"Wer bereits als Kind die Welt zwischen den Zeilen für sich entdeckt, geht auch später gern als Abenteurer durchs Leben." {Creativity First}

Freitag, 21. August 2015

[Rezension] Stolperherz (Britta Sabbag)

Britta Sabbag: Stolperherz 

Als moralische Unterstützung mit einer echt angesagten Band einmal auf Tournee gehen ... und zwar im Tourbus. 

Was für die meisten von uns mit höchster Wahrscheinlichkeit vermutlich nie eintreffen wird, durfte Autorin Britta Sabbag vor Jahren selbst erleben. Ein zweifellos prägendes Erlebnis, das sie nun als Inspiration für ihren ersten Jugendroman genutzt hat. Genial, wie ich finde.


~ Rezension ~

Wenn ein Herz Luftsprünge macht ...

Gerade als Sannys Leben ohnehin schon auf den Kopf gestellt wird, passiert etwas noch viel Unglaublicheres. Der sich sonst als unscheinbar fühlende Teenager wird von Greg, dem coolsten Bassisten aller Zeiten, eingeladen, ihn und seine Band Crystal auf Tour zu begleiten. Wow. Der Sommer ihres Lebens rückt in greifbare Nähe. Wäre da nicht Sunnys Mutter Lisa, die ihre Tochter unbedingt zur Kur an die See schicken will. Denn Sanny leidet seit Jahren unter akuten Herzproblemen und eine OP steht kurz bevor. Aber davon möchte Sanny jetzt nichts mehr wissen. Daher fasst sie einen Entschluss: Tour statt Kur. Dazu klügelt sie einen Plan aus, der auf mehr als wackligen Beinen steht.

Mit Stolperherz ist Autorin Britta Sabbag ein aufgewecktes Debüt im Genre Jugendliteratur gelungen, das sich nicht nur sehen lassen kann, sondern gar den Wunsch einer Zugabe aufkommen lässt.

Sanny ist der Auffassung, das wohl unmutigste Mädchen der Welt zu sein. Viel zu behütet fühlt sie sich zuhause. Gar unsichtbar scheint sie in der Schule zu sein. Damit erfüllt die fünfzehnjährige Sanny die besten Voraussetzungen, zu einer Protagonistin zu werden, die im Verlaufe der Geschichte lernt, über sich hinauszuwachsen. Und genau dies geschieht. Britta Sabbag schenkt ihrer sympathischen Hauptfigur Flügel. Erwartungsgemäß läuft nicht alles glatt und Sanny wünscht sich nicht selten, im Erdboden zu versinken. Aber gerade dies verleiht ihrem Charakter große Lebensechtheit. Aus der Reihe der Nebenfiguren sticht für mich ganz klar Flocke, der chronisch nervende, aber dennoch liebenswerte Kumpel an Sannys Seite hervor. Er verkörpert einen super Nicht-mit-ihm-aber-auch-nicht-ohne-ihn-Wegbegleiter.

Mir gefällt nachdrücklich besonders gut, auf welche Weise es der Autorin gelingt, die Welt mit den Augen von Teenagern zu sehen. Eigensinnigkeit, die Sehnsucht nach Freiheit, Herzklopfen  all diese Komponenten vereint dieses Buch in einer angenehmen Dosierung. Dabei sorgen ein wenig Übermut und die Liebe zur Musik für eine schwungvolle Dynamik. Die auf den Punkt gebrachte und toll verpackte Botschaft Britta Sabbags lautet: Trau dich auf Reisen zu gehen und zu dir selbst zu finden!

Drollig, leichtfüßig und abenteuerlustig wird die Handlung Kapitel für Kapitel — also, von Gig zu Gig  vorangetrieben. Während des Lesens kommt somit das Empfinden auf, tatsächlich selbst die Tournee von Crystal zu begleiten. Für jeden Konzertfan des wahren Lebens ein sicherlich großes Plus, das Begeisterung weckt und mehr als ein Roadie-Gefühl beschert.

Alles in allem lädt dieses Jugendbuch zu einem Roadtrip ein, der mehr ist, als er anfangs scheint. Aus einem Sommer voller Musik wird ein Sommer, in dem Herzen heilen ... oder auch komplett brechen können.  


