Hallo liebe Rose Snow,
herzlich willkommen zum heutigen Kreativplausch sage ich! Ebenso wie ein Danke für die sofortige Zusage, mit von der Partie zu sein. Große Freude meinerseits. Das sei festgehalten.
Liebe Kora, wir sagen danke und freuen uns riesig, hier zu sein.
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Rose Snow ist ein durchaus märchenhaft klingendes Pseudonym, das den Einfallsreichtum gleich zweier sich seit der Kindheit kennender Autorinnen miteinander verknüpft. Mich erinnerte der Name von Beginn an ein wenig an die Mischung aus Schneewittchen und Schneeweißchen und Rosenrot. Ist diese (naheliegende) Assoziation zur Welt der Gebrüder Grimm bei der Namenswahl tatsächlich beabsichtigt gewesen oder hattet ihr jene Anlehnung eher überhaupt nicht im Sinn?
Oh doch, die Anlehnung ist durchaus beabsichtigt! Allerdings würden wir uns mit fremden Federn schmücken, wenn wir behaupteten, die Idee stamme von uns. Die Wahrheit ist, dass uns zwei Teilnehmerinnen eines Autoren-Workshops unabhängig voneinander als „Schneeweißchen und Rosenrot“ betitelt haben – was sicherlich dem Umstand geschuldet war, dass Ulli an dem Tag eine weiße Bluse und Carmen ein rotes Oberteil trug. Das passte wie die Faust aufs Auge und wir fanden die Bezeichnung so sympathisch und treffend, dass daraus wenig später unser Pseudonym entstand.
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Apropos Märchen, für welche zwei Märchenfiguren, schließlich seid ihr zu zweit, schlägt Rose Snows Herz besonders – ganz gleich ob dem Volksmärchen oder Disney entspringend?
Als hoffnungslose Romantikerinnen lieben wir beide Cinderella und freuen uns schon wie die kleinen Kinder auf die diesjährige Neuverfilmung von Disney. Passend zum „Schnee“ in unserem Namen haben wir aber auch Eiskönigin Elsa und ihre Schwester Anna in unser Herz geschlossen ... nicht nur weil Elsa ein paar wirklich coole Zaubertricks auf Lager hat, sondern weil sie beide liebenswerte und starke junge Frauen sind – so wie wir uns selbst auch gerne sehen würden.
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Wer die Rose-Snow-Romane kennt, weiß, dass sie sich wie aus einem Guss modelliert lesen. Wie gelingt jene Nahtlosigkeit, obwohl die Geschichte nicht einmal kapitelweise aus der Perspektive verschiedener Charaktere erzählt wird? (Was die Arbeitsaufteilung vermutlich erleichtern würde.) Wie dürfen wir uns das gemeinsame Feilen an einem Buch vorstellen?
Erstmal freut es uns sehr, dass wir die angesprochene Nahtlosigkeit anscheinend gut hinbekommen. Das liegt sicherlich an unserer inneren Einstellung: In den Jahren unserer Zusammenarbeit haben wir gelernt, unsere ... nennen wir es mal „Eitelkeiten“ gegenüber einem von uns geschriebenen Text komplett über Bord zu werfen. In unseren Köpfen gibt es nicht mehr „deinen Teil“ und „meinen Teil“ – alles was wir schreiben wird zu „unserer Geschichte“.
Viele Schriftsteller empfinden es ja so, dass die meiste Arbeit am Schreiben in die Überarbeitung fließt. Und dem können wir durchaus zustimmen. Am Anfang wird gemeinsam geplottet, das macht Spaß, hier werden Ideen geboren und verworfen, Charaktere ersonnen und viele, viele Wendungen in den Handlungsbogen eingebaut. Sobald der Plot steht, gehen wir tiefer in die Szenen, erstellen eine Szenenliste, umreißen grob, was darin vorkommen soll – und dann geht es schon los. Jeder schreibt die Szenen, zu denen er sich am meisten hingezogen fühlt – und hierbei haben wir echt Glück. Wir sind uns schon wegen so mancher Dinge in die Haare gekommen, aber wir haben uns noch nie um eine Szene gestritten. In der Überarbeitungsphase wird dann alles endgültig miteinander „vermanscht“ wie man in Österreich so schön sagt. Spätestens dann können wir selbst kaum noch sagen, welcher Satz vom wem stammt. Was zu dem schönen Ergebnis führt, dass wir ganz am Ende beide die Mami vom selben Kind sind.
