"Wer bereits als Kind die Welt zwischen den Zeilen für sich entdeckt, geht auch später gern als Abenteurer durchs Leben." {Creativity First}

Dienstag, 30. Dezember 2014

[Jahresrückblick] 2•0•1•4 en bloc

Mit dem vor der Tür stehenden Jahreswechsel wird es schleunigst einmal Zeit, auf mein Buchblogjahr 2014 zurückzusehen, oder? 
Genau das möchte ich an dieser Stelle auch tun, weil ich denke, dass es nie verkehrt sein kann, schöne Erinnerungen noch einmal lebendig werden zu lassen.

Selbstredend, die zurückliegenden 12 Blogmonate hatten so manches in petto für mich, dem ich entweder schon mit eifriger Vorfreude entgegengefiebert hatte oder von dem ich nie gedacht hätte, dass ich Teil solch toller und mich positiv einnehmender Projekte hätte werden können.

Da ich in der komfortablen Lage bin, die Wahl der Qual gehabt zu haben, kann ich natürlich nur einige der Highlights anschneiden. Ansonsten würde es den Rahmen womöglich sprengen und wie säßen nächstes Jahr noch an diesem einen Blogpost ...

Besonders gefreut habe ich mich beispielsweise auf sehr bereichernde und unterhaltsame Weise in die Arbeit der beiden Autorinnen Adriana Popescu (Carrie Price) und Anne Freytag (Ally Taylor und auch Anne Sonntag) involviert zu sein. Zwei quirlige und herzlich-verschrobene Persönlichkeiten, die nicht ohne Grund von ihren Lesern mit Jubel, Trubel, Heiterkeit überall empfangen werden, wo sie aufschlagen. Die Lieblingsgefühle-Blogtour war daher ebenso ein Vergnügen wie das Verfassen der Pressestimmen zu den "Make it count"-Romanen und das leibhaftige Treffen mit den beiden auf der diesjährigen LoveLetter Convention in Berlin.

Apropos Adriana Popescu. Habe ich es als Pressestimme doch tatsächlich auf den Buchrücken ihrer italienischen Version von Lieblingsmomente, Stanotte il cielo ci appartiene, geschafft. Wie krass ist das denn bitte??? Schon ziemlich. Und eine echte Ehre obendrein.

Außerdem durfte ich im Verlaufe des Jahres mehrfach erleben, wie freundschaftlich es zwischen Bloggern, die als Menschen auf gleicher Wellenlänge agieren, zugehen kann. Ob Urlaubspost (im abgestempelten Briefumschlag), Überraschungspäckchen oder beständig enthusiastische Worte der Bestärkung — all das gab's reichlich von verschiedenen Seiten und ich bin mehr als dankbar dafür. Besonders möchte ich stellvertretend als prädikat-wertvoll-verdienende Wegbegleiter Katha, Ellen und Bröselchen anführen. Und auch Hannah über den virtuellen Weg gelaufen zu sein, ist eine stete Freude.
Überhaupt ist es irgendwie erstaunlich (und dann auch irgendwie doch so gar nicht), in welche kleinen und großen Netzwerke, freundschaftliche Verbundenheiten und tolle Begegnungen wir durchs Bloggen hineinwachsen. Autoren und Verlage, gleichgesinnte Bücherwürmer und Blogger, Fans und Follower — ein Miteinander, das Spaß macht. Danke euch allen!

Okay, wie es sich für einen Jahresrückblick auf einem Buchblog gehört, kann ich euch natürlich nicht ins neue Jahr schicken, ohne ein paar meiner absoluten Buchhighlights noch einmal ins rechte Licht zu rücken. Ihr wisst ja, wie das so ist, nicht wahr? Lange Rede, kurzer Sinn, hier nun in loser Reihenfolge einige Buchperlen meines Schmuckkästchens (samt Verlinkung zu den jeweiligen Rezensionen)

Adriana Popescu: Lieblingsgefühle
Mit diesem Roman verbindet mich einiges mehr als das "reine Lesen". Vielmehr repräsentiert er so etwas wie das Ticket zu einer Reise, die in vielerlei Hinsicht über ein Heute-Gelesen-und-morgen-Weiterempfohlen hinauswirkt.

Anne Freytag: Renate Hoffmann
Ein Roman, der zwar nicht "mainstream" sein mag, mich dafür umso mehr begeistert hat. Wenn ich sage, dieses Buch ist wie für mich gemacht, dann stimmt das zu 434%. Eine "Andersartigkeit", die ich liebe.

Derek Hough: Taking The Lead — Lessons From A Life In Motion
Jeder hat so Bücher, die ihn lange Zeit begleiten. Dieses hier hat sich im Nu zu einem meiner ewigen und wohl gehüteten Buchschätze gemausert. Ein inhaltliches Schwergewicht, das mit keiner größeren Persönlichkeit in jedem einzelnen Kapitel daherkommen könnte.

Ellen DeGeneres: Seriously ... I'm Kidding
Humor, Liebe zum Leben und filigrane Skurrilität vom Feinsten. Ein Buch, dessen enormer Unterhaltungswert mehr als lebhaft zwischen den Zeilen herumtollt. Für mich Lektüre exakt nach meinem Geschmack.

Huntley Fitzpatrick: Mein Sommer nebenan
Ein Jugendbuch, dessen gesamtes Erscheinungsbild und Wirkungsgefüge mich nachdrücklich angesprochen hat. Tatsächlich wurde ich als Leser von der vielschichtigen Welt der Figuren förmlich absorbiert.

Rachel Cohn & David Levithan: Dash & Lily's Book of Dares
Eines jener Jugendbücher, dessen Protagonisten mich ab der ersten Seite sofort um den Finger gewickelt haben. Beinahe zu schön, um wahr zu sein, doch schlicht und ergreifend eine Hommage an die Freundschaft.

Shawn Johnson: Winning Balance
Ein Buch voller lebensbejahender Botschaften und reflektierter Episoden aus dem Leben einer Hochleistungssportlerin. Der lebendige Erzählstil sorgte dafür, dass ich das Buch nicht aus den Händen legen konnte und wollte.


