich) beispielsweise im eigenen Umfeld, in Büchern, auf Blogs und in TEDTalks finden.


Jedes Manko ist ein Feature


Da ich aus diversen Gründen großer Fan des Tanzsports bin, trifft es sich außerdem hervorragend, dass das erfolgreiche TV-Format Strictly Come Dancing mit seinen weltweiten Adaptionen wie Dancing With The Stars oder Let's Dance in jüngerer Geschichte immer wieder die Bühne für Persönlichkeiten bietet, für die das Erlernen von Fersenschritten und Samba Rolls aufgrund so genannter Handicaps eine doppelte Herausforderung ist. Doch jeder Schwäche steht eine Stärke gegenüber, nicht wahr?!
Das Wundervolle an diesen inspirierenden Auftritten ist, dass Tanzpaare wie Amy Purdy (Snowboarderin, Bronzemedaillengewinnerin bei den Paralympischen Spielen 2014) mit Derek HoughKelly Cartwright (Leichtathletin, mehrfache Medaillengewinnerin bei den Paralympischen Spielen 2012) mit Damian Whitewooddas gehörlose Model Nyle DiMarco mit Peta Murgatroyd oder die kleinwüchsige Terra Jolé mit Sasha Farber beweisen, dass wir allein unsere Grenzen abstecken. Ein Bewusstsein, dass, wie ich finde, viel zu oft abhanden kommt.
Ein großartiges Beispiel dafür, dass es auf emotionaler Ebene unbezahlbar ist und dass es uns guttut, allen Widrigkeiten zum Trotz immer Neues zu wagen, ist für mich persönlich auch Leichtathlet Heinrich PopowEr sorgt hierzulande mit seiner Tanzpartnerin Kathrin Menzinger dafür, die Nichtigkeit von Barrieren zu unterstreichen. Sich selbst oder von der Gesellschaft gestellte Hürden sind (r)eine Kopfsache. Zu zeigen, dass diese nicht unüberwindbar sind, ist eine Herzensangelegenheit mit Aussagekraft— wie auch ihr Contemporary.

Obgleich es manchmal einfacher gesagt als getan ist, Bedenken und Strenge zu sich selbst gegen hemmungsloses Ausprobieren auszutauschen, so zählt auf diesem Weg jeder einzelne kleine oder große, gehüpfte oder gestolperte, filigrane oder federnde Schritt. Worauf es ankommt, ist unsere Entschlossenheit, unser Wille, auszubrechen und gegebenenfalls eben anders zu sein. 

Moment!

Aus diesem Blickwinkel betrachtet, heißt es also ganz offensichtlich, dass es nichts anderes als erfüllend, selbstbestimmt und wegweisend — kurzum: cool — ist, in gewisser Weise unangepasst von der "Norm" abzuweichen. In diesem Sinne, Bühne frei!


Amy Purdy & Derek Hough: Contemporary



Nyle DiMarco & Peta Murgatroyd: Samba



Dienstag, 25. April 2017

[Rezension] Alles, was Mädchen wissen sollten, bevor sie 13 werden (Heike Abidi)

Heike Abidi: Alles, was Mädchen wissen sollten, bevor sie 13 werden 

Ein Buch, mit dem Heike Abidi so etwas wie eine quirlig-sympathische Handreichung für die Teenager von morgen, also den ganz bald 13-Jährigen, verfasst hat. 

Temperamentvoll, aber auch mit deutlichen Worten der Selbstbestimmtheit geht die Autorin zu Werke und trifft damit den Zahn der Zeit.


~ Rezension ~

Jetzt also mal Butter bei die Fische!

Henriette hat eine große Leidenschaft: das Bloggen. Doch im Gegensatz zu vielen ihrer Altersgenossinnen gibt Henriette weder Beautytipps noch kommentiert sie die Lebensläufe der gerade angesagten Stars und Sternchen. Nein, der Teenager hat eine andere Mission, die einen klaren wissenschaftlichen Fokus hat. Sie nimmt nämlich das Erwachsenwerden genaustens unter die Lupe. Denn das erachtet sie als weitaus sinnvoller als ihre Meinung zum neusten Modetrend abzugeben, dessen Halbwertzeit ohnehin äußerst mager ausfällt.

In Alles, was Mädchen wissen sollten, bevor sie 13 werden vereint Autorin Heike Abidi auf bewährt unterhaltsame Art die Genres Jugendbuch und Ratgeber. Humor- und verständnisvoll spricht sie dabei nicht nur jungen Mädchen, sondern auch deren Eltern aus der Seele. 

