Nicht nur werdende Eltern machen sich tiefgründige Gedanken zur Namensgebung ihres Sprosses (jedenfalls ist das zu hoffen), sondern auch Autoren fühlen sich mit dieser Qual der Wahl konfrontiert. Schließlich gleicht das Schreiben einer Geschichte diesbezüglich etwa einer Art Mehrlingsgeburt und spätere Identitätskrisen sollten doch vermieden werden.
Ich für meinen Teil mag diesen Aspekt der Recherchearbeit wirklich besonders!
Immerhin handelt es sich hierbei um eine nicht gerade unbedeutende Entscheidung, die möglichst mit durchdachter Bedacht zu treffen ist. Welche Kriterien gilt es nun bei der Namensgebung seiner Kinder - Pardon, Charaktere - zu beachten?
Meine Checkliste lautet in diesem Falle wie folgt:
In erster Linie sollte der Name einen Wiedererkennungswert haben. Gewisse Referenzen bezüglich mancher Eigenheiten und Charakteristika der Figur dürfen allein hierbei schon Betonung finden.
Beliebt und gleichermaßen schlicht sind "sprechende Namen" wie etwa Pippi Langstrumpf (aus der gleichnamigen Geschichte von Astrid Lindgren), Pippa Wunsch (aus Versehentlich verliebt von Adriana Popescu), Charlie St. Cloud (aus Wie durch ein Wunder von Ben Sherwood) oder ebenso Fabian Engel (aus Zimtzuckerherz von Heike Abidi). Solche Namen sind griffig und bringen sofort eine eigene Assoziation mit sich.
Praktisch ist es auch, wenn sich die Namen in den zeitlichen und räumlichen Kontext integrieren. Heißt schlichtweg: eine Hélène Bailly passt wunderbar nach Frankreich, während ein Tarjei Andersson eine ideale skandinavische Steilvorlage bietet.
Nett von der Zunge gehen gleichermaßen Namen, die im Schema der Alliterationen à la Ronja Räubertochter geformt sind.
Dann gilt es noch auszuwählen, ob die Namensgebung vorrangig kraftvoll genügsam oder doch eher extravagant ausladend erfolgen soll.
So weit, so gut. Und dabei handelt es sich nur um eine eine Handvoll potentieller Kriterien. Jeder Autor hat diesbezüglich recht eigene Prioritäten, Eigenheiten oder gar Marotten.
Ich beispielsweise mag das Experimentieren mit Namen und mag auch das Vergeben von (englisch klingenden) Doppelnamen. Dies rührt jedoch vor allem daher, dass meine Handlungen bisher stets einen Bezug zum englischen Kontext hatten. Dort ist es eben äußerst üblich einen Erst- und mindestens noch einen Zweitnamen zu vergeben. Kommt in diesem Falle meiner Vorliebe sehr zupass. Außerdem kann ich mich oftmals gar nicht nur für einen einzigen Namen entscheiden. Demnach braucht sich niemand über eine Ava Louisa Swan zu wundern.
Ein weiterer Faktor, welcher die Namenswahl für Figuren lenkt, ist die Frage: Wählt der Autor Namen, zu denen er bis dato kein lebendes Vorbild hat, oder greift er auf lebensechte "Paten" zurück? Hierbei kann es sich im Übrigen von Zeit zu Zeit auch um eine Gewissensfrage handeln, nicht wahr?
Ihr merkt, gar kein lapidares Unterfangen und im günstigsten Falle eine Entscheidung mit gutem Ausgang, die ausreichend Markt- und Markenwirkung nach sich ziehen kann.
In diesem Sinne: Fröhliches Suchen und Finden von eingängigen, betont lässigen oder pointiert herausstechenden Namen für Kind und Charakter!