"Wer bereits als Kind die Welt zwischen den Zeilen für sich entdeckt, geht auch später gern als Abenteurer durchs Leben." {Creativity First}

Donnerstag, 4. April 2013

[Rezension] The Fault in Our Stars (John Green)

John Green: The Fault in Our Stars

Dieses Buch in bewegtem Bild auf Leinwand gebracht könnte mich kaum mehr berühren, als es das Buch getan hat! Ein erstklassiger Roman, der die Leichtigkeit des Seins, juvenile Ambitionen und niederschmetternde Schicksalsschläge auf einfühlsame, hauchzarte und dennoch den Hals zuschnürende Weise vermittelt.
Eine Geschichte, die mich in ihren Bann zog und mich mit den Figuren lachen und weinen, federleicht schweben und nach Luft ringen ließ. 
Ein Werk, das aufzeigt, wie wertvoll, wie verlockend und wie grauenvoll ungerecht das Leben sein kann. Ein Wink des Schicksals, welcher den Rat gibt, ein Rad zu schlagen, auch wenn sich die Sterne augenscheinlich gegen einen verschworen haben.


~ Rezension ~

Auf Messers Schneide zwischen Leben und Tod

Mit ihren gerade einmal sechzehn Jahren kann Hazel bereits auf einen langen Leidensweg zurückblicken, denn schon vor Jahren erkrankte sie an Schilddrüsenkrebs, der mittlerweile ebenso ihre Lunge befallen hat. Aus Liebe zu ihren Eltern wohnt sie regelmäßig der lokalen Selbsthilfegruppe bei – ein Trauerspiel, das dennoch Kraft spenden soll. Als Hazel dort eines Tages völlig unverhofft auf den charismatischen Augustus Waters trifft, beginnt sie das Leben mit anderen Augen und ihr Schicksal in anderen Relationen zu sehen. Eine unvorhergesehene Verbindung zwischen den beiden Teenagern wird zum stärksten Halt im Kampf um jeden neuen Tag.

The Fault in Our Stars ist ein Drama, dessen Tragik nicht schwerer wiegen und dessen Lebenskraft nicht deutlicher herausstechen könnte. Mit dem Blick für sowohl unheimlich große Realitätsnähe als auch für ansteckende Verträumtheit brachte John Green eine Geschichte zu Papier, die einem Orkan gleicht.

Der Spagat zwischen todernster Zerbrechlichkeit und jugendlichem Lebenshunger ist definitiv gelungen. Charakterstarke Protagonisten, bittersüße Erinnerungen und aufblitzende Hoffnungsschimmer vereinen sich zu einer kraftvollen Geschichte, deren Höhen und Tiefen mitreißen. Gänsehautgarantie!

Hazel und Augustus werden als Figuren gezeichnet, die Identifikationspotential bieten. Sie sind Helden, die sich mit ihrem Schicksal arrangieren und gleichzeitig durch einen unheimlichen Zusammenhalt allen Widrigkeiten trotzen.

Mir haben die zu Herzen gehende Poesie und die trotzige Ironie zwischen den Zeilen, welche der scharfen Brutalität jeder unsäglichen Diagnose entgegenstehen, wunderbar gefallen. Unglaublich fokussierte Lebensweisheiten werden an den Leser herangetragen, die einerseits ermutigen, anderseits ernüchtern. Freud und Leid könnten nicht enger beieinander liegen.

John Green leuchtet mit dieser Geschichte die emotionale Gratwanderung eines Krebspatienten aus, wobei er stets Fingerspitzengefühl beweist. Auch wenn Schmerz und Ungewissheit stete Begleiter sind, so gilt es die Momente der Hoffnung, des Lebenseifers und der Unbeschwertheit umso intensiver wahrzunehmen.

Dieses Buch entspricht einem Kaleidoskop an Gefühlen – Verbundenheit und Einsamkeit, Entschlossenheit und Resignation, Liebe und Verbitterung –, das schattierter kaum einzufangen ist. Dem zufriedenen Lächeln folgt unmittelbar ein schmerzhafter Schluchzer. Als Leser erlebt man die emotionale Achterbahn nach der Diagnose „Krebs“ hautnah und uneingeschränkt mit. Dass, obgleich die Welt der Betroffenen aus den Angeln gehoben wird, Selbstverwirklichung vor der Selbstaufgabe stehen sollte, unterstreicht Hazels Geschichte.

Die Erkenntnis Hazels, dass Krebsbücher doof wären, trifft auf jenes Werk ganz und gar nicht zu. Vielmehr reflektiert diese Aussage die filigrane Selbstironie der Geschichte, die eines der Stilmittel ist, welches auffordert, den Genuss des Lebens tatsächlich auszukosten! Das Leben ist kein Wunschkonzert, doch manchmal lässt sich eine Melodie neu komponieren.

F★ZITBeeindruckend. Unverhohlen. Herzerweichend.