Des Weiteren fällt die Verfilmung von John Greens Das Schicksal ist ein mieser Verräter ebenso in meine Highlight-Rubrik. 
Als ich im letzten Jahr den Roman gelesen habe, war ich schon mehr als begeistert und berührt. Die Geschichte jetzt in bewegten Bildern zu erleben, war noch einmal ein ziemlich besonderes und emotional nachdrückliches Erlebnis. Dass die verfilmte Adaption eines Romans ein völlig anderes Medium ist als das Original zwischen zwei Buchdeckeln, dessen bin ich mir immer bewusst. Daher vergleiche ich beides auch nie wirklich bis ins kleinste Detail, weil ich eben weiß, dass die Prioritäten und Möglichkeiten der Umsetzung vollkommen verschieden sind. An diesem Beispiel nun allerdings zu sehen, mit welch formidablen Fingerspitzengefühl der Romanvorlage schauspielerisches Leben eingehaucht worden ist, ist phänomenal. Ein großer Pluspunkt, und der Film rückte schnurstracks in die Gruppe meiner Lieblingsfilme. Jetzt nicht wirklich die Überraschung. 


Ach ja, Musik durfte in diesem Jahr selbstverständlich auch nicht fehlen! Demzufolge bin ich wahrlich dankbar für so manche unvergessen bleibenden Konzertabende, aber auch für all die Künstler, die mich mit ihrer Musik abseits der Bühne zu begeistern wussten. Einige der Lieder, die aus verschiedenen Gründen und dank eines kontinuierlichen Dauerhörens auf meinem "Mixtape 2014" keinesfalls fehlen dürften, sind Folgende:


Unbreakable von Nick Howard


I Want Crazy von Hunter Hayes


Wake Me Up In Nashville von Sam Palladio


Thinking Out Loud von Ed Sheeran


Ohne zurück zu sehen von Tim Bendzko



Und auch das Interagieren auf Twitter sorgte bei mir manches Mal für Staunen. Besonders als ich dort ein paar favorisierte Tweets und Retweets von Persönlichkeiten/Künstlern (Nick Howard, Shawn Johnsons Body Department, Sam Palladio, Michael Kessler, Monique Coleman, Bec Lavelle, Clare Bowen, Amy Purdy, Hannah Trigwell), die in meinem Verständnis durchaus namhaft sind und Inspiration liefern, entdeckte. Hach ja, die unbegrenzten Möglichkeiten der sozialen Medien ...





Ich hoffe, ihr hattet 
(auf allen Ebenen eures Wirken) ein ähnlich grenzenlos bereicherndes Jahr 2014. Literarische Highlights natürlich inklusive. Für welches Buch oder Leseerlebnis seid ihr besonders dankbar? Da gibt es doch bestimmt das eine oder andere zu nennen ...


Hier noch eines meines Lieblingszitate: 

"Every time you say, "I can't do that," "I don't have what it takes," "It's too late," or "I'm not good enough," you're keeping yourself from living your truth." 

— Derek Hough

In diesem Sinne: Lasst euer Jahr nun ganz nach eurem Geschmack ausklingen! Wir lesen uns dann 2015 wieder. Es würde mich riesig freuen, wenn ihr dann noch immer neugierig auf Neues und die (schreibend ausgelebte) Kreativität liebend mit von der Partie wärt. 

Bis dahin: Macht's gut und feiert einen bunten, gesunden und vielversprechenden Jahreswechsel!!!


Dienstag, 23. Dezember 2014

[Rezension] Wir sind doch Schwestern (Anne Gesthuysen)

Anne Gesthuysen: Wir sind doch Schwestern

Für einen absoluten Familienmenschen wie mich ist dieses Werk eine Fundgrube herrlicher Unterhaltung und etwaiger Parallelen. Detailgetreue Recherche, eigene Familienhistorie und eine markige Portion à la "Es hätte sich durchaus genau so ereignen können" drapiert die Autorin zu einem literarischen Dekor, welches das heimische Bücherregal doch gern schmückt.


~ Rezension ~

Drei Leben, die gelebt wurden.

Familienfeste sind stets etwas Besonderes. Doch das Zusammentreffen der Schwestern Gertrud, Paula und Katty, um den 100. Geburtstag Gertruds gebührend zu feiern, bewegt in jeder Hinsicht. Rührende Anekdoten, zischende Zwistigkeiten und herzliche Momente prägen die Erinnerungen der drei Frauen, die so verschieden und sich dabei dennoch sehr ähnlich sind. Die Meilensteine ihres gemeinsamen Lebens lassen sie zu Ehren Gertruds noch einmal Revue passieren, wobei Heimlichkeiten und Schmerz ebenso zum Vorschein kommen wie feinster Humor und großer Optimismus. Inwieweit die Schwestern in der Gegenwart noch immer von den Geistern der Vergangenheit gelenkt werden, sollen sie jetzt erst richtig bemerken.

Die erfüllten Leben ihrer rüstigen Großtanten nahm Anne Gesthuysen zum Vorbild, um mit Wir sind doch Schwestern einen warmherzig charmanten Roman zu schreiben, der die Grundfeste einer Familie samt aller Ecken und Kanten ausleuchtet.

Mithilfe der drei liebenswürdigen, wenngleich von Zeit zu Zeit eigensinnigen Schwestern als Reisebegleitung, lädt die Autorin zu einer Zeitreise ein, die Höhen und Tiefen mit Liebe zum Detail ausstaffiert. Dabei spielen die harschen Kriegsjahre nicht weniger eine Rolle als die Sehnsucht nach Nähe und Geborgenheit oder heftige persönliche Konflikte. Doch neben all dem Schmerz stellt Anne Gesthuysen mit Behändigkeit den flirrenden Humor der drei Damen heraus, was mir besonders zugesagt hat.

Der rotierende Perspektivwechsel sowie die Zeitsprünge zwischen Einst und Jetzt erhalten die Dynamik der Geschichte und erlauben einen hohen Grad an Individualität. Die Nuancen der drei Persönlichkeiten werden dem Leser vor Augen geführt und unterhalten mittels eines ausgewogenen Verhältnis aus Schalkhaftigkeit, Würde und Ernsthaftigkeit.

Die Art und Weise, mit welcher die Autorin die Zugehörigkeit zu einer Familie, deren Zusammenhalt in Freud und Leid sowie die Wertigkeit der Familie als Fels in der Brandung aufzeigt, finde ich durchweg gelungen. Eine Einladung an den Leser, nicht nur mit den drei Schwestern zu lachen, zu lieben und zu leiden, sondern sich darüber hinaus auf die eigenen Wurzeln zu besinnen.