Die Protagonistin und angehende Wissenschaftsjournalistin Henriette gewährt Einblicke in das Alltagsleben von Mädchen, denen sich die Tür des Teenagerseins gerade öffnet. Dass Henriette hierbei auf einen reichen Erfahrungsschatz zurückgreifen kann, versteht sich doch von selbst, oder? Ob lästiger Zoff mit den Geschwistern, Schmetterlinge im Bauch oder gekonntes Ins-Fettnäpfchen-Treten  Heike Abidi verleiht ihrer Hauptfigur eine Stimme, mit der sie reflektiert und aufschlussreich, aber nicht minder fidel aus dem Nähkästchen plaudert.

Einen absoluten Mehrwert erfährt das Buch meiner Meinung nach von dem raffiniert geschlagenen Bogen zwischen Fiktion und Realität. Denn die von Henriette aufgegriffenen Episoden und getroffenen Aussagen schaffen nicht nur Identifikationspotenzial, sondern sind wertvolle Wegweiser fürs reale Leben. Immer wieder streut die Autorin beispielsweise Links zu Internetseiten ein, die Aufklärung- und Informationsplattformen zu Themen wie Mobbing oder Berufsberatung bieten. 


Beschwingt und herrlich bildhaft spricht Heike Abidi ihr Leserpublikum direkt an und kreiert damit eine generationsübergreifende Nähe. Denn zum einen fühlen sich die Teenies absolut verstanden, zum anderen bleiben auch die Eltern nicht außen vor. Im Gegenteil. Gemeinsam wird der Weg der Selbstfindung der nun gar nicht mehr so Kleinen beschritten.

Henriette wird zu einem Charakter mit authentischen "Best Friend Forever"-Facetten. Die Botschaft des Buchs: "Erwachsen wird niemand von heute auf morgen. Es ist ein Prozess, der manchmal ein Hürdenlauf ist; der einen aber ebenso über sich hinauswachsen lässt."

FZIT: Aufschlussreich. Heiter. Dokumentarisch.


Dienstag, 11. April 2017

[Rezension] Zerbrechlich (Jodi Picoult)

Jodi Picoult: Zerbrechlich 

Wie fühlt es sich an, wenn wir glauben, das Richtige zu tun und dafür aber ein Trümmerfeld in Kauf nehmen müssen? Heiligt der Zweck wirklich um jeden Preis die Mittel? Und: Weshalb kann die Medizin einen gebrochenen Knochen heilen, einem gebrochenen Herzen hingegen wird diese Möglichkeit verwährt? All jene schattierten Fragen machen diesen Roman aus. Ein Buch, das mir einmal mehr vor Augen führt, weshalb Jodi Picoults Werke stets unter die Haut gehen.


~ Rezension ~

Wenn das Richtige falsch und das Falsche richtig scheint...

Als Charlotte und Sean O'Keefe ihre kleine Willow nach der Geburt das erste Mal sehen, steht die Welt still. In diesem Augenblick fühlen sie das größte Glück. Und stechendsten Schmerz. Denn ihr sehnlichst gewünschtes Baby wurde mit gebrochenen Knochen geboren. Willow hat Osteogensis imperfecta, die Glasknochenkrankheit. Die kleinste Erschütterung kann sie schwer verletzen. Fortan macht es sich Charlotte zur Lebensaufgabe, ihre Tochter vor allem Unheil dieser Welt zu beschützen. In einem Prozess gegen ihre Gynäkologin —ihre beste Freundin Piper— sieht Charlotte die Möglichkeit, für eine klein wenig Gerechtigkeit. Denn hätte Piper Willows Krankheit eher diagnostiziert, hätte Charlotte eine Wahl gehabt. Doch vor Gericht zu behaupten, ihre Tochter wäre besser nie geboren worden, lässt nicht nur Charlottes Herz brechen...

Jodi Picoults Roman Zerbrechlich kommt einem feinsinnigen Rammbock gleich. Einerseits berührt er zutiefst. Andererseits erschüttert er Grundfeste.

Fulminante Energien, bittere Abgründe und verwurzelte Schicksalshaftigkeit klopfen wie ein Herzschlag zwischen den Zeilen. Was geschieht, wenn eine Mutter und Vater nur das Beste für ihr geliebtes (schwer krankes) Kind wollen? Und vor allem: Was geschieht, wenn dieses "Beste" nicht ein und dieselbe Sache ist? Tränen fließen, Vertrauen wird auf die Probe gestellt und es bricht so viel mehr entzwei als die Knochen eines Mädchens, das einen mit ihrer durchdringenden Intelligenz und Tapferkeit schier beeindruckt.

