"Wer bereits als Kind die Welt zwischen den Zeilen für sich entdeckt, geht auch später gern als Abenteurer durchs Leben." {Creativity First}

Dienstag, 29. Dezember 2015

[Jahresrückblick] 2•0•1•5 en bloc

2015 ~ Ein (Blog-)Jahr neigt sich dem Ende entgegen.

Viele spannende Buchseiten, herzliche Austausche und possierliche Überraschungsmomente durfte ich in diesem Jahr meinen persönlichen Erinnerungen hinzufügen. Und obgleich ich nicht immer in dem Umfang zum Lesen oder Bloggen kam, wie ich es vielleicht gewollt hätte, kann ich nicht sagen, dass es eintönig wurde. Im Gegenteil. Aus diesem Grund muss und möchte ich selbstverständlich ein kleines Best-of 2015 zusammenstellen. Möglicherweise findet ihr euch bzw. eure eigenen Highlights darin sogar hier und da wieder. Wer weiß?

Bevor ihr nun gleich stöbernder Weise Richtung 2016 aufbrecht, möchte ich mich an dieser Stelle noch einmal für all EURE Besuche und Klicks und Worte bedanken, mit denen ihr mich in den zurückliegenden Monaten bedacht habt. Nichts davon ist bei der Hülle und Fülle an Buchliebhabern und Bloggern selbstverständlich. 

Ganz besondere Geschenke haben mir in diesem Jahr übrigens ebenfalls die großartigen Autorinnen Anne Freytag/Ally Taylor, Adriana Popescu/Carrie Price und C.M.Singer gemacht. Die drei haben mich einmal mehr auf wirklich nachdrückliche Weise Teil ihrer literarischen Reisen und Entwicklungen werden lassen. Schließlich erscheint man als Leser nicht alle Tage in den fertig lektorierten Ausgaben eines Buches vermerkt, oder? Fabulös!!!

In diesem Sinne D•A•N•K•E • S•C•H•Ö•N.

Rutscht fröhlich und beschwingt ins neue Jahr hinein!

Wir lesen uns. Ich freue mich darauf.


Und nun genug der schmückenden Worte. Hier eine kleine Zusammenstellung meiner Lieblingslektüre und anderweitiger Unterhaltungsmomente 2015, die mich nachdrücklich beeindruckt haben.

📚 Adriana Popescu: Ewig und eins
Wäre dieser Roman ein Wein aus Stuttgarter Anbaugebiet, würde es vermutlich heißen: "Ein gereifter Popescu vom Allerfeinsten". Mich konnte Adriana Popescu einmal mehr mit ihrer bewährten Mischung aus Lebenslust und Lebenskunst begeistern. 

📚 Adriana Popescu: Eine Sommer und vier Tage
Die Popescu'sche Zugabe in Form ihres ersten Jugendbuches gab es im Sommer 2015. Ein Debüt, das abenteuerlustig, charmant und voll süßer Raffinesse daherkommt. Paula und Lewis sind ein Duo, das seinen lesenden Weggefährten ein Stück jugendliche Unbeschwertheit schenkt.

📚 Amy Purdy: On My Own Two Feet
Dieses Buch ist (für mich) ein kontinuierlicher Quell der Inspiration. Die Lebensgeschichte Amy Purdys berührt, bleibt in Erinnerung und vermittelt Kraft. Kraft, das Positive, das Bereichernde, das Beeindruckende in all den kleinen und großen Dingen des Lebens zu sehen und zu spüren. Einer meiner absoluten und fortwährenden Buchschätze!

📚 Anna McPartlin: Die letzten Tage von Rabbit Hayes
Mit ihrem bittersüßen, feinsinnigen und zugleich lebensbejahenden Roman hat mich die Autorin vom Fleck weg überzeugt. Eine "Happy End ausgeschlossen"-Geschichte, die dennoch zu strahlen weiß. Herzensangelegenheiten überdauern eben alles!

📚 Derek Hough: Taking the Lead (Paperback)
Ein Déja-vu? Okay, ich gebe zu, Derek Houghs Erstlingswerk hatte bereits 2014 den Sprung in meinen Highlightsrückblick geschafft. Aber nicht als 2015 erschienenes Paperback. Dieses musste ich, so absurd es vielleicht erscheinen mag, ebenfalls haben. Doppelt hält schließlich besser und macht in dem konkreten Fall besonders glücklich. Außerdem gehört dieses Buch zu den meistgelesenen in meiner Sammlung. Eine nur allzu bestätigende "Entschuldigung", wie ich finde.

📚 J.K. Rowling & Jim Kay: Harry Potter and the Philosopher's Stone (#HarryPotterIllustrated)
Wie wundervoll ist bitte diese sagenhaft schön illustrierte Ausgabe des ersten Harry Potters?! Natürlich ein MUSS für alle Fans der Reihe. So eben auch für mich. Was soll ich sagen? Es war Buch-und-Bilderliebe auf den ersten Blick — und das ganz ohne Zaubertrank.

📚 Ella Woodward: Deliciously Ella
Ganz ehrlich, dieses Kochbuch ist von wertvollem Gehalt. Die Vielfalt an grandiosen Rezeptvariationen, die Foodbloggerin Ella Woodward aus einer (gesundheitlichen) Not heraus entwickelt hat, sind unwiderstehlich gut. Eine klare Empfehlung für kreative Geister der Küche. Eine Klasse für sich!

