Jodi Picoult: Salem
Falls
[deutscher Titel: Die Hexenjagd von Salem Falls]
Schon nachdem ich die ersten Seiten dieses Buches gelesen hatte, fühlte ich zutiefst das Verlangen nach Gerechtigkeit. Jodi Picoult beschreibt das Leid des Protagonisten, der als vermeintlicher Täter alles verliert, auf solch bestechend dramatische Weise, dass ich zwangsläufig Mitleid empfand. Gleichermaßen hat mich die erschreckende Selbstgefälligkeit der Mädchen erschreckt, die ihr Leben eiskalt und ohne Reue auf einem Gerüst aus Lügen aufbauen und damit unerbittlich die Glaubwürdigkeit wahrer Opfer eines sexuellen Übergriffs schädigen.
Diese Geschichte gehört definitiv zu meinen Picoult-Favoriten.
~ Rezension ~
Wenn
die Wahrheit nichts mehr wert ist …
Jack
St. Bride ist angesehener Lehrer und Trainer an einer Mädchenschule,
bis ihn eines Tages die Anschuldigung 'Vergewaltigung einer
Schülerin' wie ein Blitz trifft. All die tiefen Beteuerungen seiner
Unschuld nutzen nichts und er wird verurteilt.
Als
er nach Beendigung seiner Haft als gebrochener Mann ein neues Leben
in der kleinen Ortschaft Salem Falls beginnen möchte, begegnet er
Addie. Auch sie kämpft gegen die dunklen Geister ihrer
Vergangenheit. Diese Gemeinsamkeit verbindet die beiden. Allerdings
beginnt schon bald eine neuerliche Hetzjagd gegen Jack, die ihren
Höhepunkt in der Beschuldigung der Vergewaltigung des wohl
behütetsten Mädchen in Salem Falls findet. Jack scheint in einem
ungeheuerlichen Teufelskreislauf gefangen und Addie muss sich
entscheiden, wem sie wirklich Glauben und Vertrauen schenken darf.
Ein
weiteres Mal hat es Jodi Picoult geschafft, meine gesamte
Aufmerksamkeit einem ihrer Bücher zu widmen. Von Beginn an habe ich
mit Jack mitgefühlt, da deutlich zu erkennen war, dass
sein Leben durch einen schrecklichen Rufmord aus den Angeln gerissen
wurde.
Picoult
beschreibt Hinterhältigkeit und Skrupellosigkeit, welche gegen Jack ausgespielt werden, auf äußerst anschaulich Art und Weise, dass einem beim Lesen Schauer
über den Rücken laufen. Einmal im Fadenkreuz moderner Hexenjagd
gefangen, scheint es kein Entrinnen zu geben. Ebenso hat mich die
traurige Geschichte Addies berührt, die ein ganz eigenes
Handlungsgeflecht darstellt, welches mit der Geschichte Jacks auf
wunderbare Weise verflochten wird. Man wünscht sich einfach nur ein
gutes Ende. Doch dass Wünsche nicht immer in Erfüllung gehen
müssen, lehrt der Roman selbst.
Salem Falls ist ein Buch, das Emotionen brodeln und über Rechts- und
Unrechtsbewusstsein, Glaubwürdigkeit und das Verlangen nach
Aufmerksamkeit, die ungeahnten Folgen unerfüllter Liebe und wahre Seelenverwandtschaft nachdenken lässt.
F★ZIT: Erbarmungslos. Pikant. Zermürbend.