Picknickkorb und angeheizter Barbecue, Sonnenhut und Christmas cracker (Knallbonbon): Um nur einige der essentiellen Utensilien eines neuseeländischen Weihnachten zu nennen.
Denn während wir es uns bei Temperaturen, die idealerweise im schneesicheren Bereich liegen sollten, in den vier Wänden bei Kerzenschein und Kartoffelsalat gut gehen lassen, spielt am entgegengesetzten Ende der Welt eine andere (Weihnachts-) Musik.
Wie ist es denn nun so, ein Weihnachtsfest im Sommer zu verbringen?
Nun, es ist anders. Anders schön. Ungewohnt, aber wirklich toll. Denn, hey, ich hatte nichts dagegen, mich einmal nicht eingepackt in unzähligen Schichten aus Pullover, Cardigan und Mantel ins vorweihnachtliche Getümmel zu stürzen. Dennoch: Eine kleine Umstellung war's schon, bei bestem Sommerflair Weihnachtsmusik zu hören und den Baum zu schmücken.
Obgleich mir ein, zwei kleine "deutsche Gepflogenheiten und Traditionen" vielleicht doch gefehlt haben, haben die Kiwis mit ihrem Sinn fürs Festliche dieses "Vermissen" alle Male und doppelt und dreifach wettgemacht.
Beispielsweise empfand ich die Santa Parades (Weihnachtsparaden), die in der Vorweihnachtszeit in den großen Städten des Landes stattfinden, als echtes Highlight. Eigenhändig geschmückte Wagen ziehen mit Musik wie beim Karneval durch die Stadt und sorgen für gute Laune. Außerdem lässt es sich Santa Claus natürlich nicht nehmen, selbst mit von der Partie zu sein. Und zwar trotz seiner Vollzeitbeschäftigung zu dieser Zeit des Jahres.
Der Tannenbaum stammt in häufigen Fällen von einer der lokalen Christmas tree farms (Weihnachtsbaumfarmen), wo die Familien ihre Bäume selbst schlagen können. Geschmückt werden diese dann nicht selten schon Wochen vor dem Fest, und im Laufe der Zeit sammeln sich unter dem Baum dann bereits die eingepackten Geschenke an, die schließlich (nach ausgeprägter Geduldsprobe insbesondere für den Nachwuchs des Hauses) am Morgen des 25. Dezembers geöffnet werden.
Für Santa, der in der Nacht noch die Stockings (Weihnachtsstrümpfe) füllt, wird selbstverständlich auch der obligatorische Snack aus Milch und Keksen bereitgestellt. Schließlich hat der Gute einen beständigen Appetit.
Apropos Kekse, das in unseren Breiten beliebte Plätzchenbacken ist in NZ kein sonderlich ausgeprägter Renner. Stattdessen wird schon etwa in der ersten Novemberhälfte der Christmas cake (Weihnachtskuchen), der eine ordentliche Portion an Trockenfrückten, Mandeln und Nüssen beinhalten kann, vorbereitet. Ach ja, und Schoko- und Kramellfondant haben wir auch selbst gemacht.
Der klassische "Weihnachtsbraten" ist in NZ übrigens oftmals der Truthahn. Dieser findet seinen Weg auf den Grill und wird anschließend goldbraun und knusprig serviert.
Was ich an der deutschen Adventszeit so mag, sind unter anderem die beleuchteten Fenster und Gärten, die einem an den kurzen Tagen der kalten Jahreszeit Gemütlichkeit vermitteln. Diesen "Dekorationskult" betreiben die Kiwis in diesem Sinne und Ausmaß nicht. Okay, Hauptstraßen und Einkaufszentren und einige wenige Gärten fallen durch Lichterglanz und Glitter auf, aber ansonsten ist diese Art des strahlenden Deko nicht wirklich ein Thema. Irgendwie auch einleuchtend. Schließlich ist Sommer. Sprich: Die Tage sind sonnig, warm und lang. Stimmungsaufhellende Kerzen und Räuchermännchen sind a) nicht nötig und würden b) auch gar nicht ins Bild der Poolparty passen, nicht wahr?
Besonders hat es mir im Übrigen einmal mehr die stets präsente Gastlichkeit der Neuseeländer angetan: Pot Luck Dinner (Mitbringeparty), Weihnachtssingen und die Kirchenmesse an Heiligabend sind allesamt Zusammenkünfte, bei denen Freude und Geselligkeit miteinander geteilt werden. Uneingeschränkt.
In diesem Sinne: Euch allen eine fröhliche und sorgenfreie Weihnachtszeit!