"Wer bereits als Kind die Welt zwischen den Zeilen für sich entdeckt, geht auch später gern als Abenteurer durchs Leben." {Creativity First}

Freitag, 31. Januar 2014

[Live-Erlebnis] Superstar lädt zu stilvollem Date voller Swing

Dass der Abend in der Berliner o2 World Unterhaltung auf Weltklasseniveau versprechen würde, hatte ich im Vorfeld bereits geahnt. Keine wirklich schwierige Prognose, wenn einer der ganz Großen in der Stadt vorbeischaut. 

Doch dass die Stunden mit Michael Bublé derart sensationell gut werden sollten, dass ich doch zu der Erkenntnis kam, mit meiner Vorliebe für Jazz & Co. tatsächlich ein paar Jahrzehnte zu spät geboren worden zu sein, spricht wohl für sich selbst. 
Daher: Ein Hoch auf Michael Bublé, der als "moderner Frank Sinatra" auch heute — ungeachtet der gegenwärtigen Trends zu Elektrobeats aller Art  sensationell swingt bis die Schuhsohle qualmt. 

It's a Beautiful Day when Michael Bublé is in town ...

Auf seiner Welttournee machte der Kanadier, der seit Jahren gleichermaßen reihenweise Awards wie Sympathiepunkte einheimst, Halt in Berlin. Mit im Gepäck hatte er die nicht minder hervorragend auftrumpfenden Jungs von Naturally 7, die als Vorband für Stimmung sorgten.

So zugeknöpft elegant Michael Bublé in Smoking und Fliege die Bühne eroberte, so wenig verschlossen sein Auftritt. Denn gleich zu Beginn stellte er klar, dass er es nicht möge, hier von einem Konzert oder einer Show zu sprechen. Nein, nein, vielmehr handle es sich um ein Date. Ein Date zwischen ihm und den 10.000+ Besuchern im Publikum. Und wie es sich für einen solchen Anlass gehöre, finge der Abend entsprechend ruhig (und schüchtern) an und könne sich zu dem entwickeln, wohin Dates eben im besten aller (hemmungslosesten) Fälle führten ... So weit, so gut, so vielversprechend.

Und es wurde noch besser.

Nicht nur ist Michael Bublé ein grandioser Sänger, charmanter Witzbold und, wie er selbst sagte, hoffnungsloser Romantiker, sondern äußerst publikumsnah. Er ist sozusagen ein personifizierter Publikumsmagnet, der sich Zeit für jene Begegnungen mit den Fans nimmt. Dieser Abend steht eben im Zeichen eines Dates. Da gehört eine solche Tuchfühlung schließlich dazu, nicht wahr? 
Dieses Miteinander erzeugte im Saal eine Atmosphäre, die (mir) unter die Haut und zu Herzen ging. 

Ob gefühlvolle Ballade, schwungvoller Gute-Laune-Hit oder Swing-Klassiker — der Sänger glänzte auf ganzer Linie und das Publikum ließ ihn genau das wissen.

Begleitet wurde Bublé von seiner "Tourfamilie", (s)einer wunderbaren Liveband, die er als Team Bublé ausführlich vorstellte und samt Geburtstagsständchen mit dem Publikum für einen "seiner Brüder" abrundete. Ergänzt wurde das Ensemble durch eine einheimische Gruppe an Streichern. Hand in Hand  also Ton in Ton — harmonisierte die gemeinsame Darbietung.

Im gleichen Umfang stimmig kamen die Bühnenbilder daher. Einige der als Gesamtpaket passendsten, die ich je gesehen hab. Zum einen ließen sie die goldenen Zeiten des Swings klassisch aufleben, zum anderen luden sie unmissverständlich zum Träumen ein. Wahre Hingucker.

Wenngleich der Abend in Berlin nur einer von vielen Zwischenstopps war, gelang des Michael Bublé dennoch, dem Publikum den Eindruck zu vermitteln, eben nicht nur eines von vielen zu sein. Die Dankbarkeit seinen Fans gegenüber betonte er ebenso wie die Hingabe zur Lebendigkeit des Jazz'. Eine Musikrichtung, die, wenn man es genau betrachtet, schon längst als angestaubt gelten könnte. Immerhin stammt sie aus dem vergangenen Jahrtausend. 

Mit Anekdoten zu seiner musikalischen Laufbahn — ja, auch Ansätze eines Rappers waren dabei  —, ganz persönlichen Empfindungen und herrlich eindeutig zweideutigen Einwürfen (der Gentleman  deutet an und genießt) wickelt der Sänger zwischen den Gesangseinlagen das Publikum um den Finger wie kein anderer.

Nach lodernden Flammen und herzigem Beschuss aus Konfettikanonen sorgte definitiv der Abgang des Künstlers für einen absoluten Herzschlagmoment: Michael Bublé entledigte sich ganz selbstverständlich seines Mikrofons und seiner In-Ears und sang nur von schlichten Pianoklängen begleitet Song For You für sein Publikum. Eine friedvolle Faszination für einen Entertainer, der an diesem Abend Herz, Seele und Stimme auf einem Silbertablett serviert hatte, hing spürbar in der Luft. Sagenhaft! Doch kaum waren die letzten Silben verklungen, schlug einem zufrieden lächelnden Sänger eine Welle tosenden Applauses entgegen. Punktlandung. Nicht die erste des Abends, jedoch (bedauerlicherweise) die letzte. 

Bleibt festzuhalten, dass mehr nicht geht und Michael Bublé mit jeder Berechtigung die Herzen der heutigen Jazzfans mit Freude erfüllt und für breite Lächeln in ihren Gesichtern sorgt ... Dass meine Begeisterung also überdauernd ist, muss ich wohl nicht hinzufügen, oder?



Mittwoch, 29. Januar 2014

[Rezension] Und dennoch ist es Liebe (Jodi Picoult)

Jodi Picoult: Und dennoch ist es Liebe 

Sie, Jodi Picoult, beherrscht die Klaviatur der großen Gefühle unnachahmlich gut. Würde dieses Buch musikalisch vertont werden, käme es einem Rondo gleich. Denn emotional hochwertige Motive geben sich sozusagen wiederkehrend die Klinke in die Hand.
Eine Familiengeschichte, welche die Facetten des Miteinanders in jeglicher Schattierung ausleuchtet, wobei die dunklen Ecken besonders düster scheinen. Anderseits schüren jene Abgründe einen außergewöhnlichen Kampfgeist, dessen Färbung beispielhaft wirkt.


~ Rezension ~

Wenn deine Vergangenheit deine Zukunft zu zerstören droht.