📚 Natasha Corrett & Vicki Edgson: Honestly Healthy
Ein Buch und dessen Grundkonzept, das mich 2015 in weiten Teilen begleitet hat. Mich begeistert vor allem die fundierte, eingängige und zugleich unaufdringliche Porträtierung der basischen Ernährung. Oftmals bedarf es gar nicht allzu einschneidender Veränderungen, um das Wohlfühlaroma noch mehr auszukosten.

🎧 Lewis Howes & Julianne Hough: Julianne Hough on Finding Your Passion and Following Your Purpose
Um es auf den Punkt zu bringen: Eines der besten Interviews, die ich 2015 (und überhaupt) je verfolgt habe. Ansteckend positiv und dabei tiefgründig und aufrichtig. Überaus gelungen und eine Freude für Freunde des guten Podcasts.

🎧 ✒  Überhaupt ist Lewis Howes' Podcastreihe The School of Greatness als Quelle der positiven Gedanken und Visionen sehr zu empfehlen. Mag ich wirklich sehr. Ebenso wie Jules, Julianne Houghs locker-leichte, kreative und belebende Website im Blogstil.

💃 Bindi Irwin & Derek Hough: Contemporary & Freestyle
Nun noch ein Wort als Tanzfan gesprochen: Die Energie, die das Duo Irwin/Hough (besser bekannt als Team Crikey) ausstrahlt, ist einfach unglaublich. Bindi Iriwin gehört zweifelsohne zu den Menschen, die wissen, was es heißt, das Leben mit all seinen Facetten anzunehmen und zu lieben. Ihre Präsenz ist Gold wert und absolut exemplarisch. Hinzu kommt ihr unnachahmlich großartiges und unermüdliches Engagement für den Tierschutz. Chapeau! 
Als der Teenager aus Down Under in diesem Jahr nun seine ersten Schritte auf dem Tanzparkett wagte, lag Verblüffung in der Luft. Der Contemporary aus Staffel 21 Dancing With The Stars, den Bindi mit ihrem Tanzpartner zauberte, wird wohl einer meiner ewigen Favoriten bleiben. Crikey! Nicht minder grandios dann einige Wochen später ihr Freestyle. (Um nur zwei Beispiele anzuführen.) Hier wurde nicht nur getanzt, sondern eine Geschichte, ein Lebensweg erzählt. Welch ansteckende Dynamik.


Contemporary ~ Bindi Irwin & Derek Hough



Freestyle ~ Bindi Iriwn & Derek Hough



♫♫ Hinter Alexander Jean verbirgt sich das Duo BC Jean und Mark Ballas, die gemeinsam Musik schreiben und diese mit ihren Fans teilen. Eine geniale Kollaboration mit ganz viel Stimme, Musikalität und Herz. Liebe auf den ersten Ton! 




♫♫ Revolverheld zeichneten 2015 ihr MTV Unplugged Konzert auf und brachten mit Du weißt nicht was du willst zum Ende des Jahres noch einmal ein Stück heraus, dessen Akustikinterpretation mich sofort überzeugt hat.




♫♫ Wenn ich schon einmal bei dem deutschsprachigen Liedgut bin, muss ich auch unbedingt Mark Forsters Bauch und Kopf als einen meiner deutlichen musikalischen Favoriten des Jahres hervorheben.




♫♫ Apropos Favorit, wenn es darum geht, (m)einen absoluten Liebling in Sachen Unterhaltung zu benennen, geht nichts über die US-Serie Nashville. Hier bringt nicht nur das Drehbuch reichlich Drama rund um das Musikbusiness mit sich, sondern darüber hinaus leisten die Darsteller gesanglich durchweg Großes. Begeisterung pur!





Auch Twitter wusste mich in diesem Jahr immer wieder vorzüglich zu unterhalten und vor allem echt zu überraschen. Ach ja, du liebe virtuelle Welt! 










Und jetzt: Konfetti für alle!!!



Dienstag, 22. Dezember 2015

[Rezension] Mich gibt's übrigens auch für immer (Jana Seidel)

Jana Seidel: Mich gibt’s übrigens auch für immer

Für eine locker-leichte Unterhaltung, die durch Situationskomik und eifrig herausgestellte Stereotypen für Lesefreuden sorgt, steht dieser Roman von Jana Seidel. Wer dann zudem noch eine Affinität zum Facettenreichtum Indiens hat, wird sich bestens amüsieren. 
Die lebensfrohe Leichtigkeit, die jedem Verdruss trotzt, springt förmlich auf den Leser über. 


~ Rezension ~

Selbstfindung im Sari

Panisch ergreift Tanja die Flucht. Schließlich hat ihr herzallerliebster Freund Hrithik ihr doch gerade einen romantischen Heiratsantrag im weihnachtlichen Kerzenschein gemacht. Ein Vorfall, der Tanja vollends aus dem Konzept bringt. Wie soll es nun weitergehen? Hrithik ist zwar geduldig, doch seine indische Familie hatte die wankelmütige, wenn auch weltoffene Tanja noch nie restlos in ihr Herz geschlossen. Außerdem steht bereits Hrithiks makellose Exfreundin wieder in den Startlöchern. In dieser Zwickmühle festgefahren, empfehlen Tanjas Freunde ihr eine Selbstfindungsreise nach Indien. Dort lebt schließlich auch Tanjas Vater Karl recht unkonventionell in einem Hippie-Camp. Außerdem haben die beiden sich nach Jahren der Distanz doch ganz gewiss auszusprechen. Wann, wenn nicht jetzt, da guter Rat teuer ist?!

Wie gewohnt führt uns Jana Seidel mit dem mehr oder weniger dezenten Hinweis Mich gibt’s übrigens auch für immer die turbulenten, unerwarteten und sympathisch durchgedrehten Seiten des Lebens vor Augen.

