[Deutscher Titel: Das Schicksal ist ein mieser Verräter]
Dieses Buch in bewegtem Bild auf Leinwand gebracht könnte mich kaum mehr berühren, als es das Buch getan hat! Ein erstklassiger Roman, der die Leichtigkeit des Seins, juvenile Ambitionen und niederschmetternde Schicksalsschläge auf einfühlsame, hauchzarte und dennoch den Hals zuschnürende Weise vermittelt.
Eine Geschichte, die mich in ihren Bann zog und mich mit den Figuren lachen und weinen, federleicht schweben und nach Luft ringen ließ.
Ein Werk, das aufzeigt, wie wertvoll, wie verlockend und wie grauenvoll ungerecht das Leben sein kann. Ein Wink des Schicksals, welcher den Rat gibt, ein Rad zu schlagen, auch wenn sich die Sterne augenscheinlich gegen einen verschworen haben.
~ Rezension ~
Auf
Messers Schneide zwischen Leben und Tod
Mit
ihren gerade einmal sechzehn Jahren kann Hazel bereits auf einen
langen Leidensweg zurückblicken, denn schon vor Jahren erkrankte
sie an Schilddrüsenkrebs, der mittlerweile ebenso ihre Lunge befallen
hat. Aus Liebe zu ihren Eltern wohnt sie regelmäßig der lokalen
Selbsthilfegruppe bei – ein Trauerspiel, das dennoch Kraft spenden
soll. Als Hazel dort eines Tages völlig unverhofft auf den
charismatischen Augustus Waters trifft, beginnt sie das Leben mit
anderen Augen und ihr Schicksal in anderen Relationen zu sehen. Eine
unvorhergesehene Verbindung zwischen den beiden Teenagern wird zum
stärksten Halt im Kampf um jeden neuen Tag.
The Fault in Our Stars
ist ein Drama, dessen Tragik nicht schwerer wiegen und dessen
Lebenskraft nicht deutlicher herausstechen könnte. Mit dem Blick für
sowohl unheimlich große Realitätsnähe als auch für ansteckende
Verträumtheit brachte John Green eine Geschichte zu Papier, die
einem Orkan gleicht.
Der
Spagat zwischen todernster Zerbrechlichkeit und jugendlichem
Lebenshunger ist definitiv gelungen. Charakterstarke Protagonisten,
bittersüße Erinnerungen und aufblitzende Hoffnungsschimmer vereinen
sich zu einer kraftvollen Geschichte, deren Höhen und Tiefen
mitreißen. Gänsehautgarantie!
Hazel
und Augustus werden als Figuren gezeichnet, die
Identifikationspotential bieten. Sie sind Helden, die sich mit ihrem
Schicksal arrangieren und gleichzeitig durch einen unheimlichen
Zusammenhalt allen Widrigkeiten trotzen.
Mir
haben die zu Herzen gehende Poesie und die trotzige Ironie zwischen
den Zeilen, welche der scharfen Brutalität jeder unsäglichen
Diagnose entgegenstehen, wunderbar gefallen. Unglaublich fokussierte
Lebensweisheiten werden an den Leser herangetragen, die einerseits
ermutigen, anderseits ernüchtern. Freud und Leid könnten nicht
enger beieinander liegen.
John
Green leuchtet mit dieser Geschichte die emotionale Gratwanderung
eines Krebspatienten aus, wobei er stets Fingerspitzengefühl
beweist. Auch wenn Schmerz und Ungewissheit stete Begleiter sind, so
gilt es die Momente der Hoffnung, des Lebenseifers und der
Unbeschwertheit umso intensiver wahrzunehmen.
Dieses
Buch entspricht einem Kaleidoskop an Gefühlen – Verbundenheit und
Einsamkeit, Entschlossenheit und Resignation, Liebe und Verbitterung
–, das schattierter kaum einzufangen ist. Dem zufriedenen Lächeln
folgt unmittelbar ein schmerzhafter Schluchzer. Als Leser erlebt man
die emotionale Achterbahn nach der Diagnose „Krebs“ hautnah und
uneingeschränkt mit. Dass, obgleich die Welt der Betroffenen aus den
Angeln gehoben wird, Selbstverwirklichung vor der Selbstaufgabe
stehen sollte, unterstreicht Hazels Geschichte.
Die
Erkenntnis Hazels, dass Krebsbücher doof wären, trifft auf jenes
Werk ganz und gar nicht zu. Vielmehr reflektiert diese Aussage die
filigrane Selbstironie der Geschichte, die eines der Stilmittel ist,
welches auffordert, den Genuss des Lebens tatsächlich auszukosten! Das
Leben ist kein Wunschkonzert, doch manchmal lässt sich eine Melodie
neu komponieren.
F★ZIT: Beeindruckend.
Unverhohlen. Herzerweichend.