Als sie fünf Jahre alt ist, wird Paige von ihrer Mutter verlassen. Mit achtzehn Jahren bricht ihr Herz entzwei. Acht Jahre später steht die junge Frau erneut vor den Trümmern ihrer familiären Existenz. Wie viel Leid kann sie ertragen, bevor sie endgültig zusammenbricht? 
Viele beneiden Paige um ihren erfolgreichen Ehemann Nicholas, ihr niedliches Baby und ihr eigenes Talent, tiefe Emotionen in ihren eigenen Zeichnungen einzufangen. Doch Paige selbst fühlt sich weder ihrer Mutterrolle noch den Anforderungen an eine Arztgattin gewachsen. Immer häufiger wird sie vom Gedanken getrieben, ihre eigene Mutter endlich finden zu müssen. Denn nur dann, so glaubt sie, könne sie selbst die fehlende innere Balance finden. Allerdings müsste sie dafür die Liebe ihres Lebens und ihren kleinen Sohn zurücklassen. Ist dieser Preis nicht zu hoch?

In Und dennoch ist es Liebe greift Jodi Picoult eine hohe Emotionalität auf. Vertrauen, das verloren gegangen ist, Zerrissenheit, die zu schmerzhaft scheint, Absolution, die hart erkämpft werden muss – mit der gewohnten Empathie und dem nötigen Auge für Scharfsinn ist jener Roman ausstaffiert.

Mit Paige charakterisiert Jodi Picoult eine Protagonistin, deren Leben einer wahren Achterbahnfahrt gleicht: von der Mutter ohne Abschied zurückgelassen, aufgefangen von der großen Liebe, heimgesucht von postnatalen Depressionen.
Wie sehr die Vergangenheit unser Sein oder eben Nichtsein in der Gegenwart und Zukunft prägt, zeigt die Autorin mit großer Präzision. Nur wer mit sich selbst im Reinen ist, kann letzten Endes seinen Platz in dieser Welt finden.

Aufgrund der wechselnden Erzählperspektive zwischen Paige und Nicholas wird dem Leser ein umfassender, profunder Einblick in das sich zusammenbrauende Gefühlschaos gegeben. Hierbei beeindruckte mich insbesondere die kraftvolle Präsenz jener inneren Konflikte.

Über Recht oder Unrecht kann wohl kaum geurteilt werden. Vielmehr lässt sich vielleicht in Ansätzen über ein Was-wäre-wenn-Szenario grübeln. Einen Fingerzeig, den die Autorin mit detailreicher und unerschütterlicher Gabe des Geschichtenerzählens gibt.

Der Spannungsbogen der Handlung wird stringent aufgebaut und beibehalten. Kleine Hoffnungsschimmer, bittersüße Erkenntnisse und aufbrausende Entschlossenheit wechseln sich im Takt der Kapitel ab und überlassen den finalen Abschluss der Vorstellung der Leser.

Vertrauen und Verrat, Einfühlungsvermögen und Selbstaufgabe, immerwährende Liebe und brodelnder Zorn – sie liegen oftmals nur einen Herzschlag voneinander entfernt. Die Außergewöhnlichkeit einer Eltern-Kind-Beziehung wird in ähnlich prägnanten Zügen dargestellt wie der Weg zur Selbstfindung. Ein Roman voller Aussagekraft.

F★ZIT: Gefühlsbetont. Unaufhaltsam. Nachklingend.


P.S.: Als winziger Schönheitsfehler sei die Schreibung des Namens der Protagonistin im Klappentext erwähnt. Denn sie heißt Paige, nicht Page.


Montag, 27. Januar 2014

[Live-Erlebnis] Wie ein Wohnzimmer voller Gäste

Als ich im vergangenen Sommer durch eine Radiomeldung auf Elif, eine junge Sängerin und Texterin aus Berlin, aufmerksam wurde, war für mich klar, mir erst Album und dann ebenfalls Konzertticket zu sichern. 

Gesagt, getan.

Im Januar 2014 ist es nun so weit: Elif auf ihrer ersten Tour. Im Zuge derer macht(e) sie sowohl in Berlin als auch in acht weiteren deutschen Städten Halt. Nach ihrem Debütalbum benannt macht die Unter meiner Haut Tour ihrem Titel zweifelsohne alle Ehre und geht mit Esprit und Emotion unter ebenjene. 

Nächster Stopp: Lido in Berlin

Die Kulisse dieses Abends bildete Elifs Wohnzimmer. Ach nein, aber beinahe. Denn irgendwie versprühte die Bühne, auf der die Sängerin im Verlaufe des Abends eine Punktlandung vollführen würde, warmes Wohnzimmerflair. Das lag wohl nicht zuletzt am ausrollten Teppich, gemütlichen Schirmlampen und handgemachter Dekoration — alles von der Künstlerin selbst zusammengetragen und zum Gesamtbild arrangiert.

Bevor Elif nun während ihres ausverkauften Konzerts mit dem Publikum auf Tuchfühlung ging, eröffnete die stimmgewaltige Sängerin und Liedermacherin Alina den Abend gebührend und entlockte dem Publikum ganz eigene Zugabe-Rufe.

Dann erschien Elif, griff sich das Mikrofon und begrüßte das Publikum ihrer Heimatstadt mit musikalischer Großherzigkeit. Es dauerte nicht wirklich lang und schon erfuhr die Sängerin kräftige Unterstützung von den Fans. Sämtliche Facetten der Begeisterungsstürme wehten Elif entgegen. Kein Wunder. Denn mit ihrer sympathischen, unverkrampften und sichtlich gerührten Art begegnete sie ihrem Publikum — ja, ihrem Publikum oder mit Elifs Worten "... endlich spiele ich nicht nur den Support und ich kann hier oben so viel erzählen, wie ich will ..." — auf Augenhöhe.

Dementsprechend ließ Elif es sich nicht nehmen, sowohl die persönlichen Geschichten hinter ihren Liedern zu erläutern als auch zu unterstreichen, wie bedeutsam ihre erste eigene Tour für sie sei. 
"Davon hab ich geträumt, seit ich 14 war", sind ihre Worte, die sie an eine lauthals mitsingende Fangemeinde richtet. Nicht minder scheute sie vor der Betonung, dass das Musikbusiness nicht immer nur aus dem Sinn fürs Künsterlische bestünde. Es kann gleichermaßen ein ziemlich hartes Brot sein. Recht hat sie!

Darf ich jetzt schon sagen, dass ich begeistert war?

Präsenz zeigte die Sängerin, deren feinsinnigen Ballanden gleichermaßen berühren wie ihre kantigen, selbstbewussten Stücke, auf ganzer Linie. Zu dem gesungenen Wort kamen extrovertierte Tanzeinlagen, die wiederum ansprechen und für zufriedene Gesichter vor der Bühne sorgten.

Elif und ihre Band bildeten eine Einheit, die mitriss. Doch spätestens als sie Feuer einsang und sich Andreas Bourani zu ihr gesellte, war das Eis geschmolzen (die -12°C herrschten eben ausschließlich draußen vor der Clubtür) und die Herzen im Raum schlugen nur noch im Takt der handgemachten Musik Elifs. Das Duett  eine Überraschung, die, dem erfreuten Raunen des Publikums nach zu urteilen, vollends gelungen war.

Dass dieser musikalisch bestechend unterhaltsame Abend viel zu schnell ein Ende fand, muss ich, glaube ich, nicht hervorheben, oder?

