Alexander Maksik:
Sein oder Nichtsein
Mit einem Titel, bei dem
sofort und auf direktem Wege die Assoziation „Shakespeare“ vor dem geistigen Auge auftaucht, wird unmittelbar deutlich, wie tiefgründig dieser
Roman sich offenbart.
Über Gott und die Welt wird gleichsam diskutiert wie die Frage und der Wunsch nach Selbstbestimmung und
Integration als Teil eines Ganzen an uns Leser herangetragen werden.
Eine Kost, die kein literarischer Schnellimbiss ist.
~ Rezension ~
Fragen an das Gewissen
An der internationalen
Highschool in Paris, an der er als Lehrer arbeitet, erfreut sich Will
Silver großer Beliebtheit. Denn er versprüht Esprit und
Enthusiasmus. Ihm gelingt es spielerisch, das Interesse für die
Philosophien der großen Denker und Dichter bei seinen Schülern zu
wecken. Dafür wird er geschätzt. Doch als Will sich eines Tages den wahren Gefühlen für seine Schülerin Marie bewusst wird und
zwischen den beiden ein Feuer entbrennt, das gefährlicher nicht sein
könnte, beginnt die heile Fassade zu bröckeln und eine
emotionale und moralische Detonation droht.
Mit Sein oder Nichtsein
präsentiert Alexander Maksik einen Debütroman, der die Leichtigkeit
des Seins und Lebensfreuden mit brisanten Gratwanderungen zwischen
Recht und Unrecht, Moral und Pflicht in sich vereint.
Die Geschichte entspricht
einem Mosaik aus vielschichtigen Einzelerzählungen. Es werden dem Leser
die verschiedenen Schicksale, Lebenseinstellungen und
Wertvorstellungen der Protagonisten aus der jeweiligen Perspektive
nahe gebracht. In diesem Zusammenhang fand ich es interessant, mit
wie viel Geschick der Autor die unterschiedlichen Charaktere mittels
ihrer Rhetorik herauszuarbeiten verstand. Hier werden Ernüchterung und
Resignation gleichermaßen deutlich wie andererseits glasklare
Analytik und große Ambitionen.
Um die philosophische
Tiefe des Werkes zu unterstreichen, wurden passend zum Kontext der
Literaturseminare regelmäßig Gedanken und Arbeiten bedeutender
Vorreiter jener Zunft – beispielsweise Sartre und Shakespeare –
implementiert.
Die Konfliktträchtigkeit
und Zerrissenheit, welche der Handlung zu Grunde liegen und Potential
zum Reflektieren bieten, empfand ich als gelungen verpackt. Der Fall
und die Fragwürdigkeit eines Idols, zeigt zum einen Menschlichkeit,
zum anderen lässt sie berechtigte Zweifel an getroffenen
Entscheidungen zu. Eindrücke, die wirken.
Ein Roman, der das
Streben nach Vollkommenheit ebenso beschreibt wie menschliche
Abgründe. Wunsch und Wirklichkeit liegen in einem Moment eng
beieinander und schon im nächsten Augenblick schmerzvoll weit
voneinander entfernt. Für Leser, die eine fühlbare Schwere zwischen
den Zeilen mögen, sofort zu empfehlen.
F★ZIT: Brisant. Tragend.
Intensiv.