"Wer bereits als Kind die Welt zwischen den Zeilen für sich entdeckt, geht auch später gern als Abenteurer durchs Leben." {Creativity First}

Dienstag, 11. November 2014

[Rezension] Wolfs letzter Tag (Oliver Bantle)

Oliver Bantle: Wolfs letzter Tag 

Das Leben ist eine Reise. Bis zum letzten Tag. An genau diesem noch einmal mit gutem Gewissen zurückschauen zu können, davon erzählt Oliver Bantle in seinem Buch. Vielleicht mit einem etwas differenzierten Blick lassen sich Erfahrungen und Erlebnisse im Alter betrachten, schließlich wachsen wir mit den Jahren. Doch sollte dabei nie das Verständnis für die Jugend und ihre ganz eigenen Entscheidungen außer Acht gelassen werden. Denn nur diese komplettieren das Bild.
Ein generationsübergreifender, wachsamer Roman, der die Wertigkeit des Lebens  über den endgültigen Abschied hinaus    sichtbar macht.

Danke schön an den Tigerbaum Verlag für ein zur Verfügung gestelltes Exemplar dieses Lebenskunst-Romans!

Cover: Tigerbaum Verlag


~ Rezension ~

Eine letzte Reise im Leben

Wolf hatte ein langes erfülltes Leben, das ihn durch zufriedene, aber auch durch harte Zeiten geführt hat. Er war über Jahre hinweg der respektierte Anführer seines Rudels. Nun ist es jedoch an der Zeit, zu einer letzten Wanderung aufzubrechen. Allein. Ins Moor. Dorthin, wo es die Wölfe am Ende ihres Lebens zieht. Doch gerade der Weg seinem letzten Abend entgegen, birgt noch einmal so manche erstaunliche Erkenntnis für Wolf, der glaubte, schon vieles erlebt zu haben.

Oliver Bantle erzählt in seinem Lebenskunst-Roman Wolfs letzter Tag von dem Resümee eines Lebens und den Werten, die über den letzten Atemzug hinweg Bestand haben.

Wolf ist der vierbeinige Protagonist, dessen reflektierter Werdegang als Spiegelbild zur menschlichen Natur gesehen werden kann. Im Winter seines Lebens lässt er das eigene Sein Revue passieren  begleitet von langjährigen Weggefährten und Erinnerungen, die mal die schönsten, mal äußerst wehmütig sind.

In eine auf den ersten Blick schlicht gehaltene, aber inhaltlich umso tiefgründigere Erzählung, bettet Oliver Bantle eine wertvolle Reihe aufschlussreicher Gedanken und Dialogen ein. Dass auf eindeutige Elemente der Fabel zurückgegriffen wird, um eine zwischen den Zeilen befindliche und zugleich dennoch unmissverständliche Botschaft zu unterstreichen, empfand ich als besonders zuträglich. Ein kleines Alleinstellungsmerkmal, das dem Werk zugutekommt.

Hinter Wolf liegt ein ereignisreiches Leben. Jetzt, auf den letzten Metern, hat er die Gelegenheit, ohne Scheu einen Blick zurückzuwerfen. Dabei vermischen sich noch einmal die Erinnerung an kindliche Naivität und selbstkritische Betrachtung, Läuterung und Sehnsucht nach dem auf ewig ungeklärt Bleibenden. Eine gewisse Ruhelosigkeit verknüpft sich hierbei mit einer Gelassenheit, welche auf der Akzeptanz der Endlichkeit basiert. Ein Potpourri an Emotionen, Gedankenspielen und Fragen, das jedem Leser selbst — auch mitten im Leben stehend — nicht fremd sein dürfte.

In einer Familie, Gemeinschaft, Gesellschaft sollte jedem Einzelnen auch das Für- und Miteinander am Herzen liegen. Denn daraus resultiert eine omnipräsente Ausgewogenheit, die charakter- und persönlichkeitsprägend ist. Gemeinsam werden Zufriedenheit und Stolz geschaffen, die sowohl das Festhalten als auch das Loslassen einfacher machen.

Insgesamt ein Roman, der subtil zum Innehalten auffordert ebenso wie dazu, Herzensangelegenheiten zum Mittelpunkt des Lebens zu machen, bevor es zu spät ist. Eine Geschichte, die zeigt, dass das Eingeständnis von Ecken und Kanten keine Schwäche ist und dass das Andenken an ein ausgeschöpftes Leben über den letzten Herzschlag hinaus von Bedeutung ist.

FZIT: Reflektierend. Animierend. Geerdet.