Elif nahm ihre Fans buchstäblich bei der Hand, teilte mit ihnen genauso wie mit ihren eigenen Eltern im Publikum ganz große Emotionen und besondere Momente. Mal sanft und nachdenklich, mal außer Rand und Band — im Draufblick ein Konzert, dem noch zahlreiche folgen dürfen. Denn wie viel Herz, Seele und Temperament in Elif und in ihrer Arbeit stecken, war förmlich greifbar. Mehr davon würde nicht nur ihren (Zu-) Hörern zusagen, sondern der gesamten deutschen Musikbranche mit Sicherheit guttun.


Sonntag, 26. Januar 2014

Freitag, 24. Januar 2014

[Buchpost] Auf der Reise zum Saum des Himmels

Da Kinder- und Jugendbuchautorin Cornelia Funke für mich wahrlich zu den Großen gehört, freue ich mich über das jetzt im Oetinger Verlag (neu) erschienene Buch Drachenreiter wirklich. 

Nicht viel geht über sprühende Fantasie, die bereits Generationen von jungen Lesern begeistert. Hinzu kommen abermals die feinen Illustrationen der Autorin, welche die Geschichte auf magische Weise unterstreichen.

Das wird gut. Ich hab's im Gefühl.


Mittwoch, 22. Januar 2014

[Neu im Regal] Moderne Wunder von wunderbarer Qualität


Seit ich im vergangenen Jahr mehr oder minder durch einen glücklichen Zufall auf Sina Trinkwalders Buch Wunder muss man selber machen gestoßen bin, verfolge ich die Geschichte einer der wohl ambitioniertesten Unternehmerinnen Deutschlands mit großer Begeisterung. 

Denn mit ihrem Unternehmen manomama, dem ersten Social Business der Textilbranche, setzt Sina Trinkwalder Zeichen. Sie hat den Beweis angetreten, dass es sehr wohl möglich ist, nicht nur von (ökologischer, sozialer und ökonomischer) Nachhaltigkeit zu sprechen, sondern diese tatsächlich mit Überzeugung und vehementer Konsequenz zu leben. 

Für mich persönlich zählt manomama zu der Crème de la Crème der Best Practice Beispiele aus der realen Welt. Dass der Weg nicht steinig ist, wäre vermessen zu sagen. Doch dass er sich über alle Maßen lohnt, das unterstreichen Sina Trinkwalder  und ihr Team seit der ersten Stunde. Hier wird weder Seemannsgarn noch Stroh zu Gold gesponnen. Hier wird schlichtweg ehrlicher Handarbeit Herz und heimische Qualität verliehen.

Diese Gründe spielen nun mit meiner absoluten Vorliebe für Stofftaschen (ich mag aus vielerlei Gründen schlichtweg keine Plastikbeutel!) hervorragend  zusammen. Denn manomama hat nicht nur hochwertige und vor allem maßgeschneiderte Bekleidung im Repertoire, sondern eben auch Stofftaschen. Also dachte ich mir: "Muss ich haben!" Gedacht, getan. Bestellung getätigt und wenige Tage später in Empfang genommen. Perfekt!

Weshalb ich euch dies nun erzähle? 

Nun, a) möchte ich unterstreichen, dass Sina Trinkwalders Buch nicht nur lesenswert, sondern durchweg inspirierend ist, b) glaube ich, manomama ist ein "modernes Wunder", über das gesprochen werden muss und c) wollte ich zeigen, wie einfach es im Grunde ist, selbst einen kleinen (und dabei echt stilsicheren) Beitrag zum nachsichtigeren Umgang mit unseren natürlichen, personellen und finanziellen Ressourcen zu leisten.



Montag, 20. Januar 2014

[Rezension] {♫♫} Immer in Bewegung (Revolverheld)

Revolverheld: Immer in Bewegung 

Einen meiner persönlichen Garanten für die "Play"-Dauerschleife stellt das jüngste Album der Band Revolverheld dar.
Gepflegter deutschsprachiger Pop-Rock mit einem kräftigen Schuss Textlastigkeit und Emotionalität versehen erklingt, sobald der erste Track zu spielen beginnt. Eine Intensivität, die gehalten wird, und die für meinen Geschmack einen sehr guten und vor allem auch glaubwürdigen, lebensnahen Ton trifft.


~ Rezension ~

Eine Zeitreise, die rockt.

Ganz und gar dem Titel des Albums entsprechend nehmen Revolverheld mit auf eine musikalische Reise, auf der bewegte Zeiten im Melodien gekleidet werden. Einem eingesungenen Geschichtsbuch gleicht dieses Album: Von jugendlicher Unbeschwertheit über Freundschaften, die sich verändert haben und dabei gewachsen sind, bis hin zum schmerzlichen Schlussstrich reicht das Repertoire. Das Vergängliche wie der „Sommer in Schweden“ und das Beständige, nämlich die „Worte die bleiben“, stellen während jener Reise stete Begleiter einer emotionalen Achterbahnfahrt.

Mit ihrem aktuellen Album Immer in Bewegung gelingt der norddeutschen Band Revolverheld ein hitverdächtiger Wurf. Denn in einem exzellenten Zusammenspiel werden mal die rauen Rockerherzen, mal die poetischen Feinfühler angesprochen.

Die von der Band selbst geschriebenen Liedtexte sind punktgenau abgeschmeckt. Sie zeugen dabei sowohl von ehrlicher Beobachtungsgabe als auch vom allzu menschlichen Sehnen nach dem lebendigen Gleichgewicht.
Einer Aufforderung gleich kommt dieses Album daher. Denn Revolverheld fordern mit ihren Texten dazu auf, sein Leben zu leben – samt der schönsten, berührendsten Momente und der Melancholie des Verflossenen. Schließlich machen diese Augenblicke das Leben zu dem, was es ist.

Johannes Strate verleit den Worten der Band eine kraftvolle Stimme, die über einen deutlichen Wiedererkennungswert verfügt. Von nordischer Unterkühltheit keine Spur. Im Gegenteil, souveräne Wärme mit den notwendigen Ecken und Kanten versehen wird zu Gehör gebracht.

Die instrumentalen Seiten der 12 Tracks reichen von robustem Gitarrenrock bis zur durch Percussionrhythmen hervorgerufenen Leichtigkeit. Der charakteristische Klang typischer „Küstenmelodien“ schimmert unaufdringlich kontinuierlich durch und sorgt für einen angenehmen Nordwind zwischen den Noten.

Revolverheld schaffen es, poetischen und nachdrücklichen Tiefgang in ein Gewand aus Offensive, Nachdenklichkeit und Ausgeglichenheit zu hüllen. Die aufrichtigen und kreativen Texte kommen an. Bei mir als Fan von Wortspielen und deutschsprachiger Vielseitigkeit sowieso.