Einmal mehr hebt Jodi Picoult eine emotional aufwühlende und zugleich kleinteilig recherchierte Kompetenz unter ihre Erzählung. Zum einen gewährt sie einfühlsam und ohne Berührungsangst Einblick die Krankenakte eines von Osteogensis imperfecta Betroffenen. Zum anderen zieht sie den Radius weiter: Was bedeutet diese Krankheit für die gesamte Familie des Erkrankten? Welche Verantwortungen gehen mit der Diagnose einher? Welche Pflichten obliegen dem Gesundheitssystem und der Gesellschaft?

Gänzlich gelungen ist das von Jodi Picoult heraufbeschworene Für und Wider. Sie (ver-)urteilt nicht. Doch sie legt den Finger in die Wunde und öffnet Augen. Während des Lesens konnte ich förmlich spüren, wie mich die Argumentationsketten der verschiedenen Protagonisten grübeln lassen. Ein Gefühl, das Verständnis dafür schafft, dass es im Leben kein einfaches Sein oder Nichtsein gibt. Schon gar nicht, wenn es darum geht, dass Eltern für das Wohl ihrer Kinder kämpfen.

Während die Gerichtsverhandlung im Mittelpunkt des Geschehens steht, gelingt es der Autorin, einen nicht weniger brenzlichen Nebenschauplatz zu kreieren. Denn auch Amelia, Willows Schwester, leidet. Auf ihre eigene, bedrohliche Weise. Amelia fällt die Rolle der Rebellin zu. Im Herzen wünscht sie sich jedoch nichts mehr als das, was ihre Mom für Willow erkämpfen möchte: Unterstützung und Sicherheit. Vor allem auf emotionaler Ebene.

In der Summe entspricht dieser Roman einem Kaleidoskop des Lebens. Manchmal sind wir es, denen wehgetan wird. Manchmal sind wir es, die anderen (unbewusst) wehtun. Manchmal gewinnen wir und verlieren trotzdem. Manchmal verlieren wir —vordergründig; und gewinnen dennoch— hintergründig.

FZIT: Bewegend. Filigran. Gewaltig.


Dienstag, 28. März 2017

[Rezension] Küssen verboten, lieben erlaubt (Sarah Saxx)

Sarah Saxx: Küssen verboten, liebe erlaubt 

Mit ihrem nunmehr fünften in Greenwater Hill spielenden Roman sieht Sarah Saxx eine neue Seite für die Hauptfiguren vor. Denn dieses Mal stehen die Protagonisten sich und ihrem Glück nicht selbst im Weg, sondern werden von äußeren Umständen dazu gezwungen, eine Entscheidung zu treffen. Eine Entwicklung, die den Spannungsbogen und damit den Ausgang der Geschichte maßgeblich lenken könnte...

Liebe Sarah Saxx, ein herzliches Dankeschön dafür, dass du mir abermals eines deiner Werke auf direktem Wege anvertraut hast.

Cover: Sarah Saxx


~ Rezension ~ 

Von unerreichbarer Nähe...

Nach Jahren der Abwesenheit kehrt Phoebe Harris in ihr Heimtstädtchen Greenwater Hill zurück. Das kanadische Vancouver und ihren Exfreund hat sie hinter sich gelassen. Nun möchte sie einfach erst einmal ankommen und dann Schritt für Schritt schauen, wohin ihr neuer Weg sie führt. Aber plötzlich überrollt sie das Leben wie ein Bulldozer: Da ist die eher unheimliche Begegnung mit ihrem ersten Schwarm. Dann versetzt sie das Wiedersehen mit Dean Hunter, seines Zeichens pflichtbewusster Officer, in vollkommene Verzückung und die beiden fühlen sich schnell sehr wohl miteinander. Zu wohl? Denn mit einem Schlag werden Phoebe und Dean zur Zielscheibe völlig absurder Angriffe. Rasch kommt es zu einem Ringen zwischen Angst und Anziehungskraft.

Mit Küssen verboten, lieben erlaubt nimmt Sarah Saxx ihre erwartungsvollen Leser einmal mehr an die Hand und macht sie mit zwei Charakteren bekannt, denen Greenwater Hill ihre ganz eigene Liebesgeschichte zugedacht hat. 