Ein Roman, der die Bande zwischen Schwestern, die zum Teil drei Jahrhunderte miterlebten, fester knüpft. Eine Erzählung, die aufflammende Emotionen und gereifte Lebensweisheit miteinander zu vereinbaren weiß. Eine Geschichte, die dazu anhält, Erinnerungen aufleben zu lassen. 

FZIT: Feinfühlend. Eindringlich. Schwelgend.


Donnerstag, 18. Dezember 2014

[Rezension] Die Achse meiner Welt (Dani Atkins)

Dani Atkins: Die Achse meiner Welt 

Da Dani Atkins' Debütroman auf meiner Lesewunschliste stand, kam es mir mehr als entgegen, dass mir das Buch nun in der Bibliothek über den Weg lief. Sehr gut. Immerhin wollte ich mir liebend gern selbst ein Bild von dem Werk machen, über das die (halbe) Buchbloggerwelt ausführlich zu berichten weiß.
Herausstellen möchte ich an dieser Stelle gerne, ohne den großen Gedanken hinter der Geschichte vorwegzunehmen, dass mich vor allem die Problematik, welche die Handlung sozusagen umklammert und die sich nach dem letzten Kapitel erschließt, hat schlucken lassen.


~ Rezension ~

Alles auf Anfang! Wenn es doch nur so einfach wäre.

Als Rachel achtzehn Jahre alt ist, glaubt sie, dass ihr und ihren Freunden die Welt offen steht. Voller Tatendrang und großer Träume treffen sich die sieben Teenager ein letztes Mal, bevor sie Studium und Reisefieber in alle Himmelsrichtungen verschlagen soll. Doch dann geschieht ein unfassbares Unglück, das Rachels Leben in eine neue, schmerzhafte Zeitrechnung katapultiert. Fünf Jahre später, zur Hochzeit ihrer besten Freundin, beschließt Rachel, sich der Vergangenheit zu stellen. Allerdings ahnt sie nicht, dass diese Zeitreise ihr die gleichermaßen einmalige wie absurde Möglichkeit gibt, eine längst verpasste Chance nicht länger ungenutzt zu lassen.

Die Achse meiner Welt aus der Feder von Dani Atkins fängt eine Welt ein, deren Fragilität genauso groß ist wie die Sehnsucht nach dem einen Moment, von dem man wünschte, ihn ungeschehen machen zu können.

Als großes, mehrdimensionales Plus dieses Romans muss die Idee gelten, die einen Rahmen zeichnet, der voller Verblüffung, Verwirrung und Verzweiflung steckt. Nicht wenige kennen den Wunsch, die Zeit zurückdrehen zu wollen, um eine Entscheidung, eine Reaktion oder einen Fehler ungeschehen zu machen. Ein hypothetisches Szenario, dem sich die Autorin auf interessante, ausgeklügelte Weise widmet. Ebenso wie sie den Preis dafür, dessen Höhe unberechenbar bleibt, beleuchtet und in einem Finale münden lässt, welches nicht ohne ist.

Der Leser kann Protagonistin Rachel auf einer (unergründlichen) Gratwanderung zwischen dem Hier und Jetzt und dem Was-wäre-wenn begleiten. Auf dieser Reise muss Rachel erkennen, dass sich die Dämonen der Vergangenheit auch in ihre Gegenwart schleichen und damit ihre Zukunft gefährden. Die heraufbeschworene Ratlosigkeit und empfundene Beklemmung der Hauptfigur ist förmlich greifbar und springt durchaus auf den Leser über. Als besonders gelungen habe ich es empfunden, dass ich während des Lesens stets darüber gegrübelt habe, was nun tatsächlich dem Sein und was eher dem Schein entspricht. Ein Aspekt, der dem gezogenen Spannungsbogen sehr zuträglich ist.

Die Profile der Figuren und deren Werdegänge entsprechen gängigen Rollenbildern, die nicht zwangsläufig überraschend sind. Dennoch ergänzen sie das zerbrochene und erst wieder zusammenzusetzende Mosaik passabel.

Zur kreierten Atmosphäre kann gesagt werden, dass diese vor allem durch das massive Fragezeichen, das wie ein Damoklesschwert über der einen Wirklichkeit schwebt, charakterisiert wird. Daher steht mehr als eine alleinige zwischenmenschliche Emotionalität im Mittelpunkt. Vielmehr geht es um die großmaßstäbigere Suche nach der besseren Hälfte (des Lebens).

Insgesamt ein Roman, der Herz und Verstand auf besondere Weise anspricht und fordert. Denn nicht alles von dem, was Dani Atkins zu erzählen hat, beruht auf Fiktion. Im Gegenteil. Das Fundament ihrer Geschichte ist realer, als einem lieb ist.

FZIT: Menschlich. Zurückspulend. Erlebend.


Dienstag, 16. Dezember 2014

[Rezension] Key to see® (Mira Mühlenhof)

Mira Mühlenhof: Key to see 

Uns allen ist wohl der Ausspruch "die gleiche Wellenlänge haben" und das dazugehörige Gefühl bekannt. Doch woher rührt ein solches Empfinden? Und welche Ursache hat es, dass wir mit manchen Menschen vielleicht partout nicht jene gemeinsame Ebene finden (können)? 
Mit ihrem Erkenntnissen als Key to see®-Coach im Gepäck nimmt Mira Mühlenhof die Leser ihres Buchs auf eine kleine, aber vielsagende Selbstfindungsreise, die a) bestätigend und/oder b) wegweisend sein kann.
Danke schön dem Verlag für das Angebot und die Bereitsstellung eines Rezensionsexemplars!

Cover: Knaur


~ Rezension ~

Das Schlüssel-Schloss-Prinzip der Menschenkenntnis

Wir sind wir. Aber wer genau ist denn dieses Wir? Gut, die einen streben unermüdlich nach Ansehen und Erfolg, während für andere eher das Bedürfnis nach Geborgenheit im Vordergrund steht. Wiederum andere scheinen flatterhaft, dabei sind sie doch nur auf der Suche nach Raffinesse und Abenteuer. Die Interpretation von Persönlichkeitsmustern liegt stets im Auge des Betrachters. Dennoch, unser individuelles Denken und Handeln basiert auf einem inneren Antrieb, der uns selbst oft gar nicht vollkommen offensichtlich, dafür umso selbstverständlicher ist. Hier kommt nun der "Key to see®" ins Spiel. Denn diese Selbstbeobachtung stellt Weichen, die ein Miteinander in völlig neue Richtungen lenken können.