Ihrem dynamisch-markanten Pop-Rock-Stil bleibt die Band treu, wobei ihre Musik kein bisschen angestaubt wirkt. Vielmehr tosen Aufbruch und Fernweh, Romantik und Erkenntnis, Unendlichkeit und Endgültigkeit hochwertig aufbereitet durch die Gehörgänge eines jeden, der sich für das vierte Revolverheldalbum entscheidet.

F★ZIT: Handgemacht. Bodenständig. Überzeugend.  


P.S.: Wer das Video zur aktuellen Singleauskopplung Ich lass für dich das Licht an noch nicht gesehen hat oder nicht genug davon bekommen kann, der klicke augenblicklich HIER.


Sonntag, 19. Januar 2014

Freitag, 17. Januar 2014

[Buchpost] Ein Überraschungspaket trudelt ein

Als die Autorin Annika Bühnemann Ende des vergangenen Jahres ein Preisausschreiben initiierte, hatte ich umgehend das Gefühl, mitmachen zu wollen. Immerhin dufte hierbei geschrieben werden.

Also verfasste ich eine kleine Episode, die Anlehnung an Annikas eigenen Roman fand, so die Bedingung des Preisausschreibens. Ich nannte meine Kurzgeschichte Auf die Freundschaft – Ein magischer Moment und schickte sie ein.

Im Grunde hatte ich an dieser Aktion teilgenommen, weil ich das Engagement, welches Annika an den Tag legt(e), als sehr unterstützenswert empfand UND weil ich das Schreiben liebe. Natürlich, auch das.

Dass ich tatsächlich den zweiten Platz belegen würde, war dann die unerwartete Kirsche auf dem Sahnehäubchen. Vielen herzlichen Dank der Jury!!!

Mittlerweile trudelte auch mein Gewinn, das Super-Duper-Freundschaftsüberraschungspaket, bei mir ein. Wollt ihr wissen, was ich auspacken durfte?

Nun gut, da hätten wir eine Flasche Hugo (das perlende Lieblingsgetränk der Romanfiguren), eine eigens von Annika kreierte Mischung Freundschaftstee (ich bin immenser Teefan!), dann eine Tafel Freundschaftsschokolade sowie ein Lesezeichen und einen Gutschein für eines der bald erscheinenden Werke der Autorin. Obendrein noch liebe handgeschriebene Zeilen von Annika. Tausend Dank!!! Ich werde sehr gewiss Freude mit diesem wunderbaren und über alle Maßen originellen Freundschaftspaket haben! Muss ich erwähnen, dass ich das mit Liebe zum Detail ausstaffierte Design richtig erfrischend finde?

Also dann, lasst uns anstoßen! Eben mit Hugo oder wahlweise mit einer Tasse Tee. Auf die Freundschaft!



Mittwoch, 15. Januar 2014

[Schreibzeugkiste] Von Statistiken, die zum Überflieger machen

Ein Blogger schreibt in den meisten Fällen liebend gern über (s)eine Herzensangelegenheit. Und er tauscht sich dazu noch lieber mit seinen Lesern aus. Doch ein Blogger entwickelt in häufigen Fällen ebenso ein Auge für die formschön aufbereitete und aussagende Kraft von Statistiken

Weshalb? Nun, weil unsere virtuellen Fingerabdrücke und Fußstapfen erfasst, akribisch archiviert und anschließend in von Zahlen zu Klicks, Besuchen, Kommentaren und Erwähnungen jeglicher Art visualisierten Diagrammen serviert werden. Sehr nett und zuvorkommend ist das. Klar. Außerdem spornen solche Statistiken an. Schließlich liegt es in der Natur des Menschen im Allgemeinen und des Schreibenden/Bloggers im Speziellen, das erreichte Niveau mindestens zu halten. Wer möchte sich an dieser Stelle schon die Blöße geben?

Doch gelegentlich können ebenjene statistischen Auswertungen nicht minder desillusionierend wirken. Wieso? Ganz einfach: Es gibt Blogs, die (bei gleichem oder vielleicht gar geringerem Aufwand) Abonnenten scheinbar im Halbstundentakt gewinnen. Es gibt Fanseiten, deren Pinnwände aus den Nähten zu platzen drohen. Es gibt Tweets, die zuhauf retweetet werden. Ja, diese Phänomene existieren. Werden es immer tun. Und sie seien den Urhebern absolut gegönnt! Schließlich stecken sie (meistens) eine Menge Herzblut in ihr Tun. 
Nur sei bitte auch manches Mal, denn Außnahmen bestätigen bekanntlich die Regel, die latente Frage gestattet "Was haben die einen, woran es den anderen (offenbar) mangelt?"

Denn seien wir ehrlich, das Bloggen ist ein WEITES FELD und selbstverständlich gibt es auch hier — wie bei Weinen, romantischen Komödien oder Skibrillen  Qualitätsunterschiede. Wäre auch irgendwie seltsam, würde es sie nicht geben. 
Doch ähnlich merkwürdig mutet es gelegentlich an, dass eben beispielsweise Blogs mit Inhalt den Blogs mit exquisitem Inhalt hinsichtlich Leserschar und Fans in sozialen Netzwerken einiges voraus haben. C'est la vie!

Welches Quäntchen nun an welcher Stelle mehr zieht als möglicherweise fundierte Recherche und herzliche Aufgeschlossenheit, erfrischendes Design oder schlichtweg mehr als passable Orthographie, wird wohl nie endgültig zu klären sein. Die einen haben's eben, die anderen haben etwas anderes.

Paradiesvögel werden eben ab und an zu Überfliegern, während potentielle Überflieger einem Mauerblümchen gleichkommen. Ganz wie im realen Leben. Doch das alles ist vollkommen in Ordnung, solange man sich als Blogger wohl in seiner eigenen Haut fühlt, solange man merkt, wo die persönlichen Prioritäten (abseits der gepriesenen Statistiken) liegen, solange man sich an sich selbst misst und solange man dankbar für die Plattform ist, die einem gegeben wird. 
In diesem Sinne: Allerbesten Dank euch fürs Vorbeischauen, Lesen, Kommentieren, Durch-den-Kopf-gehen-lassen!!!


Montag, 13. Januar 2014

[Live-Erlebnis] Wenn du die Magie förmlich einatmest

Illusionen, Magie, Zauberei — kaum etwas fasziniert derart und spaltet die Gemüter andererseits in diesem Maße. 

Die einen können gar nicht genug von jenem perfekt beherrschten Handwerk und den minutiös arrangierten Darbietungen bekommen und lieben das allumfassende Gefühl der Verblüffung. 
Die anderen stehen jenen akribisch vorbereiteten Unterhaltungskünsten hingegen mit rationaler Denke gegenüber und mögen es überhaupt nicht, sich etwas gerade scheinbar Unerklärliches eben nicht erklären zu können. 

Ich gehöre mit allergrößter Begeisterung zur ersten Kategorie!

