"Wer bereits als Kind die Welt zwischen den Zeilen für sich entdeckt, geht auch später gern als Abenteurer durchs Leben." {Creativity First}

Dienstag, 20. Dezember 2016

[Neu im Regal] Nerdy Christmas everyone!

Solltet ihr ebenso große Freude an Weihnachts- geschichten haben wie ich, dann solltet ihr möglicherweise ganz dringlich euren Wunschzettel um Adriana Popescus Love, possibly erweitern, insofern noch nicht geschehen.

Denn, ja, lasst uns um den Tannenbaum tanzen, aller guten Dinge sind drei! Die Geschichte von Pippa und Lukas, die vor vier Jahren als E-Book-Überraschung begeisterte und dann 2014 vom Piper Verlag neu aufgelegt wurde, ist jetzt tatsächlich in der englischsprachigen Adaption (verwandelt von Ellen Dunne) erhältlich. Wenn das kein Paukenschlag *pa rum pum pum pum* ist?!

Als Pippa-Fan der ersten Stunde freue ich mich RIESIG. Pippa und Lukas/Luke haben auf ihrem Gepäckwagen einen unglaublich tollen Weg hinter sich und ich glaube, sie sind einfach bereit für die nächste Etappe. 

Auch wenn ich mich wiederholen mag (siehe Buchrücken), aber: "This book is simply as cheerful, bright and sweet as a Christmas cracker. Boom!"


❄ 🎄 ❄ 🎁 ❄ 




Dienstag, 13. Dezember 2016

[Rezension] Weihnachten mit den Padderborns (Sandra Pulletz)

Sandra Pulletz: Weihnachten mit den Padderborns

Ui, ui, ui. Ihr ahnt es womöglich: Für mich als waschechter Freund der Weihnachtszeit ein, wie heißt es so schön, gefundenes Fressen. Eine Geschichte, der es gelingt, die Augen nicht vor dem "wahren Gesicht" der Festtage zu verschließen und dabei aber auch keineswegs den Zauber dieser funkelnden und von klingelnden Glöckchen begleiteten Zeit zu nehmen.

Ein Dankeschön an Sandra Pulletz für die freundliche Anfrage, ob ich denn Lust hätte, ihren neusten Streich zu lesen!

Cover: Sandra Pulletz


~ Rezension ~

Chaotische Weihnachtsharmonie

In der Familie Padderborn soll das Weihnachtsfest in diesem Jahr besonders perfekt werden. Dieses hohe Ziel hat sich Nadine gesteckt. Vom Weihnachtsschmuck über das Festessen bis hin zu den Geschenken soll einfach alles stimmen. Allerdings hat die ambitionierte Köchin und Planerin da die Rechnung ohne ihre reizende Familie, allen voran ihre stets mokierende Mutter, gemacht. Die guten Vorzeichen für besinnliche Feiertage geraten daher rasch in arge Bedrängnis. Kein Wunder also, dass ihr mit immer näher rückender Bescherung ganz mulmig wird...

Weihnachten mit den Padderborns von Sandra Pulletz zeichnet das aufgeweckte Porträt einer Familie nach, bei der die Festtage anstelle von Lametta mit reichlich glitzerndem Pannenpotenzial geschmückt zu sein scheinen.

Voller weihnachtlicher Vorfreude, ein wenig schräg und irgendwie doch vollkommen normal kommt Familie Padderborn daher. Der Wunsch, ein paar harmonische und einfach nur gemütliche Feiertage zu verleben, dürfte uns allen nicht fremd sein. Doch meist ist das mit der Besinnlichkeit so eine Sache. Eine Erkenntnis, welche die Autorin auch ihren lebhaften Figuren zugesteht. Damit zaubert sie eine quirlige Weihnachtsgeschichte, die ohne lange Umschweife ein Weihnachten am Abgrund des Familienwahnsinns kreiert. Ein verhunzter Weihnachtsbaum, Geschenkverfehlungen, Notarzteinsatz — und als ob das noch nicht genug wäre, muss plötzlich auch die am Herd alles andere als versierte Bettina den Kochlöffel in die Hand nehmen, weil Nadine ausfällt. Halleluja!


Ihren Figuren verleiht Sandra Pulletz einen sympathisch "normalen" Anstrich. Sie wirken weder gezwungen noch unnahbar. Sie haben vielmehr eine "Wie du und ich"-Ausstrahlung. Und, seien wir ehrlich, wenngleich niemand wirklich gern eine ewig krittelnde Mutter Padderborn an der Festtagstafel zu sitzen haben mag, ist sie ein markanter Charakter, ohne den die Geschichte (und vermutlich auch das Leben) einfach unvollständig wäre.

Übrigens: Als köstliches Schmankerl gewährt die Autorin obendrein am Ende ihrer Novelle noch besondere Einblicke in die Küche der Padderborns. Denn wir Leser werden mittels einer Reihe von Rezeptideen zum Nachkreieren der in der Geschichte kredenzten Leckereien animiert. An die Pfannen, fertig, los!

Locker-flockig wie eine Kokosmakrone. In der Summe eine kleine, aber feine Geschichte, die mit einem verschmitzten Augenzwinkern des Weihnachtsmanns unterstreicht, dass manchmal auch schon das perfekte Weihnachtschaos glücklich macht. Das fröhliche Fest ohne weitere Zwischenfälle verschieben wir einfach aufs nächste Jahr... oder aufs übernächste.

FZIT: Festlich. Heiter. Unverfälscht.


Dienstag, 6. Dezember 2016

[Rezension] Big Magic (Elizabeth Gilbert)

Elizabeth Gilbert: Big Magic — Creative Living Beyond Fear 

Mit ihrem Buch Big Magic hat Elizabeth Gilbert eine flammende Huldigung der Mannigfaltigkeit von Einfallreichtum und Originalität verfasst. 

