"Wer bereits als Kind die Welt zwischen den Zeilen für sich entdeckt, geht auch später gern als Abenteurer durchs Leben." {Creativity First}

Sonntag, 2. September 2012

[News] Wunschträumen erlaubt!

Wie bereits vor Kurzem beschrieben, durfte ich mich über den Gewinn der 3. Sommer-Rallye-Etappe 2012, deren Initiatoren die KiBuLos und die österreichische Autorin Renate Zawrel waren, freuen. Nach der offiziellen Verkündung auf der Homepage der Kinderbuchlotsen gibt es nun auch auf Creativity First die gesamte Geschichte Wunschträumen erlaubt! zu lesen. 

Wer möchte, kann die Einladung an die Nordsee gern annehmen und Claudia auf ihrer erstaunlichen Reise begleiten.

Et voilà, viel Spaß damit!



Renate Zawrel & Kora Kutschbach

 Wunschträumen erlaubt! — 


Missmutig schob Claudia die Reisetasche von links nach rechts. Wer wollte schon an die Nordsee reisen? Alle Freundinnen der Schülerin würden in diesem Jahr ihre Sommerferien an irgendwelchen Mittelmeerküsten verbringen und braungebrannt wiederkehren.
Nur Claudia Sommer war mit der sensationellen Nachricht ihrer Eltern überrascht worden, in diesem Jahr etwas ganz besonderes unternehmen zu wollen. Drei Wochen – man stelle sich das vor – drei ganze Wochen in der Abgeschiedenheit einer Nordseeinsel. Langeweile war vorprogrammiert. Was konnte man dort schon unternehmen, außer in einem windschiefen Strandkorb den Windböen trotzen? Mutter würde mindestens zehn neue Sonnenhüte kaufen und darüber berichten, wie schädlich sich der tägliche Konsum von Schleckeis auf den menschlichen Körper auswirkte. Die Interessen des Vaters beschränkten sich darauf, Unmengen von Büchern und Zeitschriften zu lesen und die anfänglichen Fragen der Tochter, ob man gemeinsam etwas spielen könnte, mit „Später mein Kind, später“ zu beantworten.
„Hast du schon deine Sachen eingepackt, Liebes?“ Klara Sommer kämpfte sich durch die schon gepackten Koffer, die den Vorraum blockierten. Eine Reisetasche fehlte noch, nämlich jene der Tochter.
Dieses störrische Kind konnte aber auch nerven. Vielleicht war die beginnende Pubertät der Auslöser dafür. Seufzend strich sich die Mutter eine Haarsträhne aus dem Gesicht und wartete auf die Antwort Claudias.
„Nein“, klang es gelangweilt aus dem Kinderzimmer. „Ich weiß nicht, was man in ein Straflager mitnimmt.“ Das war deutlich. Vielleicht begriff endlich mal jemand, dass eine knapp Vierzehnjährige nicht auf eine Insel wollte, wo sich die Zivilisation mit Pferdewagen fortbewegte, da Autos dort verpönt waren.
Die Hinreise zum Urlaubsziel gestaltete sich schweigsam. Drei Leute im Auto, und das einzige Geräusch wurde vom Knistern des Sendersuchlaufs im Radio verursacht.
„Kann mal jemand eine CD einlegen?“, motzte der Teenager. Wobei sich der Grant auch gegen sich selbst richtete. Wer war denn so intelligent gewesen und hatte den MP3 Player in die Reisetasche gepackt, die jetzt irgendwo zwischen dem anderen Gepäck im Kofferraum eingequetscht war?
„Es reicht“, wetterte Matthias Sommer. „Deine offensichtliche Abneigung hängt mir zum Hals raus. Nächstes Jahr bleibst du daheim.“
Schon wollte Claudia jubeln, als der Vater hinzusetzte: „Tante Agathe wird sich freuen, wenn du sie besuchst.“ Mist, das war nun keine berauschende Aussicht und vorsichtshalber verkniff sich das Mädchen jede weitere Bemerkung. Auch dann, als sie auf der Fähre Platz nahmen und weit und breit niemand zu sehen war, der nur annähernd in Claudias Alter war. Reizend!
„Da vorne“, erklärte Klara mit fröhlichem Lächeln im Gesicht, „ist unsere Ferieninsel. Wir werden sicher viel Spaß haben. Denkt ihr nicht auch?“
Liebevoll umarmte Matthias seine Frau und raunte „Sicher mein Schatz.“ in ihr Ohr. 
Hallo! Waren ihre Eltern auf beiden Ohren taub und auf beiden Augen blind? Welchen Spaß, bitte?
‚Wenigstens habe ich ein eigenes Zimmer‘, dachte Claudia kurze Zeit später und belohnte dieses Highlight mit einer brummigen Zustimmung zu einem ersten Inselspaziergang.
Neugierig verfolgte ein dunkles Augenpaar das blondgelockte Mädchen, das da hinter seinen Eltern her stapfte. Unauffällig folgte der Bursche mit seinen roten Sneakers der Familie und zerknüllte das Stück Papier in seiner rechten Hand. Der darauf gezeichnete Plan hatte sich in sein Gedächtnis gebrannt. Nicks Gedanken waren so konzentriert, dass er das abrupte Anhalten der Leute vor ihm nicht merkte und ungebremst in Claudias Rücken krachte.
„‘tschuldigung!“, nuschelte der Fünfzehnjährige und senkte betreten den Blick.
„Ist ja nichts passiert“, entgegnete das Mädchen und lächelte. Vielleicht würde der Inselaufenthalt doch noch interessant werden. „Ich heiße Claudia, und du?“
„Nick!“ Und Nick versäumte keine Zeit. „Hast du morgen Zeit? Ich möchte dir etwas zeigen, was ich gefunden habe. Unten beim Schiffswrack.“
Überrascht, dass der Bursche es so eilig hatte, aber neugierig, stimmte Claudia zu: „Klar, ich mach ja Urlaub hier. Wann?“
„Um dreizehn Uhr“, murmelte der Halbwüchsige, machte auf dem Absatz kehrt, lief die Straße wieder zurück und verschwand in einer Seitengasse.
Die Eltern waren so in ihr Gespräch vertieft, dass sie das leise Geplänkel der Jugendlichen nicht bemerkt hatten. Gutgelaunt hakte sich die Tochter bei Mutter und Vater unter. Morgen würden die Weichen für einen tollen Urlaub gestellt.

