"Wer bereits als Kind die Welt zwischen den Zeilen für sich entdeckt, geht auch später gern als Abenteurer durchs Leben." {Creativity First}

Dienstag, 24. November 2015

[Schreibzeugkiste] Wie der Klassiker eines Spoilers für Entzücken sorgt

Wie durch ein Wunder strandet für immer der Deine in Safe Haven ...

... und schon ist es um uns geschehen. 💙

Herzensangelegenheiten sind unbestreitbar etwas sehr Schönes, um nicht zu sagen etwas Essentielles! Es ist demzufolge keine Überraschung, dass es eine Vielzahl begeisterter bis rührselig angehauchter LeserInnen gibt, die sich dem Bann des Hoffnungsvollen bis hoffnungslos Romantischen nicht entziehen können. (Und an diesem Punkt möchte ich mich gar nicht ausnehmen. Nur fürs Protokoll.) 

Noch lebendiger werden diese Geschichten dann, wenn sie von Könnern des Faches auf die Leinwand gebracht werden. Wenn der (Buch-) Zauber dabei noch immer nicht verfliegt, muss es wohl Liebe sein, oder?

Als ich beispielsweise Ben Sherwoods The Death and Life of Charlie St. Cloud (Wie durch ein Wunder) zu ersten Mal gelesen habe, war ich augenblicklich begeistert. Ich bin seither Fan des Buches. Etwa zwei Jahre später las ich es dann nochmals. Und als ich von der Verfilmung des Werkes erfuhr, blieb mir nichts anderes übrig, als mir die DVD ebenfalls zuzulegen. (Okay, die Rollenbesetzung war nun nicht gerade von Nachteil. Doch dies soll hier nichts zur Sache tun.)

Aber woran liegt es nun, dass wir uns als Leser/Zuschauer stets auf Neue vom doch irgendwie schon Offensichtlichen mitreißen lassen? Ich meine, hey, man muss nur einen Blick auf die DVD-Cover und Filmposter werfen, um zu wissen, wohin der Weg führt. Selbst Josh Duhamel, Hauptdarsteller in Safe Haven, merkte in einem Interview scherzhaft die "Originalität" des Plakates zu seinem Film an, in dem er an der Seite von Julianne Hough spielt.

Doch wahrscheinlich ist es genau dieser herzerwärmende Ausblick auf ein (hoffentlich nicht allzu kitschiges) Bilderbuch-Happy-End, der zieht, wenn es darum geht, den nächsten Kinobesuch oder Filmeabend mit Herzschmerzgarantie und Taschentuchalarm zu planen. Aller Vorhersehbarheit zum Trotz bleibt das Publikum gespannt.

Spoiler, die zum Seufzen verleiten 🎬

In gleichem Maße, in dem mir die Darstellungen der Filmposter als Einzelbilder zusagen, lassen sie mich schmunzeln, wenn ich sie als eines von vielen Covern betrachte. Ein ulkiges Déjà-vu blitzt auf, wenn die Covergeschwister zum Familientreffen laden: ein verliebtes Paar im glitzernden Sonnenlicht oder wahlweise gern auch im strömenden Regen. 
Setzen die Macher nun auf Altbewährtes? Mangelt es an Einfallsreichtum? Würden mögliche Alternativen der gewünschten Magie der großen Liebesgeschichte den Todesstoß versetzen? 

Näheres wissen wir nicht. Allerdings bleibt festzustellen, dass wir es gern hinnehmen, wenn uns von Filmplakten und DVD-Covern die romantischsten Spoiler entgegenlächeln. Denn seien wir ehrlich: Irgendwie gehört ein solcher Teaser zum Bis-ans-Ende-der-Welt-und-darüber-hinaus-Gesamtpaket. Der cholerische Widersacher mit pulsierender Halsschalgader gehört an dieser Stelle verbannt. Es genügt schließlich, wenn er im dramaturgischen Spannungsbogen immer wieder seine Finger im Spiel und damit das neu gefundene Glück so gut wie auf dem Gewissen hat. Oder?


Dienstag, 17. November 2015

[Rezension] Destined: Sommerregen (Laura Meyer)

Laura Meyer: Destined: Sommerregen

Clever, spritzig und geheimnisvoll kommt dieses in magische Momente gehüllte Buch daher. Und das gefällt mir unheimlich gut. Laura Meyers Gespür für die mehrdimensionalen Handlungsstränge, denen es an Feinsinnigkeit und Pfiffigkeit nicht mangelt, ist bemerkenswert. Ihre Liebe zum Genre Fantasy kommt markant zu Geltung. Ein Autorenauftakt nach Maß, dessen Fortsetzung nur eine Frage der Zeit sein dürfte, würde ich meinen.