Wie ein literarisches Curry offenbart sich dieser Roman, denn er ist köstlich abgeschmeckt. Die Würze machen dabei vor allem die mehr als eine Prise auf den Punkt gebrachte Klischeehaftigkeit sowie das farbenprächtige Ensemble origineller Charaktere aus. Denn obgleich die Figuren manchen Spleen für sich verbuchen können, so ergibt sich für mich eine amüsante Gesamtkomposition. Besonders ist mir persönlich dabei Stefan als „blinder Passagier“ mit seiner Unbefangenheit ans Herz gewachsen.

Leichtfüßig und mit einem zwinkernden Auge gelingt es Jana Seidel, das Leserpublikum mit dem Aufeinandertreffen kultureller Welten und persönlicher Werte vertraut zu machen. Ergänzt wird die ausgefallene Reise der Protagonistin durch einen Hauch Romantik und ein Ringen um große Entscheidungen. Die angespannte Vater-Tochter-Beziehung sowie drollige Aha-Momente tun ein Weiteres hinzu.

Ohne großen Paukenschlag kommt dieser Roman aus, während er vielmehr seine Stärken durch einen steten Fluss an kurzweiligen Szenen gespickt von Herzlichkeit und Naivität, Stolz und Herzklopfen, Scheu und Spontanität ausspielt. Einen plätschernden Lesegenuss samt Komik und Kulturerfahrung verspricht dieses Werk.

F★ZITTemperamentvoll. Bunt. Vergnüglich.


Dienstag, 15. Dezember 2015

[Schreibzeugkiste] Hinter den Kulissen eines Romanes lesend

Buchblogger zu sein, hat viele schöne Seiten. So viele, dass sich darüber vermutlich selbst einige Seiten oder gar ganze Bücher füllen ließen. Die Begeisterung fürs gedruckte Wort, fürs Lesen, fürs Geschichtenerzählen miteinander zu teilen, ist für mich eine der besonders hübsch illustrierten und kolorierten Seiten dessen. 

Und noch etwas. Etwas ganz Großes. Und wirklich Unbezahlbares. Etwas, das sich nicht rezensieren, tweeten oder fotografieren lässt.

Wenn ich als Leser zu Sherlock Holmes werden darf

Es ist Vertrauen. Das Vertrauen, das ich seitens Autoren erfahre, die mir – weit vor Veröffentlichung – einen Einblick in ihre Skripte gewähren. Mich dort auf Spurensuche gehen lassen und dann nach meinem Eindruck, meiner Meinung fragen. Ganz ehrlich, das sind Erfahrungen, für die ich wohl nie oft genug danke sagen kann. Denn wie häufig kommt man als Bücherwurm schon die Gelegenheit, ein Buch – vielleicht sogar sein neues Lieblingsbuch – von klein auf wachsen zu sehen? 

Normalerweise treffen wir doch auf die Bücher, nachdem sie die Generalprobe erfolgreich absolviert haben und fein in Szene gesetzt aus der Maske kommen, bereit für den Auftritt im Rampenlicht der Büchertheken.
Aber die ersten, vielleicht noch unsicheren Schritte, die mehr oder weniger ernsthaften Kinderkrankheiten und das gute Zureden hinter den Kulissen bekommen wir üblicherweise nicht mit. Umso großartiger und unvergesslicher sind für mich die Stunden, die ich mit Charakteren, von denen ich spüre, dass sie das Zeug dazu haben, die Welt und die Leserherzen gleichermaßen zu erobern, vorab verbringen darf. Ich meine, hey, ich bin weder Literaturagent noch Verlagsscout oder Lektor. Aus diesem Grund ist es für mich keinesfalls an der Tagesordnung, mich von zukünftigen Publikationen umgeben zu wissen. Ich bin lediglich Leserin. Eine von vielen. Vielen hundert, tausend oder zehntausend. Mit diesem Bewusstsein im Kopf und Herzen fühle ich mich umso geehrter, eben diese grandiose Erfahrung an der Seite eines Schriftstellers, dessen Arbeit und Persönlichkeit ich schätze, machen zu dürfen.

Wir alle kennen dieses Gefühl, wenn wir uns die Euphorie packt, weil wir uns in eine Idee verliebt haben. Seien dies nun die schillernd bis verrückten Vorstellungen einer Urlaubsplanung, eine Veränderung im Job oder eben eine Romanidee. Und ebenso kennen die meisten von uns sicher auch diese knirschende Unsicherheit und das penetrante Hadern, wenn es darum geht, der Vorstellungskraft Taten folgen zu lassen. Denn: Was, wenn … oder vielleicht sollte ich ja noch einmal darüber schlafen … oder ... ach, nein … oder doch?

Wenn mir also ein Autor von seinen Ideen, Plänen, Zweifeln erzählt und mir dann gar sein Buchbaby anvertraut, noch bevor es krabbeln, sitzen, geschweige denn laufen kann, ist das für mich einfach nur ein Ritterschlag. Das mag für den einen oder anderen möglicherweise etwas überspitzt klingen, entspricht jedoch voll und ganz meiner Überzeugung.

In diesem Sinne: Ein großes respektvolles Dankeschön an all die Autoren, die mit uns (bloggenden) Lesern auch ihre ungeschliffene, unlektorierte und eventuell noch nicht coverbildtaugliche Seite teilen. Chapeau! Denn wie sang bereits eine nicht völlig unbekannte Boyband vor einigen Jahren? "Don't need make-up to cover up. Being the way that you are is enough." Passt, wie ich finde. 