Ihrem Buch gab Journalistin und Persönlichkeitscoach Mira Mühlenhof den (aufschlussreichen) Titel Key to see®. Gleichzeitig ist dies eine von der Autorin entwickelte Methode, die zu einer tieferen Selbsteinschätzung im Konkreten und optimierten Menschenkenntnis im Allgemeinen führen soll. 

Die Key to see®-Methode ist ein Instrument, dessen Klaviatur die verschiedenen Facetten menschlicher Ecken und Kanten zu entdecken, zu analysieren und zu lenken weiß. Die ehrliche Auseinandersetzung mit den eigenen Stärken und Schwächen kann einerseits befreiend, andererseits beängstigend sein. Doch für Mira Mühlenhof ist jene "Konfrontation" mit der, wie sie es nennt, uns antreibenden Maschine essentieller Bestandteil eines zufriedeneren Lebens. Ebenjenen Prozess der Selbstfindung und Akzeptanz beschreibt sie anschaulich anhand ihres eigenen (nicht immer leichtfüßigen) Werdegangs.

Nicht ungewöhnlich ist, dass manche Formulierungen auf den ersten Blick möglicherweise an Sterndeutung oder esoterische Wundermalerei erinnern. Doch mittels schrittweiser Erörterungen und einem gleichsam breit aufgestellten Bataillon an aus dem Leben gegriffenen Erfahrungswerten, Beispielen und Beobachtungen gelingt es der Autorin, unvermittelt eine glaubwürdige Nähe zum Leser zu schaffen.
Für mich ist die stringente persönliche Note, welche Mira Mühlenhof schonungslos reflektiert in die einzelnen Kapitel einfließen lässt, ein großes Plus des Buchs. Nicht allumfassend, aber oft genug hatte ich das Gefühl, nachvollziehen zu können.

Die Tonalität, mit der die Reihe der zehn unterschiedlichen inneren Maschinen und deren Motorenöle erläutert werden, ist sowohl professionell, leicht resolut als auch anspornend. Mira Mühlenhof gewährt Einblicke und ermutigt damit jeden Einzelnen, in sich selbst hineinzuhören.

Akzeptanz, Verständnis und Empathie sind drei der großen Attribute, die der Inhalt dieses Buchs herausstellen und fördern möchte. Jeder von uns hat seinen eigenen (Dick-) Kopf. Natürlich. Das liegt in der Natur der Dinge und ist gut so. Aber mit ein wenig gezielter Beobachtung und Übung entdecken wir, weshalb wir und unser Gegenüber gerade so ticken, wie wir es tun.

Insgesamt wird dem Leser hier ein kleiner innovativer Werkzeugkasten an die Hand gegeben, mit dem er lernen kann, was es (wirklich) bedeutet, er selbst zu sein.

FZIT: Eintauchend. Gemeinschaftlich. Spiegelnd.


Sonntag, 14. Dezember 2014

[Sonntagsbrunch] Am 14. Dezember 2014


Ein Tässchen Gemütlichkeit gefällig?!


~ eingefangen im Café (Deutschland) ~


Donnerstag, 11. Dezember 2014

[Kiwiana] Weihnachten in Flip-Flops

Picknickkorb und angeheizter Barbecue, Sonnenhut und Christmas cracker (Knallbonbon): Um nur einige der essentiellen Utensilien eines neuseeländischen Weihnachten zu nennen. 

Denn während wir es uns bei Temperaturen, die idealerweise im schneesicheren Bereich liegen sollten, in den vier Wänden bei Kerzenschein und Kartoffelsalat gut gehen lassen, spielt am entgegengesetzten Ende der Welt eine andere (Weihnachts-) Musik.

Wie ist es denn nun so, ein Weihnachtsfest im Sommer zu verbringen?

Nun, es ist anders. Anders schön. Ungewohnt, aber wirklich toll. Denn, hey, ich hatte nichts dagegen, mich einmal nicht eingepackt in unzähligen Schichten aus Pullover, Cardigan und Mantel ins vorweihnachtliche Getümmel zu stürzen. Dennoch: Eine kleine Umstellung war's schon, bei bestem Sommerflair Weihnachtsmusik zu hören und den Baum zu schmücken.

Obgleich mir ein, zwei kleine "deutsche Gepflogenheiten und Traditionen" vielleicht doch gefehlt haben, haben die Kiwis mit ihrem Sinn fürs Festliche dieses "Vermissen" alle Male und doppelt und dreifach wettgemacht.

Beispielsweise empfand ich die Santa Parades (Weihnachtsparaden), die in der Vorweihnachtszeit in den großen Städten des Landes stattfinden, als echtes Highlight. Eigenhändig geschmückte Wagen ziehen mit Musik wie beim Karneval durch die Stadt und sorgen für gute Laune. Außerdem lässt es sich Santa Claus natürlich nicht nehmen, selbst mit von der Partie zu sein. Und zwar trotz seiner Vollzeitbeschäftigung zu dieser Zeit des Jahres.

Der Tannenbaum stammt in häufigen Fällen von einer der lokalen Christmas tree farms (Weihnachtsbaumfarmen), wo die Familien ihre Bäume selbst schlagen können. Geschmückt werden diese dann nicht selten schon Wochen vor dem Fest, und im Laufe der Zeit sammeln sich unter dem Baum dann bereits die eingepackten Geschenke an, die schließlich (nach ausgeprägter Geduldsprobe insbesondere für den Nachwuchs des Hauses) am Morgen des 25. Dezembers geöffnet werden.
Für Santa, der in der Nacht noch die Stockings (Weihnachtsstrümpfe) füllt, wird selbstverständlich auch der obligatorische Snack aus Milch und Keksen bereitgestellt. Schließlich hat der Gute einen beständigen Appetit. 

Apropos Kekse, das in unseren Breiten beliebte Plätzchenbacken ist in NZ kein sonderlich ausgeprägter Renner. Stattdessen wird schon etwa in der ersten Novemberhälfte der Christmas cake (Weihnachtskuchen), der eine ordentliche Portion an Trockenfrückten, Mandeln und Nüssen beinhalten kann, vorbereitet. Ach ja, und Schoko- und Kramellfondant haben wir auch selbst gemacht.
Der klassische "Weihnachtsbraten" ist in NZ übrigens oftmals der Truthahn. Dieser findet seinen Weg auf den Grill und wird anschließend goldbraun und knusprig serviert. 