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Claudia verharrte im Schatten der morschen Schiffsplanken. Seltsame Spuren im Sand erzählten davon, dass erst kürzlich jemand hier gewesen sein musste. Aber es waren keine menschlichen Spuren – keine Fußabdrücke oder Vertiefungen, die Schuhe hinterließen. Viel tiefer und breiter verliefen die deutlichen Markierungen.
Durch den Schiffsrumpf ging ein wütendes Grollen und als das Mädchen sich umwandte, erblickte einen sagenhaft schillernden Regenbogen, der aus dem düsteren Rumpf des Schiffes in hohem Bogen auf den Strand fiel.
„Wow“, murmelte Claudia, „wie … was … wo kommt denn jetzt plötzlich dieser Regenbogen her? … Nick, sieh doch nur!“
„Ja, gigantisch, nicht wahr? Komm jetzt schnell mal hierher“, entgegnete der Junge und gestikulierte wild mit den Armen.
Claudia, die noch immer von der intensiven Leuchtkraft fasziniert war, tat daraufhin behutsam einen Schritt vor den anderen und steuerte auf Nick zu, der nur eine Armlänge vom Beginn des Regenbogens entfernt stand.
Noch nie zuvor hatte Claudia einen derart magischen Regenbogen wahrgenommen. Klar, hoch am Himmel waren diese Erscheinungen schon schön anzusehen, aber dies war gerade eine vollkommen andere Situation. Der Regenbogen machte einen absolut soliden Eindruck. Er wirkte kein bisschen vergänglich. ‚Seltsam, echt seltsam’, dachte sich Claudia.
„Nun mach’ schon!“, drängte Nick, der ungeduldig von einem Fuß auf den anderen hüpfte, „Das Portal ist nicht ewig offen. Wir müssen uns schon ein wenig beeilen.“
Entgeistert blickte Claudia ihn an: „Wie bitte, sagtest du gerade Portal? Du hast wohl zu viele Science-Fiction-Romane gelesen. Ich glaube wohl kaum, dass – “
Doch Nick schnitt Claudia das Wort ab, indem er nun ein paar Schritte auf sie zuging, sie an beiden Händen packte und meinte: „Nein, das ist kein Scherz. Ehrlich. Ich meine es Ernst. Dieser Regenbogen ist ein Portal in eine andere Sphäre oder Welt oder so etwas. Komm’, ich
beweise es dir!“ Beinahe flehend sah er Claudia geradewegs in die Augen.
Okay, sie wusste gerade überhaupt nicht, was sie von dieser merkwürdigen Situation halten sollte. Nun, sie hatte sich mehr Action und Tohuwabohu gewünscht. Wer wollte schon den lieben langen Tag Quallen am Strand zählen? Aber das hier überstieg gerade wirklich ihre kühnsten Vorstellungen.
Claudias Eltern schlenderten derweil durch das niedliche Touristenidyll der Insel und konnten sich wohl nicht mit einer Silbe vorstellen, wie sehr sich der morgendliche Wunsch an ihre Tochter bewahrheiten sollte. Hatten sie doch gemeint: „Spätzchen, lass die doch einfach ein wenig auf das Inselleben ein. Es gibt hier bestimmt noch so manches spannende Eckchen zu entdecken. Halt die Augen offen und sieh die Ferien als Abstecher ins Ungewisse.“ Bei diesen Worten hatte Claudia die Augen nahezu meisterhaft verdreht. Sie musste sich auf die Zunge beißen, um nicht zu sagen, wie lächerlich sie dieses Erzwingen von Abenteuer fand. Letzten Endes hatte sie ihren Eltern jedoch ohne weiteres Murren einen wunderbar erholsamen Nachmittag gewünscht und war mit Neugier und ihrer neuen Digitalkamera im Gepäck zum Schiffswrack aufgebrochen.
Nun stand sie also hier. Fein, wenn das eine Art Mutprobe darstellen sollte, bitte. Dann hatte sie wenigstens etwas zu erzählen, wenn ihre Klassenkameradinnen mit den Hochglanzfotos ihrer Mittelmeerreisen um sich wedelten.
„Schon gut, schon gut“, sie versuchte sich aus Nicks Griff zu lösen, „Nehmen wir an, ich glaube dir: Dann möchte ich gern wissen, weshalb du ausgerechnet mich zu diesem … diesem Portal gelotst hast? Wir kennen uns doch so überhaupt nicht.“
Nick biss sich auf die Unterlippe, atmete tief durch und antwortete dann mit einem verschwörerischen Unterton in der Stimme: „Ähm, also, eigentlich ist es so, dass du mich überhaupt nicht kennst, ich dich allerdings schon ein wenig.“
Verdutzt starrte Claudia ihn an, während sie im Augenwinkel weiterhin die strahlenden Farben des Regenbogens wahrnahm. Sie wirkten irgendwie anziehend, zu leugnen war das gewiss nicht.
„Meine Cousine Clementine geht in deine Klasse“, fuhr Nick entschlossen fort, „und sie hat mir von einem Mädchen in ihrem Freundeskreis erzählt, das sich unwahrscheinlich gern für den Umwelt- und Naturschutz einsetzt. Das bist doch du, oder?“
Claudia nickte und spürte, dass ihre Knie weich wurden. Was um Himmels willen hatte das alles zu bedeuten?
„Um ehrlich zu sein, das ist in unserem Alter ein doch eher ungewöhnliches Interesse.“ Nick blickte sie jetzt anerkennend an. „Ich tüftle seit einiger Zeit an einem neuen Konzept, das den Einheimischen und auch den Touristen unserer naturnahen Insel die Dringlichkeit und den Sinn von umweltfreundlichen und ressourcenschonenden Verhaltensweisen vor Augen führt. Du weißt schon, etwas das Zukunft hat und über das übliche Geplänkel wie autofreie Zonen oder recyceltes Papier hinausgeht.“
„Mmmhhh“, geistesabwesend und mit angestrengt konzentriertem Gesichtsausdruck versuchte Claudia Nicks Ausführungen zu folgen.
„Und bei meinen Recherchen bin ich dann rein zufällig auf dieses unglaubliche Portal gestoßen. Als Clementine mir auch noch berichtete, dass du in den Sommerferien auf die Insel kommen würdest, war ich begeistert. Endlich könnte ich jemanden treffen, der mein Anliegen versteht und mich auf meinen Expeditionen begleiten könnte.“ Erwartungsvoll leuchteten Nicks Augen, als er geendet hatte.

