"Wer bereits als Kind die Welt zwischen den Zeilen für sich entdeckt, geht auch später gern als Abenteurer durchs Leben." {Creativity First}
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Dienstag, 1. September 2015

[Schreibzeugkiste] Roadmovie-Lektüre. Oder: Wohin des Weges?

Ein Gefühl von Unabhängigkeit mischt sich mit einem Hauch von Verwegenem und wird durch eine frische Brise Entdeckertum erst so richtig vorangetrieben.

Wer bereits einmal zu einem Roadtrip aufgebrochen ist (oder zumindest schon ausgiebig davon geträumt hat, dies zu tun/zu wagen), kennt dieses heitere Kribbeln, neugierige Flirren und ehrliche Lächeln auf den Lippen, wenn das Neue, das noch Unbekannte zu einer fabulösen Konstanten wird, die einen begleitet.

Für mich persönlich werden in diesem Zusammenhang immer sofort die Erinnerungen ans Trampen und "Road Tripping" in Neuseeland wach. Erlebnisse, die oft unvorhergesehen und dafür wahrscheinlich auch intensiver waren als manch anderer Moment.

Ansteckendes Reisefieber  eine willkommene Diagnose  

Glücklicherweise ist das Schreiben von einladenden Romanen im Roadmovie-Stil nun international echt angesagt. Irgendwie wenig verwunderlich. Schließlich ist das Weltenbummeln eine zeit- und grenzenlose Thematik, die immer wieder aufs Neue Spielraum für groß- und andersartige Geschichten bietet. Für mich, mit einem Faible für genau solche Lektüre, ist das also ein, wie sagt man so schön, gefundenes Fressen. Was folgt, ist eine kleine Auswahl an Romanen, die durchaus das Zeug zu einem waschechten Roadmovie hätten ...

Ob Britta Sabbag mit ihrem Stolperherz und Adriana Popescus Ein Sommer und vier Tage oder Amy & Roger's Epic Detour von Morgan Matson und Eine Woche, ein Ende und der Anfang von allem aus der Feder von Nina LaCour  was diese Bücher und all ihre Geschwister gemein haben, ist ihre raffinierte Art und Weise, ihre (jungen) Leser zum Träumen mit offenen Augen einzuladen. Sie mögen die unterschiedlichsten Charaktere, Lebensumstände und Settings fokussieren, doch ihre gemeinsame großartige Botschaft ist eindeutig: 

Lest ... träumt ... reist SELBST! 

Und ebenjenes Gefühl der angenehm offensiv unterschwelligen Aufforderung ist es, was ich an Büchern mit diesem Augenmerk so mag. Sie stiften — ungeachtet ihrer unterschiedlichen Handlungsstränge  geradezu an, die eigene Begeisterungsfähigkeit fürs Reisen, Entdecken, Erleben zu schüren. Immerhin lernt man bei einer solchen Unternehmung nicht nur Land und Leute, sondern vor allem auch sich selbst noch ein wenig mehr kennen. Umso lohnenswerter scheint es, sich in den VW-Bus, auf die Vespa oder in die Familienkutsche zu schwingen und, dem Herzschlag folgend, den Moment zu genießen.

Mit dieser Erkenntnis im Sinn kann ich als (reiselustiger) Leser nur all den Autoren herzlich danken, die ihre eigenen Vorstellungen vom oder Erinnerungen ans Auskosten einer persönlichen Reisefreiheit in eingängige Geschichten betten. Was gibt es Schöneres, als dass der eigene Roman zur Inspirationsquelle für den einen oder anderen Leser wird? Bitte immer wieder gern mehr davon.

In diesem Sinne: Rom, L.A. oder Marseille? Kanada, Australien oder Irland? Wohin darf die nächste (Lese-) Reise gehen?

Donnerstag, 2. Oktober 2014

[Rezension] Glücksdrachenzeit (Katrin Zipse)

Katrin Zipse: Glücksdrachenzeit 

Ein Roman, in dem eine Menge Herz und Schmerz stecken. Eine Geschichte, die einiges mehr ist als die Einladung zu einem abenteuerlichen Roadtrip nach Südfrankreich. Vielmehr ist Glücksdrachenzeit, so sehe ich das, eine zeitlos gute Lektüre, die Grenzen verschwimmen lässt, Hände reicht, Wahrheiten erkennen lässt, Glücksmomente schenkt. Kurzum: Ein Buch, das den Wert unserer eigenen Erinnerungen, Wünsche und Träume in ein neues Licht zu tauchen vermag.


~ Rezension ~

Eine Reise voller Licht und Schatten. C'est la vie. 