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Nachdem Was sich liebt, das rächt sich nicht im Sommer 2014 mit viel Wohlwollen von den Lesern aufgenommen wurde, erschien – ebenfalls im Selbstverlag – nur wenige Monate später Racheengel küsst man nicht. Wer die Protagonisten für diesen zweiten Roman werden würden, entschieden die Leser. Mit wie viel Spannung, Erwartung und Vorahnung habt ihr dem Voting entgegengesehen? Immerhin hat Rose Snow an dieser nicht unbedeutenden Stelle, das Zepter aus der Hand gegeben.
Es war irre spannend. Natürlich war dieser Schritt gründlich überlegt, und wir hätten es nicht gemacht, wenn wir uns nicht sicher gewesen wären, dass wir mit JEDEM Ergebnis leben (und arbeiten) können. Die Geschichte von Maya und Holger bot noch so viel Potential, ebenso wie das weitere Leben jedes unserer Nebendarsteller. Allerdings hatten wir die kleine Hoffnung, mit Gérard und Rachel weitermachen zu dürfen. Und aus irgendeinem verrückten Grund ging es der Mehrheit unserer Leser offenbar ähnlich.
Im dritten Band der Reihe wollen wir nun genau da weiterschreiben, wo wir in Band 2 aufgehört haben - zusätzlich aber auch die Charaktere von Band 1 wieder ins Boot holen. Schon allein darüber nachzudenken erfüllt uns mit einer prickelnden Vorfreude.
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Weil wir schon einmal beim Thema sind: Wie viel bedeutet euch der direkte Austausch mit und Kontakt zu euren Lesern? Gibt es vielleicht sogar so etwas wie einen Rose-Snow-und-ihre-Leser-Moment, der auf ewig ins Autoren-Poesiealbum gehört?
Ja, den gibt es. Oder besser gesagt: Ja, DIE gibt es. Oft merken die Leser ja gar nicht, dass sie uns so einen besonderen Moment geschenkt haben, weil sie nicht sehen können, wie wir mit glänzenden Augen und einem dümmlichen Dauergrinsen vor dem Laptop sitzen. Eine Leserin hat sich mal so unbändig über ihre Teilnahme an unserer Leserunde gefreut, dass wir ihre E-Mail gleich mehrmals hintereinander lesen mussten. Eine andere Leserin (sie ist ein Fan der allerersten Stunde und kannte schon unseren Racheplan-Blog als wir noch nicht mal Rose Snow hießen) nahm gemeinsam mit ihrer Freundin eine 6-stündige Busfahrt quer durch Deutschland auf sich, nur um uns auf der Frankfurter Buchmesse zu treffen. Das sind Momente, die einfach unbezahlbar sind. Und die wir uns nie hätten träumen lassen.
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Das polarisierende Motto, unter dem eure (momentan erschienen) Werke stehen, lautet Rache trifft Liebe. Dies im Hinterkopf habend, was ist die skurrilste Racheengel-Mission, auf die ihr (während der Recherche zu den Büchern) bisher gestoßen seid?
Da fallen uns spontan gleich drei Missionen ein. Die skurrilste davon ist so verrückt, dass sie uns keiner glauben will, wenn wir sie erzählen. Dabei spielt einen Packung Pralinen eine tragende Rolle. Die rachsüchtige Person verkochte die gekaufte Schokolade mit allerlei Widerwärtigkeiten (wie bspw. faulen Eiern, ranzigem Fisch, Schamhaaren und Zehennägeln – um nur einige zu nennen), füllte die Kreation des Grauens in Pralinenförmchen, arrangierte die abgekühlten Pralinen wieder hübsch in der Verpackung, ließ das ganze neu verschweißen und schickte es an die verhasste Person. Wir bezweifeln, dass irgendjemand so eine Behandlung verdient hat, aber Rachel wäre von der kriminellen Kreativität definitiv beeindruckt.
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Herzensangelegenheiten, wenn auch nicht in reinstem Rosarot, sind ganz euer Metier. Wenn nun die Möglichkeit bestünde, Racheengel küsst man nicht mit einem Titellied zu versehen, welches würdet ihr aus welchem Grund wählen?
Hach, wir wissen genau, was Gérard sagen würde, wenn wir ihn das nun fragen würden: Eindeutig Elvis Presley – „Devil in Disguise“. Rachel sieht aus wie ein Engel, bewegt sich wie ein Engel, spricht wie ein Engel – aber wer sie näher kennenlernt, weiß: Sie kann ganz schön teuflisch sein
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Wenn ihr selbst die Chance hättet, in die Rolle eines Buch- oder Filmcharakters zu schlüpfen, welche Figur wäre das?
