Britta Sabbag: Stolperherz
Als moralische Unterstützung mit einer echt angesagten Band einmal auf Tournee gehen ... und zwar im Tourbus.
Was für die meisten von uns mit höchster Wahrscheinlichkeit vermutlich nie eintreffen wird, durfte Autorin Britta Sabbag vor Jahren selbst erleben. Ein zweifellos prägendes Erlebnis, das sie nun als Inspiration für ihren ersten Jugendroman genutzt hat. Genial, wie ich finde.
~ Rezension ~
Wenn ein Herz Luftsprünge macht ...
Gerade als Sannys Leben ohnehin schon auf den Kopf gestellt wird, passiert etwas noch viel Unglaublicheres. Der sich sonst als unscheinbar fühlende Teenager wird von Greg, dem coolsten Bassisten aller Zeiten, eingeladen, ihn und seine Band Crystal auf Tour zu begleiten. Wow. Der Sommer ihres Lebens rückt in greifbare Nähe. Wäre da nicht Sunnys Mutter Lisa, die ihre Tochter unbedingt zur Kur an die See schicken will. Denn Sanny leidet seit Jahren unter akuten Herzproblemen und eine OP steht kurz bevor. Aber davon möchte Sanny jetzt nichts mehr wissen. Daher fasst sie einen Entschluss: Tour statt Kur. Dazu klügelt sie einen Plan aus, der auf mehr als wackligen Beinen steht.
Mit Stolperherz ist Autorin Britta Sabbag ein aufgewecktes Debüt im Genre Jugendliteratur gelungen, das sich nicht nur sehen lassen kann, sondern gar den Wunsch einer Zugabe aufkommen lässt.
Sanny ist der Auffassung, das wohl unmutigste Mädchen der Welt zu sein. Viel zu behütet fühlt sie sich zuhause. Gar unsichtbar scheint sie in der Schule zu sein. Damit erfüllt die fünfzehnjährige Sanny die besten Voraussetzungen, zu einer Protagonistin zu werden, die im Verlaufe der Geschichte lernt, über sich hinauszuwachsen. Und genau dies geschieht. Britta Sabbag schenkt ihrer sympathischen Hauptfigur Flügel. Erwartungsgemäß läuft nicht alles glatt und Sanny wünscht sich nicht selten, im Erdboden zu versinken. Aber gerade dies verleiht ihrem Charakter große Lebensechtheit. Aus der Reihe der Nebenfiguren sticht für mich ganz klar Flocke, der chronisch nervende, aber dennoch liebenswerte Kumpel an Sannys Seite hervor. Er verkörpert einen super Nicht-mit-ihm-aber-auch-nicht-ohne-ihn-Wegbegleiter.
Mir gefällt nachdrücklich besonders gut, auf welche Weise es der Autorin gelingt, die Welt mit den Augen von Teenagern zu sehen. Eigensinnigkeit, die Sehnsucht nach Freiheit, Herzklopfen — all diese Komponenten vereint dieses Buch in einer angenehmen Dosierung. Dabei sorgen ein wenig Übermut und die Liebe zur Musik für eine schwungvolle Dynamik. Die auf den Punkt gebrachte und toll verpackte Botschaft Britta Sabbags lautet: Trau dich auf Reisen zu gehen und zu dir selbst zu finden!
Drollig, leichtfüßig und abenteuerlustig wird die Handlung Kapitel für Kapitel — also, von Gig zu Gig — vorangetrieben. Während des Lesens kommt somit das Empfinden auf, tatsächlich selbst die Tournee von Crystal zu begleiten. Für jeden Konzertfan des wahren Lebens ein sicherlich großes Plus, das Begeisterung weckt und mehr als ein Roadie-Gefühl beschert.
Alles in allem lädt dieses Jugendbuch zu einem Roadtrip ein, der mehr ist, als er anfangs scheint. Aus einem Sommer voller Musik wird ein Sommer, in dem Herzen heilen ... oder auch komplett brechen können.
F★ZIT: Echt. Spontan. Mutig.