Dienstag, 8. Dezember 2015

[Rezension] Make it count: Gefühlsbeben (Carrie Price)

Carrie Price: Make it count: Gefühlsbeben 

Für junge Erwachsene zu schreiben, hat einen besonderen Reiz. So bietet jenes herausfordernde, teils süffisante Vergnügen auch für Carrie Price die Steilvorlage für Funken sprühende Ausführungen. Eine Sprungschanze, welche die Autorin zu nutzen weiß und durch gefühlvolle Loopings ebenso packt wie durch ruppige Flickflacks. 
Die Handlung nimmt alles andere als eine ruhige Fahrt auf. Vielmehr wird das Niveau von Beginn an hoch gehalten. Das Unvermeidbare scheint unausweichlich. Doch manchmal trügt der Schein.

Herzlichen Dank an Carrie für eine Einladung nach Oceanside und Umgebung, die ich um nichts in der Welt hätte ausschlagen wollen! (Ich bin auf den Tag gespannt, an dem die zügellos laufenden Pferde durch die Brandung galoppieren ...). Und auch ein Dankeschön an den Knaur Verlag für ein Exemplar der hübsch neu gestalteten Auflage!

Cover: Knaur


~ Rezension ~

Kopfüber hinein in eine Welt, die dir alles abverlangt.

Während Oceanside auf die meisten anderen wie ein Stück perfektes Idyll wirkt, verbindet Lynn Chase mit ihrem Heimatstädtchen das schmerzhafteste Geheimnis ihres Lebens. Genau diese Scherbe in der Seele hat sie unter dem Image einer mustergültigen und dennoch rebellischen Studentin fernab ihrer Vergangenheit begraben. Als das Leben allerdings Jared, seines Zeichens Barkeeper mit Beschützerinstinkt, in Lynns Fokus katapultiert, beginnt ihre Fassade zu bröckeln. Sie spürt diese unbändige Anziehung und Vertrautheit. In Jared scheint sie endlich wieder den Menschen gefunden zu haben, zu dem sie aufrichtig sein kann. Wäre da nicht die Tatsache, dass die Nähe zu Jared nur in Lynns Kopf existiert. Eine reale Verbindung der beiden scheint absurd. Denn dazu müssten sowohl Lynn als auch Jared über einen Schatten springen, dessen Dunkelheit erstickt.

Gefühlsbeben ist der erste "Make it count"-Roman, mit dem Carrie Price die Aufmerksamkeit zahlreicher Bücherwürmer auf sich zieht. Ein Kopfsprung, der das (junge) Leserpublikum unvermittelt in die Brandung vor Oceanside mitreißt. Das Leben ist, was du daraus machst. Also: Make it count!

Das Protagonistenduo besteht aus der smarten Draufgängerin Lynn Chase und dem attraktiven, jedoch nicht weniger undurchsichtigen Jared Parker. Die beiden werden als Spiegelbild einer dynamischen, aufstrebenden Generation in Szene gesetzt, deren Ecken und Kanten spürbar sind. Lynn und Jared polarisieren auf ihre eigene Art und Weise, wobei das Motto "Harte, gut aussehende Schale – seelisch verwundeter Kern" als zutreffend gilt und für impulsive Ausschläge auf der emotionalen Richterskala sorgt.
Hinzu kommen vielversprechende Figuren, die auf Nebenschauplätzen glänzen. Dabei bedient Carrie Price eine gut abgeschmeckte Bandbreite an markanten Stereotypen, die als Muss eines solchen Romans erachtet werden dürfen.

Die Kulisse, in welche die mit feingliedriger Detailtreue versehene Handlung eingearbeitet worden ist, trifft den bittersüßen Geschmack eines Cocktails aus reizendem Bilderbuchflair und verstörender Rastlosigkeit. Vorzüglich! Oceanside – ein Ort, an dem hochschlagende Wellen die Oberfläche aufwühlen und für immer verändern. In vielerlei Hinsicht.

Bezüglich der Umsetzung des einzigartigen "Make it count"-Erlebnisses wird mir dessen Ausgewogenheit besonders in Erinnerung bleiben. Die Balance zwischen unabdingbarem Knistern einerseits und tiefgründiger Schicksalshaftigkeit andererseits gelingt. Ein Vor und Zurück, das tatsächlich erst auf der auf Zielgeraden entschieden wird. Den Leser erwartet ein knirschendes Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Herz und Verstand. 

Darüber hinaus ist die Erzählweise der Autorin als "in bestechender Wettkampfform befindlich" zu bezeichnen. Während sie stilistisch eine klare Linie aus schillernder Bildsprache und zackigem Jargon fährt, entscheidet sie sich inhaltlich für eine Route, deren Umwege sehr gern in Kauf genommen werden. Durchweg angenehm zu lesen!

Im Draufblick ein Roman, der die klassischen Elemente erfrischend brenzliger Lektüre für junge Erwachsene aufgreift und diese mit realem inneren und äußeren Konfliktpotential garniert. Kopfkinogarantie im XXL-Format inklusive!

F★ZIT: Brodelnd. Ergreifend. Unbändig.


Dienstag, 1. Dezember 2015

[Buchpost] Gefühlsbeben im Paradies

Einmal mehr, und das auch noch in der wunderbaren Adventszeit, erreichte ich brillante Buchpost. Allein die beiden Titel versprechen einiges an aufbrausenden Wogen, Drama, Rebellion und Herzklopfen eingebettet in eine Kulisse mit dem gewissen Etwas!

Make it count: Gefühlsbeben von Carrie Price erscheint nach dem Erfolg im Selbstverlag nun in Neuauflage und mit Rüschchen versehen bei Knaur. Ich könnte mich nicht mehr über diese gedruckte Tatsache freuen!!! 

