Buchblogger
zu sein, hat viele schöne Seiten. So viele, dass sich darüber
vermutlich selbst einige Seiten oder gar ganze Bücher füllen
ließen. Die Begeisterung
fürs gedruckte Wort, fürs Lesen, fürs Geschichtenerzählen
miteinander zu teilen, ist für mich eine der besonders hübsch
illustrierten und kolorierten Seiten dessen.
Und
noch etwas. Etwas ganz Großes. Und wirklich Unbezahlbares.
Etwas, das sich nicht rezensieren, tweeten oder fotografieren lässt.
Wenn ich als Leser zu Sherlock Holmes werden darf
Es
ist Vertrauen.
Das Vertrauen, das ich seitens Autoren erfahre, die mir – weit vor
Veröffentlichung – einen Einblick in ihre Skripte gewähren. Mich dort auf Spurensuche gehen lassen und dann nach meinem Eindruck, meiner Meinung fragen. Ganz ehrlich, das sind
Erfahrungen, für die ich wohl nie oft genug danke
sagen kann. Denn wie häufig
kommt man als Bücherwurm schon die Gelegenheit, ein Buch –
vielleicht sogar sein neues
Lieblingsbuch – von klein
auf wachsen zu sehen?
Normalerweise
treffen wir doch auf die Bücher, nachdem sie die Generalprobe
erfolgreich absolviert haben und fein in Szene gesetzt aus der
Maske kommen, bereit für den Auftritt im Rampenlicht der
Büchertheken.
Aber
die ersten, vielleicht noch unsicheren Schritte, die mehr oder
weniger ernsthaften Kinderkrankheiten und das gute Zureden hinter den
Kulissen bekommen wir üblicherweise nicht mit. Umso großartiger und
unvergesslicher sind für mich die Stunden, die ich mit Charakteren,
von denen ich spüre, dass sie das Zeug dazu haben, die Welt und die
Leserherzen
gleichermaßen zu erobern, vorab verbringen darf. Ich meine, hey, ich
bin weder Literaturagent noch Verlagsscout oder Lektor. Aus diesem
Grund ist es für mich keinesfalls
an der Tagesordnung, mich
von zukünftigen Publikationen umgeben zu wissen. Ich bin lediglich
Leserin. Eine von
vielen. Vielen hundert, tausend oder zehntausend. Mit diesem
Bewusstsein im Kopf und Herzen fühle ich mich umso geehrter, eben
diese grandiose Erfahrung an der Seite eines Schriftstellers, dessen
Arbeit und Persönlichkeit
ich schätze, machen zu dürfen.
Wir
alle kennen dieses Gefühl, wenn wir uns die Euphorie
packt, weil wir uns in eine Idee verliebt haben. Seien dies nun die
schillernd bis verrückten Vorstellungen einer Urlaubsplanung, eine Veränderung im Job oder eben eine Romanidee. Und ebenso kennen die
meisten von uns sicher auch diese knirschende Unsicherheit
und das penetrante Hadern,
wenn es darum geht, der Vorstellungskraft Taten folgen zu lassen.
Denn: Was, wenn … oder vielleicht sollte ich ja noch einmal darüber
schlafen … oder ... ach, nein … oder doch?
Wenn
mir also ein Autor von seinen Ideen, Plänen, Zweifeln erzählt und
mir dann gar sein Buchbaby anvertraut, noch bevor es krabbeln,
sitzen, geschweige denn laufen kann, ist das für mich einfach nur
ein Ritterschlag.
Das mag für den einen oder anderen möglicherweise etwas überspitzt
klingen, entspricht jedoch voll und ganz meiner Überzeugung.
In
diesem Sinne: Ein großes respektvolles Dankeschön an all die
Autoren, die mit uns (bloggenden) Lesern auch ihre ungeschliffene,
unlektorierte und eventuell noch nicht coverbildtaugliche Seite
teilen. Chapeau! Denn wie sang bereits eine nicht völlig unbekannte Boyband vor einigen Jahren? "Don't need make-up to cover up. Being the way that you are is enough." Passt, wie ich finde.