Bereits seit Kindertagen liebe ich es, (offensichtlich) zum Leben erweckter Magie zuzusehen. Mein eigenes Repertoire an Zaubereiutensilien samt stilechtem Zylinder durfte dabei nicht fehlen. Und heute ziehe ich nicht nur den Hut vor jeder aufs i-Tüpfelchen stimmigen Zauberdarbietung, sondern vor allem auch vor der harten Arbeit, der unendlichen Disziplin und dem Talent der Magier das Publikum mit aller Leichtigkeit für sich einzunehmen.

Daher ist es wohl kaum verwunderlich, dass ich  diese Vorrede in die Waagschale geworfen — augenblicklich Feuer und Flamme war, als ich hörte, dass die Ehrlich Brothers im Rahmen ihrer Deutschlandtour Magie — Träume erleben! ganz in meine Nähe kommen würden ...

~ Abrakadabra, Simsalabim:  Lasset uns Träume erleben! ~

Eine charmant verpackte, bestimmte Ansage, dass jegliche Bild- und Filmaufnahmen untersagt seien, hallt durch die Messehalle in Frankfurt (Oder), als das Licht ausgeht. Denn selbst ein noch so scharfer Zoom könne nicht hinter die Kulisse der nun folgenden Darbietung schauen. Daher sei es viel sinnvoller, sich zurückzulehnen und in die auf der Bühne, deren Bild ein wenig an einen belebten Jahrmarkt erinnert, zum Leben erweckten Träume einzutauchen. 

Und schon beginnt der Zauber. Noch von hinter der Bühne aus. Ein erstes erstauntes Raunen zieht sich durchs Publikum. Dann geht alles Schlag auf Schlag. Zeit für ein Durchatmen bleibt kaum, während Andreas und Chris Ehrlich ein — im wahrsten Sinne des Wortes — Feuerwerk an magischer Unnachahmlichkeit entzünden.

Ob nun der kalte Frauenschuh im Eisblock, per Hand zu einem Herzen gebogene Eisenbahnschienen oder die Münze, die durch Glas wandert — die Magier des Jahres 2004 beherrschen die Kunst der Unterhaltung in jedem Maßstab und bis ins kleinste Detail. Denn sowohl die von schwerer Technik unterstützten Tricks als auch die Close-up-Magie setzen eigene Standards. 

Nicht weniger beeindruckend kommt das selbst gestaltete Bühnenbild daher. Das aufgetragene Ensemble an Apparaturen und Applikationen erinnert an eine Mischung aus Ghostbusters, Winkelgasse und Charlie und die Schokoladenfabrik.

Darüber hinaus verleiht das sympathische und schlagfertige Interagieren mit dem Publikum der Show der Brüder einen sehr besonderen Charme. Herrlich! Wer schon immer einmal Assistent der ganz Großen sein wollte, hat an der Seite der Ehrlichs die Chance, einen Applaus der Stufe drei auszulösen.
Nach dem immer wiederkehrenden herzhaften Auflachen im Saal, wundert es keineswegs, in der Pause Kommentare wie "Ich habe selten so gelacht" vernehmen zu können. 
Einen Anteil an einem solchen Resümee trägt mit Sicherheit der Einsatz des flauschigen Praktikanten Alexandrio, auch bekannt als Filou vom Dienst. Er hat es drauf wie kein Zweiter, das (weibliche) Publikum um den Finger zu wickeln. Vielleicht liegt es daran, dass er aus seinem Herzschlag keinen Hehl macht, rrrrrrhhh.

Rasante Showeinlagen voller Magie, flambierte Bühnenbilder und ein verbaler brüderlicher Schlagabtausch ziehen sich durch das Programm, das mitreißt. Viel zu schnell verfliegen die gut zwei Stunden inklusive Pause. Das können die Ehrlich Brothers also auch: Sie bringen nicht nur Stahl zum Schmelzen, sondern gleichermaßen die Zeit. 

Ach ja, der Durchblutung ist die Show ebenfalls mächtig zuträglich. Am Ende des Abends glich mein Applaudieren förmlich einem automatisierten Mechanismus. Oder sollte ich sagen, es funktionierte wie von Zauberhand geleitet?! So oder so, ich spürte meine Hände kaum noch. Doch jenes "Opfer" hatte sich gelohnt!

Dass sich die Ehrlich Brothers im Anschluss an ihren Auftritt noch die Zeit genommen haben, um in unmittelbaren Kontakt mit ihren Fans zu treten, rundete das zauberhafte Vergnügen gelungen ab.

Summa summarum bleibt für mich die Erkenntnis, dass die zwei Hauptdarsteller durch ihre Liebe zur Zauberei und ihrem einmalig ausgetüftelten Erfindungsreichtum eine exquisite Show auf die Beine stellen, in der sich Träume wahrhaftig erleben lassen. 
Jeder einzelne Moment ein Genuss. Jeder Atemzug gespickt von magischer Essenz. Damit bringen die Ehrlich Brothers das spektakuläre Flair Las Vegas' in die Hallen deutscher Klein- und Großstädte. Exzellent, empfehlenswert, einzigartig! Ganz ehrlich, mehr davon jederzeit wieder und sehr gern!


Sonntag, 12. Januar 2014

[Sonntagsbrunch] Am 12. Januar 2014


In den strahlenden Frost hineingeblickt.


~ eingefangen im Winter (Deutschland) ~


Freitag, 10. Januar 2014

[Rezension] Dash & Lily's Book of Dares (R. Cohn & D. Levithan)

Rachel Cohn & David Levithan: Dash & Lily's Book of Dares 
[deutscher Titel: Dash & Lilys Winterwunder]

Ich muss es sagen, wie es ist: Ich fand dieses Buch umwerfend gut. Das Gesamtpaket traf meinen Geschmack voll und ganz. Und es war mir eine Freude festzustellen, dass mich selten zuvor ein Charakter in derartiger Rasanz für sich gewonnen hat wie Dash. Die Liebe zur Sprache und deren Detailreichtum, der Faible für außergewöhnliche Worte, der Hang zur Sammlung von Zitaten — nichts kam mir wirklich fremd vor.
Darüber hinaus absorbierten mich die gesamte Figurenkonstellation und ihre warmherzige Eigentümlichkeit sowie die pulsierende Kulisse New Yorks augenblicklich.
Wer also ähnlich tickt und ein erquickendes Jugendbuch nicht von der Buchregalkante stoßen möchte, dem sei hiermit eine Empfehlung ausgesprochen.


~ Rezension ~

Weihnachten zwischen den Seiten

Die Weihnachtszeit hat in New York Einzug gehalten. Lily wird das Fest nur mit ihrem großen Bruder verbringen, weil ihre Eltern auf einer nachgeholten Hochzeitsreise sind. Eine Tatsache, die den Teenager alles andere als entzückt. Dash hingegen freut sich auf ein Weihnachten ohne Eltern, denn er kann diesem heitern Tohuwabohu ohnehin nichts Großartiges abgewinnen.
So unterschiedlich Lily und Dash in ihrer Einstellung hinsichtlich Weihnachten nun sein mögen, umso verblüffender scheint die innige Verbindung, die zwischen ihnen entsteht. Eine Verbindung, die allerdings nur auf geschriebenen Worten basiert. Denn Dash fällt rein zufällig dieses Notizbuch in die Hand, in dem eine gewisse Lily den Finder gekonnt herausfordert. Fortan stellen sich die zwei gegenseitig Mutproben, die sie Stärken, Schwächen und Sehnsüchte erkennen lassen.

