Diesen im Januar 2013 erschienenen Thriller durfte ich im Rahmen der Teilnahme an der Lesejury von Bastei Lübbe bereits als gebundenes Skript (allerdings noch ohne endgültiges Format) im Dezember 2012/ Januar 2013 testlesen. An dieser Stelle geht ein Dank an den Verlag!
Die Geschichte ist keinesfalls leichte Kost und vor allem die Wandelbarkeit oder, besser gesagt, die Unberechenbarkeit der Figuren verlieh dem als Psychothriller ausgewiesenen Werk die Aura von Zweifelhaftem und unterschwellig Bedrohlichem. Das Buch so bei Nacht und Nebel zu lesen, ist alles andere als behaglich.
~ Rezension ~
Der
Schein trügt
Die
Ehe von Connie und Kit Bowskill ist trotz der äußeren harmonisch
scheinenden Fassade alles andere als idyllisch. Doch das Brodeln
unter der Oberfläche konnten die beiden bisher recht gut kaschieren.
Bis zu jener verhängnisvollen Nacht, in der Connie bei einem
virtuellen Hausrundgang für ein paar Sekunden eine blutüberstömte,
leblose Frau entdeckt, die anschließend von der Bildfläche
verschwunden ist. Auf der Suche nach der Wahrheit und vor allem nach
dem Täter offenbart sich ein tiefer Schlund aus Misstrauen,
Besessenheit und Groll.
Die
britische Autorin Sophie Hannah erweckt mit Das fremde Haus
eine Kulisse zum Leben, die voller Geheimnisse, Abgründe und
Wirrungen steckt.
Die
Zutaten für einen Psychothriller sind gegeben und ziehen in einen
Kreislauf aus Irrungen, Scheinheiligkeiten und bizarren
Handlungssträngen.
Die
angespannte, undurchdringliche Stimmung unter den Protagonisten
überträgt sich mit fortlaufender Geschichte zunehmend auf den
Leser. Zwischen Wahrheit, Fiktion und Hirngespinst lässt sich immer
schwieriger unterscheiden. Ein Gefühl, welches den Grundtenor eines
Werkes des Genres Psychothriller bestens widerspiegelt.
Die
Figuren selbst umfassen ein breites Ensemble aus neurotischen,
intriganten und auch schwer zu interpretierenden Charakteren. Ihre
Wandelbarkeit stellt sich im Laufe der Handlung heraus und führt
entsprechend der Ermittlungen zu stets neuen Erkenntnissen.
Peu
à peu setzt sich ein Bild zusammen, welches anfangs nur durch eine
Milchglasscheibe zu sehen war.
Der
Schreibstil der Autorin ist klar und komplex, wenngleich die Sprünge
in Ort und Zeit der Handlung sowie die Gedankengängen der
Protagonisten kombiniert mit den verstrickten persönlichen
Geschichten jeder einzelnen Figur durchaus für ein Knäul aus
Fragezeichen sorgen können.
Diese Verstrickung kann einerseits den Lesefluss etwas holprig gestalten, anderseits unterstreicht sie in diesem Falle die absurden Entwicklungen innerhalb der Geschichte recht treffend. Bei mir wechselten sich genau jene Empfindungen während des Lesens regelmäßig ab.
Diese Verstrickung kann einerseits den Lesefluss etwas holprig gestalten, anderseits unterstreicht sie in diesem Falle die absurden Entwicklungen innerhalb der Geschichte recht treffend. Bei mir wechselten sich genau jene Empfindungen während des Lesens regelmäßig ab.
Ein Gefühl der Zerrissenheit, weil die Zahnrädchen nicht reibungslos ineinandergriffen. Was also den Lesekomfort nicht zwangsläufig fördert, betont dagegen die inhaltliche Beklommenheit. Dessen sollte sich der Leser bewusst sein.
Alles
in allem ein Buch mit Potential, das nicht alltäglich daherkommt und
auf die Wachsamkeit des Lesers setzt.
F★ZIT: Konträr.
Undurchsichtig. Analytisch.