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Anfangs hatte Claudia sich noch recht wacklig auf den Beinen gefühlt und sich Meter für Meter nur auf Nicks rote Sneakers konzentriert. Irgendwie verständlich, immerhin lief man nicht jeden Tag einen Regenbogen entlang und durchquerte ein magisches Portal.
Doch konnte Claudia nun nicht eine Sekunde mehr damit verschwenden, sich ihrem Zögern hinzugeben. Viel zu atemberaubend waren die Eindrücke. Ahs und Ohs reihten sich aneinander. Nicks Schwall an Erklärungen prasselte auf sie ein.
Claudia vernahm dieses positive Flirren, das sich auf sie übertrug, während sie diese unglaublich Szenerie, die sich vor ihr erstreckte, auf sich wirken ließ.
Ein herrlicher Strand und die Weite der Nordsee fielen ihr auch hier sofort ins Auge. Das waren allerdings schon die einzigen Gemeinsamkeiten mit ihrer „normalen“ Welt.
Zuerst einmal waren es die Farben, die sie in den Bann zogen. Die Kulisse sah aus, als hätte der Regenbogen als Maler persönlich den Pinsel geschwungen. Dunkelgrünes Wasser und strahlend gelbe Dünen, orangefarbene Wiesen und violett leuchtende Baumkronen, indigofarbene Straßen, rote und blaue Häuser und Scheunen.
„Wow“, Claudia blieb der Mund offen stehen, „das ist gigantisch.“
„Toll, nicht wahr? Ich wusste doch, dass es dir gefällt. Warte nur, bis du Mel, Mil und Mol triffst. Und hey, sieh mal, wen haben wir denn da?“ Nick zeigte aufgeregt in die Richtung eines enormen Baumes, dessen purpurnen Blüten einen herrlichen Duft verströmten.
Anfangs wusste Claudia nicht recht, worauf Nick deutete. Aber dann kam eine Herde kleiner, ja, nun, kleiner Tiere – Tiere waren es definitiv – zum Vorschein. Sie sahen aus wie Miniaturwasserbüffel. Nur dass ihre verhältnismäßig großen Füße denen eines Straußes glichen, ihr Fell, wie sollte es anders sein, in Regenbogenfarben schimmerte und ihre Hälse mit einer Art Pferdemähne besetzt war.
„Ähm, Nick?“
„Was gibt’s?“
„Was genau sind das für Tiere?“
„Sind sie nicht einmalig? Das sind Bowos. Keine Angst, sie sind vollkommen harmlos und wenn sie ausgewachsen sind, erreichen sie in etwa die Größe eines Bernhardiners. Sie nehmen das Sonnenlicht auf und speichern es. Siehst du, wenn ihre Farben ganz intensiv leuchten, ist ihre Speicherkapazität erreicht. Dann werden sie von der Weide in die Stallanlage gebracht, wo sie abgebürstet werden. Auf diese Weise wird hier unter anderem Energie für die Wärme- und Stromversorgung gewonnen und für die Bowos springt ein Wohlfühlerlebnis dabei heraus. Genial, was?“
„Das … das ist verblüffend. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ich meine, all das ist einfach wie ein Traum.“ Claudia versuchte sich zu sammeln, um ihre Aufmerksamkeit ganz den Bowos zu widmen.
Außerdem gab es noch so viel mehr zu entdecken. Nick nahm Claudia bei der Hand und schleifte sie nahezu hinter sich her. Er legte ein Höllentempo an den Tag. Der Junge sprudelte förmlich über von Begeisterung darüber, sein Geheimnis endlich mit jemandem teilen zu können.

