Dass dieser Roman in meinem Bücherregal landete, war eine echt tolle Überraschung. Ein Dankeschön an den Schirner Verlag, der dafür verantwortlich war, und mir als Testleser ein Exemplar hat zukommen lassen.
"Wunschfigur" ist ein lebendiger Roman, der von Freud und Leid des Erreichens der eigenen Wunschfigur handelt. Doch es ist gleichzeitig ein Buch, das das Hauptaugenmerk auf eine völlig neue Lebensqualität legt - gänzlich losgelöst von Kühltheke und Schlemmermenü.
Der Leser kann sich also entscheiden, ob er sich "nur" unterhalten lassen möchte, oder ob er sich gleichzeitig ebenfalls eine mentale Stärke aneignen möchte, die zu neuen Ufern aufbrechen lässt.
Übrigens: Mit einem Stückchen zartschmelzender Schokolade darf man sich so oder so (und inspiriert vom Cover des Buches) belohnen.
~ Rezension ~
Der Genuss des Lebens ...
Barbara
Markland ist Ehefrau, Mutter, Tochter, Freundin, Angestellte. Und sie
ist übergewichtig. Letzteres belastet sie mehr, als ihr lieb wäre.
All die üblichen Diäten zeigten bisher nicht die gewünschten Erfolge –
vor allem weil Barbara von ihrer eigensinnigen Familie keinerlei
Rückhalt erfährt. Es hagelt vielmehr Maßregelungen, Vorwürfe und, was
noch viel mehr schmerzt, Nichtachtung.
Doch
dann landet Barbara - dank einer ungefragten Anmeldung durch ihre
herrische Freundin Ellen - in einem ganz speziellen Kurs an der
Volkshochschule. Eine anfängliche Skepsis verwandelt sich von Woche
zu Woche in Zuversicht und lässt Barbara Entscheidungen treffen, die
ihre Mitmenschen und sie selbst von sich derart resolut gar nicht
erwartet hätten.
Wunschfigur ist ein, wie ich finde, sehr gelungener Roman, der durch reale
Anregungen der Selbstfindung auch als eine Art unterhaltsames
Lehrbuch bezeichnet werden könnte. Lebensecht und bilderbuchähnlich
werden Anekdoten aufgegriffen, die dem Leser
augenblicklich als vertraut erscheinen. Was es heißt, konkrete Maßnahmen
zu ergreifen und mit sich selbst im Reinen zu sein, wird ausführlich
beschrieben. Pro und Contra eines gewählten Lebensstils werden
pointiert beleuchtet.
Im
Mittelpunkt steht eine sympathische Protagonistin, die sich im Alltag
überfordert und von ihrer Familie missverstanden fühlt. Um das
entstehende Minderwertigkeitsgefühl zu kompensieren, greift sie wie
automatisiert zu Schokoriegel, Leberwurstbrot oder Tiefkühlpizza.
Eine Problematik, die auch im realen Leben nicht an den Haaren
herbeigezogen ist.
Marlies
Fösges, selbst Diplom-Sozialpädagogin, bringt dem Leser auf
dynamische, erheiternde und inspirierende Weise nahe, was es heißt,
überschüssigen Pfunden den Kampf anzusagen. Emotionale Höhen und
Tiefen werden ehrlich (und nicht in glänzendes Bonbonpapier verpackt) präsentiert und in einer fabelhaft munteren Geschichte zusammengeführt.
Alles
in allem ein Stück Lektüre, das betont ohne erhobenen Zeigefinger
argumentiert, sondern unterstreicht, dass Glück keine Zahl auf der
Digitalanzeige der Waage ist. "Glücklich zu sein" ist eine Lebenseinstellung. Lebensbejahende Moral wird motivierend und vorbildlich in eine
erfrischende Handlung integriert.
Für
mich ist dieses Buch das, was ein Feinschmecker als Gaumenschmaus
deklarieren würde: Pfiffig, originell und empfehlenswert.
F★ZIT: Köstlich.
Instruktiv. Unbefangen.