Und auch Chelsey Philpots Ein anderes Paradies passt nicht weniger in meine stetig wachsende Sammlung an Jugendbüchern, deren Ecken und Kanten Profil geben. Ich bin gespannt.

Falls ihr mich sucht: Ich sitze dann also mit meiner Lektüre draußen am Pier. Ist schließlich das perfekte Plätzchen ...


Dienstag, 24. November 2015

[Schreibzeugkiste] Wie der Klassiker eines Spoilers für Entzücken sorgt

Wie durch ein Wunder strandet für immer der Deine in Safe Haven ...

... und schon ist es um uns geschehen. 💙

Herzensangelegenheiten sind unbestreitbar etwas sehr Schönes, um nicht zu sagen etwas Essentielles! Es ist demzufolge keine Überraschung, dass es eine Vielzahl begeisterter bis rührselig angehauchter LeserInnen gibt, die sich dem Bann des Hoffnungsvollen bis hoffnungslos Romantischen nicht entziehen können. (Und an diesem Punkt möchte ich mich gar nicht ausnehmen. Nur fürs Protokoll.) 

Noch lebendiger werden diese Geschichten dann, wenn sie von Könnern des Faches auf die Leinwand gebracht werden. Wenn der (Buch-) Zauber dabei noch immer nicht verfliegt, muss es wohl Liebe sein, oder?

Als ich beispielsweise Ben Sherwoods The Death and Life of Charlie St. Cloud (Wie durch ein Wunder) zu ersten Mal gelesen habe, war ich augenblicklich begeistert. Ich bin seither Fan des Buches. Etwa zwei Jahre später las ich es dann nochmals. Und als ich von der Verfilmung des Werkes erfuhr, blieb mir nichts anderes übrig, als mir die DVD ebenfalls zuzulegen. (Okay, die Rollenbesetzung war nun nicht gerade von Nachteil. Doch dies soll hier nichts zur Sache tun.)

Aber woran liegt es nun, dass wir uns als Leser/Zuschauer stets auf Neue vom doch irgendwie schon Offensichtlichen mitreißen lassen? Ich meine, hey, man muss nur einen Blick auf die DVD-Cover und Filmposter werfen, um zu wissen, wohin der Weg führt. Selbst Josh Duhamel, Hauptdarsteller in Safe Haven, merkte in einem Interview scherzhaft die "Originalität" des Plakates zu seinem Film an, in dem er an der Seite von Julianne Hough spielt.

Doch wahrscheinlich ist es genau dieser herzerwärmende Ausblick auf ein (hoffentlich nicht allzu kitschiges) Bilderbuch-Happy-End, der zieht, wenn es darum geht, den nächsten Kinobesuch oder Filmeabend mit Herzschmerzgarantie und Taschentuchalarm zu planen. Aller Vorhersehbarheit zum Trotz bleibt das Publikum gespannt.

Spoiler, die zum Seufzen verleiten 🎬

In gleichem Maße, in dem mir die Darstellungen der Filmposter als Einzelbilder zusagen, lassen sie mich schmunzeln, wenn ich sie als eines von vielen Covern betrachte. Ein ulkiges Déjà-vu blitzt auf, wenn die Covergeschwister zum Familientreffen laden: ein verliebtes Paar im glitzernden Sonnenlicht oder wahlweise gern auch im strömenden Regen. 
Setzen die Macher nun auf Altbewährtes? Mangelt es an Einfallsreichtum? Würden mögliche Alternativen der gewünschten Magie der großen Liebesgeschichte den Todesstoß versetzen? 

Näheres wissen wir nicht. Allerdings bleibt festzustellen, dass wir es gern hinnehmen, wenn uns von Filmplakten und DVD-Covern die romantischsten Spoiler entgegenlächeln. Denn seien wir ehrlich: Irgendwie gehört ein solcher Teaser zum Bis-ans-Ende-der-Welt-und-darüber-hinaus-Gesamtpaket. Der cholerische Widersacher mit pulsierender Halsschalgader gehört an dieser Stelle verbannt. Es genügt schließlich, wenn er im dramaturgischen Spannungsbogen immer wieder seine Finger im Spiel und damit das neu gefundene Glück so gut wie auf dem Gewissen hat. Oder?


Dienstag, 17. November 2015

[Rezension] Destined: Sommerregen (Laura Meyer)

Laura Meyer: Destined: Sommerregen

Clever, spritzig und geheimnisvoll kommt dieses in magische Momente gehüllte Buch daher. Und das gefällt mir unheimlich gut. Laura Meyers Gespür für die mehrdimensionalen Handlungsstränge, denen es an Feinsinnigkeit und Pfiffigkeit nicht mangelt, ist bemerkenswert. Ihre Liebe zum Genre Fantasy kommt markant zu Geltung. Ein Autorenauftakt nach Maß, dessen Fortsetzung nur eine Frage der Zeit sein dürfte, würde ich meinen.

Liebe Laura, ein großes Dankeschön für das mir in diesem Rahmen anvertraute Exemplar deines Romans!

P.S.: Liebe Adriana, das war eine Empfehlung mit Gewicht. Danke.