Dash & Lily's Book of Dares entstand durch die Zusammenarbeit des Autorenduos Rachel Cohn und David Levithan. Das Resultat ist ein Jugendbuch, das charmante, erfrischende und wortverspielte Cleverness an den Tag legt.

Allein die Idee hinter der Geschichte und deren Ausführung sorgen für ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen des Lesers. Doch den Pepp, der einen das Buch nicht mehr aus der Hand legen lässt, verleihen dem Ganzen die Persönlichkeiten der beiden Hauptcharaktere selbst.
Lily als wohlbehütetes Nesthäkchen der Familie, die sich plötzlich einer ungewissen Zukunft zu stellen hat. Dash als Bücherwurm durch und durch, der sich Gedanken über den wahren Sinn des Lebens macht.

Wenngleich der rote Faden der Handlung manch einem recht locker erscheinen mag, so liegt die magische Überzeugungskraft wohl genau darin. Wie auch im Unerwarteten. Denn kann aus dem Nebeneinander und Füreinander der zwei Protagonisten auf dem Papier tatsächlich ein Miteinander in der realen Welt werden? Oder sind sie schlichtweg dazu bestimmt, schreibende Freunde zu bleiben.

Ulkige Anekdoten würzen die Geschichte gleichermaßen wie juveniler Abenteuersinn, Einfallsreichtum und vor allem die Liebe zum Medium "Wort". Mit Lily und Dash hauchten die Autoren Figuren Leben ein, die nicht dem typischen Teenagerbild entsprechen. Vielmehr nehmen sie — jeder für sich — eine gewisse Außenseiterrolle ein. Doch dies tun sie mit einer sympathischen Selbstverständlichkeit, die bestärkt. Eine Eigenschaft (neben vielen), welche mich sofort begeisterte.

Hinzu kommt eine Wortgewandtheit, die mit Leichtfüßigkeit sowie mit Hintergründigkeit aufwartet. Bei aller Akkuratesse und Verbundenheit zur Außergewöhnlichkeit der Sprache, die Teenager für gewöhnlich weniger tangiert, bleiben Schlagfertigkeit und Ungezwungenheit keinesfalls auf der Strecke.

In der Summe ein hervorragend unterhaltendes Jugendbuch, dessen Wendigkeit, Präzision und Facettenreichtum mit Humor und Sinnträchtigkeit gleichfalls überzeugen.

FZIT: Liebenswert. Wortverspielt. Schwungvoll.


Mittwoch, 8. Januar 2014

[Schreibzeugkiste] Stern oder Sternschnuppe am Bloggerhimmel?

Beim Durchstreifen verschiedensten Blogs sowie als Blogger selbst fällt (mir) schon auf, dass sich das Stimmungsbild der aktiven Blogger durchaus phasenweise wandelt: 

Mit hoher Motivation und endlos scheinendem Enthusiasmus wird wie ein Weltmeister geschrieben, veröffentlicht, kommentiert. Bestens! 
Doch immer häufiger stellen sich nach geraumer Zeit Ernüchterung oder gar Resignation und das Gefühl, von einer Verpflichtung lawinenartig überrollt worden zu sein, ein. Denn — bei aller Liebe zum Surfen auf der virtuellen, stets mobil zu erreichenden Welle — Blogger haben (in den meisten Fällen) auch tatsächlich ein Leben abseits der medialen Ströme, mit denen wir uns tagtäglich umgeben. Es sind also nicht nur zündende Ideen gefragt, sondern ebenso ein gutes bis exzellentes Zeitmanagement. Wir alle wissen: Zeit ist ein kostbares Gut.

Hinzu kommt nicht selten das Gefühl, bloggen zu müssen, da es doch erwartet wird. Die Leser wollen schließlich etwas "geboten" bekommen. Doch gleichfalls wie ein Autor/Blogger Verantwortung gegenüber seinen Lesern trägt, so sollten diese im Gegenzug Luft zum Atmen gewähren. Denn wem nutzt am Ende der Titel Blogging Queen oder King of Blogs etwas, wenn dieser vielmehr an eine Pflicht, statt an eine Kür gebunden ist?

Denn je entspannter der Blogger, umso erfrischender die Beiträge. Dies dürfte wiederum zu höherer Authentizität und größerer Originalität führen und somit die Leser einen Zacken mehr beglücken als ein mehr oder minder emotionsloser, zwischen Tür und Angel verfasster Beitrag.

Unsere Bloggerwelt ist ... RIESIG. Darin eine Nische zu finden und sich gar zu etablieren, ist nicht selbstverständlich. Umso mehr Fingerspitzengefühl ist gefragt — als Blogger und als Leser.

Es gilt demnach zu verhindern, dass ein ambitionierter Power-Blogger, der mit Herz und Verstand zu Werke geht, sozusagen zu einem lethargischen Patienten eines online-basierten Burnouts wird.
Es ist also keinesfalls persönlich zu nehmen, wenn ein Blogger zeitweise reduzierter schreibt oder sich gar eine gänzliche Auszeit nimmt. Dies geschieht nicht, um die Leser zu piesacken. Vielmehr ist es ein Bekenntnis zum Leben abseits der virtuellen Bühne. Denn auch Popstars der Bloggerbranche sollte es gestattet sein, im wahrsten Sinn des Wortes abschalten zu dürfen, wenn der Vorhang fällt.

Denn nur wer regeneriert und sich sammelt, kann zu einer allseits willkommenen Hochform auflaufen und zu einem verlässlich schimmernden Stern am Bloggerhimmel werden. Anderenfalls bliebe wohl die Option, die Gestalt einer hübschen, jedoch verglühenden Sternschnuppe einzunehmen.


Montag, 6. Januar 2014

[Rezension] Die Worte der weißen Königin (Antonia Michaelis)

Antonia Michaelis: Die Worte der weißen Königin 

So märchenhaft verträumt das Cover dieses Buches anmutet, eine gleichfalls unter die Haut gehende Figur macht die Geschichte zwischen den Buchdeckeln.
Loyalität, Freundschaft und Mut prägen die großen Werte dieses Buchs, das für Leser ab 12 Jahren empfohlen wird. Hinzu kommen eine persönliche Zerrissenheit und der nackte Kampf ums Überleben. Insgesamt also alles Zutaten, die beim Lesen einen bittersüßen Geschmack hinterlassen.
Danke schön dem Oetinger Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplares!

[Cover: Oetinger Verlag]


~ Rezension ~ 

Wenn der Wunsch nach Freiheit das Einzige ist, das dich am Leben hält ...