Dazu gehören, na klar, die überglücklichen Nächte, in denen sie all ihr Herzblut in eine Geschichte gepackt hat, und die leuchtenden Sternstunden nach dem Überraschungserfolg von Eat Pray Love. Aber eine genauso bedeutsame und prägende Rolle spielen hierbei auch die verzweifelte Suche nach dem zündenden Funken und die anfangs bittere, später dankbare Erkenntnis, dass manche mühsam erarbeiteten Manuskripte einfach losgelassen werden müssen. Schmerzhaft? Ja. Das Ende der Welt? Nein.

Cut!

Mit großer Sogwirkung, aber nichtsdestotrotz Freiraum gebend hält Elizabeth Gilbert ihre Leser dazu an, stets mit unbeirrter Neugierde und wachsamen Blick für all das (Un-)Mögliche durchs Leben zu gehen.


~ Rezension ~

Der Zauber der kleinen kreativen Schritte

Elizabeth Gilbert ist eine weltbekannte und von Millionen Menschen geschätzte Bestsellerautorin. Doch auch sie schüttelt ihre Werke nicht aus dem Ärmel, obgleich sie sich seit Jahrzehnten mit größter Hingabe dem Erfinden und Erzählen von Geschichten verschrieben hat. Im Gegenteil. Sie kennt beide Seiten der Medaille nur zu gut: das Für-Genialität-gefeiert-Werden und die beängstigende Leere während des endlosen Wartens auf die Muse — eben die "Big Magic", wie Elizabeth Gilbert diese Initialzündung nennt. 

Elizabeth Gilberts Buch Big Magic — Creative Living Beyond Fear ist eine enthusiastische Hommage an all die (un-)geduldigen, sich (miss-)verstanden fühlenden Künstler dieser Welt. Die Autorin wird dank ihrer teils philosophisch, teils erfrischend unbekümmert geteilten Facetten eigener Lebenserfahrung zu einer Mentorin, die ihr Herz auf der Zunge trägt.

Kreativität ist ein uns (temporär) zuteilwerdendes Geschenk. Wir können sie weder erzwingen, noch garantieren. Wir können schlichtweg dankbar dafür sein, wenn wir mittels unserer eigenen Weltoffenheit, Neugier und Beharrlichkeit einer Idee begegnen, die von uns geformt und geteilt werden möchte. Elizabeth Gilbert unterstreicht konsequent, dass die von ihr beschriebene Big Magic eine Kraft ist, die sich uns aussucht — nicht umgekehrt.

Anhand ihres eigenen Werdegangs, der von jubelnden Hochs und nicht minder verlässlichen Tiefs gezeichnet ist, nimmt die Autorin ihren Lesern Illusionen. Wer nun allerdings glaubt, das mache sie zu einer Spielverderberin, der irrt. Denn obwohl sie vehement die Wunschvorstellung vom leichten, dauerhaft währenden Erfolg als kreativer Kopf demontiert, wird sie zur absoluten Mutmacherin. Weshalb? Weil Elizabeth Gilbert mit ebenso großem Nachdruck den Trugschluss beseitigt, eine kreative Blockade oder ein Scheitern wären das Ende unserer Berufung. Von wegen! Es sind gerade jene gefürchteten Rückschläge, die unserem Schaffen Profil, Wertigkeit und nicht zuletzt Glanz geben. 

Eine Vielzahl von Anekdoten aus dem Leben geistreicher Weggefährten und/oder Leidensgenossen, die unbeirrte Reflexion menschlicher Ecken und Kanten sowie ein Streifzug durch das schier unergründliche Universum der Schöpferkraft ermöglichen dem Leser einen weiteren aufschlussreichen Blick über den Tellerrand des eigenen Flows bzw. des eigenen Haderns hinaus.

Was mich an dieser wunderbaren Lektüre neben der Dichte an inhaltlichen "Weisheiten" besonders in den Bann zieht, ist zweifelsohne die Persönlichkeit Elizabeth Gilberts. Ihre Worte sind scharfsinnig und absolut beflügelnd. Ihr Humor und ihre Selbstironie sind bestechend. Ihre Fähigkeit, Verständnis für Fürsprecher und Querulanten aufzubringen, ist beispielhaft. Die betonte Daseinsberechtigung von gebührendem Erfolg und totaler Pleite, die Dankbarkeit für ihr gegebene Möglichkeiten, die blühende Überzeugung der Sinnhaftigkeit des großen, uns alle überdauernden Ganzen sind schlichtweg ansteckend.

Mit diesem Buch macht Elizabeth Gilbert die vielgestaltige, an sich nicht zu greifende Kreativität doch ein klein wenig (be-)greifbar. Gleichgesinnte werden sich von den gut 270 Seiten umarmt fühlen.

FZIT: Unverblümt. Loyal. Anspornend.


Dienstag, 29. November 2016

[Neu im Regal] Ein Trio gegen die Novembertristesse

Dass ich es mir keinesfalls entgehen lassen kann, wenn Ally Taylor alias Anne Freytag mit ihrem ersten Roman einer neuen lebhaften Reihe, die sie gemeinsam mit Carrie Price alias Adriana Popescu zum Leben erweckt, aufwartet, versteht sich von selbst, nicht wahr? Daher konnte ich den goldgelb strahlenden Teil New York Diaries  Claire natürlich nicht stehen lassen, als er mich im hiesigen Buchgeschäft geradezu hypnotisierend anlachte. WOOHOO, NEW YORK, ICH KOMME!!! 

Darüber hinaus bahnte sich die (fiktive) Biografie von Erika Mustermann ihren Weg zu mir. Ein herzliches Dankeschön an Eden Books für diese Überraschung im Postkasten. Schließlich hatte doch "die Erika von nebenan" Geburtstag und nicht ich. Aber so kann es gehen. 

Und da aller guten Dinge bekanntlich drei sind, freue ich mich obendrein über das liebevoll gepackte Paket, auch Herzensbag genannt, das ich im Rahmen der Herzenstage, die Bücherwürmern daheim rund um die Frankfurter Buchmesse ein Lächeln ins Gesicht zauberten, tatsächlich gewonnen habe. Überschwängliche Leserfreude auf ganzer Linie, glaubt es mir! Vielen Dank an all die Mitwirkenden. Ihr bekommt das Prädikat "Liebenswert!" verliehen, keine Frage. 
P.S.: Bin aus verschiedenen Gründen augenblicklich großer Fan der beiden Stoffbeutel. Entzückend!

