"Wer bereits als Kind die Welt zwischen den Zeilen für sich entdeckt, geht auch später gern als Abenteurer durchs Leben." {Creativity First}

Dienstag, 22. Dezember 2015

[Rezension] Mich gibt's übrigens auch für immer (Jana Seidel)

Jana Seidel: Mich gibt’s übrigens auch für immer

Für eine locker-leichte Unterhaltung, die durch Situationskomik und eifrig herausgestellte Stereotypen für Lesefreuden sorgt, steht dieser Roman von Jana Seidel. Wer dann zudem noch eine Affinität zum Facettenreichtum Indiens hat, wird sich bestens amüsieren. 
Die lebensfrohe Leichtigkeit, die jedem Verdruss trotzt, springt förmlich auf den Leser über. 


~ Rezension ~

Selbstfindung im Sari

Panisch ergreift Tanja die Flucht. Schließlich hat ihr herzallerliebster Freund Hrithik ihr doch gerade einen romantischen Heiratsantrag im weihnachtlichen Kerzenschein gemacht. Ein Vorfall, der Tanja vollends aus dem Konzept bringt. Wie soll es nun weitergehen? Hrithik ist zwar geduldig, doch seine indische Familie hatte die wankelmütige, wenn auch weltoffene Tanja noch nie restlos in ihr Herz geschlossen. Außerdem steht bereits Hrithiks makellose Exfreundin wieder in den Startlöchern. In dieser Zwickmühle festgefahren, empfehlen Tanjas Freunde ihr eine Selbstfindungsreise nach Indien. Dort lebt schließlich auch Tanjas Vater Karl recht unkonventionell in einem Hippie-Camp. Außerdem haben die beiden sich nach Jahren der Distanz doch ganz gewiss auszusprechen. Wann, wenn nicht jetzt, da guter Rat teuer ist?!

Wie gewohnt führt uns Jana Seidel mit dem mehr oder weniger dezenten Hinweis Mich gibt’s übrigens auch für immer die turbulenten, unerwarteten und sympathisch durchgedrehten Seiten des Lebens vor Augen.

Wie ein literarisches Curry offenbart sich dieser Roman, denn er ist köstlich abgeschmeckt. Die Würze machen dabei vor allem die mehr als eine Prise auf den Punkt gebrachte Klischeehaftigkeit sowie das farbenprächtige Ensemble origineller Charaktere aus. Denn obgleich die Figuren manchen Spleen für sich verbuchen können, so ergibt sich für mich eine amüsante Gesamtkomposition. Besonders ist mir persönlich dabei Stefan als „blinder Passagier“ mit seiner Unbefangenheit ans Herz gewachsen.

Leichtfüßig und mit einem zwinkernden Auge gelingt es Jana Seidel, das Leserpublikum mit dem Aufeinandertreffen kultureller Welten und persönlicher Werte vertraut zu machen. Ergänzt wird die ausgefallene Reise der Protagonistin durch einen Hauch Romantik und ein Ringen um große Entscheidungen. Die angespannte Vater-Tochter-Beziehung sowie drollige Aha-Momente tun ein Weiteres hinzu.

Ohne großen Paukenschlag kommt dieser Roman aus, während er vielmehr seine Stärken durch einen steten Fluss an kurzweiligen Szenen gespickt von Herzlichkeit und Naivität, Stolz und Herzklopfen, Scheu und Spontanität ausspielt. Einen plätschernden Lesegenuss samt Komik und Kulturerfahrung verspricht dieses Werk.

F★ZITTemperamentvoll. Bunt. Vergnüglich.