Was ich an der deutschen Adventszeit so mag, sind unter anderem die beleuchteten Fenster und Gärten, die einem an den kurzen Tagen der kalten Jahreszeit Gemütlichkeit vermitteln. Diesen "Dekorationskult" betreiben die Kiwis in diesem Sinne und Ausmaß nicht. Okay, Hauptstraßen und Einkaufszentren und einige wenige Gärten fallen durch Lichterglanz und Glitter auf, aber ansonsten ist diese Art des strahlenden Deko nicht wirklich ein Thema. Irgendwie auch einleuchtend. Schließlich ist Sommer. Sprich: Die Tage sind sonnig, warm und lang. Stimmungsaufhellende Kerzen und Räuchermännchen sind a) nicht nötig und würden b) auch gar nicht ins Bild der Poolparty passen, nicht wahr?

Besonders hat es mir im Übrigen einmal mehr die stets präsente Gastlichkeit der Neuseeländer angetan: Pot Luck Dinner (Mitbringeparty), Weihnachtssingen und die Kirchenmesse an Heiligabend sind allesamt Zusammenkünfte, bei denen Freude und Geselligkeit miteinander geteilt werden. Uneingeschränkt.

In diesem Sinne: Euch allen eine fröhliche und sorgenfreie Weihnachtszeit!


Dienstag, 9. Dezember 2014

[Rezension] Racheengel küsst man nicht (Rose Snow)

Rose Snow: Racheengel küsst man nicht 

Nachdem ich bereits den Debütroman aus Rose Snows Feder gelesen habe, folgte nun also Teil zwei ihrer kurios-unterhaltsam anmutenden Reihe. 
Richtig publikumsnah zeigten sich die beiden Autorinnen, welche sich hinter dem leicht märchenhaften Pseudonym verbergen, in der Hinsicht, dass sie ihren Lesern die Entscheidung überließen, an welche bereits bekannten Nebencharaktere nun die Hauptrollen im neuen Roman gehen sollten. Welche Konstellation würde sich wohl als Wunschduo herausstellen? ... Et voilà, die Wahl fiel auf Racheengel Rachel und Gérad, der etwas von einem eigensinnigen Grinch hat.
Ein Dankeschön an Rose Snow für das signierte Exemplar ihres Romans!!!

Cover: Rose Snow


~ Rezension ~

Auf einer Mission, die über Sein oder Nichtsein entscheidet ...

Über Rachel bricht die Katastrophe schlechthin herein: Ihre Racheagentur wird mutwillig sabotiert, denn an Zufälle hat sie noch nie geglaubt. Als sich ihr Verdacht bestätigt und sie den Verräter sogar in den Reihen ihrer Mitarbeiter findet, schwant Rachel Böses. Ein Machtspiel mit ungewissem Ausgang entfacht. Wer sitzt am längeren Hebel? Trotz aller Aussichtslosigkeit bricht Rachel zu einer Mission auf, welche die Agentur und damit ihre Existenz und ihren Stolz retten soll. Doch allein kann selbst Rachel nicht gegen diese denunzierenden Windmühlen der Tücke kämpfen. Eine missliche Lage, in der ausgerechnet Womanizer Gérad Rachel eine Hand reicht. Aber wie uneigennützig ist seine Hilfe wirklich?

Rose Snow verfasste mit Racheengel küsst man nicht eine spritzige und nicht selten spitzzüngige Fortsetzung zu ihrem wenige Monate zuvor erschienen Debüt.

Die Autorin hat, ganz dem Wunsch ihrer Leser nachkommend, Rachel und Gérad zu den Protagonisten ihres Romans gemacht. Zwei toughe Charaktere, die sich erst gar nicht bemühen, mit ihrer Geringschätzung füreinander hinter den Berg zu halten. In der Summe ergeben die beiden ein Pulverfass, das jederzeit detonieren könnte.
Das Miteinander von Rachel und Gérad ist geprägt von verbalen Spitzen gepaart mit andeutungsvollen Zweideutigkeiten. Aus der Not könnte sich demzufolge tatsächlich eine Tugend entwickeln und die zwei könnten zu einem unschlagbaren Team avancieren, würden sie sich a) gelegentlich auf die Zunge beißen und b) ab und an über den eigenen Schatten springen. Rose Snows Akzente liegen somit auf einem heiklen Hürdenlauf der zwischenmenschlichen Art.

In gewohnt schlichter, aber eingängiger Tonalität und Stilistik sowie mit teils wenig zimperlicher, teils knisternder Attitüde versehen kommt der Roman daher. Besonders gelungen fand ich die spürbare Kontinuität, mit der die Handlung an Schwung gewinnt. Die beiden Protagonisten finden sich demzufolge in einem pikanten Doppel wider Willen wieder, das den Leser unterhält.

Rose Snow leuchtet in ihrer Geschichte das Porträt des stolzen Dickkopfs aus, der sich sowohl mit einer rauen Realität als auch einer durchschimmernden Herzensangelegenheit konfrontiert sieht. Eine Mischung, die das Kleid der Unterhaltungslektüre bestickt mit leichten Applikationen einer Selbstfindungsreise rundum hübsch ausfüllt.

Summa summarum handelt es sich um einen munteren Roman, dessen Charaktere durch ihre eckigen Profile zwar aneinander geraten, sich dabei jedoch ebenso miteinander in ein Gefühlschaos mit knirschendem Profil katapultieren.

FZIT: Forsch. Herausfordernd. Zielstrebig.


Sonntag, 7. Dezember 2014

[Sonntagsbrunch] Am 07. Dezember 2014


Scherenschnitt in weiß-blau.


~ eingefangen beim Blick nach oben (Deutschland) ~



Donnerstag, 4. Dezember 2014

Jingle Bells im Bücherregal

Nachdem das erste Adventswochenende des Jahres nun bereits hinter uns liegt und auch die Präsenz sämtlicher Weihnachtsmärkte die Stimmung aufhellt, wird es Zeit, einen Blick in den festlichen Teil des Bücherregals zu werfen. Meint ihr nicht? Ich denke schon. 