FZIT: Echt. Spontan. Mutig.


Dienstag, 18. August 2015

[Rezension] Driving Phil Clune (Susanne Fuß)

Susanne Fuß: Driving Phil Clune 

Hollywood gilt als Traumfabrik, in der Glanz und Kuriosität sich nicht selten eine Garderobe teilen. Dieses Wissen packt Susanne Fuß in ihrem ersten Roman beim Schopfe und toupiert es zu einer extravaganten Turmfrisur auf dem Kopf eines Möchtegerns ...

Herzlichen Dank der Autorin für die Einladung, mir mit Herbert, Harry und Phil Clune für knapp 200 Seiten ein Taxi teilen zu dürfen!


~ Rezension ~

Ein Hauch von Hollywood auf vier Rädern

Als Taxifahrer in Berlin träumt Herbert, der ansonsten eher ein überschaubar spannendes Leben führt, davon, ein einziges Mal einen echten Weltstar aus der Filmbranche durch die Metropole zu chauffieren. Dieses Anliegen scheint fern. Stattdessen gesellt sich eines Tages sein gewiefter Bruder Harry zu ihm ins Taxi. Was als Schock für Herbert beginnt, schließlich steht der unter einer Persönlichkeitsstörung leidende Harry eigentlich unter ärztlicher Aufsicht in Hamburg, entpuppt sich als das wohl groteskeste Abenteuer seines Lebens. Denn urplötzlich wird aus Harry der Hollywoodstar Phil Clune und jeder glaubt es. Dass die ganze Vorstellung früher oder später auffliegen muss, steht für Herbert fest. Aber irgendwie kann er den Hebel der Notbremse nicht mehr finden ... 

Autorin Susanne Fuß veröffentlicht mit Driving Phil Clune einen Debütroman, der vor Aberwitzigkeit nur so strotzt. Irrsinn und Scharfsinn liegen gelegentlich sehr eng beieinander.

Die Hauptrollen dieser rasanten Verwechslungsgeschichte hätten kaum von zwei gegensätzlicheren Charakteren besetzt werden können. Auf dem Fahrersitz der unscheinbare Herbert, der sich Tagträumen hingibt. Auf der Rückbank der unerschrockene Harry mit überdimensionalem Darstellungsvermögen. Hier prallen Welten aufeinander. Dass Herbert, allen Bedenken zum Trotz, dennoch in der Bugwelle des Chefprätendenten Harry mitschwimmt, ist hierbei wesentlicher Baustein eines herrlich kuriosen Konstrukts einer Möchtegernepisode.

Susanne Fuß setzt in ihrem Roman auf drollige Klischees, menschliche Schwächen und Temopreichtum. Hinzu kommt ein breit gefächerter Strauß an skurrilen Schlupflöchern und Zufällen. Die sich zuspitzende Absurdität ist Eckpfeiler eines Spannungsbogens, der vor allem durch deutlich überzeichnete Ereignisse charakterisiert wird. Aber meiner Meinung nach verleihen ebenjene Unmöglichkeiten dem Roman diesen quietschfidelen und äußerst unterhaltsamen Tenor des Überdrehten.

Wir Menschen glauben das, was wir glauben möchten. Dies führt die Autorin dem Leser auf amüsante Weise vor Augen. Souveränes Auftreten gepaart mit beherzter Dreistigkeit können durchaus überzeugend sein  im Buch, im Film oder auch tatsächlich im wahren Leben. Susanne Fuß gelingt es, die Grenze zwischen Glaub- und Unglaubwürdigkeit geschickt auszureizen und sich eine Überschreitung dieser für ihr Buch zu Eigen zu machen. Der Realitätssinn wird eben kurzerhand hin und wieder in den Kofferraum verfrachtet.

Eine Lektüre, die voller kurzweiliger und vor allem ulkigster Irrungen und Wirrungen steckt, deren Mittelpunkt ein Füllhorn an Übertreibung und Findigkeit bildet.

FZIT: Augenzwinkernd. Bizarr. Aufgeweckt.