Die fünfzehnjährige Nellie kann es nicht fassen: Ihr Bruder Kolja ist auf und davon, nach Avignon. Doch ohne ihn hält sie es zuhause nicht aus. Denn Kolja war immer Nellies Ein und Alles. Daher fasst sie den Entschluss gemeinsam mit Familienhund Jackson nach Südfrankreich zu trampen, um Kolja zurückzuholen. Ein Vorhaben, das Nellie und Jackson schneller in Bedrängnis bringt, als ihnen lieb ist. Bis wie aus dem Nichts die freundliche, obgleich mächtig eigentümliche Miss Wedlock in ihrem altersschwachen Oldtimer auftaucht. Eine Fügung des Schicksals, die für den trampenden Teenager zu einem echten Fingerzeig werden soll. Außerdem gibt es da noch Elias  den Jungen mit dem Herzen aus Gold und der Vergangenheit getränkt in Schatten. Gemeinsam macht sich das Quartett auf den Weg in den Süden, um so viel mehr zu finden als Kolja.

Katrin Zipses ausdrucksstarker Debütroman Glücksdrachenzeit erzählt eine berührende und zugleich lebhafte Geschichte vom Verlieren und Vermissen, vom Suchen und Finden, vom Akzeptieren und Nach-vorn-Schauen.

Mit Nellie als mal zu allem entschlossene, mal allzu blauäugige Protagonistin erweckt Katrin Zipse einen Charakter zum Leben, dessen Reise nicht nur Spannung, sondern ebenfalls die aufrichtige Jagd nach einem kleinen Stückchen Vollkommenheit — nach der unantastbaren Glücksdrachenzeit — ausmacht.
Um Nellie herum fächert sich die Handlung um ein kleines, aber umso feineres Ensemble vielschichtiger Figuren auf, deren jeweilige Einzelschicksale das Leben mit anderen Augen sehen lassen.

Beeindruckend finde ich die Balance zwischen bitterer Scharfkantigkeit und süßer Sehnsucht nach Freiheit, welche die Autorin kreiert. Mittels ihrer Erzählung konfrontiert Katrin Zipse auf geschickte, feinfühlige Weise mit Themen wie Verlust, Trauerarbeit und Einsamkeit. Andererseits leuchten die von ihr geschaffenen Augenblicke der Unbedarftheit und Abenteuerlust wie das wegweisende Feuer, das ein Drache speit.

Nicht weniger einnehmend ist der Spannungsbogen des Romans. Was als Roadtrip mit Ziel beginnt, entwickelt sich zu einem brenzligen Wettlauf gegen gefährliche Wahrheiten und unsichtbare Ängste, die sich als Geiselnehmer entpuppen. Temporeich und nichtsdestotrotz tiefschichtig kommt der Handlungsverlauf daher.

Ebenso eine Erwähnung wert sind sowohl die erfrischende junge, aber keinesfalls oberflächliche Erzählweise der Geschichte als auch die unkonventionell ausgestalteten Umfänge der einzelnen Kapitel. Letztere sind nicht selten nur wenige Zeilen oder gar nur einen Satz lang. Gedankensprünge, Perspektivwechsel und die Hervorhebung einzelner wertgebender Emotionen werden damit besonders eingekreist.

Katrin Zipse gelingt es, das Fundament eines leichtfüßigem, unbedarften Roadtrips als Teenagerabenteuer mit einer Tonalität zu versehen, die aufhorchen lässt. In eine einladende Kulisse pflegt sie weniger angenehme Momente der Selbstreflektion ein, die wehtun können, aber unerlässlich sind. Das bunte, ausgelassene Filmfestival von Avignon wird somit zum Schauplatz einer lebensnahen Auseinandersetzung und Selbstfindung.

Insgesamt ein gehaltvoller Roman, der Leser allen Alters ansprechen sollte. Eine Geschichte voller Impulse, die dafür sprechen, dem Leben gegenüber dankbar(er) zu sein.

FZIT: Festhaltend. Entdeckend. Loslassend. 



Montag, 11. August 2014

[Buchpost] 2 x Sommerlektüre bitte!

Sehr überraschend zog ich kürzlich ein Päckchen mit dem Absender Eden Books aus dem Briefkasten, das wenig später diesen amüsant gestalteten Inhalt offenbaren sollte:  Schlachtfeld Elternabend. Eine von Bettina Schuler und Anja Koeseling herausgegebene Sammlung skurriler, prägender und einfach nur unfassbarer Geschichten von Eltern, deren Kinder in Deutschland ihrer Schulpflicht nachkommen, und von Lehrern, die versuchen den Nahkampf mit ebenjenen Eltern zu überleben. Unter anderem hat übrigens auch Heike Abidi an diesem Buch mitgewirkt. 
Ich ahne, das gepflegte Chaos wartet ...

Des Weiteren habe ich doch tatsächlich im Rahmen der ersten Blogtour des Magellan Verlags eines der verlosten Exemplare von Katrin Zipses Glücksdrachenzeit gewonnen. Ich bin darüber mehr als begeistert! Danke schön, Magellan und all den beteiligten Bloggern! 
Ich habe von diesem Buch bisher einzig Loblieder vernommen und die Geschichte rund um den verrückten Roadtrip des Teenagers Nellie klingt gänzlich nach meinem Geschmack. 
Dann heißt's also bald: Daumen hoch und losgetrampt!