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Wer Mel, Mil und Mol waren, sollte Claudia auch bald erfahren. Das waren die aufgeweckten Drillinge des örtlichen Lumieres.
„Bodo, unser Vater, ist als Lumiere dafür verantwortlich, dass unser Dorf stets mit genügend Licht versorgt ist“, erklärte Mil mit einem schelmischen Lachen. Ihre regenbogenfarbenen Haare standen in sämtliche Himmelsrichtungen ab.
„Genau, da gibt’s immer eine Menge zu tun. Wir fangen das Sonnenlicht in riesigen Trichtern auf, von wo aus es in die sogenannten Spiegelsilos geleitet wird. Dort wird es dann in die verschiedenen Intensitäten eingeteilt“, Mel nickte nachdrücklich, während Claudia ihre Gedanken kaum zu ordnen vermochte.
„Ihr wisst schon“, ergänzte Mol mit großen Augen, „für eine Taschenlampe braucht man nicht so eine große Strahlkraft wie für eine Zimmerlampe, ganz zu schweigen von den OPLampen. Dafür muss das Licht eine ganz besondere Qualität aufweisen."
Claudia und Nick folgten den drei quirligen Mädchen, die ohne Punkt und Komma plauderten und ihren Besuchern amüsiert gegenüberstanden, als diese beteuerten noch nie zuvor einen Kawalallibaum gesehen zu haben.
Mel begann eifrig zu erklären: „Also, der Kawalalli ist ein Baum, dessen Früchte nicht geerntet werden, weil sie nur Saft produzieren, wenn die direkt mit dem Baum selbst verbunden sind. Schaut mal, ist eine Frucht reif, dann leuchtet sie quittengelb. Wir bringen dann einen Schlauch an der Frucht an und melken den Baum auf diese Art. Der Saft ist unglaublich lecker und er sorgt gleichzeitig für Wunschträume.“
Mil zog daraufhin eine verkorkte Falsche Kawalallisaft auf ihrem Rucksack, öffnete diese mit einem ‚Plop’ und reichte sie an Claudia weiter. Dankend griff Claudia zu und setzte die Flasche an den Mund. Ein fruchtiger Duft strömte ihr entgegen. Eine Sekunde später explodierte ein wahres Feuerwerk der Aromen in ihrem Mund.
„Köstlich! Ehrlich, super lecker!“, Claudia streckte Nick die Flasche entgegen, nachdem sie diese bereits halb geleert hatte. Sie hätte den gesamten Inhalt in noch einem Zug ausgetrunken. Allerdings wollte sie keinesfalls unhöflich sein.

