Für eine locker-leichte Unterhaltung, die durch Situationskomik und eifrig herausgestellte Stereotypen für Lesefreuden sorgt, steht dieser Roman von Jana Seidel. Wer dann zudem noch eine Affinität zum Facettenreichtum Indiens hat, wird sich bestens amüsieren.
Die lebensfrohe Leichtigkeit, die jedem Verdruss trotzt, springt förmlich auf den Leser über.
~ Rezension ~
Selbstfindung
im Sari
Panisch
ergreift Tanja die Flucht. Schließlich hat ihr herzallerliebster
Freund Hrithik ihr doch gerade einen romantischen Heiratsantrag im
weihnachtlichen Kerzenschein gemacht. Ein Vorfall, der Tanja vollends
aus dem Konzept bringt. Wie soll es nun weitergehen? Hrithik ist zwar
geduldig, doch seine indische Familie hatte die wankelmütige, wenn
auch weltoffene Tanja noch nie restlos in ihr Herz geschlossen.
Außerdem steht bereits Hrithiks makellose Exfreundin wieder in den
Startlöchern. In dieser Zwickmühle festgefahren, empfehlen Tanjas
Freunde ihr eine Selbstfindungsreise nach Indien. Dort lebt schließlich auch Tanjas Vater Karl recht unkonventionell in einem Hippie-Camp. Außerdem haben die beiden sich
nach Jahren der Distanz doch ganz gewiss auszusprechen. Wann, wenn nicht jetzt,
da guter Rat teuer ist?!
Wie
gewohnt führt uns Jana Seidel mit dem mehr oder weniger dezenten
Hinweis Mich gibt’s übrigens auch für immer
die turbulenten, unerwarteten und sympathisch durchgedrehten Seiten
des Lebens vor Augen.
Wie
ein literarisches Curry offenbart sich dieser Roman, denn er ist
köstlich abgeschmeckt. Die Würze machen dabei vor allem die mehr
als eine Prise auf den Punkt gebrachte Klischeehaftigkeit sowie das
farbenprächtige Ensemble origineller Charaktere aus. Denn obgleich die Figuren manchen Spleen für sich verbuchen können, so ergibt sich
für mich eine amüsante Gesamtkomposition. Besonders ist mir
persönlich dabei Stefan als „blinder Passagier“ mit seiner
Unbefangenheit ans Herz gewachsen.
Leichtfüßig
und mit einem zwinkernden Auge gelingt es Jana Seidel, das
Leserpublikum mit dem Aufeinandertreffen kultureller Welten und
persönlicher Werte vertraut zu machen. Ergänzt wird die
ausgefallene Reise der Protagonistin durch einen Hauch Romantik und
ein Ringen um große Entscheidungen. Die angespannte
Vater-Tochter-Beziehung sowie drollige Aha-Momente tun ein Weiteres
hinzu.
Ohne
großen Paukenschlag kommt dieser Roman aus, während er vielmehr
seine Stärken durch einen steten Fluss an kurzweiligen Szenen
gespickt von Herzlichkeit und Naivität, Stolz und Herzklopfen, Scheu
und Spontanität ausspielt. Einen plätschernden Lesegenuss samt Komik
und Kulturerfahrung verspricht dieses Werk.
F★ZIT: Temperamentvoll.
Bunt. Vergnüglich.