Der hübsch gewählte Titel des Romans lässt ahnen, dass dieses Mal nicht das Finden der Liebe infrage gestellt wird. Denn dass ihre Herzen füreinander schlagen, daraus machen die beiden sich in ansteckend erfrischender Flirtlaune befindenden Protagonisten kein Geheimnis. Vielmehr haben sie damit zu kämpfen, dass es da jemanden zu geben scheint, der mit allen Mitteln verhindern will, dass ihr Glück Zukunft hat. 

Sarah Saxx kreiert eine ansprechende Atmosphäre, die romantische Gesten und das Gefühl, stets vor einem unangenehmen Schatten in Deckung gehen zu müssen, ohne Langatmigkeit miteinander vereint. Doch gerade, weil ich die sympathische Art der Autorin, mit der sie liebenswerte Klischees im beschaulichen Greenwater Hill zum Leben erweckt, sehr schätze, hätten manchen Szenen noch ein klein wenig in die emotionale Tiefe gehen können.

Als überaus gelungen dürften es Fans der Buchreihe empfinden, dass neben Phoebe und Dean auch die während der vorhergehenden Romane in den Vordergrund gestellten Figuren eine nicht unwichtige Rolle spielen. Dadurch wird eine besondere Verbundenheit der Charaktere untereinander, aber auch zwischen Autorin, Protagonisten und Lesern unterstrichen, die ein warmes Gefühl von "nach Hause kommen" schürt. 

Die unterhaltenden Stärken dieser Greenwater Hill Lovestory liegen in einer Melange aus quirliger Koketterie, attraktiver Loyalität und missgünstiger Eifersucht im Verborgenen. Bleibt die Frage: Wessen Atem ist länger?

FZIT: Dynamisch. Charmant. Knirschend.


Dienstag, 14. März 2017

[Rezension] New York Diaries — Sarah (Carrie Price)

Carrie Price: New York Diaries — Sarah 

Was kann ich sagen?

Beim Lesen dieses Romans habe ich mich direkt in eine meine Lieblingsserien versetzt gefühlt, in der sich auch alles rund um die Passion für Musik und deren Tücken dreht. Möchte heißen, Carrie Price gelingt es, ihre Charaktere und deren Entwicklungen mit enormer Plastizität zu versehen, sodass es sich anfühlt, als würde sich das geschrieben Wort bei Umblättern der Seiten in ein Daumenkino aus bewegten Bildern verwandeln. 

Also, was kann ich sagen?

Zugabe. Zugabe!


~ Rezension ~

Welcher ist der (Noten-)Schlüssel, der dein Herz öffnet?

Seit sie in New York angekommen ist, verfolgt Sarah Hawks, deren größte Leidenschaft die Musik ist, nur ein Ziel: Sie möchte ihren Traum, sich als Musikjournalistin zu etablieren, leben. Sie ist stets auf der Suche nach dem ganz besonderen Sound, dessen Hitpotenzial in Hingabe und Aufrichtigkeit zu finden ist. Als sie eines Abends durch einen glücklichen Zufall die Stimme von Will Brown hört, spürt Sarah es sofort: Dieser Mann strahlt auf besonderste Weise, wenn er singt. Doch irgendwie scheint er sich dessen selbst nicht so recht bewusst zu sein. Als Sarah wenig später auf den charismatischen Musikproduzenten Charlie trifft, eröffnet sich ihr die Chance, als Musikscout der Welt Talente wie Will zu präsentieren. Allerdings muss Sarah auch realisieren, dass nicht jeder die Musik fühlt wie sie. Ihr Herz bricht —und das nicht nur aufgrund dieser Erkenntnis.

Mit New York Diaries — Sarah steuert Carrie Price ihren ersten Roman zu einer Buchreihe bei, die mittels Lebendigkeit, Launen und Liebenswürdigkeit zu bestechen weiß. Sarahs Geschichte kommt dabei wie ein Lieblingslied daher, dessen Dauerschleife uns nie langweilig wird.

Die Mischung macht's. Das ist im Leben wie in der Musik so. Da sind die leisen Töne und ehrlichen Worte, die unter die Haut gehen; die frechen Crescendos, die uns gute Laune bescheren; die ziependen Disharmonien, die aus der Reihe tanzen und uns aus dem Tritt bringen. Genau ein solch facettenreiches Arrangement bringt Carrie Price zu Papier, indem sie Sarah, Charlie und Will eine Stimme gibt. Was die drei liebevoll gezeichneten Protagonisten vereint, ist die Musik. Was das Trio sprengt, ist die Musik.