Cover: Laura Meyer


~ Rezension ~

Ein Regenguss an Unglaublichkeiten

Ellies Leben verläuft in geordneten New Yorker Bahnen. Bis zu dem Moment, in dem die schwere Krankheit und der Tod ihrer jüngeren Schwester alles aus den Fugen werfen. Ellies unaufhaltsamer Fall beginnt. Bis sie eines Tages auf unerklärliche Weise in Slumbertown landet. Einem kleinen Städtchen, in dem positive Leichtigkeit das Leben bestimmt. Hier trifft Ellie auf Dan und Jer und schließt schnell Freundschaft mit den beiden charmanten und nicht minder vorwitzigen Männern. Ihr Vorhaben, in Slumbertown nur auf der Durchreise zu sein, wirft Ellie kurzerhand über Bord. Doch irgendetwas irritiert an dem vollmundigen Wohlfühlaroma in dieser freundlichen Kleinstadt. Etwas, das erst nicht greifbar ist und schon bald unbegreiflich anmutet.

Mit ihrem Debüt, Destined: Sommerregen, gelingt Laura Meyer der Auftakt einer mit fantasievollen Überraschungsmomenten bestechenden Geschichte, die sich keinesfalls unter einem Tarnumhang zu verstecken braucht.

Die Charaktere des Buches — allen voran Ellie und Dan, Rosie und Jer — verleihen der Geschichte etwas Zauberhaftes. Originalität, Kantigkeit und Liebenswürdigkeit liegen hierbei eng beieinander. Die Mischung aus aufrichtiger Loyalität, rumorender Ungewissheit und verbissener Entschlossenheit sorgt für einen stetig aufrecht gehaltenen und, was ich noch viel bedeutsamer finde, konsequent wachsenden Spannungsbogen. Mit welcher (un)sichtbaren Intensität es der Autorin gelingt, den Leser mit wachsender Kapitelzahl und über Zeit und Raum hinaus an die von ihr geschriebenen Seiten zu fesseln, ist beispielhaft.

Was (mich) anfangs nicht unwesentlich an einen feinen Roman aus der Feder Cecelia Aherns erinnert, wird wenig später von einem magischen Zirkel à la Charmed — Zauberhafte Hexen umrahmt. Ein Balanceakt, der gelingt. Nicht zuletzt dürfte das an den ausgefeilten Momentaufnahmen, den mitschwingenden Fragezeichen und der bisweilen köstlichen Schlagfertigkeit der Charaktere liegen. Herzen klopfen, Ungereimtheiten nagen, Fähigkeiten erblühen.

Laura Meyer hat ihren Stil gefunden  und manifestiert. Aufgeweckte Dialoge, Pro- und Antagonisten mit Profil und verzweigter Einfallsreichtum ergeben das große Ganze. Rhetorisch fällt insbesondere eine unverstellte, unverschnörkelte Echtheit auf. Zwar musste ich mich erst an Ellies Vorliebe fürs häufig verschluckte "T" gewöhnen, aber gut, das geht schon, nich' wahr?

Dieses gut 500 Seiten umfassende Erstlingswerk lässt keine Längen zu. Sorgfältig erweckt die Autorin eine in doppelter Hinsicht bestehende Mehrschichtigkeit zum Leben, die zu begeistern weiß. Verbundenheit, Verstand sowie Vertrauen werden zu Leuchtsignalen in der Undurchdringlichkeit eines prasselnden Niederschlages. Apropos, wie sich die Bedeutung des Titels im Laufe der Zeit erklärt, finde ich im Übrigen überaus gelungen. 

FZIT: Raffiniert. Genussvoll. Nachhallend.


Dienstag, 10. November 2015

[Rezension] Make it count: Gefühlsgewitter (Ally Taylor)

Ally Taylor: Make It Count: Gefühlsgewitter 

Ein Roman wie eine US-Fernsehserie für junge Erwachsene. Nur irgendwie um einiges cooler, weil Tragik, Herzschmerz und bittersüße Erkenntnis eben in feinstem Buchformat für ein ausschweifendes Kopfkino sorgen.
Eine Geschichte, die absolut dazu im Stande ist, für einen donnergrollenden Leserausch in Blitzgeschwindigkeit zu sorgen.
An die Autorin von Herzen ein großes Dankeschön für diese wunderbar intensive Reise nach Oceanside ... und darüber hinaus! Ein Zusammenvergnügen, das unvergessen bleibt, liebe Ally alias Anne.

Dass nach der Erstveröffentlichung 2014 in Eigenregie Knaur nun rund eineinhalb Jahre später Katie und Dillens emotional aufgeladene Geschichte noch einmal in vollem Glanz aufblitzen lässt, stimmt mich rundum froh. Ein Dank an den Verlag für eines der hübsch ausgestalteten Exemplare der neu aufgelegten Edition! 

Cover: Knaur


~ Rezension ~

Auch die dunkelsten Wolken werden von einem alles erleuchtenden Blitz durchzogen ...

Katies Ankunft in Oceanside steht unter keinem guten Stern. Genauer genommen steht er unter gar keinem Stern mehr. Denn Katies Firmament wurde vor kurzem vollends zerschlagen, als sie ihren Dad durch ein tragisches Unglück verlor. Er war ihre größte Vertrauensperson, ihre immerwährende Stütze. Jetzt zwingt das Leben den Teenager dazu, kopfüber in eine Welt zu springen, die nicht die ihre ist: Katie muss den Sommer bei ihrer leiblichen Mutter, zu der sie keinerlei emotionale Bindung hat, und deren "neuen" Familie verbringen. Alles in Katie sträubt sich gegen diesen heiligen Schein, den das Leben in Oceanside suggeriert. Doch ebenso lernt Katie schnell, dass es auch hier Menschen gibt, die ihr gleichgesinnt sind. Allen voran ihr auf Konventionen pfeifender Stiefbruder Andrew. Als Katie an ihrem ersten Schultag an der Oceanside High dann noch dem undurchdringlichen Dillen sprichwörtlich in die Arme fällt, ist sie endgültig hin- und hergerissen.