Ich habe einmal ein paar Bücher für Klein und Groß zusammengetragen, die sich geradezu anbieten, sie (alle Jahre wieder) bei Kerzenschein, Lebkuchen und Weihnachtspunsch zu lesen. Oder sie auch zum Niklolaustag oder zu Weihnachten zu verschenken. Die ausführlichen Rezensionen zu den jeweiligen Werken habe ich verlinkt. Für den Fall, dass ihr euch angesprochen fühlt.

Et voilà, bestens durch den Lesemonat Dezember begleiten uns: 

Ein bunt illustriertes Kinderbuch, das den Wunsch nach einem "ganz normalen" und zugleich herrlich festlichen Weihnachten hervorhebt.

Twelve Days of Christmas [deutscher Titel: Hollys Weihnachtszauber] von Trisha Ashley
Ein Roman, der zeigt, dass sich selbst ein Grinch dazu hinreißen lässt, glitzernde Geselligkeit unterm Tannenbaum zu mögen.

Dash & Lily's Book Of Dares [deutscher Titel: Dash & Lilys Winterwunder] von Rachel Cohn und David Levithan
Ein Jugendbuch, welches für eine sehr außergewöhnliche Schnitzeljagd sorgt und damit die Wartezeit bis Heiligabend ungemein unterhaltsam zu verkürzen weiß.

Versehentlich verliebt von Adriana Popescu
Liebenswerte Nerds, die am Stuttgarter Flughafen eingeschneit sind und aus der frostigen Not eine herzallerliebste Tugend machen, die aufs Beste unterhält.

Ein Roman für junge Erwachsene, der die Skurrilität der Familie Sullivan beleuchtet und im Zuge dessen einem pointierten Showdown zum Weihnachtsfest entgegensteuert.


In diesem Sinne: Fröhliches Stöbern und Schmökern allerseits!


P.S.: Auf welche Lektüre könnt ihr zur Adventszeit keinesfalls verzichten? Welches sind eure Lieblinge und gleichzeitig vielleicht auch Empfehlungen?


Dienstag, 2. Dezember 2014

[Rezension] Zwischen Winter und Himmel (Elin Bengtsson)

Elin Bengtsson: Zwischen Winter und Himmel 

Dass in der Schlichtheit manches Mal voller Gefühlsbetontheit steckt, diese Erkenntnis trifft, glaube ich, auf diesen Debütroman zu. Nicht nur gefällt mir das Cover ausgesprochen gut, sondern gleichfalls die subtil kundgetane Emotionalität der Geschichte, welche der unumstößlichen Auseinandersetzung mit Krankheit, Gram und Tod eine sehr passende Tonalität verleiht.

Ein Dank auf diesem Wege an den Oetinger Verlag für die Zusendung eines Rezensionsexemplars!

Cover: Oetinger Verlag


~ Rezension ~

Lebe! Bis zur letzten Sekunde.

Andreas und Martin sind zwei ungleiche Brüder. Doch Andreas' Krankheit verbindet die beiden. Wenngleich auf eine Weise, die nicht offensichtlich scheint. Während Andreas sich einigelt und die Tage unspektakulär verstreichen lässt, widmet sich Martin seiner Musik. Denn nur mit der Gitarre in der Hand kann er das ausdrücken, was er wirklich fühlt: Angst. Die Angst, dass Andreas seine nur noch begrenzte Lebenszeit ungenutzt lässt. Ein gemeinsamer Winter bleibt den zwei Teenagern noch. Ein paar Monate, um sich zu sagen, wie idiotisch sich beide aufführen. Und um sich zu sagen, dass ihre Bruderliebe unter der beklemmenden Stille der vergangenen Monate nicht erstickt ist. Aber manchmal schmilzt der Schnee schneller als einem lieb ist ... und der Frühling kommt.

Elin Bengtssons markantes Erstlingswerk Zwischen Winter und Himmel erzählt von der Hin- und Hergerissenheit zweier Brüder, die sich noch vieles zu sagen hätten, bevor einer von ihren für immer verstummt.

Bemerkenswert an diesem Buch ist, mit welch Mischung aus Vehemenz und Fingerspitzengefühl sich Elin Bengtsson des Themas "Sterben im Teenageralter" annimmt. Sie schafft eine Spähre, in der Welten aufeinanderprallen. Emotionen schlagen hoch, ohne wirklich auszubrechen. Der innere Kampf der Protagonisten verkörpert die breite Amplitude zwischen Hadern, Aufbäumen und Resignation auf sehr eigene Art.

Es geht um Annäherung und Sprachlosigkeit, genauso wie um Wut, Schockstarre und Akzeptanz. Martin, dessen Musik sein Sprachrohr ist, der auf der Gitarre spielt und Metallschmetterlingen Flügeln verleiht, und Andreas, der sich danach sehnt, trotz allem als Persönlichkeit mit Profil angenommen zu werden, befinden sich im Auge des Sturms. Um sie herum hat sich eine Stille gelegt, die bedrückt. Jenes Schweigen zu durchbrechen, darin besteht die (letzte) große Herausforderung. Dieses Arrangement wird durch eine Reihe von nahestehenden Figuren ergänzt, deren jeweilige Blickwinkel auf die Situation nicht minder intensiv sind. Damit entsteht ein reales Spannungsfeld der unterschiedlichen Auseinandersetzungen mit dem Schmerzhaften, mit dem Unvermeidbaren.

Mittels ihres unkomplizierten, geradlinigen Erzählsstils spricht die Autorin an. Nicht nur die junge Zielgruppe. Unaufdringlich, aber dennoch deutlich vernehmbar konfrontiert Elin Bengtsson mit wichtigen Fragen über Leben, Abschied und Tod. Jeder nimmt auf eine ganz persönliche Weise Abschied: Die einen laut und schillernd, die anderen zurückgezogen und in sich gekehrt. Die Wahl liegt bei jedem selbst.

Die Funktion des Mittlers, welche das Buch einnimmt, ist keinesfalls zu verkennen. Im Gegenteil, Elin Bengtsson tangiert ein emotionales Minenfeld auf recht feinsinnigem und zugleich bestimmtem Wege. Dazu gehört es vielleicht auch, hauptsächlich die Oberfläche anzukratzen und übrige Tiefenschärfe dem Leser selbst zu überlassen.

In der Summe ein Jugendbuch, das Anstoß gibt, als Familie über die verschiedenste Ausgefülltheit des Lebens und auch dessen Endlichkeit nachzudenken.