Inmitten des großen New Yorks, in dem auf der einen Seite der Avenue Glanz und Erfolg, auf deren anderen zerschmetterte Träume und gerissenen Gitarrensaiten warten, versuchen die drei Hauptcharaktere zu bestehen. Dabei wollen sie Erwartungen gerecht werden, ihrem Herzen folgen, unter Beweis stellen, dass es sich für das große Ganze zu kämpfen lohnt. Dafür werfen sie —allen voran Sarah— alles in die Waagschale, was sie haben: Leidenschaft, Überzeugung, Leichtsinn. Manchmal ist genau dieser Enthusiasmus unser Anker; manchmal wird er zu Treibsand, in dem wir untergehen.

Ohne aufgesetzt zu wirken, gibt die Autorin mit ihrem Buch gleich mehreren glaubwürdigen Liebesgeschichten eine Bühne. Denn neben den zwischenmenschlichen Beziehungen, die jede auf ihre Art berührt, wären da noch die formidabel herausgestellte Liebe zur Musik und natürlich die durch wundervolle Details zum Leben erweckte Verbundenheit zu New York. Die Absorptionskraft von Carrie Prices Erzählstil, dessen unumstrittener Fan ich bin, ist einmal mehr ein großartiger Hauptact.

Wer diesen Roman liest, wird sich fühlen, als hätte er einen Backstage-Pass für die Welt hinter dem Scheinwerferlicht geschenkt bekommen. Hier lichtet sich der Schleier der Nebelmaschine und es werden Saiten angeschlagen, die echt sind.

FZIT: Ausdrucksvoll. Emotional. Charmant.


Montag, 27. Februar 2017

[Neu im Bücherregal] Leserglück³

Es gibt Bücher, an denen komme ich schlichtweg nicht vorbei. Aus überaus triftigen, aber mitunter durchaus verschiedenen Gründen... 

...mag sein, dass es der kuschelige Gemütlichkeitsfaktor ist, nachdem wir besonders während der Wintermonate Ausschau halten, der mich nicht hat zögern lassen, The Little Book of Hygge von Meik Wiking in mein heimisches Bücherregal zu holen. Die liebevollen Buchbeschreibungen einiger meiner geschätzten Bloggerkollegen taten diesbezüglich ihr Übriges. Ich war also leichte Beute.

...mag sein, dass New York Diaries — Sarah aus der Feder von Carrie Price genau diesen Ich-war-noch-niemals-in-New-York "Blues" aufs Schönste zum Klingen bringt, den ich so liebe, sodass ich unmöglich hätte widerstehen können. Bin ich durchschaubar? Macht in diesem speziellen Fall ganz und gar nichts.

...mag sein, dass Uwe Haucks Depression abzugeben eine jener eloquenten, unverfälschten und vor allem inhaltsreichen Lebensgeschichten ist, die uns die Scheuklappen vor dem Krankheitsbild "Depression" nimmt und ich bereits die Leseprobe beeindruckend fand.

Trotz ihrer großen Unterschiedlichkeit wie Tag und Nacht haben diese drei Werke eines gemeinsam: Ich entwickle ihnen gegenüber einen konsequenten Muss-ich-lesen-Drang. Lange Rede, kurzer Sinn. Ich bin dann mal weg...


Dienstag, 14. Februar 2017

[Rezension] BFG. Big Friendly Giant (Roald Dahl)

Roald Dahl: BFG. Big Friendly Giant (Das Buch zum Kinofilm) 

Wer fantasiereiche Geschichten mit Herz und Wortwitz mag, der darf sich mit gutem Gewissen und ganz gleich in welchem Alter diesem Buch widmen.

Am besten sogar in Familie. 

Mit Kuscheldecke und Karamellpopcorn.

Denn einmal mehr hat Roald Dahl eine Welt geschaffen, in der Realität und Fiktion auf spritzig erzählte Weise untrennbar miteinander verschmelzen.


~ Rezension ~

Das Herz am rechten Fleck

Sophiechen fährt ein gewaltiger Schrecken durch Bein und Mark, als sie eines Nachts von einem Riesen gepackt und ins Riesenland getragen wird. Doch schnell lernt sie, dass GuRie, der gute Riese, seinem Namen alle Ehre macht und eines der gutmütigsten Geschöpfe ist, dessen Bekanntschaft sie jemals gemacht hat. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Menschen wunderbare Träume zu schenken. Ganz anders gestaltet es sich hingegen mit den fiesen Riesen, die sonst so ihr Unwesen im Riesenland treiben. Das sind brutale Menschenfresser, denen das Handwerk gelegt werden muss. Schnell schmieden GuRie und Sophiechen einen Plan, der funktionieren könnte, wenn, ja ,wenn sie die Hilfe einer ganz bestimmten Person bekommen...  