Mit all dieser spritzigen Lektüre ausgestattet (und mit den obligatorischen Weihnachtsmelodien im Ohr) steuere ich nun also bester Dinge dem Dezember entgegen. Ganz ähnlich ergeht es euch hoffentlich auch.


Dienstag, 22. November 2016

[Rezension] {♫♫} Immer noch Mensch (Tim Bendzko)

Tim Bendzko: Immer noch Mensch 

Ohne Übertreibung kann ich sagen, dass ich seltenst der Veröffentlichung eines Musikalbums derartig entgegengefiebert habe wie der von Immer noch Mensch. Nachdem Tim Bendzkos ersten beiden Alben, Wenn Worte meine Sprache wären und Am seidenen Faden, mit Leichtigkeit die meistgehörtesten meiner Sammlung sind, konnte ich diesen musikalischen Nachschub in Form der signierten Special Edition (die, nebenbei gesagt, doch wahrlich hübsch daherkommt) daher kaum bis gar nicht erwarten...

Was kann ich sagen? Nun, ich hätte nicht gedacht, dass mich dieses Album auf Anhieb vielleicht sogar noch ein bisschen mehr in den Bann würde ziehen können als seine Vorgänger. (So ziemlich ein Ding der Unmöglichkeit!) Das über eineinhalb Jahre lange Warten nach dem vorerst letzten Konzertbesuch hat sich definitiv gelohnt. 

Ich weiß gar nicht so recht, was mich am meisten beeindruckt? Aber für mich als ultimativer Fan von Sprache und Wortmalereien und ambitionierter Gedankenjongleur ganz vorn mit von der Partie ist zweifellos die für meinen Geschmack geniale Kombination der aussagekräftigen Texte mit Melodien, die unter die Haut gehen. 

P.S.: Nicht oft hatte ich bereits im Vorfeld einer Tour einer derartig klare Überzeugung davon, wie wunderbar die Interpretationen auf der Bühne wirken werden...


~ Rezension ~

Ein Resonanzkörper menschlicher Empfindungen

Es gibt Musik, die sich gern hören lässt. Und es gibt Musik, die wir fühlen — durch und durch und bei jedem Hören aufs Neue und ein wenig mehr. Zu zweiter Gruppe gehört Immer noch Mensch. Ein Album, das eine Auswahl an Liedern vereint, die Tim Bendzko als Singer/Songwriter und Produzent selbst als Pralinen bezeichnet und den Hörern dementsprechend kredenzt. Beinahe scheint es, als bringe Beste Version, so der erste Titel auf dem Album, das mögliche Resümee zum Gesamtwerk bereits ausdrucksstark auf den Punkt. 

Tim Bendzkos drittes Album Immer noch Mensch steckt voller unaufdringlicher Aufrichtigkeit und emotionalem Mehrwert. Es schlägt Saiten an, von denen sich du und ich angesprochen, verstanden und beflügelt fühlen.

Eine Stärke Tim Bendzkos ist es seit jeher, seinen Stücken eine vom ersten Ton an verständliche, aber dennoch tiefenwirksame Bedeutung zu geben. Dieses Vermögen verfeinert er auf Immer noch Mensch. Präzise Eloquenz, die hohe Intensität an gefühlsbetonten Werten und lebensechte Dynamik charakterisieren das Album. Teils gerade heraus, zeitweise clever zwischen den Zeilen verpackt spiegeln die Texte ein einnehmendes Kaleidoskop nur allzu menschlicher Befindlichkeiten, Einsichten und Möglichkeiten wider.

Die einen mögen die deutliche Nachdenklichkeit des Albums vielleicht als durchaus schwermütig einstufen. Ich hingegen empfinde die aufgefächerte Analytik und Beobachtungsgabe vielmehr als absolut auf den Kopf getroffenen Nagel. 

Ob angegraute Melancholie oder wabernder Weltschmerz, ob offensive Zuversicht oder beharrliche Leichtfüßigkeit — jedes einzelne Lied gleicht gewissermaßen einer Offenbarung, deren Identifikationspotenzial (mich) sehr berührt. Die Harmonie zwischen den mit großem Wahrheitsgehalt ausstaffierten Textzeilen und deren musikalischer Untermalung ist mehr als nur gelungen. Eine Liebe zum Detail, die beim Hören spürbar wird. Ganz ehrlich: Für mich persönlich gibt es nur sehr, sehr wenige Künstler, die es schaffen, mich in diesem großartigen Umfang mit ihrer Musik zu begeistern.

Leise, authentische Töne, die laut nachhallen, einfühlsame Reflexion und munterer Enthusiasmus für ein Leben mit all seinen Etappen machen die Mischung aus, mit der Tim Bendzko "Lebensweisheiten" teilt, ohne dabei aufgesetzt zu wirken. Im Gegenteil. Mit Zeilen wie Kann man das noch reparieren?, Was du jetzt bräuchtest, ist'n bisschen Phantasie und der Schleier fällt und Ich sing' nicht für den Applaus, gehört zu werden, reicht mir aus spricht der Berliner vermutlich tausenden Menschen aus der Seele. Denn bei all dem Tohuwabohu, das uns täglich umgibt, ist und bleibt es essentiell (wenngleich nicht immer einfach) sich selbst treu zu bleiben.

Immer noch Mensch ist viel mehr als eine gekonnt arrangierte Zusammenstellung von 11 Liedern mit Charakter, die in einem Keller auf dem Land eingespielt worden sind. Es ist Sprachrohr, Katalysator und Spiegelbild in einem und vom Feinsten!

FZIT: Glaubwürdig. Menschlich. Zeitlos.