Liebe Laura, ein großes Dankeschön für das mir in diesem Rahmen anvertraute Exemplar deines Romans!

P.S.: Liebe Adriana, das war eine Empfehlung mit Gewicht. Danke.

Cover: Laura Meyer


~ Rezension ~

Ein Regenguss an Unglaublichkeiten

Ellies Leben verläuft in geordneten New Yorker Bahnen. Bis zu dem Moment, in dem die schwere Krankheit und der Tod ihrer jüngeren Schwester alles aus den Fugen werfen. Ellies unaufhaltsamer Fall beginnt. Bis sie eines Tages auf unerklärliche Weise in Slumbertown landet. Einem kleinen Städtchen, in dem positive Leichtigkeit das Leben bestimmt. Hier trifft Ellie auf Dan und Jer und schließt schnell Freundschaft mit den beiden charmanten und nicht minder vorwitzigen Männern. Ihr Vorhaben, in Slumbertown nur auf der Durchreise zu sein, wirft Ellie kurzerhand über Bord. Doch irgendetwas irritiert an dem vollmundigen Wohlfühlaroma in dieser freundlichen Kleinstadt. Etwas, das erst nicht greifbar ist und schon bald unbegreiflich anmutet.

Mit ihrem Debüt, Destined: Sommerregen, gelingt Laura Meyer der Auftakt einer mit fantasievollen Überraschungsmomenten bestechenden Geschichte, die sich keinesfalls unter einem Tarnumhang zu verstecken braucht.

Die Charaktere des Buches — allen voran Ellie und Dan, Rosie und Jer — verleihen der Geschichte etwas Zauberhaftes. Originalität, Kantigkeit und Liebenswürdigkeit liegen hierbei eng beieinander. Die Mischung aus aufrichtiger Loyalität, rumorender Ungewissheit und verbissener Entschlossenheit sorgt für einen stetig aufrecht gehaltenen und, was ich noch viel bedeutsamer finde, konsequent wachsenden Spannungsbogen. Mit welcher (un)sichtbaren Intensität es der Autorin gelingt, den Leser mit wachsender Kapitelzahl und über Zeit und Raum hinaus an die von ihr geschriebenen Seiten zu fesseln, ist beispielhaft.

Was (mich) anfangs nicht unwesentlich an einen feinen Roman aus der Feder Cecelia Aherns erinnert, wird wenig später von einem magischen Zirkel à la Charmed — Zauberhafte Hexen umrahmt. Ein Balanceakt, der gelingt. Nicht zuletzt dürfte das an den ausgefeilten Momentaufnahmen, den mitschwingenden Fragezeichen und der bisweilen köstlichen Schlagfertigkeit der Charaktere liegen. Herzen klopfen, Ungereimtheiten nagen, Fähigkeiten erblühen.

Laura Meyer hat ihren Stil gefunden  und manifestiert. Aufgeweckte Dialoge, Pro- und Antagonisten mit Profil und verzweigter Einfallsreichtum ergeben das große Ganze. Rhetorisch fällt insbesondere eine unverstellte, unverschnörkelte Echtheit auf. Zwar musste ich mich erst an Ellies Vorliebe fürs häufig verschluckte "T" gewöhnen, aber gut, das geht schon, nich' wahr?

Dieses gut 500 Seiten umfassende Erstlingswerk lässt keine Längen zu. Sorgfältig erweckt die Autorin eine in doppelter Hinsicht bestehende Mehrschichtigkeit zum Leben, die zu begeistern weiß. Verbundenheit, Verstand sowie Vertrauen werden zu Leuchtsignalen in der Undurchdringlichkeit eines prasselnden Niederschlages. Apropos, wie sich die Bedeutung des Titels im Laufe der Zeit erklärt, finde ich im Übrigen überaus gelungen. 

FZIT: Raffiniert. Genussvoll. Nachhallend.


Dienstag, 10. November 2015

[Rezension] Make it count: Gefühlsgewitter (Ally Taylor)

Ally Taylor: Make It Count: Gefühlsgewitter 

Ein Roman wie eine US-Fernsehserie für junge Erwachsene. Nur irgendwie um einiges cooler, weil Tragik, Herzschmerz und bittersüße Erkenntnis eben in feinstem Buchformat für ein ausschweifendes Kopfkino sorgen.
Eine Geschichte, die absolut dazu im Stande ist, für einen donnergrollenden Leserausch in Blitzgeschwindigkeit zu sorgen.
An die Autorin von Herzen ein großes Dankeschön für diese wunderbar intensive Reise nach Oceanside ... und darüber hinaus! Ein Zusammenvergnügen, das unvergessen bleibt, liebe Ally alias Anne.