Freitag, 14. August 2015

[Rezension] Eine Woche, ein Ende und der Anfang von allem (Nina LaCour)

Nina LaCour: Eine Woche, ein Ende und der Anfang von allem

Da mein Herz für gute "Roadmovie-Lektüre" schlägt, war ich überaus verzückt, als ich vom Carlsen Verlag die Einladung bekam, das neuste Jugendbuch von Nina LaCour zu lesen. Danke schön dafür!

Schon allein das Cover finde ich klasse. Es verspricht Frische, Erlebnis und Flair. Nichts ist gegen einen derartig feinen ersten Eindruck einzuwenden, oder?

Wie mir nun die Woche mit Bev, Colby, Alexa und Meg, in der Umbrüche unvermeidlich waren, bekommen ist? Nun ja, lest selbst. 

Cover: Carlsen


~ Rezension ~

Kann sich etwas Richtiges falsch anfühlen?

Nach der Highschool soll für die besten Freunde Bev und Colby das große, unwiderstehliche Abenteuer beginnen: Gemeinsam möchten sie für ein Jahr durch Europa reisen, während ihre ehemaligen Mitschüler am College im Vorlesungssaal sitzen. Ein Jahr, in dem vieles passieren kann. Doch bevor die beiden Abfliegen gehen sie noch mit Bevs Girlband, The Disenchantments, auf Tour. Ein Roadtrip, der die Wende bringen und Colbys Welt aus den Angeln reißen soll. Denn noch während der Tour offenbart ihm Bev, dass sie keinesfalls plant, mit ihm nach Europa zu reisen. Colby ist geschockt und seine Vorstellung einer glücklichen, vielleicht sogar beiderseits verliebten Zukunft mit Bev zerplatzt wie eine Seifenblase. Weshalb hat Bev ihm nur so verdammt lange nichts von ihren eigenen Collegeplänen erzählt? Welche Geheimnisse hat sie noch vor ihm?

In ihrem Jugendbuch Eine Woche, ein Ende und der Anfang von allem erzählt Nina LaCour lebhaft die Geschichte einer tief verwurzelten Freundschaft, die plötzlich an einem Scheideweg angekommen ist.

Bev und Colby sind seit ihrem neunten Lebensjahr beste Freunde, die Seite an Seite durch dick und dünn gegangen sind — bis zu diesem Sommer. Die Wellenlänge der beiden scheint mit einem Mal sehr unterschiedlich. Ungewissheit, Enttäuschung und Verlustangst dehnen das beständige Band ihrer Freundschaft plötzlich bis zum Zerreißen aus. Nina LaCour gelingt es, ein emotionales Spannungsverhältnis zwischen ihren Protagonisten zu kreieren, das anspricht. Lebenshunger und Liebeskummer mischen sich unter Abenteuerlust und Sprachlosigkeit. Damit fängt die Autorin die Phase des Erwachsenwerdens am Puls der Zeit ein.

Als Setting für ein sich mehr und mehr zuspitzendes Gefühlschaos bietet sich die gewählte Bandtour und der damit verbundene Roadtrip durch die USA ideal an. Das ekstatische Gefühl von Selbstbestimmung vibriert zwischen den Zeilen und macht es dem Leser leicht, Bev, Colby und ihren Freunden nicht von der Seite weichen zu wollen. Besonders gut gefällt mir an diesem Jugendroman, dass die Leichtigkeit des Seins mit einer deutlichen Prise Melancholie und Nachdenklichkeit versehen ist. Damit macht Nina LaCour deutlich, dass das Leben eben oft eine emotionale Achterbahn- oder eben VW-Busfahrt sein kann.

Ausgefeilt bringt die Autorin viele kleine originelle Details zum Leuchten. Die Charaktere überzeugen durch unterschiedlichste Facetten, die Kulisse durch einen authentischen Charme des wenig Pompösen, die Tonalität durch eine Mischung aus jovialer Beschwingtheit und wachsendem Verantwortungsbewusstsein für das große Ganze. Obgleich sich der Roman durchweg sehr kurzweilig liest, habe ich das Gefühl, dass er nach einem fulminanten Start in der zweiten Hälfte einen Gang zurückschaltet. Dennoch bleibt der Spannungsbogen hinsichtlich des tatsächlichen Ausgangs dieses Roadtrips bis zum letzten Tag, was dem letzten Kapitel entspricht, bestehen.