Dienstag, 15. November 2016

[Rezension] Außergewöhnlich verliebt (Sarah Saxx)

Sarah Saxx: Außergewöhnlich verliebt 

Im Oktober 2016 veröffentlichte die österreichische Autorin Sarah Saxx einen weiteren Teil ihrer stetig wachsenden Reihe der Greenwater Hill Love Storys

Sollte hier der Titel, Außergewöhnlich verliebt, bereits ein Fingerzeig dafür sein, dass dieser Roman in anderen Bahnen verlaufen würde als vermutet? Würde das Überraschungsmoment auf die Überholspur ausscheren und uns Leser staunend zurücklassen?

Danke vielmals, liebe Sarah, für das Zusenden eines Rezensionsexemplars in Form eines E-Books.

Cover: Sarah Saxx


~ Rezension ~

Harte Schale, weicher Kern?

Dass sich die toughe Automechanikerin Sam und der gutherzige Tierarzt Ted ausgerechnet aufgrund einer Autopanne das erste Mal über den Weg laufen, ist wohl eine Fügung des Schicksals. Denn so verschieden beide sein mögen, irgendwie sind sie sofort auf einer sehr besonderen Wellenlänge. Wenn es allerdings nach Sam geht, soll dies auch das letzte Aufeinandertreffen mit Ted gewesen sein. Denn mit einem Mal fürchtet sie, dass ihr größtes Geheimnis ans Licht kommen könnte und genau das sie ihre hart erkämpfte Freiheit kosten würde. Sie muss die Notbremse ziehen, bevor sich das Blatt wendet!

In ihrer neusten Greenwater Hill Love Story, Außergewöhnlich verliebt, nimmt Sarah Saxx sich der Herzensangelegenheit zweier Charaktere an, die Feuer und Wasser gleichen. Ist es ihnen daher unmöglich, zu einer Einheit zu werden?

Was bereits nach den ersten Seiten dieses Romans deutlich wird, ist, dass die zwei Protagonisten zum einen zwar sehr wohl eine Schnittmenge haben, dass das potenzielle "Mehr" allerdings erst einmal gegen eine emotionale Rauheit anzukommen hat. Dies ist vor allem der bissigen Art Sams zuzuschreiben. Diese Ecken und Kanten bilden das Pendant zu Teds Freundlichkeit und machen für uns Leser den Reiz aus, die sich entwickelnden Bande zwischen den beiden zu verfolgen.

Die von der Autorin kreierten Gegensätzlichkeiten — Sehnsucht nach Geborgenheit versus antrainierter Fluchtreflex, Vertrauen kontra Misstrauen, Herz versus Vernunft — bestimmen die Handlung auf sehr prägnante Weise. Die inneren Konflikte, hemmenden Unsicherheiten und prickelnden Zuneigungen, denen Sam und Ted ausgesetzt sind, wirken glaubwürdig und sind von Sarah Saxx zudem in angenehmer Dosis mit dem einen oder anderen Klischee bedacht worden. Sie hat eben den Dreh (mit dem Schraubenschlüssel) raus! Das Repertoire reicht hierbei von eher grob geschnitzter Wortführung über raffiniert fokussiertes Freiheitsgefühl bis hin zu elektrisierender Anziehungskraft.

Für mich hat dieses Buch etwas von Zartbitterschokolade: herbe Note und dennoch ein feiner, obgleich leicht verzögerter Schmelz.

Alles hat seine Zeit und geschieht aus einem bestimmten Grund. Doch ist das Hier und Jetzt tatsächlich die Zeit für Sam und Ted? Sarah Saxx bietet ihren Lesern eine Liebesgeschichte mit einem etwas scharfkantigeren Profil, das vielleicht oder vielleicht auch nicht geschliffen werden kann.

FZIT: Resolut. Rasant. Rau.


Dienstag, 8. November 2016

[Rezension] Highschool Halloween (Sandra Pulletz)

Sandra Pulletz: Highschool Halloween 

Da Jugendliteratur eines meiner (gegenwärtig) bevorzugt gelesenen Genres ist, habe ich mich über die E-Mail von Autorin Sandra Pulletz und die damit verbundene Anfrage, ob ich vielleicht ihre neuste Kurzgeschichte lesen mag, gefreut und natürlich kurzerhand zugesagt. Mein Eindruck zu dem 35 Seiten umfassenden Werk? Nun, lest am besten selbst...

An dieser Stelle selbstverständlich noch einmal ein kürbisorange schimmerndes Dankeschön an die Autorin für die Übermittlung des E-Books!

Cover: Sandra Pulletz


~ Rezension ~

Eine schaurig-schöne Episode

Die lang herbeigesehnte Halloweennacht versetzt die Teenager an Avas Highschool in eine ganz besondere Aufregung. Denn nicht jeder darf zur exklusiven Halloweenparty in gruseliger Abgeschiedenheit kommen. Auch Ava selbst wünscht sich nichts sehnlicher, als die Einladung zur Nacht der Nächte endlich in Händen zu halten. Das allerdings aus einem vollkommen anderen Grund als all ihre Mitschüler...

Mit Highschool Halloween veröffentlicht Sandra Pulletz ihre erste Kurzgeschichte, die losgelöst von jeder Anthologie besteht und deren Worte rund um Halloween kreisen wie die Fledermäuse um die Turmspitzen auf dem Cover des Buchs. 

Aufgrund des von der Autorin gewählten Genres ist eine präzise Komprimierung von Charakter- und Kulissenbeschreibung, Handlung und Wortmalerei stilistische Grundlage des Geschehens. Jene Voraussetzung weiß Sandra Pulletz in ihrer Kurzgeschichte für sich zu kostümieren. Ohne tiefschürfende Umschweife, dafür mit den unverkennbaren Halloweenklischees und einem Hauch Magie hübsch verziert ist die Geschichte rund um Ava und ihre geheimnisvolle Mission ausstaffiert.

Die jugendlichen Figuren erfüllen ihre Rollen und fallen bisweilen fantasievoll aus selbigen. Das Setting lädt dazu ein, bei einem Blutorangenpunsch zu verweilen. Den aufgebauten Spannungsbogen und dessen Enthüllung könnte ich mir nur zu gut als Auftakt einer unterhaltsamen Jugendbuchreihe vorstellen.