Dass nach der Erstveröffentlichung 2014 in Eigenregie Knaur nun rund eineinhalb Jahre später Katie und Dillens emotional aufgeladene Geschichte noch einmal in vollem Glanz aufblitzen lässt, stimmt mich rundum froh. Ein Dank an den Verlag für eines der hübsch ausgestalteten Exemplare der neu aufgelegten Edition! 

Cover: Knaur


~ Rezension ~

Auch die dunkelsten Wolken werden von einem alles erleuchtenden Blitz durchzogen ...

Katies Ankunft in Oceanside steht unter keinem guten Stern. Genauer genommen steht er unter gar keinem Stern mehr. Denn Katies Firmament wurde vor kurzem vollends zerschlagen, als sie ihren Dad durch ein tragisches Unglück verlor. Er war ihre größte Vertrauensperson, ihre immerwährende Stütze. Jetzt zwingt das Leben den Teenager dazu, kopfüber in eine Welt zu springen, die nicht die ihre ist: Katie muss den Sommer bei ihrer leiblichen Mutter, zu der sie keinerlei emotionale Bindung hat, und deren "neuen" Familie verbringen. Alles in Katie sträubt sich gegen diesen heiligen Schein, den das Leben in Oceanside suggeriert. Doch ebenso lernt Katie schnell, dass es auch hier Menschen gibt, die ihr gleichgesinnt sind. Allen voran ihr auf Konventionen pfeifender Stiefbruder Andrew. Als Katie an ihrem ersten Schultag an der Oceanside High dann noch dem undurchdringlichen Dillen sprichwörtlich in die Arme fällt, ist sie endgültig hin- und hergerissen.

Mit Make It Count: Gefühlsgewitter fegt Ally Taylor förmlich über die Bücherregale hierzulande hinweg. Sie bedient mit Fingerspitzengefühl Klischees und Fantasien und kombiniert diese mit zu Herzen gehender Wucht des Schicksals. 

Die siebzehnjährige Katie ist auf den ersten Blick das, was landläufig als mustergültig bezeichnet wird: klug, strebsam, chancenreich. Aber schnell wird deutlich, dass es mindestens genauso viele Dinge in ihrem Leben gibt, die alles andere als beneidenswert sind insbesondere ihre zerrütteten Familienverhältnisse samt dem Tod ihres geliebten Dads. Nicht weniger polarisierend wird Dillen, der männliche Protagonist, gezeigt. Er ist cool, äußerst beliebt und Mädchenschwarm erster Güte. Doch auch er kann den Schatten der Vergangenheit nicht entkommen. Seine größte Furcht: die Wahrheit.
Ally Taylor hat  ein Figurenensemble auf die Beine gestellt, das für ordentlich Zündstoff sorgt. Dunkle Geheimnisse und vehemente Sehnsüchte sind ebenso charakteristisch wie allzu menschliche Ängste und eine Risikobereitschaft, die vieles möglich macht.

Hierbei knistert es gehörig zwischen den Zeilen und der ausgelöste Flächenbrand entpuppt sich schnell als einnehmend. Dennoch gelingt Ally Taylor mit Leichtigkeit die Gratwanderung zwischen offensivem Kokettieren und aufrichtiger Hingabe. Der Bogen, der das experimentelle Jugendlichsein mit dem pflichtbewussten Erwachsensein verbindet, wird geschlagen und spricht an.

Mit Liebe zum Detail und typisch amerikanisch wird von der Autorin die Kulisse des Küstenstädtchens Oceanside wortmalerisch ausgestaltet. Doch auch hier gilt die Devise: Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Abgründe tun sich bekanntlich vor allem hinter einer Fassade auf, die beschaulicher kaum sein könnte.

Besonderes Augenmerk ist neben der inhaltlichen Bandbreite dieses Romans für Leser im jungen Erwachsenenalter verstärkt auf die schriftstellerische Umsetzung zu legen. Denn Ally Taylor zieht so einige Register. Ein Trumpf ihrerseits liegt zweifellos in graziler Bildhaftigkeit, mit welcher sie verheißungsvolles Kribbeln transportiert und gleichermaßen eine emotionale Grenze tangiert, die ins Mark trifft. Ganz nebenbei überzeugt der ungezwungene Jargon einer Generation, die im Begriff ist, sich (selbst) zu finden. Eine souveräne Stilsicherheit, die mich nachdrücklich beeindruckt. 