Roald Dahls BFG. Big Friendly Giant ist vermutlich eines der Bücher, von denen bereits Generationen an jungen Lesern in den Bann gezogen worden sind. Es  ist eine Geschichte, welche die ganze Familie gemeinsam in ein (Riesen)Land zwischen den Zeilen abtauchen lässt.

Der von Roald Dahl erzählten Geschichte liegt eine gar nicht allzu verstrickte Idee zugrunde. Was absolut Teil des Zaubers ist. Denn damit schafft der Autor bereits den jüngsten Lesern Zugang zu seinem Werk. Das Wundervolle an dieser Geschichte sind zum einen die charmanten Details wie die originellen Wortschöpfungen des GuRie oder die unerschrockene Entschlossenheit Sophiechens. Zum anderen machen die echten zwischenmenschlichen Werte, für welche die beiden liebenswerten Protagonisten (ein)stehen, das Buch zu einem fortwährend modernen Kinderbuch.

Der Einsatz für Gerechtigkeit, Loyalität und Wagemut prägen nicht nur die Freundschaft zwischen dem cleveren Sophiechen und dem herzensguten GuRie, sondern sind Empfindungen, die uns als Menschen ausmachen. Was mir besonders gut gefällt? Das Buch gibt ohne den Zeigefinger zu erheben, dafür mit reichlich filigraner Fantasie versehen— den Lesern Botschaften mit auf dem Weg, die essentiell sind. Es sind mitunter wirklich selbstverständliche Lehren, die aber viel zu leicht in Vergessenheit geraten: Urteile nicht vorschnell! Schau hinter die Fassade! Verlass dich auf die Stärken deiner Freunde!

Ein Kinderbuch, das Klein und Groß nicht nur anspricht, sondern uns allen auch aus dem Herzen spricht. Die inneren Werte des Abenteuers von Sophiechen und GuRie hinterlassen XXL-Spuren, die bleiben.

FZIT: Fantasievoll. Warmherzig. Bedeutsam. 



P.S.: Wer gar nicht genug vom BFG. bekommen kann, dem sei die Buchverfilmung aus dem Jahr 2016 ans Herz gelegt.




Dienstag, 31. Januar 2017

[Rezension] King of Chicago: Verliebt in einen Millionär (Sarah Saxx)

Sarah Saxx: King of Chicago: Verliebt in einen Millionär 

Einen relativ deutlichen Vorgeschmack auf das, was Sarah Saxx für ihre Leser in diesem Roman bereithält, gibt bereits das Buchcover. Zurückhaltung ist hier fehl am Platz, und zwar in verschiedenster Hinsicht. Da ich nun bekanntlich eher Freund des Subtilen bin, durfte ich gespannt sein...

Danke schön, liebe Sarah Saxx, für das E-Book, mit dem du mich bedacht hast!

Cover: Sarah Saxx


~ Rezension ~

Herzschlag ins Verderben?

Travis King ist jemand, für den Geld die Liebe seines Lebens ist. Von großen Gefühlen hält er nichts, immerhin müsste er sich dann festlegen. Er gehört zu den reichsten Männern Chicagos und weiß um seine Wirkung auf Geschäftspartner, Paparazzi und vor allem auf Frauen. Und genau diesen Ruf kostet er nahezu diabolisch aus. Bis er eines Tages der Immobilienfotografin Ashley Crown begegnet. Ihre geradlinige und wiederum schüchterne Art lässt Travis aufhorchen. Entgegen jeder Gewohnheit und Vernunft wirft er jegliche konsequente Regel über Bord, um hinter Ashleys Schutzwall schauen zu können.

In King of Chicago: Verliebt in einen Millionär hält Sarah Saxx für ihre Leser eine dieser beinahe schon klassischen "junge Frau trifft Millionär"-Turbulenzen bereit, in welchen der Reiz des Unbekannten mit den absehbaren Konsequenzen ringt. 

Die beiden Protagonisten besetzt Sarah Saxx mit überaus stereotypen Rollenbildern, in deren Brust jeweils zwei Herzen schlagen. Eine Ambivalenz, auf welcher der gesamte Spannungsbogen aufgebaut ist. Die skeptische Ashley wird mutiger, was vielleicht auch an der rosaroten Brille liegt, die sie so gern tragen möchte. Der hormongesteuerte Travis zeigt mehr Herz. Doch das macht ihn für mich bedauerlicherweise noch nicht zu einem Gentleman. Was die zwei Charaktere verbindet ist zweifellos ihre körperliche Anziehungskraft zueinander. Diese weiß die Autorin wiederholend ausgiebig in Szene zu setzen. Pillow Talk wird großgeschrieben. 