Summa summarum eine Kurzgeschichte, die wohl für Halloweenfans wie gemacht ist und durchaus "Blut nach mehr lecken lässt".

FZIT: Findig. Atmosphärisch. Spritzig.


Dienstag, 1. November 2016

[Neu im Regal] Widerstand zwecklos!

Darüber, dass kürzlich folgende zwei zauberhaft viel versprechenden Bücher bei mir eingezogen sind, freue ich mich enorm! 

Als ich auf Marilu Henners Total Memory Makeover gestoßen bin, wusste ich sofort, dass ich dieses Buch lesen muss. Die energiegeladene Schauspielerin, Produzentin und Autorin ist einer von weltweit 12 Menschen, von denen es bekannt ist, dass sie ein Highly Superior Autobiographical Memory (kurz: HSAM) haben. Das heißt, Marilu kann sich zurückgehend bis in ihre Kindheit in größtem Detail an jeden einzelnen Tag erinnern, den sie erlebt hat. Schlichtweg beeindruckend!

Darüber hinaus erschien am 4. Oktober bei Bloomsbury der lang herbeigesehnte zweite Streich von Jim Kay, der J.K. Rowlings Harry Potter and the Chamber of Secrets mit seinen überaus zauberhaften Illustrationen ein neues wundervolles Gewand gegeben hat. Es versteht sich doch nun völlig von selbst, dass ich DIESES MEISTERSTÜCK von Buch haben musste!!!

Und nun mache ich dann einmal auf in eine wunderbare Welt zwischen den Buchdeckeln. Wir lesen uns...


Dienstag, 25. Oktober 2016

[Neu im Regal] Auf die beste Version lohnt sich das Warten!

Huuuiii! Weshalb sich der 21. Oktober in diesem Jahr für mich angefühlt hat, als wären Weihnachten, mein Geburtstag und sämtliche Feiertage auf diesen einen Termin gefallen, hat einen ganz plausiblen Grund: die Veröffentlichung von Tim Bendzkos drittem Album Immer noch Mensch

Wer mich ein klein wenig näher kennt, weiß, dass ich großer Fan der inhaltsvollem Musik Tim Bendzkos bin. Ich liebe einfach gute Texte mit Tiefgang und raffinierte Wortspiele. Und für meinen Geschmack findet der Singer-Songwriter aus Berlin eben immer die richtigen Worte. 

Dass nun die handsignierte Special-Edition von Immer Noch Mensch inklusive Fotobuch und Poster vorbestellt werden musste, erklärt sich folglich von selbst, nicht wahr?! Hach ja, und wie hübsch sie ist. Nicht nur ihre Optik, sondern auch ihre inneren Werte sind sowas von entzückend.


Dienstag, 18. Oktober 2016

[Rezension] Geh nach Hause, Küttl (Rolf Kühne)

Rolf Kühne: Geh nach Hause, Küttl 

Nach seinem lyrischen Debüt widmet sich Rolf Kühne als nächstes der Belletristik und porträtiert auf knapp 60 Seiten einen Charakter, der sowohl Befremdlichkeit als auch Vertrautheit miteinander vereint. Ob der Autor wohl auch im neuen Genre seine Akzente setzen kann? Oder ob das Fazit eher einem "Geh nach Hause, Kühne" gleichen wird?

Ein Dankeschön an Rolf Kühne für das mir freundlicherweise zugeschickte Rezensionsexemplar!

Cover: Persimplex Verlag


~ Rezension ~

Das Los des Lebens

Herr Küttl hat es (seiner Meinung nach) nicht leicht, denn irgendwie scheint seine Frau zuhause die Hosen anzuhaben. Zudem ist ihm seine junge Freundin ebenso abhandengekommen wie das Wohlwollen seiner "lieben" Mitmenschen. Aber Herr Küttl wäre nicht Herr Küttl, wenn er nicht mit reiflich durchdachtem Engagement, so sein Ansinnen, an den Schrauben des Schicksals drehen würde.

In Geh nach Hause, Küttl gewährt Rolf Kühne in kurzweiligen Episoden Einblicke in das an Aufmerksamkeit mangelnde Leben des Herrn Küttl. Et voilà! Damit schenkt der Autor seinem Protagonisten das so sehnlich vermisste Interesse.

Eines fällt beim Lesen schnell auf: Herr Küttl ist ein Zeitgenosse, der mit Eigentümlichkeit gesegnet worden ist. Sein Charakter vereint etwas angenehm Durchschnittliches auf der einen Seite mit dem Hang zum skurrilen Aktionismus auf der anderen Seite. Sein konsequentes Hauptanliegen dabei ist es, so mein Eindruck, sich in seiner Männlichkeit bestätigt zu fühlen. Ein Verlangen, mit dem sich vermutlich wohl vor allem die männlichen Leser anfreunden können. Die feminine Sicht der Dinge schlägt der Hauptfigur derweil auf weniger euphorische Weise ins Gesicht (und in die Magengrube). Aber hey, einen Küttl haut so leicht nichts um! Oder?

Stilistisch überzeugt Rolf Kühne mit einer unumwundenen, aber dennoch ausdrucksvollen Erzählweise. Herr Küttl wird mit der Rolle des Ich-Erzählers bedacht und glänzt insbesondere damit, scheinbar harmlosen Alltagssituationen eine bizarre Wendung zu geben. Für uns als außenstehenden Leser mit Sicherheit unterhaltsam. Für den verkannten Küttel vermutlich weniger.

Ein Buch, in dem das Antiheldenhafte an Bedeutung gewinnt. Letztlich sind wir alle, so klischeehaft es klingen mag, Schmied unseres eigenen Glücks. Ob wir das Eisen im Feuer nun schmieden wie ein Herr Küttl oder nicht, das bleibt schlussendlich jedem selbst überlassen...

FZIT: Kauzig. Reflektierend. Figurativ.