Mit Make It Count: Gefühlsgewitter fegt Ally Taylor förmlich über die Bücherregale hierzulande hinweg. Sie bedient mit Fingerspitzengefühl Klischees und Fantasien und kombiniert diese mit zu Herzen gehender Wucht des Schicksals. 

Die siebzehnjährige Katie ist auf den ersten Blick das, was landläufig als mustergültig bezeichnet wird: klug, strebsam, chancenreich. Aber schnell wird deutlich, dass es mindestens genauso viele Dinge in ihrem Leben gibt, die alles andere als beneidenswert sind insbesondere ihre zerrütteten Familienverhältnisse samt dem Tod ihres geliebten Dads. Nicht weniger polarisierend wird Dillen, der männliche Protagonist, gezeigt. Er ist cool, äußerst beliebt und Mädchenschwarm erster Güte. Doch auch er kann den Schatten der Vergangenheit nicht entkommen. Seine größte Furcht: die Wahrheit.
Ally Taylor hat  ein Figurenensemble auf die Beine gestellt, das für ordentlich Zündstoff sorgt. Dunkle Geheimnisse und vehemente Sehnsüchte sind ebenso charakteristisch wie allzu menschliche Ängste und eine Risikobereitschaft, die vieles möglich macht.

Hierbei knistert es gehörig zwischen den Zeilen und der ausgelöste Flächenbrand entpuppt sich schnell als einnehmend. Dennoch gelingt Ally Taylor mit Leichtigkeit die Gratwanderung zwischen offensivem Kokettieren und aufrichtiger Hingabe. Der Bogen, der das experimentelle Jugendlichsein mit dem pflichtbewussten Erwachsensein verbindet, wird geschlagen und spricht an.

Mit Liebe zum Detail und typisch amerikanisch wird von der Autorin die Kulisse des Küstenstädtchens Oceanside wortmalerisch ausgestaltet. Doch auch hier gilt die Devise: Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Abgründe tun sich bekanntlich vor allem hinter einer Fassade auf, die beschaulicher kaum sein könnte.

Besonderes Augenmerk ist neben der inhaltlichen Bandbreite dieses Romans für Leser im jungen Erwachsenenalter verstärkt auf die schriftstellerische Umsetzung zu legen. Denn Ally Taylor zieht so einige Register. Ein Trumpf ihrerseits liegt zweifellos in graziler Bildhaftigkeit, mit welcher sie verheißungsvolles Kribbeln transportiert und gleichermaßen eine emotionale Grenze tangiert, die ins Mark trifft. Ganz nebenbei überzeugt der ungezwungene Jargon einer Generation, die im Begriff ist, sich (selbst) zu finden. Eine souveräne Stilsicherheit, die mich nachdrücklich beeindruckt. 

Alles in allem ein Roman im vorzüglichen US-Serienformat für (junges) Leserpublikum, das Liebe und Leid, Freundschaft und Loyalität, Hoffnung und zerplatze Seifenblasen aus der Sicht dynamischer Charaktere erleben möchte. 

FZIT: Verspielt. Entzündend. Präzise. 


Dienstag, 3. November 2015

[Rezension] Schmitz' Häuschen (Ralf Schmitz)

Ralf Schmitz: Schmitz' Häuschen  Wer Handwerker hat, braucht keine Feinde 

Nachdem meine Schwester bereits die komplette Riege an Lektüre aus dem Hause Schmitz begeistert konsumiert hatte und sie mir sein neustes Buch nun nicht weniger empfohlen hat, ließ ich mich natürlich gern auf dieses Leseerlebnis der amüsanten Art ein. 

Ja, ich kann sie gut verstehen: Denn Ralf Schmitz weiß einfach quirlig zu unterhalten! Und sei es in diesem Falle mit seinen Erfahrungen als unfreiwilliger Schirmherr einer Bauarbeiter-WG, der er nicht zu entkommen schien.


~ Rezension ~

Über die Zerstörungsakribie, pardon, den Enthusiasmus von Handwerkern ...

Unverhofft kommt oft. So auch für Ralf Schmitz. Denn ziemlich überraschend erfährt er, dass er das Haus seiner kürzlich verstorbenen Tante Helga geerbt hat. Ein Häuschen, an dem viele fantastische Kindheitserinnerungen hängen. Aber ebenso ein Domizil, dem über die Jahre hinweg etwas Glanz abhanden gekommen ist. Kein Thema, denkt sich Ralf Schmitz und sieht die Vision des bald schon wieder strahlenden Chateau Schmitz bereits deutlich vor sich. Nur hier und dort etwas professionelle Hand angelegt und es passt. Bloß irgendwie hatte er dabei die Rechnung ohne seine Baubrigade gemacht ...

Schmitz' Häuschen ist das dritte Buch, mit dem Comedian Ralf Schmitz seinen Leser vorzügliche Unterhaltung bietet. Beschwingt geht er dabei zu Werke und trifft dabei nicht selten den Nagel auf den Kopf.

Als Ralf Schmitz sich entschloss, sein geerbtes Häuschen zu renovieren, war er zuversichtlich, gespannt ... und viel zu naiv. Wochen, Monate, ja, im Endeffekt eineinhalb Jahre später war er nur noch eines: am Rande des Wahnsinns. Denn obwohl es dort draußen gewiss kompetente und überaus agile Handwerker gibt, geriet er an Exemplare, die keine Scheu davor hatten, ihm den letzten Nerv zu rauben.Da stellt sich doch glatt die Frage: Wer (oder was) hat hier den Sprung in der Schüssel? Tatsächlich das zum fünften Mal ausgetauschte Waschbecken oder doch der Insta—? Ach, lassen wir das lieber!

