Heike Abidi: Nachts sind alle Schafe schwarz
Weil sie mit ihren Büchern meinen Geschmack eines illustren Humors absolut trifft, bin ich großer Fan von Heike Abidi und ihrem Talent, für schallende Lacher zu sorgen.
Als mir zu Ohren kam, dass sie im Herbst 2013 ihr neustes Werk veröffentlichen würde, war die Freude groß. Noch begeisterter war ich dann, als mir ebenjenes Buch, das von Droemer Knaur publiziert wird, vor Kurzem ins Haus flatterte. Was für eine Überraschung! Famos! Herzlichen Dank.
Dass mich meine Vorahnung nicht enttäuschen sollte, davon konnte ich mich somit umgehend überzeugen. Denn wenn Heike Abidis neuster Paukenschlag alles ist, ein schwarzes Schaf in der Reihe ihrer bisherigen Veröffentlichungen ist es mit Sicherheit nicht.
~ Rezension ~
Ein urkomisches Gleichgewicht
Greta,
Caro und Becky sind beste Freundinnen und jede von ihnen hat einen
eigenen großen Traum, der jedoch in diesem Leben unerreichbar
scheint. Bis zu diesem einen Abend. Ein Abend, an dem sie das eine
oder andere Glas Hugo in beste Feierlaune bringt. Ein Abend, an dem
sie einander ihre Wünsche offenbaren und aus der Sektlaune heraus
einen Entschluss fassen: Sie glauben an sich und ihre Träume! Und
mithilfe der animalistischen Balance, einem just zwischen
Würfelbecher und Knabberzeug aus dem Boden gestampften Zweig der
Esoterik, soll es ihnen möglich sein, für finanzielle Absicherung beim Griff nach der Sternen zu sorgen. Die drei Frauen ahnen nicht, dass
sie damit eine Lawine ins Rollen bringen, der sie nur mit staunendem
Blick begegnen können. Nie im Leben hätten sie mit einem derart
durchschlagenden Erfolg gerechnet. Doch kann sich eine Geschäftsidee,
der Überschwang und Ahnungslosigkeit zugrunde liegen, dauerhaft auf
dem Markt etablieren? Ist es nicht nur eine Frage der Zeit, bis die
drei Freundinnen als Hochstaplerinnen enttarnt werden? "Nachtigall,
ick hör dir trapsen."
Wieder
einmal gelingt es Heike Abidi, die für ihre frohlockenden
Unterhaltungsromane bekannt ist, in ihrer Paradedisziplin, dem
humorvollen Schwank aus dem Leben, zu überzeugen.
Nachts sind alle Schafe schwarz
ist ein Roman, der zeigt, dass auch aus der kleinsten Idee etwas
Großes erwachsen kann – sei jener Geistesblitz noch so absurd. Im
Grunde lautet die Devise wohl „je grotesker, umso besser“.
Mit
ihren Protagonistinnen, drei lebenslustigen Mittdreißigerinnen, die
auf der Suche nach der Erfüllung ihrer Herzenswünsche bisher eher
im Schneckentempo unterwegs waren, dann allerdings auf die
Überholspur abbiegen, kreierte Heike Abidi Charaktere, die
Identifikationspotential bieten.
Sie, die zeitlebens unterschätzte
Tochter, die hingebungsvolle Ehefrau und die alleinerziehende Mutter,
verkörpern zum einen auf herrlich ungezwungene Weise ein paar
treffende Klischees der modernen Frau von heute, zum anderen beweisen
sie, wie wichtig es ist, sich selbst treu zu bleiben. Ferner stimmt
eine ganze Reihe markiger Nebenrollen in das ulkige Schauspiel mit
ein, die dem Spektakel den finalen Glanz verleiht.
Die
animalistische Balance staffiert die Autorin mit einem (Adler-) Auge
fürs Detail aus, wobei die betonten Übertreibungen in einer
schillernden Bildhaftigkeit daherkommen, die das Lesen zu einem
Genuss machen.
Was
mir besonders gefallen hat, ist der gelungene Spagat zwischen den
Szenen, die schlichtweg zum Wiehern komisch sind – um der tierisch
guten Metaphorik treu zu bleiben – und denen, die vielmehr leise
und aufrichtige Töne der Selbstreflexion anklingen lassen. Denn
neben dem hohen Unterhaltungswert und aller Leichtfüßigkeit in
Eso-Flip-Flops behaupten sich vor allem die zwischenmenschlichen
Werte in diesem Werk sehr.
Insgesamt
ein wahres Gute-Laune-Buch mit diversen Optionen auf Fortsetzung,
dessen lebhaft erzählte Geschichte für heitere Lesestunden sorgt
und uns gleichermaßen zeigt, dass Sinnhaftigkeit und Losgelöstheit
von jeglichen Sinn oft nur einen Katzensprung entfernt voneinander
liegen.
F★ZIT: Drollig.
Perfektioniert. Originell.