Dienstag, 11. Oktober 2016

[Rezension] Treasure Island (R. L. Stevenson)

Robert Louis Stevenson: Treasure Island 

Die Schatzinsel  ein Klassiker, den ich vor Jahren schon einmal in der Hand hatte. Dieses Mal habe ich die Geschichte des jungen Jim Hawkins als englischsprachiges Original und die einstige Schullektüre damit unter etwas anderen Vorzeichen gelesen.

Wer kennt nicht die sagenumwobene Tunichtgute der Weltmeere? Long John Silver & Co. zählen dabei wohl zu den Vorreitern der modernen Captain Jack Sparrow und Konsorten.


~ Rezension ~

Wenn der verborgene Schatz lockt...

Der junge Jim Hawkins gerät durch eine zufällige Fügung an die Schatzkarte des legendären Captain Flint. Mit der Karte in der Hand ist die Verlockung groß, sich auf eine Schatzsuche zu begeben, die enorme Unsicherheiten und Gefahren mit sich bringt. Die Bekanntschaft mit dem wagemutigen Long John Silver und der Crew an Bord der Hispaniola, die Jim auf der Reise zur Insel macht, schwört förmlich das Unheil herauf. Denn in den Adern einiger Mannschaftsmitglieder fließt Piratenblut. Eine Meuterei scheint unumgänglich. Jim wird Zeuge eines verschwörerischen Gesprächs und muss schnell und raffiniert handeln.

Robert Louis Stevenson schrieb mit Treasure Island ein Werk, dass mittlerweile längst zu den internationalen Klassikern gehört. Es ist definitiv ein Stück Literatur, das im Schulunterricht – genau wie Robinson Crusoe oder Onkel Toms Hütte – behandelt werden kann.

Das Abenteuer wird größtenteils aus der Perspektive des Jim Hawkins wiedergegeben, sodass jugendlicher Leichtsinn und mutige Entschlossenheit die Geschichte schwungvoll prägen. Besonders auffällig und gleichermaßen authentisch ist der Sprachstil des Buches – rau, schlagfertig und spritzig. Eben genau wie den Piraten der Mund gewachsen ist und die See selbst schäumt.

Empfehlenswert ist Treasure Island für kleine und große Abenteuer- und Piratenfans und auch Klassikliebhaber. Wer miterleben möchte, wie im 18. Jahrhundert der Wind auf See wehte, sollte Jim Hawkins, Silver und die Crew beim Wettlauf um den verschollenen Schatz unbedingt begleiten.

F★ZIT: Rau. Klassisch. Abenteuerlich. 


Dienstag, 4. Oktober 2016

[Rezension] You Got This! (Maya S. Penn)

Maya S. Penn: You Got This! Unleash your awesomeness, find your path and change your world 


"What I do know is that we all have a creative gift to share, a way to influence the world, and the power to make our dreams a reality. I don't belive in coincidences. I think we all have a purpose in this life, a destiny."  
— Maya S. Penn (eco-designer, philanthropist, environmentalist)

Zweifelsohne ist You Got This! eines meiner Lieblingsbücher 2016 in der Rubrik "Sachbuch". Die fabelhaft unbeschwerte Schreibweise bildet den wunderbaren Gegenpol zur inhaltlichen Tiefe und dem förmlich überschäumendem Anteil des Erwecke-deinen-Traum-zum-Leben-Ansporns. Ein Buch voller Mehrwert, den ich absolut zu schätzen weiß!!! (Es ist ein Buch, das ich bewusst sehr langsam gelesen habe, um möglichst lange etwas davon zu haben.)


~ Rezension ~

Keine Idee ist zu klein, um Großes zu bewirken!

Seit jüngsten Kindertagen begeistert sich Maya S. Penn für Animation, handgemachte Mode und Umweltschutz. Nicht gerade typisch für ein Mädchen im Vorschulalter, aber für Maya ist ihr etwas spezielles Interesse der Schlüssel, der sie mit acht Jahren ihr eigenes Unternehmen gründen lässt. Das ist nun alles andere als gewöhnlich für ein Kind in diesem Alter. Doch Maya ist beseelt von dem Wunsch und Willen, möglichst viele Menschen davon zu begeistern und zu überzeugen, dass jeder von uns seinen ganz eigenen Teil dazu beitragen kann, unsere Welt durch eine ganzheitliche Nachhaltigkeit in beachtlichem Maße zu erhalten. Mit ihrem rastlosen Engagement für soziale und ökologische Belange gehört Maya, die inzwischen auch eine Non-Profit-Organisation, Maya's Ideas 4 The Planet, gegründet hat, zweifellos zu einem Vorbild und Motivator für ganze Generationen.

In You Got This! Unleash your awesomeness, find your path and change your world teilt Maya S. Penn ihren unbändigen Enthusiasmus für die Umsetzung von kleinen und großen Ideen. Das Resultat ist ein allseitig sympathisches "Handbuch", das all seine (jungen) Leser bestärkt, ihren eigenen Geistesblitzen und Passionen zu vertrauen.

Wohin des (Lebens-) Weges? Worin könnte meine kreative Bestimmung liegen? Wie trage ich meine Idee am besten in die Welt hinaus? Kann es mir wirklich gelingen, tatsächlich etwas Größeres zu bewegen? All diese und zahlreiche weitere Fragen, die vermutlich jeder von uns kennt, beantwortet Maya S. Penn in ihrem Buch auf eine Weise, deren Strahlkraft absorbiert. Denn die Philanthropin weiß, wovon sie spricht. Mit einer Mischung aus jugendlichem Charme, ausgereifter Kompetenz und eloquentem Schneid entzündet die Autorin ein Leuchtfeuer, das vielen (eventuell noch unentschlossenen) kreativen Köpfen wertvoller Impuls sein dürfte.

Was mich neben den großen Leistungen der jungen Autorin an diesem Buch besonders beeindruckt, ist die unglaublich nahbare, inspirative und quirlige Persönlichkeit Maya S. Penns. Auf dem Weg, während des Lesens die eigenen Möglichkeiten und Stärken zu entdecken, fühlt es sich an, als wäre Maya selbst stets als "friend-tor" (Freund und Mentor) präsent. Ihre persönlichen Werte und die Patchworkdecke aus tollen Erfahrungen und ernüchternden Gefühlen teilt sie mit Hingabe. 

