Für wen von uns, die in der Welt der sozialen Netzwerke Fuß gefasst haben, spielt der Austausch von persönlichen Nachrichten mit Freunden keine Rolle? Eben! Und genau auf diesem die Massen begeisternden Phänomen baut diese vorrangig für junge Leser gemachte Lektüre auf. Doch sie geht darüber hinaus und webt einen wundervoll intensiven Faden wachsender Neugier, unerklärlicher Vertrautheit und bedeutsamer Schicksalshaftigkeit.
Sympathisch und sehr publikumsnah kommen die Charaktere daher, wobei sie ihre Karten ausspielen, sich jedoch nicht immer in die Karten blicken lassen. Wenn das Klicken der Tastatur zu einem Knistern wird ...
~ Rezension ~
Im
Unbekannten liegt das Vertraute
Lulu
ist auf der Suche. Auf der Suche nach Ben. Denn nur Ben kann ihr
sagen, ob sein bester Freund Marco vielleicht Interesse an ihr haben
könnte. Via Facebook trifft Lulu nun auf Ben, der jedoch keinesfalls
mit Marco befreundet ist. Doch das ist alles andere als wichtig, denn
schnell kommen die beiden Teenager ins „Gespräch“ und freunden
sich an. Eine unbeschreibliche Freundschaft entwickelt sich zu diesem
Fremden dort im World Wide Web. Sowohl Lulu als auch Ben fühlen sich
beflügelt, mit dem jeweils anderen wie selbstverständlich ihre
größten Euphorien und ebenso die innersten Bedenken zu teilen. Doch
dann beschleichen sowohl Lulu als auch Ben Zweifel. Ist es wirklich
klug, eine derartige Vertrautheit entstehen zu lassen?
Einen gelungenen und der heranwachsenden Generation an „Digital
Natives“ wie auf den Leib geschneiderten Coup hat das Autorenduo
Gabriella Engelmann
und Jakob M. Leonhardt
mit Im Pyjama um halb vier
zu Papier gebracht.
Das
Strickmuster dieses Jugendbuches ist schlicht, doch die
Wirkung ist umso brillierender. Der rege Austausch an persönlichen
Nachrichten über Facebook zwischen der quirligen Lulu aus Hamburg
und dem schlagfertigen Münchner Ben ist der Garant für perfekt
dosierte Unterhaltung.
Die
beiden Protagonisten wurden mit viel Herz und Seele und einem
herrlich lockeren Zungenschlag bedacht, wobei Spontanität und Witz
gleichermaßen die Erzählung bestimmen wie Enttäuschung und
Herzklopfen.
Neben
der Aufmachung der Geschichte mochte ich besonders deren Botschaft:
Wahre, berührende Freundschaft kann uns überall begegnen und wird
von einer aufziehenden Sturmfront am Horizont auch nicht (sofort)
erschüttert! Wichtige Werte wie Aufrichtigkeit, Hingabe und
Vertrauen sind unabdingbar – ob on- oder offline.
Die
allmählich aufbrausende Entwicklung der Handlung samt der
emotionalen Zerrissenheit der zwei Charaktere, die durchaus einem
Spiegelbild gleichaltriger Leser(innen) entsprechen, rückt das
vermutet Unvermutete ins rechte Licht. Hinzu kommt die absolut
zeitgemäße Sprachgewandtheit, welche sowohl die Drolligkeit der
Gedanken als auch die Ernsthaftigkeit hinter den Anliegen zum
Ausdruck bringt.
Ein
durchweg kurzweiliges, spritziges Jugendbuch im modernen Gewand
voller kontrastreicher Gefühle, warmherziger Worte und dem
deutlichen Appell, gesunden Menschenverstand walten zu lassen.
F★ZIT: Leichtfüßig.
Pfiffig. Entschlossen.