Puh, das ist eine ganz schön knifflige Frage. Die meisten Charaktere aus Buch und Film haben ja ein ziemlich aufreibendes Leben, das meist von großem Herzschmerz, wendungsreicher Dramatik oder lebensbedrohender Gefahr begleitet wird. Da gefällt uns unser „langweiliges“ Autorenleben bisher eigentlich ganz gut. Zeitreisen in die eigene Vergangenheit wären allerdings sicher cool (wie aus dem Film: „Alles eine Frage der Zeit“), und sei es nur, um endlich mal so schlagfertig zu sein, wie unsere eigenen Charaktere. *g* Und was uns auch richtig gut gefallen würde: die Macht über unsere eigenen Träume zu haben (wie Liv aus „Silber“ von Kerstin Gier).
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Was macht das Schreiben für euch so spannend? Was brachte euch letztlich dazu, nicht mehr nur für euch selbst, sondern als Rose Snow für ein breites öffentliches Publikum Ideen in Romane zu verwandeln?
Wenn wir so nachdenken, haben wir das letzte Mal während des Chemieunterrichts in der Schule „nur für uns“ geschrieben, um der Langeweile zu entgehen. Seit wir erwachsen sind und uns gegenseitig mit der Idee ein Buch zu schreiben infiziert haben, treibt uns der Wunsch an, gelesen zu werden. Einer unserer schönsten Tagträume sieht so aus: Wir sitzen im Park oder im Bus und neben uns liest jemand eines UNSERER Bücher, versunken in einer Welt, die wir erschaffen haben. Andere Menschen mit unseren Gedanken zu erreichen, sie zum Lachen oder zum Weinen zu bringen, dass ist es, was wir wollen und was uns glücklich macht.
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Ihr stammt beide aus Österreich. Wohin und mit welchem originellen Rahmenprogramm versehen würdet ihr am liebsten einmal zu einer Lesung in eure Heimat einladen?
Unseren ersten schriftstellerischen Erfolg durften wir 2010 in München feiern: Damals wurde unsere Kurzgeschichte „Frauenfußball“ (übrigens die Grundlage für unseren ersten Roman) bei der Münchner Menülesung prämiert und von dem Sprecher und Schauspieler Johannes Steck gelesen. Untermalt wurde das ganze mit lateinamerikanischer Musik von der Band „Cesar’s Salad“ - und war insgesamt eine ziemlich coole Angelegenheit. Unsere Traumlesung sollte ebenfalls all das beinhalten, was wir an dem Abend so toll fanden: Gutes Essen, tolle Musik, ein Johannes Steck als Gérard gemeinsam mit uns auf der Bühne. Wenn dann noch Kerstin Gier als Überraschungsgast dazukäme, wäre es perfekt – und dürfte von uns aus gerne an jedem Ort der Welt stattfinden.
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Stellt euch vor, ihr bekämt die Aufgabe, eine Zeitkapsel zu füllen. Welche drei Dinge dürften keinesfalls fehlen, weil ihr euch wünscht, dass sie auch, nachdem Jahrzehnte verstrichen sind, noch immer mehr als eine bloße Erinnerung sind?
Hmmm ... also ganz sicher einpacken würden wir einen USB-Stick mit ganz vielen Fotos und Videos unserer Familien. Und natürlich unser allerallererstes Manuskript (ein noch unveröffentlichter Fantasyroman, in dem sehr viel Herzblut von uns beiden drinsteckt), das uns immer daran erinnern wird, woher wir kommen und wie alles begonnen hat. Als dritten und letzten Teil vielleicht noch einen Brief an uns selbst, in dem wir festhalten, wie wir uns heute fühlen, wofür wir dankbar sind und welche Ziele wir im Leben noch erreichen wollen. Da gibt es noch so viele Träume ... es wäre sicher spannend zu sehen, welche davon in Erfüllung gegangen sind, wohin sie uns geführt haben und welche wir noch als wichtig erachten nach all der langen Zeit.
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Danke schön für das Lüften des einen oder anderen Rose-Snow-Geheimnisses! Es war mir ein Vergnügen. Für all eure kommenden Projekte wünsche ich euch eine große Portion Schaffenskraft und Freude!
Wir wünschen Dir dasselbe, liebe Kora und danken Dir herzlich für die tollen Fragen!
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Ich hoffe, euch hat diese kleine Stippvisite in Rose Snows Kreativeschmiede ebenso viel Spaß gemacht wie mir. Die Liebe zum Wort verbindet. Ich glaube, das wurde einmal mehr deutlich. Was meint ihr?