Alles in allem ein Roman im vorzüglichen US-Serienformat für (junges) Leserpublikum, das Liebe und Leid, Freundschaft und Loyalität, Hoffnung und zerplatze Seifenblasen aus der Sicht dynamischer Charaktere erleben möchte. 

FZIT: Verspielt. Entzündend. Präzise. 


Dienstag, 3. November 2015

[Rezension] Schmitz' Häuschen (Ralf Schmitz)

Ralf Schmitz: Schmitz' Häuschen  Wer Handwerker hat, braucht keine Feinde 

Nachdem meine Schwester bereits die komplette Riege an Lektüre aus dem Hause Schmitz begeistert konsumiert hatte und sie mir sein neustes Buch nun nicht weniger empfohlen hat, ließ ich mich natürlich gern auf dieses Leseerlebnis der amüsanten Art ein. 

Ja, ich kann sie gut verstehen: Denn Ralf Schmitz weiß einfach quirlig zu unterhalten! Und sei es in diesem Falle mit seinen Erfahrungen als unfreiwilliger Schirmherr einer Bauarbeiter-WG, der er nicht zu entkommen schien.


~ Rezension ~

Über die Zerstörungsakribie, pardon, den Enthusiasmus von Handwerkern ...

Unverhofft kommt oft. So auch für Ralf Schmitz. Denn ziemlich überraschend erfährt er, dass er das Haus seiner kürzlich verstorbenen Tante Helga geerbt hat. Ein Häuschen, an dem viele fantastische Kindheitserinnerungen hängen. Aber ebenso ein Domizil, dem über die Jahre hinweg etwas Glanz abhanden gekommen ist. Kein Thema, denkt sich Ralf Schmitz und sieht die Vision des bald schon wieder strahlenden Chateau Schmitz bereits deutlich vor sich. Nur hier und dort etwas professionelle Hand angelegt und es passt. Bloß irgendwie hatte er dabei die Rechnung ohne seine Baubrigade gemacht ...

Schmitz' Häuschen ist das dritte Buch, mit dem Comedian Ralf Schmitz seinen Leser vorzügliche Unterhaltung bietet. Beschwingt geht er dabei zu Werke und trifft dabei nicht selten den Nagel auf den Kopf.

Als Ralf Schmitz sich entschloss, sein geerbtes Häuschen zu renovieren, war er zuversichtlich, gespannt ... und viel zu naiv. Wochen, Monate, ja, im Endeffekt eineinhalb Jahre später war er nur noch eines: am Rande des Wahnsinns. Denn obwohl es dort draußen gewiss kompetente und überaus agile Handwerker gibt, geriet er an Exemplare, die keine Scheu davor hatten, ihm den letzten Nerv zu rauben.Da stellt sich doch glatt die Frage: Wer (oder was) hat hier den Sprung in der Schüssel? Tatsächlich das zum fünften Mal ausgetauschte Waschbecken oder doch der Insta—? Ach, lassen wir das lieber!

Mit eifriger Spritzigkeit berichtet Ralf Schmitz gewohnt wort- und witzgewandt von jeglicher nur denkbaren Unmöglichkeit, die ihm während der Odyssee als Bauherr widerfahren ist. Die Anekdoten seines Bautagebuchs reichen vom überfluteten Wohnzimmer über einen zehn Mal ausgewechselten Wasserhahn bis zur in der falschen Etage hochgezogenen Wand. Neben all der Ulkigkeit, die diese Fauxpas mit sich bringen, kann sich der Leser dank einer herrlich lebhaften Erzählung gleichermaßen in die Verzweiflung hineinversetzen, die mehr und mehr Schmitz'schen Besitz ergriff. Eine humorvolle Echtheit, die mir bestens gefällt.

Größte Kuriositäten und Katastrophen bestätigen eine Vielzahl bunt gemischter Stereotype, die sich in der Baubranche wiederfinden. Jene "Eigenheiten" werden durch die (galgen-) humorige Darstellung Ralf Schmitz' zu absurden Schenkelklopfern. Hinzu gesellt sich das Porträt eines Bauherrn, dem die Sinne und damit der Glaube an ein Happy End schwinden. Ferner fügt sich eine originelle Ausgestaltung wie Spachtelmasse in die einzelnen Kapitel ein, die immer wieder für frischen Wind (weil noch immer das Dach undicht ist?) sorgt.

Authentisch und zugleich mit einem Augenzwinkern versehen, schildert Ralf Schmitz groteske Absurditäten, die vielen Häuslebauern und Hobbyheimwerkern, die sich professionelle Unterstützung erhoffen, keinesfalls fremd sein dürfen.

FZIT: Gewitzt. Schwungvoll. Verschmitzt.