Natürlich ist das Buch in erster Linie von einem Teenager für andere Kinder und Jugendliche geschriebenen worden. Was allerdings keinesfalls davon abhalten sollte, sich auch im Alter von 20+ von diesem Werk inspirieren zu lassen. Denn Ambition, Feuereifer und das Finden einer Bestimmung sind bekanntlich alterslos.

Eine absolut inhaltsvolle und hochgradig inspirative Lektüre, deren Funke direkt überspringt und die beweist, dass jede noch so kleine Ideenschmiede Bedeutsames leisten kann. Lasst uns einfach gemeinsam ein bisschen weniger mit der eigenen Courage hadern und schon kann ein Traum Realität werden!

FZIT: Anfeuernd. Gehaltvoll. Mitreißend.


Dienstag, 27. September 2016

[Rezension] Schlamm, Schweiß und Tränen (Bear Grylls)

Bear Grylls: Schlamm, Schweiß und Tränen

Wann immer ich Bear Grylls im Fernsehen entdecke, steckt er wieder einmal kopfüber in einer abenteuerlichen, grotesken bzw. riskant bis waghalsigen Situation. Keine Frage, für Gesprächsstoff sorgt er mit seiner MacGyver-trifft-Mogli-Manier.

Als mir vor einiger Zeit, eher zufällig, seine Autobiografie in die Hände fiel, überlegte ich nicht zweimal. Ich hatte ein recht positives Gefühl. Doch dass ich beim Lesen dann immer wieder dachte "Mensch, wie verrückt, aber supersympathisch!", hätte ich wohl kaum vermutet.


~ Rezension ~

Das Leben ist das Abenteuer, das wir daraus machen.

Der Brite Bear Grylls gehört heute zu den angesehensten Abenteurern und Überlebensexperten unserer Generation. Expeditionen in die entlegensten, extremsten und spannendsten Regionen der Erde sind zu seinem Markenzeichen geworden. Das erfolgreiche TV-Format "Ausgesetzt in der Wildnis" machte den ehemaligen Elitesoldaten der britischen Armee rund um den Globus bekannt. In seiner Autobiografie erzählt der bodenständige Überlebenskünstler nun, welche Menschen, Lebensphasen und Wendepunkte ihn zu der Person haben werden lassen, die er ist: ein dankbarer, überdurchschnittlich abenteuerlich veranlagter und das Leben schätzender Naturliebhaber, Ehemann und Vater.

Mit seiner Autobiografie, Schlamm, Schweiß und Tränen, gewährt Bear Grylls aufrichtig ansteckende Einblicke in sein Leben, das ihn ebenso in Höhen katapultiert wie vor Abstürzen nicht verschont  und das in jeder tatsächlich erdenklichen Hinsicht.

Schon als Knirps zeichneten Bear, wie er seit seiner Geburt erst von seiner großen Schwester, später von so ziemlich jedem genannt wird, durch eine Vorliebe fürs Klettern, Kraxeln und Klotzen aus. Was seiner Mutter eher ein Dorn im Auge war, begeisterte seinen Vater umso mehr. Lebenshungrig, diszipliniert und willensstark geht Bear fortan seinen Weg. Was für nahezu jeden Außenstehenden vielmehr nach nicht enden wollender Strapaze oder blankem Irrsinn anmutet, wird für Bear Grylls zu einem Katalysator, der ihn stets aufs Neue motiviert.

Die Liste an Unglaublichkeiten, die den Werdegang des Autors pflastern ist lang: Die knallharte Ausbildung beim Special Air Service (SAS), ein Fallschirmabsturz, bei dem er um Haaresbreite mit dem Leben davonkommt, und die Besteigung des Mount Everest im Alter von 23 Jahren sind nur einige der beschriebenen Meilensteine.

Neben all den fulminanten bis regelrecht unfassbar klingenden Episoden, die Bear Grylls inhaltlich schildert, wird mir vor allem die enorm sympathische, geerdete Art und Weise in Erinnerung bleiben, mit welcher der Autor sein bisheriges Leben reflektiert. Dabei wird deutlich, dass Bear Grylls mehr ist als ein scheinbar furchtloser Abenteurer. Immer wieder betont er, wie weit ihn die Liebe seiner Familie, die Loyalität seiner Freunde, der Glaube an Gott und ein stets wachsamer Schutzengel gebracht haben. Oft genug hat er mit sich gehadert. Aber nicht weniger oft haben ihm auch Wagemut, Entschlossenheit und Erfindungsreichtum neue Türen geöffnet. 

Besonders großen Stellenwert nehmen in Bear Grylls' Schilderungen seine Ausbildung zum SAS-Elitesoldaten, die ihm schier Übermenschliches abverlangte, und die Expedition zum Gipfel des höchsten Berges der Erde ein. Der Titel der Biografie passt daher ziemlich genau. Doch Bear Grylls ist nicht nur harter Kerl, sondern gleichermaßen engagierter Familienmensch, Teilzeitromantiker und Philanthrop.

Wohin auch immer deine Reise führen mag, widme dich ihr mit Leidenschaft, Demut und Respekt. Etwa so klingt die Botschaft, welche Bear Grylls in seiner gut 470 Seiten starken Autobiografie an die Leser, Fans (und vielleicht auch Skeptiker) dieser Welt heranträgt. Sehr lesenswert!  

FZIT: Beeindruckend. Ermutigend. Zielstrebig.


Dienstag, 20. September 2016

[Rezension] {♫♫} The Woman I Am (Kellie Pickler)

Kellie Pickler: The Woman I Am 

Zugegeben, in Deutschland ist Musik, die angehaucht oder gar geprägt von Countryschmiss ist, nicht unbedingt massenkompatibel. Eine Tatsache, die Nashville, die Wiege der Countrymusik, manchmal noch ein kleines Stückchen weiter in die Ferne rücken lässt ...