Insgesamt ein Jugendbuch, welches wie gemacht ist für Freunde des Weltenbummelns. Alles hat seine Zeit: das Unbeschwerte, das Verrückte, das Desillusionierte. Nina LaCour lädt zu "einer Woche" voller bittersüßer Erinnerungen ein, die es wert sind, gesammelt zu werden.  

FZIT: Abenteuerlustig. Zerbrechlich. Endlich.


Dienstag, 11. August 2015

[Rezension] Schau mir in die Augen, Audrey (Sophie Kinsella)

Sophie Kinsella: Schau mir in die Augen, Audrey 

Der Hang, Geschichten zu erzählen, in denen eigenwillige, markante Charaktere die erste Geige spielen, ist der britischen Autorin Sophie Kinsella wahrlich nicht abzusprechen. Daher auch kein Wunder, dass sie mich bereits mit ihren unterhaltsamen Romanen hat bei guter Leselaune halten können.

Nun erschien ihr erster Abstecher in das Genre der Jugendliteratur und ich war gespannt. 

cbj audio, herzlichen Dank für das großzügig zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar!

Wie würde Sophie Kinsella den Bogen in die Gefühlswelt eines Teenagers schlagen können? Und welche Rolle würde bei der Hörbuchversion die preisgekrönte Sprecherin Maria Koschny spielen? Na, lest selbst!

Cover: cbj Verlag


~ Rezension ~

Das Porträt einer liebenswert chaotischen Familie

Seit die vierzehnjährige Audrey vor einigen Monaten in ihrer Schule Opfer schrecklicher Anfeindungen geworden ist, hat sich für ihre gesamte (schräge) Familie das Leben verändert. Denn Audreys Panikattacken und Angst vor menschlicher Nähe erfordern Verständnis und Einfallsreichtum aller Familienmitglieder. Und während andere Teenager in einer Sonnenbrille ein hübsches Accessoire sehen, ist diese für Audrey der wenigstens ein bisschen Selbstsicherheit gebende Schutzwall, der zwischen ihr und der Welt steht. Als das Mädchen allerdings eines Tages Bekanntschaft mit Linus, einem guten Freund ihres Bruders Frank macht, bekommt dieser Wall Löcher. Löcher, durch die Audrey einen Blick auf viele neue Großartigkeiten erhaschen kann. Dies wirft die Frage auf: Was wäre wenn ... sie die Sonnenbrille eines Tages nicht mehr bräuchte?

Mit Schau mir in die Augen, Audrey feiert Bestsellerautorin Sophie Kinsella nun ihr Jugendbuchdebüt. Hervorragend gelesen wird der Roman in der Version des Hörbuchs von Maria Koschny

Die zurückliegenden Monate waren alles andere als leicht für Audrey. Doch die Gespräche mit Dr. Sarah waren schon recht hilfreich. Was allerdings erstaunlicherweise noch viel angenehmer ist, sind die Korrespondenzen mit Linus. Was geht hier vor sich? Sophie Kinsellas Protagonistin befindet sich in so etwas wie einem umgekehrten freien Fall  von der Hölle in den siebten Himmel. Jene besondere Selbstfindungsreise ist eingebettet in ein warmherziges, bisweilen schrulliges Umfeld aus Mitmenschen.

Die Thematik des Anders- und Außenseiterseins geht die Autorin mit einer angenehmen Mischung aus Dringlichkeit und Charme an. Ersteres, weil immer wieder das Leben nach einer schwerwiegenden Mobbingattacke beleuchtet wird. Wie findet man das Vertrauen in sich und andere Menschen wieder, das einem so jäh entrissen worden ist? Letzteres, indem pfiffige Überspitzungen und drollige Klischees gerade in den Zeichnungen der Charaktere die entsprechende Lockerheit entgegensetzen. 
Weitere Schwerpunkte des Erwachsenwerden, zum denen klopfende Herzen, knallende Türen und kuriose Marotten gehören, flicht Sophie Kinsella auf schwungvolle, amüsante und manchmal nachdenkliche Art und Weise in ihre Geschichte ein. Daraus ergibt sich für mich ein rundum sympathisches Gesamtpaket.

