"Wer bereits als Kind die Welt zwischen den Zeilen für sich entdeckt, geht auch später gern als Abenteurer durchs Leben." {Creativity First}

Montag, 29. Juli 2013

[Rezension] Der Geschmack von Glück (Jennifer E. Smith)

Jennifer E. Smith: Der Geschmack von Glück 

Unser Miteinander wird stets vernetzter. Nie zuvor schienen Fans ihren Idolen so nah zu sein und andersherum. Die fragile Grenze zwischen freiwilliger Preisgabe und aufrechterhaltener Privatsphäre wankt mehr denn je. ... Die perfekten Cliffhanger für eine Geschichte, in der sich viele von uns ein wenig wiederfinden können.

Von Beginn an hatte es mir dieses Buch angetan, sowohl die Leseprobe als auch die Covergestaltung à la "Guck-mich-an" trafen exakt meinen Geschmack, sodass ich dem Carlsen Verlag überaus dankbar bin für ein Rezensionsexemplar zu jener kürzlichen Neuerscheinung.
Es handelt sich hierbei um ein Werk, von welchem ich mir, wenn ich gefragt werden würde, sofort eine Fortsetzung wünschen würde. Das Gesamtpaket von Inhalt, Botschaft und Schreibstil machen dieses Buch zu einem meiner Sommerhighlights. Darin besteht nicht der leiseste Zweifel!

Bildquelle: Carlsen


~ Rezension ~

Wie ein Orangensorbet in der Sonne …

Ein winziger Flüchtigkeitsfehler leitet eine E-Mail von Graham Larkin, dem wohl begehrtesten Teeniestar Hollywoods, quer durch die USA an Ellie O’Neill weiter. In der anonymen Weite der digitalen Welt treten die beiden daraufhin in einen ausgiebigen und unbeschwerten Austausch – etwas, zu dem es unter normalen Umständen niemals gekommen wäre. Als Grahams Filmteam während des Sommers wenig später in Ellies beschaulichem Heimatstädtchen Halt macht, ahnt die zurückhaltende Ellie nicht, dass die Dreharbeiten nur aus einem einzigen Grund in Total Tote Hose, Maine, stattfinden. Für beide Teenager beginnt ein stürmischer Sommer, in dem wohl gehütete Geheimnisse ans Licht zu kommen drohen, der Glamour des Showbusiness seine Schattenseiten aufwirft und eine unumgängliche Entscheidung getroffen werden muss.

Jennifer E. Smith gestaltete mit Der Geschmack von Glück einen schmissigen Pageturner explizit für jungendliche Leser aus, in dem eine große Portion Esprit steckt und der auf der Zunge zergeht.

Eine Erzählung, die auf den ersten Blick schon ein wenig vorhersehbar erscheint, entpuppt sich als sprühende Wundertüte voller markanter Überraschungen. Spannungsmomente werden clever aneinandergereiht und schüren das Bedürfnis, ohne Wenn und Aber durch die Seiten zu fliegen. Genauso erging es mir!

Entsprechend der Zielgruppe wählte die Autorin einen unkomplizierten, possierlichen und temporeichen Stil, um ihre Geschichte zu erzählen. Als sehr angenehme Ergänzung dazu kommt eine Bildsprache zur Geltung, die dem Buch bestens zu Gesicht steht.

Mich hat insbesondere das akzentuiert skizzierte Für und Wider, welches die beiden Protagonisten sehr bewegt, begeistert. Das Familiengeheimnis Ellies empfand ich als erfrischende Alternative zu vielleicht Vermutetem und auch Grahams Facetten, die zeigen, dass es von Zeit zu Zeit eine Bürde ist, von der Öffentlichkeit angehimmelt zu werden, mochte ich absolut.

Die Charaktere wurden von Jennifer E. Smith mit Persönlichkeit versehen, sodass ein sehr greifbares Bild von ihnen entsteht. Eine Schachzug, der das Eintauchen in die Gesamtkulisse umso unwiderstehlicher macht.
Schnelllebige Szenenwechsel und eine zerrissene innere Stimme, unüberwindbar scheinende Klüfte und impulsive Entscheidungen, eine Herzensangelegenheit und schiere Ernüchterung – all dies sind Komponenten, mit denen die Autorin ihr Werk spickt.

Obgleich es hier und dort scheint, als würde die Glückssträhne doch ein wenig mehr ausgereizt werden, so bleibt der Blick fürs Reale stets präsent: Im Leben gibt es Verantwortungen, Wahrheiten und Erkenntnisse, denen man sich stellen muss. Inwieweit der Einzelne damit umzugehen weiß, dafür wurden in diesem Buch zwei (von zahlreichen) nahbare Stellvertreter geschaffen.

Ein überaus gelungenes Jugendbuch reichlich verziert mit Witz, Willen und Wünschen, das einem Film der Traumfabrik in nichts nachsteht und durch emotionalen sowie gestalterischen Facettenreichtum aufzutrumpfen weiß.

F★ZIT: Unterhaltend. Zerbrechlich. Einnehmend.