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Die Zeit verging wie im Flug und als die Sonne über dem Meer die Farbe einer Blutorange annahm, verabschiedeten sich Claudia und Nick von den liebenswürdigen Drillingen und brachen Richtung Regenbogen auf.
„Und passt auf, dass nicht wieder so ein freches Bowo den Weg über den Regenbogen findet. Ihr seid auf eurer Seite des Portals den Anblick dieser netten Tierchen noch nicht gewohnt“, rief Mol Claudia und Nick feixend hinterher.
Das Portal öffnete sich nur zwei Mal am Tag. Das erste Mal zur späten Mittagszeit und dann noch einmal bei Sonnenuntergang. Würden die beiden also heute noch zurück wollen, mussten sie die Beine in die Hand nehmen.

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Am nächsten Morgen wachte Claudia mit dem rhythmischen Rauschen der Wellen, dem prägnanten Kreischen der Möwen und dem schrillen Klingeln der Eieruhr auf. Klara Sommer war wohl bereits rührig dabei, das ausgedehnte Urlaubsfrühstück vorzubereiten.
Claudia blinzelte erst noch verschlafen. Dann vernahm sie wieder dieses seichte Flirren und mit einem Schlag waren die Erinnerungen an den verrückten gestrigen Tag allgegenwärtig. 
Sie musste nur gerade scharf nachdenken: Hatte sie das alles nur geträumt – die Wunschträume kamen ihr in den Sinn – oder war sie tatsächlich mit Nick über den Regenbogen spaziert? Ein wenig irreal schien ihr das Ganze schon. Doch das Lachen der Drillinge hallte noch in ihrem Kopf nach und die spritzige Süße des Kawalallisafts prickelte auf der Zunge. ‚Wie schön wäre es, wenn dieses Erlebnis real gewesen wäre? Dann könnte mir das Mittelmeer für ewig gestohlen bleiben’, dachte Claudia, als sie sich aus ihrem flauschigen Bett stieg.
Eine Minute später hatte die das breiteste Grinsen der gesamten Insel im Gesicht. Denn als sie in den Spiegel ihrer Kommode schaute, entdeckte sie, dass die Spitzen ihrer sonst so blonden Lockenpracht den leichten Glanz bunter Regenbogenfarben angenommen hatten.

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