Wie gut, dass die musikalischen Werke von Künstlern wie Kellie Pickler nun dennoch nicht "aus der Welt" sind. Seit geraumer Zeit läuft bei mir in guter Regelmäßigkeit eben auch ein komplettes Album der Singer-Songwriterin rauf und runter. Und das gebe ich aus Überzeugung nicht mehr her. (It's a Little Bit Gypsy, and Buzzin' too.)


~ Rezension ~

Charisma à la Country

Vom gebrochenen Herzen, dem selbstbewusst und trinkfest getrotzt wird, über die Hommage an die resolute Urgroßmutter, Selma Drye, bis hin zu Liebeserklärungen für die Ewigkeit reicht das Repertoire, mit dem Kellie Pickler auf ihrem aktuellen Album glänzt. Damit bleibt sie nicht nur dem Genre der Countrymusik, sondern vor allem sich selbst treu. Denn sowohl die Texte als auch deren Interpretationen stecken voller Pickler'scher Persönlichkeit, die eben genauso übermütig wie nachdenklich und gleichermaßen witzig wie reflektiert ist.

Mit ihrem vierten Album The Woman I Am unterstreicht Kellie Pickler ihre Klasse als unverfälschte Countrystimme, die ihre Fans zu begeistern weiß.

Kellie Pickler ist eine Künstlerin, die Authentizität ausstrahlt. Countrymusik ist ihr Genre und das stellt sie mit diesem abwechslungsreichen Album unmissverständlich unter Beweis. Mal ausgelassen flippig, mal introvertiert und verletzlich zeigt sich die Sängerin. Eine Bandbreite, die sowohl künstlerisch als auch emotional überzeugt.

Unüberhörbar ist, dass Kellie Picklers Stimme wie die Faust aufs Auge zu ausgefeilten Countryklängen, die Explosivität und Bedächtigkeit vereinen, passt. Zweifellos markant. Ob freche kraftvolle Uptempo-Nummer oder weiche melancholische Ballade der ehemaligen American Idol Teilnehmerin steht alles hervorragend zu Gesicht. Erfrischend sympathisch und das mag ich. Sehr.

Gemeinsam mit ihrem Ehemann, Kyle Jacobs, schrieb die Sängerin The Woman I am und Bonnie And Clyde. Zwei Lieder, die stellvertretend für die Vielfalt und Präsenz Kellie Picklers stehen. Denn neben Verspieltheit und Überschwang, zählen gleichsam das Verarbeiten von Enttäuschung und heilende Wunden zum Ich der Künstlerin. Und genau das bringt sie zum Ausdruck.

Keine Frage, das Album greift verstärkt den klassischen Grundtenor handgemachter Countrymusik auf. Unverkennbar. Und ebenjenes Gefühl ist es, was Kellie Pickler liebt und lebt und daher auch an ihre Fans weitergeben möchte. Eine Intention, die gelingt. Gleichzeitig fügt sie den zwölf Tracks zeitlos modernes Flair und, was noch viel bedeutsamer ist, Herz und Seele bei. 

In der Summe ein rundum gelungenes, dynamisches Musikalbum, das zum einen dem Image der Countryklänge im besten Nashville-Stil gerecht wird; und das zum anderen Kellie Pickler ungekünstelt porträtiert. Absolut empfehlenswert für Fans dieses Genres. Eine Zugabe muss unbedingt her!

FZIT: Elanvoll. Kernig. Echt. 


Dienstag, 13. September 2016

[Rezension] Zwei Namen im Schnee (Rolf Kühne)

Rolf Kühne: Zwei Namen im Schnee 

Dass ein klein wenig Poesie andere Blickwinkel erlaubt und neue Türen öffnet, dessen sollten wir uns (viel öfter) bewusst sein. Denn gelegentlich bedarf es nicht der ganz großen Worte und ausschweifenden Ausführungen, um ganzheitlich anzusprechen...

Vielen Dank, Rolf Kühne, für das mir zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar!

Cover: Persimplex


~ Rezension ~

Lyrik zwischen dem Gestern und dem Morgen

Das Leben mit all seinen Facetten, seinem Feinschliff und seinen "Fehlern" ist ein Potpourri an Momenten und Erinnerungen, die uns prägen. Dabei verschränken Dankbarkeit und Wertschätzung ihre Finger mit Beklommenheit und Ernüchterung. Ein reizvolles Allerlei, das es sich allemal lohnt in einen Rahmen aus Poesie zu fassen. Gesagt, getan!

Bei Zwei Namen im Schnee handelt es sich um das Debüt von Rolf Kühne, in dem Freunde einer gleichermaßen erfrischenden wie zugänglichen Alltagslyrik sich mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr gut wiederfinden werden.

In seiner Gedichtsammlung reiht der Autor mit Bedacht und dennoch augenscheinlich mühelos bildreiche Momentaufnahmen, Beobachtungen und Empfindungen aneinander. Die Balance aus Tiefgang und Leichtfüßigkeit sticht hierbei hervor. Denn obgleich nicht an jedem Leser selbst ein Poet verlorengegangen sein mag, so entsteht beim Eintauchen in die Gedichte eine gewisse Vertrautheit, die hie und da bestimmt Parallelen zu eigenen Erfahrungen und Aha-Erlebnissen kreiert.

Für mich strahlt dieses Buch trotz seines speziellen Genres eine "Alltagstauglichkeit" aus, die sympathisch ist. Das Ping-Pong-Spiel zwischen eindeutiger Bildsprache und der zwischen den Zeilen gelegenen Bedeutung sorgt für willkommene Gedankenanstöße. Diese werden losgelöst von festen Metren oder Reimformen gegeben. Auf diese Weise spiegelt sich die prägnante Freiheitsliebe des Autors auch hier wider.

Summa summarum sollten Leser, deren Herz für kurzweilige Gegenwartslyrik schlägt, diesem Erstlingswerk ihre Beachtung schenken.

FZIT: Mannigfach. Teilnahmsvoll. Modern.