Eine mal legerere, mal tiefschürfend nachhallende Tonalität geht stilistisch Hand in Hand mit der typischen Unterhaltsamkeit à la Kinsella. Das sich Hauptfigur Audrey ihre Welt mittels eines Videotagebuchs erschließt, kommt als bei heutigen Teenagern total beliebtes Medium ergänzend hinzu. Clever und auf Augenhöhe.

Ein absolut unschlagbares Plus dieses Hörbuchs ist die unnachahmlich lebhafte Vortragsweise durch Synchronsprecherin Maria Koschny. Die Individualität der einzelnen Figuren unterlegt sie mit beinahe überschäumender Intensität. Mich persönlich begeistert diese Interpretation rundum.

Summa summarum kommt Sophie Kinsella hier mit einem ersten Jugendbuch daher, dessen Gesamtheit äußerst anspricht. Die Balance zwischen den Höhen und Tiefen des Teenagerseins wird gefunden und durch das Ensemble an einzigartigen Charakteren wirklich schön und feinsinnig und gelegentlich auch stereotyp "gelebt". 

FZIT: Gewinnend. Temperamentvoll. Herzig.


P.S.: Hier ein ausführliches und, wie ich finde, tolles Interview zum Buch, das Jojo Moyes mit Sophie Kinsella geführt hat





Freitag, 7. August 2015

[Buchpost] Eingeflattert

Kürzlich flatterte recht kauzige Überraschungspost aus dem Hause Knaur bei mir ein. 

Als ich das als "Infopost" deklarierte Päckchen öffnete, staunte ich nicht schlecht, als ich daraufhin den Roman Eigentlich sind wir gar nicht so von Luisa Binder in Händen hielt. Eine fiktive Geschichte, die nichtsdestotrotz das Miteinander der verschiedenen Generationen in ein reales und zugleich unterhaltsames Licht zu rücken vermag. Über "Kinder", die immer die Kinder ihrer Eltern bleiben, und Eltern, die ihre Rolle ein zweites Mal (über-) engagiert ausleben ...

Danke schön, Knaur Verlag!

P.S.: Als Einstimmung aufs Buch gibt's den nächtlichen Käuzchenruf vorm Fenster gratis dazu. Wenn das nicht passt?


Dienstag, 4. August 2015

[Rezension] Ein Sommer und vier Tage (Adriana Popescu)

Adriana Popescu: Ein Sommer und vier Tage 

Ganz zu Beginn muss ich anmerken, dass es sich bei diesem Roman um DAS BUCH handelt, dem ich in diesem Sommer am meisten entgegengefiebert habe. Es kommt wirklich nicht oft vor, dass ich hypereuphorisch Vorbestellungen ins Bücheruniversum verschicke. Doch Ausnahmen gibt es bekanntlich immer wieder.

Und? Was soll ich nun zu dieser Geschichte, in der Hermine Granger und Zac Efron gemeinsam und entschlossen wie zwei Gladiatoren ihrem ganz persönlichen Sommerglück Richtung Rom auf der Spur sind, sagen?

Es gibt wohl nur schwerlich eine enthusiastischere, warmherzigere Einladung, (endlich einmal wieder) selbst zu einer Lieblingsreise auszubrechen als dieses Sommerbuch.  

PERFETTO. Mille grazie, Adriana!!! 

🍦 🎧 +❤️ + 📷 + 🍕 + 💦 = per sempre.


~ Rezension ~

Einen Salto hinein ins Leben. Weil es dir gehört!