Mit eifriger Spritzigkeit berichtet Ralf Schmitz gewohnt wort- und witzgewandt von jeglicher nur denkbaren Unmöglichkeit, die ihm während der Odyssee als Bauherr widerfahren ist. Die Anekdoten seines Bautagebuchs reichen vom überfluteten Wohnzimmer über einen zehn Mal ausgewechselten Wasserhahn bis zur in der falschen Etage hochgezogenen Wand. Neben all der Ulkigkeit, die diese Fauxpas mit sich bringen, kann sich der Leser dank einer herrlich lebhaften Erzählung gleichermaßen in die Verzweiflung hineinversetzen, die mehr und mehr Schmitz'schen Besitz ergriff. Eine humorvolle Echtheit, die mir bestens gefällt.

Größte Kuriositäten und Katastrophen bestätigen eine Vielzahl bunt gemischter Stereotype, die sich in der Baubranche wiederfinden. Jene "Eigenheiten" werden durch die (galgen-) humorige Darstellung Ralf Schmitz' zu absurden Schenkelklopfern. Hinzu gesellt sich das Porträt eines Bauherrn, dem die Sinne und damit der Glaube an ein Happy End schwinden. Ferner fügt sich eine originelle Ausgestaltung wie Spachtelmasse in die einzelnen Kapitel ein, die immer wieder für frischen Wind (weil noch immer das Dach undicht ist?) sorgt.

Authentisch und zugleich mit einem Augenzwinkern versehen, schildert Ralf Schmitz groteske Absurditäten, die vielen Häuslebauern und Hobbyheimwerkern, die sich professionelle Unterstützung erhoffen, keinesfalls fremd sein dürfen.

FZIT: Gewitzt. Schwungvoll. Verschmitzt.


Dienstag, 27. Oktober 2015

[Rezension] Hope — Sprung ins Glück (Carola Wimmer)

Carola Wimmer: Hope — Sprung ins Glück 

Eine Geschichte, die Erinnerungen an die pferdeverliebten Zeiten meines jüngeren Ichs weckt. Wenn das kein gutes Omen ist? 
Zugegeben, ein klein wenig watteweich fühlte es sich schon an, sich mit Leo, Hope & Co. in den Parcours zu begeben. Dennoch wird die von Carola Wimmer an die nächste Generation weitergetragene Pferdebegeisterung dadurch nicht geschmälert, wie ich finde.

Ein Dankeschön an dieser Stelle an cbj audio für diese hübsche Post!

Cover: cbj audio


~ Rezension ~

Auf dem Rücken der Pferde liegt das Glück dieser Erde.

Leonie hatte eine aussichtsreiche Zukunft als Eiskunstläuferin vor sich. Bis zu diesem unglücklichen Unfall, der alles veränderte. Leo muss das Sportinternat verlassen und in ihrer Heimatstadt einen Neuanfang wagen. Dass ihr hierbei ausgerechnet die zauberhafte Stute Hope, die selbst eine traurige Vergangenheit hat, und die Pferdenärrin Bea, deren Stiefmutter ihr jedoch jeglichen Umgang mit den Vierbeinern untersagt, helfen würden, hätte sich Leo wohl kaum träumen lassen. Allerdings merkt das Mädchen schnell, dass ihr auf dem Pferdehof nicht alle wohl gesonnen sind ...

Carola Wimmers Hope — Sprung ins Glück ist ein (Hör-) Buch, welches das Zeug dazu hat, die Herzen von pferdebegeisterten Kindern ab 8 Jahren in einen rhythmischen Trab zu versetzen.

Es steht außer Frage, dass Carola Wimmer ein Kinderbuch geschrieben hat, das voller süßer Auftrieb gebender Momente steckt, mit denen sich besonders Mädchen mit einem Herzen für Pferde identifizieren können.
Da wären Leo, die sich erst in dem Terrain zwischen Striegel und Oxer zurechtfinden muss; Bea, die schüchterne neue beste Freundin, die zu gerne reiten lernen möchte; Charlyne, das stets siegessichere Mädchen mit dem bösen Funkeln in den Augen. Nicht zu vergessen Hope. Die Stute, die erst wieder lernen muss, das Vertrauen in die Menschen zu finden.

Die Autorin kreiert eine kleine feine Welt, in der das besondere Band zwischen Reiterin und Pferd im Mittelpunkt steht. Zuneigung, Geduld und Entschlossenheit zeichnen den gemeinsamen Weg der jungen Protagonistin Leo und der Stute Hope. Eine liebenswürdiger Botschaft, die sehr sympathisch ist und für mich ein deutliches Kernmerkmal des Buches darstellt.

Natürlich steckt die Geschichte voller schimmernder Momente, die überdimensional süß und gelegentlich auch kindlich naiv daherkommen. Wohl der Beweis dafür, wie gekonnt Carola Wimmer ihrem jungen Leserpublikum auf Augenhöhe begegnet. Die konsequent sanfte Intonierung des Kinderbuches durch Marie Bierstedt unterstreicht ebenjenen Grundtenor. Hier und da eventuell ein wenig dick aufgetragen, aber nichtsdestotrotz absolut kindgerecht.

Summa summarum ein (Hör-) Buch für Pferdefreunde, dessen Kapitel Loyalität, Freundschaft und Tierliebe in den Vordergrund rücken. Es sollte niemals nur ums Gewinnen gehen!  

FZIT: Verträumt. Warmherzig. Entschlossen.