FZIT: Deutlich. Bedacht. Zerrissen.


Sonntag, 30. November 2014

Donnerstag, 27. November 2014

[Rezension] Auf Umwegen ins Herz (Sarah Saxx)

Sarah Saxx: Auf Umwegen ins Herz 

Eines ist gewiss: Sarah Saxx weiß, wie sich Herzen zum Stolpern bringen lassen. Bereits mit ihrem ersten Roman hat die österreichische Autorin das uneingeschränkt unter Beweis gestellt.

Ein herzliches Dankeschön an Sarah Saxx, die auf mich zukam und mir ihr Debüt in eBook-Format großzügig als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat!

Cover: Sarah Saxx


~ Rezension ~

Kennt das Herz ein Aber?

Aus Jana und Julian hätten eines dieser Paare werden können, dessen gemeinsame Zukunft aus der einen großen Jugendliebe erwachsen ist. Aber dann machte Julian vor fünfzehn Jahren einen folgenschweren Fehler, der Jana zutiefst verletzt zurückließ. Bis heute. Denn als Julian noch einmal den Kontakt zu ihr sucht, ist sie nicht nur überrascht, sondern fühlt sich der Situation schlichtweg (noch immer) nicht gewachsen. Was erhofft sich Julian nach all der Zeit? Was erwartet er von Jana? Mit einer Last an unbeantworteten Fragen im Gepäck und klopfendem Herzen willigt sie schließlich zu einem einzigen letzen Treffen ein. Doch was sie dort erwartet, kommt mehr als unerwartet ...

Sarah Saxx' Roman Auf Umwegen ins Herz erzählt die Geschichte einer Liebe, die nie eine faire Chance hatte, der Welt zu zeigen, wie stark sie möglicherweise hätte sein können.

Jana und Julian sind ein Protagonistenduo, das ein Dauerticket für die Achterbahn der Gefühle gelöst hat. Mal nähern sie sich einander sensibel an, dann wieder reißt sie ein unerwarteter Looping aus der Bahn und der Zweifel, ob der Sicherheitsgurt in Gestalt neu gewonnen Vertrauens tatsächlich hält, nagt an ihnen — vor allem an Jana. 
Während ich die Grundidee des Romans, nämlich das unvorhersehbare Wiedersehen einer längst vergangenen, aber nie vergessen Liebe, durchweg als vorzüglichen Aufhänger empfand, war Janas nicht selten überdurchschnittlich präsente Theatralik doch leicht gewöhnungsbedürftig. Jedoch sind es vielleicht gerade ebenjene Akzente, die das innere und äußere Konfliktpotential schärfen und damit den sich entwickelnden Spannungsbogen entscheidend aufwerten.

Sehr angenehm liest sich das Buch auch, weil es der Autorin gelungen ist, ihre Charaktere und deren Werdegang weniger pompös, dafür umso natürlicher auszugestalten. Möchte heißen, kein exzentrisches Getöse, sondern vielmehr ein geerdetes Abziehbild realer Möglichkeiten wird dem Leser aufgezeigt.

Obgleich es sich bei dem Roman eher um eine leichte und behaglich zu lesenden Unterhaltungslektüre handelt, so ist die zwischen den Kapiteln versteckte Grundaussage keineswegs zu unterschätzen. Diese reflektiert den Umgang mit verlorenem Stolz und gebrochenem Herzen ebenso wie die Bereitschaft, eine zweite Chance zu geben. Das Bewusstsein, dass das Ende der eigenen Geschichte nicht immer dem Happy End aus dem Märchenbuch gleichen muss, um bekömmlich zu sein, wird hierbei gestärkt.

Insgesamt ein Roman, dessen Gefühlsbetontheit einer Stange Dynamit gleicht. Die Frage, ob nun Glücksfeuerwerk oder eher Rauchwolken inmitten eines tristen Schutthaufens, beschäftigt bis zur letzten Seite. 

FZIT: Brodelnd. Wankend. Bewegt.



P.S.:
Hier für euch der Trailer zum Buch





Dienstag, 25. November 2014

[Rezenison] Und immer wieder Weihnachten (Heike Abidi)

Heike Abidi: Und immer wieder Weihnachten 

Gerade in der Zeit vor Weihnachten ist der Wunsch, die Welt noch einmal mit Kinderaugen zu sehen, gar nicht so ungewöhnlich. Autorin Heike Abidi bietet mit ihrem ersten (und alle Generationen ansprechenden) Kinderbuch nun sozusagen eine ideale Steilvorlage für diesen Punkt auf dem Wunschzettel. 

Einen herzlichen Dank möchte ich dem Coppenrath Verlag aussprechen, der mir dieses Buch samt Marzipanpraline als vorweihnachtliche Überraschung zugeschickt hat.

Cover: Coppenrath Verlag


~ Rezension ~

Der kleine große Zauber der Weihnacht

Noelle ist voller Vorfreude auf die schönste Zeit des Jahres: das Weihnachtsfest. Gebackene Plätzchen, Tannenduft und gute Laune beim Spieleabend mit der ganzen Familie verheißen festliche Stimmung. Doch statt Jubel, Trubel, Heiterkeit herrscht angespannte Hektik und dicke Luft im Hause Engel. Niemandem scheint ein fröhliches Weihnachten so am Herzen zu liegen wie Noelle. Als Niclas dann auch noch vergessen hat, das Geschenk für Mama und Papa zu besorgen, ist das Unheil perfekt. Dann trifft Noelle auf dem Weihnachtsmarkt allerdings einen freundlichen Bettler, der ihr im Gegenzug zu ihrer Aufmerksamkeit ein sehr besonderes Geschenk macht. Als Noelle am nächsten Tag aufwacht, traut sie ihren Augen kaum ...

Mit ihrem Kinderbuch Und immer wieder Weihnachten teilt Heike Abidi weihnachtliche Vorfreuden und vermittelt dabei nicht minder eine aufrichtige menschliche Wertigkeit.

Mithilfe von Noelle, der aufgeweckten Protagonistin dieser Geschichte, gelingt es der Autorin die wahren kleinen (und großen) Freuden der Weihnachtszeit mit Kinderaugen zu sehen. Eine Sichtweise, die zum einen entzückt, zum anderen auch die den Kinderschuhen Entwachsenen daran erinnert, dass uns Pflichtgefühl und eng gefasste Grenzen nicht immer guttun.