Als Lewis (mit W) in Paulas Leben tritt, stehen die beiden gerade am Bus, der sie nach Amalfi ins Sommercamp bringen soll. Für Paula die Gelegenheit, sich noch gewissenhafter aufs Abi vorzubereiten. Für Lewis der eher wenig verlockende letzte Strohhalm, seinen schulischen Leistungen Auftrieb zu verleihen. Auch wenn Amalfi einen Sommer in Italien verspricht, so jedoch keinen, der nach Abenteuer, Zitroneneis und Dolce Vita schmeckt. Was würde die stets planvolle Paula nun wohl tun, wenn sie sehr unvorbereitet die Chance bekäme, ihr strebsames Ich an einer norditalienischen Raststätte zurückzulassen und stattdessen mit dem umwerfend süßen und schlagfertigen Lewis durchzubrennen? Was hätte sie zu verlieren? Vermutlich ihr Herz. Doch darauf muss sie es jetzt einfach ankommen lassen.

Mit Ein Sommer und vier Tage beschreitet Adriana Popescu erstmals die Bühne der Jugendliteratur. Und dies tut sie, das lässt sich bei aller Bescheidenheit sagen, mit einer nachdrücklichen Imposanz, die zu Herzen geht.

Paula und Lewis ergänzen sich prächtig — nicht nur, weil der eine das W hat, das dem anderen "fehlt". Während Paula als liebes, unscheinbares Mädchen von nebenan mit großen Träumen im Gepäck daherkommt, geht Lewis gänzlich in der Rolle des charmanten Musikkenners und Abenteurers auf. Die zwei Teenager finden sich, ohne wirklich nacheinander gesucht zu haben. Aber gerade das macht ihre Verbundenheit derartig besonders: Sie ist zutiefst aufrichtig. Einfach, weil sie ohne Make-up und saloppe Machosprüche auskommt, um cool, mutig und originell zu sein.

Adriana Popescus Vorliebe für Geschichten, die dem Leben ein wenig mehr Herzklopfen, Feenstaub und Verrücktheit verleihen, kommt in diesem Jugendroman perfekt zur Geltung. Gemeinsam mit ihren zwei Protagonisten schickt sie die Leser auf einen Roadtrip Richtung Verona, Florenz und Rom, der die Welt um einen herum vergessen macht. Denn wer sich einmal zu Paula und Lewis gesellt hat, wird schnell merken, dass ihre Reise das sehr gewisse, unvergessliche Etwas hat. Die beiden werden zu Symbolfiguren, die — nicht nur Lesern im Teenageralter — vor Augen führen, was es bedeutet, sich ins Leben fallen zu lassen.

Als bekennender Fan des Popescu'schen Stils darf ich feststellen, dass die Autorin wieder einmal zur Höchstform aufgelaufen ist. Jugendliche Unbekümmertheit mischt sich mit poetischer Ernsthaftigkeit, wachsender Lebensweisheit und flirrender Verliebtheit. Der hohe Grad an liebevoll und lebhaft gezeichneter Detailschärfe geht Hand in Hand mit turbulenter Lebensfreude. Allein deshalb schmilzt die zu lesende Seitenzahl wie Gelato in der Sonne des Südens. Es liest sich allerliebst, wie den Wünschen und Träumen der Teenagerzeit mit großer Sympathie, einem Glitzern in den Augen und einem verschmitzten Lächeln Flügel verliehen werden.

An diesem Buch verzaubert (mich) das hübsch geschnürte Gesamtpaket: Mutige Momente, quietschvergnügte Stereotype, aufgeregt flatternde Schmetterlinge im Bauch, ungelüftete Geheimnisse, Bilderbuchkulisse. Jene Komponenten sind denkbar klassisch. Aber auf die genau richtige Zusammensetzung kommt es an — und diesbezüglich hat Adriana Popescu ihre und meine Lieblingsrezeptur gefunden. Damit tut sie es dem besten Gelatiere gleich. 

Ein Sommerbuch wie echte italienische Tortellini aus Bologna: ein kleines Kunstwerk. Ein Roman, der für ein bleibendes Lächeln sorgt. Ebenso wie die Erinnerung an die erste große Liebe.

Um es auf den Punkt zu bringen: Adriana Popescus Jugendbuchdebüt ist süß und kribbelnd wie eine gekühlte Cola; temperatmentvoll wie das Mittelmeer; hitverdächtig wie die Musik von One Direction. Jawohl. Daher am besten schnellstens selbst auf die Vespa schwingen und auf Reisen gehen!

FZIT: Lebenshungrig. Leuchtend. Liebenswert.