Während zwischen Ashley und Travis die Funken sprühen, kann ich diesen Schwingungen eher weniger abgewinnen. Das liegt nicht an der Geschichte selbst, sondern vielmehr daran, dass es wirkt, als müssten sich beide zu sehr anstrengen, um in der Welt des jeweils anderen Fuß zu fassen. Ein Kraftaufwand, der sich für mich nicht wie ein selbstverständliches Aufeinanderzugehen anfühlt. Wiederum sind es unbestreitbar gerade diese Ecken und Kanten, von denen das Buch bis zum letzten Kapitel lebt. 

Ein Roman, der zum einen mit seinen Reizen keinesfalls geizt und den Leser in einen Strudel der Leidenschaft entführt; der zum anderen aber auch grundsätzlich nicht allzu weit über die Bettkante hinausgeht.

FZIT: Pikant. Opulent. Impulsiv.


Sonntag, 22. Januar 2017

[Laut gedacht] Sich das Abtauchen gönnen können

Wie heißt es doch so schön? Wer rastet, der rostet. 


Tatsächlich?


Denn gerade in einer Zeit, in der wir verstärkt den Druck spüren, (un)freiwillig einer merklichen Omnipräsenz gerecht werden "zu müssen", kann eine bewusst eingelegte Rast zu einer glänzenden (und ganz und gar rostfreien) Konstanten werden. Obgleich es durchaus wunderbar ist, als Hansdampf in allen Gassen viele verschiedene Eindrücke, Erfahrungen und Erlebnisse zu sammeln, so kann dieses Streben allerdings ebenso dazu führen, dass wir uns —den von unserer Generation geprägten Normen angepasst— doch früher oder später fühlen, als wäre es nicht mehr regelkonform, einmal nicht sofort auf eine Nachricht zu antworten, mehr als sieben Stunden zu schlafen oder einfach den Wolken beim Vorbeiziehen zuzusehen. 

Versteht mich nicht falsch, auch ich möchte die unterhaltsamen Live-Tweets, einen zuverlässigen Infofluss und Freunde, die anrufen, nicht missen. Ganz im Gegenteil. Außerdem würde ich wohl sonst kaum das machen, womit ich mich tagtäglich von früh bis abends beschäftige. Und solange all diese mittlerweile automatisierten Mechanismen ungezwungen ablaufen, bin ich großer Fan. Aber sobald sich eine Art schlechtes Gewissen einklinkt, weil ich mich eben ausgeklinkt habe, sollten die Alarmglocken schrillen.

Keine Maschine (Tim Bendzko, 2016)

Familie und Freunde wissen: Wer mir eine Nachricht per WhatsApp schreibt, muss zuweilen damit rechnen, erst ein, zwei Tage später eine Antwort zu bekommen (Dringlichkeiten ausgenommen). Nicht, weil ich das freundliche Hallo oder die Nachfrage nach meinem Befinden nicht schätzen würde. Und schon gar nicht, weil ich keine Lust zum Zurückschreiben hätte. (Ha! Wenn's nach mir ginge, könnte ich wohl selten genug schreiben.) Sondern einfach aufgrund eines kleinen Prinzips, das ich mir aufrechterhalten möchte. Mag etwas sonderlich sein, aber damit kann ich gut und vor allem ruhig leben. Und darum sollte es doch letztlich gehen, oder? Sich seinen eigenen Hort der Ruhe und Regeneration zu schaffen und zu erhalten. 

Und nebenbei gesagt fände ich es mittlerweile gar nicht mehr so weithergeholt, würde das Sprichwort (zeitgemäßer) heißen: Wer hastet, der rostet. Denn was habe ich davon, als 20-, 30 oder 40-Jähriger von einer Nachrichtenflut, ob nun positiv oder negativ sei einmal dahingestellt, davongespült worden zu sein und ein bisweilen ziemlich überanstrengtes Nervenkostüm zu haben, das mein biologisches Alter in die Höhe schnellen lässt? 

Es lohnt sich demnach immer, ab und an den Flugzeugmodus unserer mobilen Endgeräte zu aktivieren. Auch oder gerade wenn wir nicht über den Wolken die grenzenlose Freiheit genießen. Und zu Letzterer sollte es unbedingt gehören, ausbrechen und sich auch gelegentlich nur Zeit für sich nehmen zu "dürfen".