An die glücklichen Tage seiner Kindheit kann sich Lion noch gut erinnern. Tage, an denen er mit seinem Vater durch die Wälder nahe der Ostsee streifte. Tage, an denen er den zauberhaften Geschichten der weißen Königin lauschte. Doch diese Zeiten gehören längst der Vergangenheit an. Stattdessen kämpft Lion nun verbissen gegen die Gewalt des schwarzen Königs. Der Mann, der an die Stelle seines Vaters tritt, wenn dieser wieder einmal zu viel getrunken hat. Vehement klammert sich der Junge mit der geschundenen Seele an die warmen Worte der Geschichtenerzählerin und an die Sehnsucht, mit den Seeadlern in die Lüfte aufsteigen zu können. Schnell werden diese Geschöpfe zu Lions Hoffnungsträgern. Eine unvergleichliche Freundschaft entwickelt sich zwischen den Tieren und dem Jungen. Eine Verbindung, die Lion vor dem endgültigen Zerbrechen bewahrt und für ihn die größte Stütze auf der entschlossenen Flucht nach vorn wird.

In Die Worte der weißen Königin fängt Autorin Antonia Michaelis eine Welt voller Emotionen und Entscheidungen ein, die das Roulette des Lebens widerspiegeln. Eine Geschichte von niederschmetternder Erkenntnis und überdimensionaler Vorstellungskraft.

Hauptfigur Lion ist ein Kämpfer. Doch trotz seines zerstörten Idylls, das auf die Rechnung eines gewalttätigen Vaters geht, verliert er nie die Hoffnung an das Wundervolle, das Vollkommene. Dank der Magie der Worte und einer als einzigartig innig gezeichneten Beziehung zu den Seeadlern geht er seinen Weg. Ein Pfad, den die Autorin mit behänder Leichtigkeit und ebenbürtig profund gezeichnet hat.


Eine der Schlüsselrollen spielt in diesem Jugendbuch die Magie der Worte. Denn es soll sich bewahrheiten: Worte bewirken durchaus Wunder. Die von Antonia Michaelis kreierte Symbiose von Wirklichkeit und Wunsch stellt hierbei die Stärke der Geschichte dar. 

Beeindruckend und erschütternd zugleich empfand ich beim Lesen das Schicksal Lions. Das Portrait des Protagonisten, der einer Welt dominiert von Alkohol, Gewalt und Traumata zu entfliehen wagt, steht dabei stellvertretend für das nicht weniger Heranwachsender. Mit ihrem Werk setzt die Autorin somit ein Zeichen, das — aller Fiktion zum Trotz — reale Abgründe aufzeigt. Und ebenso als Stütze fungiert.

In ausgeglichener Balance stehen Sehnsucht nach der eigenen kleinen heilen Welt und der allgegenwärtigen Gewissheit, für immer Narben davonzutragen. Eine Erkenntnis, mit der sich ein jeder im kleineren oder größeren Umfang identifizieren kann.

In der Summe ein Jugendbuch, dessen klare Botschaft mit fantasiereichen Elementen angereichert wurde und durch ebenjene Feinabstimmung zu Herzen geht.

FZIT: Intensiv. Zerbrechlich. Hoffnungsvoll.



Sonntag, 5. Januar 2014

Samstag, 4. Januar 2014

[Ich schreibe] "Ein magischer Moment"

Annika Bühnemann, Autorin des unterhaltsamen Romans Auf die Freundschaft, rief im vergangenen November zu einem Preisausschreiben auf, das meine Aufmerksamkeit sofort gewann. Es ging darum, die aus dem Roman bekannten Figuren in einer kleinen Episode entsprechend in Szene zu setzen.

Nun läutete sie das neue Jahr mit der Bekanntgabe der drei ersten Plätze ein. Ich schließe mich hier an und zeige euch [denjenigen, die ihn lesen möchten] einfach einmal meinen (mit dem zweiten Platz belohnten) Beitrag. Denn so ziemlich mit einem Schlag hatte ich jene magische Eingebung, die sich schlichtweg logisch anfühlte. Diese wiederum auf nur maximal drei Seiten auf den Punkt zu bringen, war dann die zugegebenermaßen größere Herausforderung.

Herzlichen Dank Annika Bühnemann für eine solch schöne Idee! Herzlichen Glückwunsch der Gewinnerin und ein Dankeschön allen Teilnehmern und Juroren! Denn ohne all die an den Tag gelegte Kreativität und Muße eurerseits wäre Annikas Aktion nur halb so lebendig gewesen.



Hier nun also mein Beitrag zum Preisausschreiben:



