"Wer bereits als Kind die Welt zwischen den Zeilen für sich entdeckt, geht auch später gern als Abenteurer durchs Leben." {Creativity First}

Dienstag, 4. Dezember 2012

[Rezension] Mondberge von A. Klotz und S. M. Meyer


Andreas Klotz & Stephan Martin Meyer: Mondberge

Mittels einer Leserunde, die LovelyBooks ausgerichtet hat, fand dieses Buch seinen Weg in mein Bücherregal.
Besonders schätze ich an diesem Werk, die Idee, die hinter der Geschichte steckt. Außerdem handelt es sich bei "Mondberge" nicht nur um einen Thriller, sondern um ein allumfassendes Artenschutzprogramm. Eine Thematik, die mich allein schon aus persönlichem Interesse anspricht. Ein Engagement, welches unbedingt Gehör und Tatkraft verdient! 


~ Rezension ~

Ein bedingungsloser Wettlauf um Leben und Tod

Eine deutsche Reisegruppe bricht in die imposanten Tiefen des sagenumwobenen Ruwenzori-Bergmassivs in Uganda auf. Doch was für die Teilnehmer der Trekking-Gruppe als Abstecher aus dem hektischen Alltags beginnt, entwickelt sich rasch zu einem zähen Kampf ums nackte Überleben. Denn bereits nach den ersten Etappen gerät die Gruppe in die Hände skrupelloser kongolesischer Rebellen, die ein teuflisches Spiel spielen. Schnell entpuppt sich der mystische Regenwald, in dem auch die stark bedrohten Berggorillas leben, als grüne Hölle, aus der es für Andrea, Tom und Co. augenscheinlich kein Entrinnen gibt.

Mit Mondberge schafften Andreas Klotz und Stephan Martin Meyer ein Werk, dessen Stärken in Komplexität, Detailreichtum und hoher Aktualität liegen. Denn die Autoren vereinen gesellschaftlich brisante Themen wie das bestialische Töten der bedrohten Berggorillas, die traurigen Schicksale von Kindersoldaten und den Genozid in Ruanda 1994 mit einer facettenreichen fiktiven Handlung. Auf diese Weise werden schwierige und kritische Themen gekonnt leserkompatibel verpackt.

Im Mittelpunkt der Geschichte stehen die undurchsichtigen Vergangenheiten der Berliner Ärztin Andrea und des Naturfotografen Tom. Um diese Charaktere herum komplettiert eine Reihe vielschichtiger Figuren den Reigen der Protagonisten. Dabei reicht die Bandbreite von dem fanatischen Rebellenführer über einen nach Rache gierenden Jugendfreund bis hin zur geschundenen Seele eines Kindersoldaten.
Sosehr mich die Gefühlskälte mancher Figuren hat schaudern und zweifeln lassen, ebenso hat mich der Überlebenswille und die unerschütterliche Freundschaft unter dem traumatisierten Kindersoldaten berührt. Auch die dargestellte Symbiose zwischen Mensch und Natur, Glauben und Kulturerhalt empfand ich als Bereicherung des Gesamtwerks.

Der bildhafte Schreibstil des Buches entführt den Leser in eine fremde Welt voller Mysterien, Schönheit und Ungewissheit. Die Afrika-Verbundenheit und gründliche Recherche der Autoren verleihen der Geschichte eine große Portion an Authentizität. Auf der anderen Seite hat mir gerade das Verweben von Realität, Sagenumwobenen und Fiktion sehr gut gefallen.
Nichtsdestotrotz beinhaltet dieses als Thriller betitelte Werk ein wenig Langatmigkeit, wohingegen besonders der dritte Abschnitt an Turbulenz gewinnt und ich mich während des Lesens wahrhaftig in den Strudel aus Hast und Furcht, Ungewissheit und Unschlüssigkeit gezogen gefühlt habe. 
Inwieweit es sich bei diesem Buch um einen Thriller handelt, sollte jeder Leser für sich entscheiden, finde ich. Für mich ist Mondberge ein starker Roman, der Elemente eines herben Politkrimis, eines Erfahrungsberichtes und einer hauchzarte Liebesgeschichte miteinander verbindet.

Die Liebe zur afrikanischen Natur und Kultur, die unbeschreibliche Schönheit dieses Kontinents, aber auch die brutale Realität des Lebens dort werden in diesem komplex angelegten, bildlich beschriebenen Buch absolut auf den Punkt gebracht. Definitiv erhörenswert!

F★ZITKulissenreich. Berührend. Diffizil.