Heike Abidi hat eine niedliche Zeitschleifen-Geschichte verfasst, die neben den irdischen Charakteren einen ganz eigene Geist der Weihnacht, in Gestalt des Bettlers Balthasar, zum Leben erweckt. Den (jungen) Lesern wird an der Seite von Noelle auf diese Weise gezeigt, wie wichtig Einfühlungsvermögen, Wohltätigkeit und Fantasie, die von Herzen kommen, sind. 
Der zwischen den Zeilen mitschwingende kindliche Unmut über eine Welt voller Muss- und Soll-Intentionen regt dabei zum Innehalten und Überdenken eigener Prioritäten an. Eine bedeutsame Botschaft und eine durchaus berechtigte Aufforderung, welche hübsch verpackt an uns herangetragen werden. Ein Grundtenor, den ich als überaus positiv erachte. Darüber hinaus glitzert nicht nur das Cover, sondern ebenso eine liebevoll eingestreute Originalität zwischen den Buchdeckeln. Allein die Namensgebung der Figuren lässt erahnen, wie sehr Familie Engel dem Fest der Feste verbunden ist.

Noelles Geschichte wird in einer altersgerechten Verständlichkeit beschwingt erzählt und eignet sich daher nicht nur zum Vorlesen, sondern gleichermaßen zum Selbstlesen für Kinder ab acht Jahren.
Ergänzt werden die Zeilen Heike Abidis durch eine Reihe farbenfroher, an Cartoons erinnernde Illustrationen, die Stefanie Jeschke gestaltet hat. 

Insgesamt eine warmherzige Weihnachtsgeschichte für die ganze Familie, die unterstreicht, dass Zwischenmenschlichkeit und Zeit nach wie vor und vor allem im Zeitalter materieller Großzügigkeit die weitaus wertvolleren Geschenke sind.

FZIT: Fein. Schlicht. Wundersam.


Sonntag, 23. November 2014

[Sonntagsbrunch] Am 23. November 2014


Dort, wo es sich verweilen lässt.


~ eingefangen am Strand (Cathedral Cove, Neuseeland) ~


Donnerstag, 20. November 2014

[Kiwiana] Wenn herzliche Frischluftfanatiker dich willkommen heißen ...

Eine Frage, die sich natürlich stellt, ist: Womit gelingt es NZ, die Herzen so vieler Weltenbummler zu erobern? Dass das Land der langen weißen Wolke als Reiseparadies nicht nur unter Insidern bekannt ist, ist kein Geheimnis. Fantastische Landschaften, Maori-Kultur und abenteuerlicher Freizeitsport (schließlich stammen die Anfänge das Bungee-Jumpings auch aus NZ) bringen die Augen zahlreicher Reisender zum Leuchten. Doch was macht dieses sehr besondere Lebensgefühl ("kiwi way of life") darüber hinaus aus?

Was mir, weil es mich nachdrücklich beeindruckt hat, sofort immer als erstes einfällt, ist die ehrliche Herzlichkeit, die Aufgeschlossenheit und Gastfreundschaft der Neuseeländer. Sie haben, vergleiche ich es mit unserer deutschen Mentalität, ein ausgeprägtes Gespür für das Miteinander. Vom Engagement der Eltern im Kindy (Kindergarten) und bei den schulischen und freizeitlichen Aktivitäten ihrer Kinder über das vorweihnachtliche Pot-Luck Dinner (Mitbringparty) in der Nachbarschaft bis zum ausgelassenen gemeinsamen Barbecue auf dem Campingplatz mit bis dato völlig Unbekannten — um nur ein paar der Beispiele für dieses angenehme und ziemlich allgemeingültige Wir-Gefühl, das rasch entsteht, zu nennen. Was bei uns eher Ausnahmen sind, ist im Sozialgefüge Neuseelands eine Selbstverständlichkeit, von der ich großer Fan bin.

Des Weiteren macht eine vielerorts verankerte unkomplizierte Spontanität das Bereisen und Erleben des Landes zu so etwas wie einem Kinderspiel. In vielen Fällen absolut praktisch. (Für mich als planende Instanz gelegentlich eine kleine Herausforderung. Aber hey, nach Monaten färbte die Kiwi-Mentalität in Ansätzen auch tatsächlich auf mich ab. Das sei mal beiläufig festgestellt.) 
Wer das Sich-treiben-Lassen mag oder anstrebt zu perfektionieren, ist in NZ goldrichtig. Und auch die zahlreichen, übers Land verstreuten und vom Department of Conservation zur Verfügung gestellten Campingplätze und Hütten machen es ziemlich einfach, im Hier und Jetzt das echte und unkomplizierte Kiwi-Outdoorflair hautnah zu erleben. 

Außerdem sticht die Naturverbundenheit der Kiwis durchaus bemerkenswert hervor. Damit meine ich, dass in vielen Familien darauf wert gelegt wird, a) im Freien (im Grünen) unterwegs zu sein und damit b) die natürlichen Facetten, welche die Heimat zu bieten hat, schätzen zu lernen. 
Wanderungen durch den Busch, Picknicks oder Camping gehören ganz selbstverständlich zum Familienleben dazu. Natürlich lebt das Land zu Teilen vom Tourismus und damit von der Vermarktung ihrer Naturphänomene, doch diese werden gleichermaßen geschützt. Die Touristen auch aktiv und besonnen mit jener Notwendigkeit zu konfrontieren, darauf wird bewusst geachtet.
(Allerdings sollte nicht davon abgesehen werden, andererseits auf einige große Missstände aufmerksam zu machen. Diese existieren verstärkt im landwirtschaftlichen Sektor und fallen beispielsweise dem Naturschutz in den Rücken. Dass nach wie vor unter anderem Roundup zur großflächigen Bekämpfung von Herbiziden eingesetzt wird, lässt eher Unverständnis (meinerseits) zurück und steht deutlich im Kontrast zu vielen anderen Bestrebungen des Umweltschutzes.)

Wer NZ also einmal genauer erkunden möchte, dem stehen (spontan) zahlreiche Türen offen. Zumeist weiß man gar nicht, in welches Erlebnis man sich zuerst stürzen möchte. Also unter allen nur erdenklichen Umständen unbedingt mehr als einen zweiwöchigen Aufenthalt anvisieren!!! Eine Empfehlung, die ich geben möchte.