Auf die Freundschaft – Ein magischer Moment
Kora Kutschbach

Es würde ein Mädelsabend werden, den sie nie – Hannah hatte es mehrfach vehement betont – niemals vergessen würden. Und sie hatte, dem unablässigen Nachbohren ihrer drei Freundinnen zum Trotz, bis zum jetzigen Moment, in dem das Taxi die vier Frauen vor ihrem Lieblingsrestaurant abholte, geschwiegen wie ein Goldfisch. Sie hatte die Lippen versiegelt gehalten.
Die Idee zu jenem, wie sie selbst fand, Abend der Kategorie „Extraklasse“ war ihr kurz nach dem Showdown gekommen, der sich zwischen Claudia und ihrem Ach-so-reumütigen-einst-vom-Staat-angetrauten Ken abgespielt hatte. Nicht nur die beinahe von Claudia gewetzten Filetiermesser, sondern eben auch der in der Luft liegende und zum Schneiden dicke Reizfaktor aus Stress, Entrüstung und grollenden Rachegedanken, die nur sachte verebbten, hatten Hannah zu folgendem Schluss kommen lassen: Die vier Freundinnen – allen voran Claudia – hatten eine Auszeit bitter nötig. Da kam es ihr äußerst gelegen, dass ihr ein Anwaltskollege – zwar nicht gänzlich ohne Hintergedanken, aber immerhin – doch glatt vier Karten der heiß begehrten Mind-blowing Magic Show spendiert hatte. Eine wahnsinnig gute Show voller Illusionen und Knalleffekte, die Claudia, Karin, Maria und Hannah mit Sicherheit in eine andere Sphäre katapultieren würde. Wann, wenn nicht eingetaucht in eine Kulisse wie diese, könnte wohl offenkundiger behauptet werden, alle Probleme würden wie von Zauberhand ausradiert?
Als Hannah dann während der Taxifahrt durch die mit gleißendem Abendlicht gefluteten Straßen das wohl gehütete Geheimnis lüftete, blickte sie in Gesichter, die dem des Gemäldes Der Schrei von Edvard Munch haargenau glichen. Allerdings war der Gesichtsausdruck ihrer drei Begleiterinnen in vollem Umfang der schier sprachlos machenden Begeisterung zuzuschreiben. Nicht einem blanken Entsetzen. Karin schluckte heftig. Marias tellergroßen Augen wurden von einem hektischen Blinzeln geziert. Claudia klappte der Mund auf und zu.
Schließlich fand sie dann doch als erste die Worte wieder: „Hannah, du verrücktes Huhn, ich … ich weiß gar nicht, was ich sagen soll? Du … du bist genial.“
„Weiß ich doch!“, entgegnete Hannah verschmitzt selbstbewusst, „Ehrlich, ihr müsstet euch sehen, Mädels. Zu ulkig. Stellt euch vor, ich hätte uns Karten für die Chippendales organisiert, dann wärt ihr aus der Gesichtslähmung gar nicht mehr herausgekommen.“
„Quatsch, Mind-blowing Magic ist eine Million Mal besser“, schaltete sich jetzt Karin ein, „ich liebe dieses Quäntchen Zauberei, das uns alles um uns herum vergessen lässt.“
Gesagt, getan. Treffender hätte Karin es wohl kaum prophezeien können. Die vier Freundinnen saßen, wenngleich es wenig ladylike wirkte, mit offenen Mündern und in die Stuhlpolster gekrallten Fingern in der ersten Reihe der Show. Sie kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Claudia hatte in der Zwischenzeit die Haltung eines professionellen Skispringers kurz vorm Erreichen des Schanzenendes eingenommen. Fasziniert folgte sie dem Geschehen auf der Bühne. Bis ...
„Lady. … Lady? Ja, Sie!“
Jetzt fühlte Claudia sich tatsächlich angesprochen und von zwei stahlblauen, mystisch wirkenden Augen förmlich durchbohrt. Sie schluckte, stand – wie von einem Puppenspieler geleitet auf –, zupfte sich ihren Blazer zurecht, warf ihr Haar in den Nacken und lächelte ihrem Gegenüber freundlich zu.
„Dürfte ich Sie vielleicht mit zu mir auf die Bühne bitten?“, fragte Dylan, ihr charismatischer Gastgeber des Abends, mit bestechend sympathischem britischen Akzent.
„Ja, natürlich. Gern.“ Mehr Worte kamen Claudia nicht über die Lippen. Schwebte sie?
„Lady, mit wem habe ich das Vergnügen?“, hakte Dylan interessiert nach.
„Mein Name ist Claudia.“
„Sie meinen Claudia wie Claudia Schiffer? Dann darf ich mich heute Abend wahrhaftig wie der große David Copperfield fühlen.“ Ein erheitertes Raunen ging durch den Saal. Claudia lächelte noch ein wenig breiter, während ihre Freundinnen ihr eifrig zuwinkten. Träumte sie?
„So, liebe Claudia, ich habe mir in den Kopf gesetzt, diesen Abend für Sie zu einem unvergesslichen zu machen“, holte Dylan vielsagend aus. „Wie wäre es, wenn wir gemeinsam ein Experiment wagen würden? Was meinen Sie?“
„Ja. Sehr gern“, entgegnete Claudia noch immer etwas perplex.
„Perfekt.“
Daraufhin bat Dylan Claudia, sich eine ihrer Jugendsünden bildlich wieder in Erinnerung zu rufen. Ooo-kay, dachte sie leicht irritiert. Claudia musste jedoch gar nicht lange überlegen. Augenblicklich schweiften ihre Gedanken zu diesem vermaledeiten Tattoo, das seit ihrer Verlobung mit Ken den Ansatz ihres großen Zehs am linken Bein zierte. Damals hatte sie wahrhaftig an die ewige Liebe geglaubt und sich Kens Namenszug in Form eines Zehenrings in die Haut stechen lassen. Lächerlich. Und spätestens seit ihrer Trennung eine Schmach bei jeder Pediküre, wenn die Kosmetikerin sie auf diesen originellen Liebesbeweis ansprach.
Jedenfalls wusste Claudia nicht erst seit heute, dass dieses Tattoo ebenso penetrant lästig war wie Kens ausufernden Märchenstunden. Vor ihrem geistigen Auge erschien nun also ihr tätowierter Zeh. Dylan bat sie jetzt das Bild in ihrem Kopf auf ein Blatt Papier zu skizzieren, es zu signieren und das Blatt anschließend in ein Kuvert zu stecken. Während das Kuvert von einer hübschen Assistentin in Gewahrsam genommen wurde, baute sich Dylan vor Claudia auf und schaute ihr tief in die Augen.
„Claudia, bitte stellen Sie sich jetzt vor, wie die von Ihnen aufgezeichnete Jugendsünde ihr Leben verändert hat!“
Ruhe im Saal. Claudia glaubte, jeder einzelne Zuschauer hätte ihren hämmernden Herzschlag hören können.
„Denken Sie nun fest daran, wie es gewesen wäre, hätten Sie damals rechtzeitig die Notbremse gezogen!“
Claudia schaute Dylan in die Augen. Mit höchster Konzentration. Während der Magier weiterhin gebannt in Claudias Augen sah, begann er allmählich sich seiner eigenen Schuhe und dann der Strümpfe zu entledigen. Anschließend ging er langsam in die Hocke und legte seine Hände auf ihre auberginefarbenen Pumps. Claudias Blick war auf Dylans Hände fixiert. Ihre Kinnlade klappte nach unten. Ganz unwillkürlich. Doch dann besann sie sich, dass nicht nur der Scheinwerfer, sondern mindestens 3.000 Augenpaare auf sie gerichtet waren. Abrupt schloss sie ihren Mund, konnte es allerdings nicht lassen, sich nervös auf die Unterlippe zu beißen.
Sekunden später stand Dylan erneut lächelnd vor Claudia und forderte sie auf, das Geheimnis um ihre nun „verblichene Jugendsünde“ zu lüften. Die Assistentin reichte ihr das Kuvert und Claudia förderte das Blatt Papier mit ihren nicht gerade preisverdächtigen Zeichenkünsten zutage. Nichtsdestotrotz waren ein Fuß samt Körperbemalung ansatzweise klar zu erahnen. Mit etwas Fantasie allemal.
Nun meinte der Magier, Claudia solle bitte einmal ihre Pumps, dann ihre Nylonstrümpfe ausziehen und dem Publikum das Original der Sünde präsentieren. Gespannt folgte sie in Windeseile den Anweisungen. Dann stockte ihr der Atem. Schockschwerenot. Das Tattoo war verschwunden. Nicht mehr da. Weg! Claudia hatte alle Mühe, dass sie jetzt nur nicht in Schnappatmung verfiel. Unfassbar. Wie in Stein gemeißelt stand sie auf der Bühne und starrte auf ihren Fuß.
Was sie seit Ewigkeiten mehr oder weniger erfolgreich versucht hatte, war Dylan binnen Sekunden gelungen. Er hatte Ken aus Claudias Leben ausradiert. Endgültig. Ohne großes Tamtam. Schlichtweg nicht zu glauben. Claudia fehlten die Worte, während es ihre Freundinnen nicht mehr auf den Stühlen hielt. Sie johlten, pfiffen und klatschten in die Hände als stünden leibhaftig die Chippendales vor ihnen auf der Bühne. Nein, das hier war besser. Viel besser. Phänomenal.