"Wer bereits als Kind die Welt zwischen den Zeilen für sich entdeckt, geht auch später gern als Abenteurer durchs Leben." {Creativity First}

Freitag, 21. Februar 2014

[Rezension] Seriously ... I'm Kidding (Ellen DeGeneres)

Ellen DeGeneres: Seriously ... I'm Kidding 
[deutscher Titel: Ich mach doch nur Spaß!: Und andere Dinge, die Ihnen helfen könnten, es aber wahrscheinlich nicht tun]


Ich bin im Allgemeinen kein überdurchschnittlich enormer Fan von Talkshows, doch Ausnahmen bestätigen die Regel: The Ellen Show. Und es ist auch gar nicht allzu leicht, in der großen weiten von Herren dominierten Welt der Humoristen und Comedians einen weiblichen Witzbold zu finden, der mich überzeugen kann. Doch, wie sollte es anders sein, gibt es auch hier eine sehr große, erwähnenswerte Ausnahme: Ellen.
Woran es nun genau liegt, kann ich gar nicht sagen. Ich nehme an, es ist das Gesamtpaket aus Wortwitz und Selbstironie, Aufrichtigkeit und Respekt. Stets auf den Punkt, drollig, ehrlich und dabei ohne verbale Tiefschläge. Mein Geschmack! Nachschlag bitte! 
Daher MUSSTE ich selbstverständlich Ellen DeGeneres auch lesen. Denn  logische Schlussfolgerung meinerseits  wer auf dem Bildschirm derart überzeugt, kann doch nur gut im geschriebenen "Erzählen" sein. Oder?
Ich meine, es wird schon seine Gründe haben, dass ich dieses Buch in einem einzigen Zug durchgelesen habe ...


~ Rezension ~

Das Leben ist eine große Wundertüte. Greift hinein!

Sie, Ellen DeGeneres, hat einiges zu erzählen. Immerhin ist sie Gastgeberin einer in den USA über alle Maßen beliebten Talkshow. Hier muss also geplaudert werden. Ohne Punkt und Komma und mit einer wohlwollenden Portion Humor. Doch darüber hinaus wird Ellen von vielen als Paradebeispiel einer Philanthropin gesehen. Dort wo sie heute steht, würde die Frau mit den stechend blauen Augen und dem Herzen auf der Zunge allerdings nicht angekommen sein, wenn sie nicht erkannt hätte, wie liebenswert das Leben trotz und gerade wegen all seiner Umwege und Türschwellen, über die es sich hervorragend stolpern lässt, ist. Jene Erkenntnis weiterzugeben, ist ihr eine Herzensangelegenheit. Darum das Buch. Und weil es da dieses Missverständnis mit dem IKEA Tisch in ihrer Frühstücksecke gab ...

Ellen DeGeneres ist kein unbeschriebenes Blatt und ebenso gern beschreibt sie ebenjenes. (Vor allem dann, wenn es recyclet wurde.) Ihr drittes Buch Seriously ... I'm Kidding ist der beste Beweis dafür, dass das Allroundtalent aus den USA nichts an Esprit und Witz einbüßt, wenn es nicht gerade über den TV-Bildschirm flimmert.

In den kurzweiligen Kapiteln des Buches reiht die Autorin Anekdote um Anekdote wie die Perlen einer Kette aneinander. Sie schöpft dabei aus dem vollen Repertoire ihrer Lebenserfahrung und nimmt auf einen Streifzug durch ihr Wirken vor und hinter der Kamera mit. Ob nun ihr Faible für einen ständigen Wohnungswechsel (Aufräumen wäre zu umständlich), ihre Ansichten zur abhanden gekommen Höflichkeit (Pünktlichkeit ist ein Muss. Wer mehr als eine Stunde nach dem vereinbarten Termin noch immer nicht aufgeschlagen ist, sollte besser eine sehr gute Entschuldigung parat haben. Wie eben die Entbindung des eigenen Kindes während der Autofahrt.) oder ihre Casino-Erfahrungen (Alles darfst du in Las Vegas tun. Nur eben niemals Mandel am Pokertisch knabbern.) Ellen weiß zu unterhalten.

Während der Kapitel, deren lose inhaltliche Reihenfolge einem Über-Gott-und-die-Welt-Plausch unter Freunden gleicht, spricht Ellen DeGeneres die Leser stets direkt an. Kreiert auf diese Weise ein angenehmes Miteinander. 

Bestechend gut kommt ihr unverkennbarer Humor zu Geltung. Bildhaftigkeit, Situationskomik und selbstverständliche Trockenheit sorgen für Amüsement beim Lesen und begeisterten mich. Beeindruckend, dass jemand gleichzeitig sowohl derartig schräg als auch gerade(her)aus agieren kann. Ein Widerspruch? Nicht zwangsläufig. Und wenn doch, das Leben steckt schließlich voller Widersprüche. 

Doch neben all dem Wortwitz und dem schillernden Humor kommen auch ernsthafte Botschaften nicht zu kurz. Ellen DeGeneres weiß es, was es heißt, den eigenen Weg zu gehen. Sie war die erste bekennende homosexuelle Showmasterin in den USA. Ihr Sinn für Gerechtigkeit ist beispielhaft. Sie ernährt sich vegan und ist Tierliebhaberin. Die Konfrontation mit Stereotypen bleibt hierbei nicht aus. Doch Ellen füllt jene Hülsen sozusagen mit Helium, nimmt ihnen dabei die Schlagkraft und verleiht ihnen zugleich eine augenzwinkernde Leichtigkeit des Seins.

Die Botschaft des Buches wird deutlich: Sei mit vollster Überzeugung derjenige, der du bist! Bleibe dabei deinen eigenen Werten treu und verliere trotz Rückschlägen nie die Freude am Leben aus dem Auge. Schau nach vorn und vor allem in den Spiegel, denn du könntest Spinat zwischen den Zähnen haben!

FZIT: Unverblümt. Lebensbejahend. Ulkig.

P.S.: Um den unverfälschten Wortwitz zu erleben, ist es zu empfehlen, die englischsprachige Originalversion der deutschen Übersetzung vorzuziehen.