Jojo Moyes: Me Before You
[deutscher Titel: Ein ganzes halbes Jahr]
Dass dieses Buch einen Platz in meinem Herzen okkupieren würde, hatte ich im Vorfeld bereits vermutet ... Ich sollte Recht behalten. Einnehmender, sympathischer und gefühlsbetonter hätte Jojo Moyes kaum schreiben können. Bleibt mir nur zu sagen, dass diese exzellent ausgelegten Köder ihre vollkommene Wirkung erfüllt und mich eingefangen haben. Jojo Moyes zählt fortan zu den Schriftstellerinnen, vor denen ich mich in Acht nehmen muss, wenn ich die Tragfähigkeit meines Bücherregals betrachte, denn sie schreibt sagenhaft gut und trifft dabei nur allzu zielsicher in mein Herz.
~ Rezension ~
Der eine Mensch, der dein Leben für immer verändert.
Der eine Mensch, der dein Leben für immer verändert.
Als
die quirlige Lou Clark ihren Job im Café verliert, ahnt sie nicht,
dass nur wenige Meter weiter die Herausforderung ihres Lebens auf sie
wartet. Denn sie macht Bekanntschaft mit der wohlhabenden Familie
Traynor, die ein schweres Schicksal trägt: Will, einst Lebemann und
erfolgreicher Karrieremensch, ist seit einem Unfall vor zwei Jahren
Quadriplegiker und damit auf eine Rundumbetreuung angewiesen. Als die
Familie Lou für sechs Monate mit der Aufgabe einstellt, Will eine
gute Gesellschaft zu sein, beginnt für zwei Menschen, die
unterschiedlicher nicht sein könnten, eine gemeinsame Reise, deren
Höhen beflügeln und deren Tiefen Lou den Boden unter den Füßen
wegzureißen drohen.
Eine
Explosion der tiefen Emotionen hat Jojo Moyes
mit Me Before You zu
Papier gebracht. Eine Geschichte, deren Kompaktheit den Leser
mitreißt!
Mit
den markanten Lebenswegen der beiden charismatischen Protagonisten,
die sich kreuzen, steckt die Autorin den Rahmen für eine ergreifende
Erzählung ab. Auf der einen Seite zeichnet sie Lou, die auf der
ewigen Suche nach ihrer Berufung ist und dabei vergisst mutig zu
sein. Ihr gegenüber steht Will, dessen Alptraum der verlorenen
Selbstbestimmung ihn täglich aufs Neue in die Knie zwingt und dem er
mit einer Fassade aus Gleichgültigkeit und Sarkasmus begegnet. Für
mich als Leser war es eine Wonne mitzuerleben, dass sich diese zwei
Charaktere geradewegs wie die ineinander greifenden Zahnrädchen
eines Uhrwerks ergänzt haben.
Um
die Kulisse um jenes besondere Protagonistenpaar zu bereichern,
verlieh Jojo Moyes auch den übrigen Figuren jeweils eine prägnante,
zum Teil polarisierende Schlüsselrolle.
Der
Grundtenor der Geschichte entspricht einer ausgezeichneten Palette,
deren Bandbreite (Galgen-) Humor und Ehrgeiz, Verzweiflung und
Resignation, tiefe Hingabe und bitteren Erkenntnisreichtum in sich
birgt. Eine Komposition, welche unter die Haut und direkt zu Herzen
geht.
Einfühlsam
und entschlossen zugleich widmete sich die Autorin einer
Gewissensfrage, die aufwühlt, zu Tränen rührt und mitfühlen
lässt. Der perspektivenreiche Schreibstil des Romans eröffnet
wunderschöne Sichtweisen, deckt unumwunden Schmerzhaftes auf und
betont auf einzigartigem Wege die Faszination, gefühlt, geliebt und
gelebt zu haben. Hinzu kommt eine lockere, ehrliche und tiefgründige
Eloquenz umhüllt von inspirierenden Weisheiten, die mich schlichtweg
um den Finger gewickelt hat.
Das
stete Ticken der davonrinnenden Zeit im Hinterkopf – schließlich
ist ein ganzes halbes Jahr nicht unendlich – sowie das damit
verbundene Hoffen und Bangen, Wünschen und Leiden tauchen die
Geschichte in ein prickelndes Licht, dessen Schatten andererseits
nicht minder intensiv ist. Hochemotional und damit exakt wie für
mich gemacht!
Ein
Roman, der durch eine hervorragend eingefangene Schicksalshaftigkeit
besticht, die, abseits aller Fiktion, realer denn je wirkt und damit
eine Authentizität erster Güte besiegelt.
F★ZIT: Aufwühlend.
Federleicht. Holistisch.