Dienstag, 10. Januar 2017

[Rezension] New York Diaries — Claire (Ally Taylor)

Ally Taylor: New York Diaries  Claire 

Übersprudelnd und umarmend, kokett und überwältigend. Einfach ein bisschen mehr von allem vereint nicht nur die Stadt, die niemals schläft, sondern eben auch die neue von Knaur veröffentlichte Romanreihe von Ally Taylor und Carrie Price. Vielversprechend! Denn wann immer Geschichten der beiden Autorinnen "in Serie gehen", ist eloquente Popcornunterhaltung garniert mit Herzschmerz ziemlich wahrscheinlich. So auch dieses Mal?

P.S.: Dass NEW YORK nun dank der beiden Bühne des großen Geschehens wird, macht das Entzücken für mich persönlich bereits zu so etwas wie einem Selbstläufer. Die Hälfte der (in NY zugegeben teuren) Miete ist also so gut wie drin...


~ Rezension ~

If you can make it here...

Nachdem Claire Gershwin wieder einmal das Herz gebrochen wurde, kehrt sie mit ins Kellergeschoss gerutschtem Stolz zurück nach New York. Dort findet sie Unterschlupf im Kleiderschrank ihrer besten Freundin June — und das mit Anfang dreißig. Was ist nur aus ihren Visionen geworden? Und als hätte Claire nicht schon genug mit den Scherben ihrer Gegenwart zu kämpfen, treten da auch noch Jamie, Claires erste große Liebe, und Danny, ihr bester Freund aus Kindertagen, unerwartet zurück in ihr Leben. Katastrophe oder Segen? Schließlich gab es triftige Gründe, weshalb seit Jahren Funkstille herrschte. Aber wurden die eigentlich jemals tatsächlich offen angesprochen? 

New York Diaries — Claire aus der Feder von Ally Taylor bildet den Auftakt der New York Diaries. Dies ist eine Romanreihe, die in das prächtige Kaleidoskop aus Alltagswahnsinn, Liebe und der Suche nach dem angekommen Ich in eine Weltstadt entführt.

Vertraut gewandt, bildsprachlich ausgeklügelt und emotional ansprechend wirft Ally Taylor ihre Leser/innen unmittelbar ins Geschehen. Bei diesem handelt es sich um das verworrene und gerade unbeschreiblich aufgewühlte Leben Claires. Die Autorin porträtiert eine junge Frau, die zum einen liebenswert chaotisch und witzig, zum anderen von Emotionen überwältigt daherkommt. Sie möchte endlich einen Haken hinter eine ihrer Meinung nach verkorkste Vergangenheit machen und übersieht dabei allerdings das Wesentliche: Dass sie ohne ebenjene Erfahrungen nicht die mutige, loyale Persönlichkeit geworden wäre, die nie aufgehört hat, ein wenig an den Zauber von Disney zu glauben.

Dass sich Claire nun abermals in einem Netz aus verdrängten Gefühlen, ungeahnten Ängsten und unausgesprochenen Worten zu verheddern droht, gehört einfach zu ihrem Schicksal wie die Freiheitsstatue zu New York. Natürlich sind knisternde und bittersüße Klischees und hyperventilierende Überspitzungen da nicht weit. Hallo? Das sind immerhin maßgebliche Klassiker des von der Autorin geprägten Genres! Meiner Meinung nach wird der Bogen aber nie überspannt. Denn das hohe Maß an packender Emotionalität und innerer Zerrissenheit sorgt dafür, dass die Fiktion in einen Mantel lebensnaher Glaubwürdigkeit und Tiefenwirksamkeit gehüllt wird.

Was mich an diesem Roman zudem besonders begeistert, ist die große Liebe zum Detail, mit der New York den Leser förmlich in den Bann zieht. Die Stadt wird nicht nur als Setting lebhaft in Szene gesetzt, sondern wird mit ihrer Ausstrahlung und Sogkraft zu einer weiteren Protagonistin. Ally Taylor gelingt es, uns den New Yorker "way of life" zu kredenzen wie ein köstliches Stück Apple Pie mit Sahne. Chapeau... und Nachschlag, bitte!

Ein Roman, der es seiner gewählten Kulisse gleich macht und Herzen springen, brechen und heilen lässt. Seine Botschaft? Manchmal sehen wir das Zuhause unseres Seelenheils vor lauter Wolkenkratzern nicht. Das heißt jedoch nicht, dass es nicht da ist.

FZIT: Aufmüpfig. Attraktiv. Aufwühlend.